Antipassiv

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Das Antipassiv ist eine Form der Diathese, gehört also zur Verbmorphologie. Eine Antipassiv-Form liegt vor, wenn das primäre Objekt einer transitiven Handlung nicht ausgedrückt wird, oder nur in Form einer (weglassbaren) Adverbialbestimmung auftritt. Manchmal kann das eigentlich primäre Objekt in solchen Konstruktionen auch als sekundäres Objekt ausgedrückt werden und trägt dann einen anderen Kasus. Das primäre Objekt ist je nach Sprache entweder das direkte oder das indirekte Objekt. In den meisten Sprachen kann nur eines der beiden Objekte durch ein Antipassiv getilgt werden.

Vorkommen

Viele Ergativsprachen bilden (statt eines Passivs) ein Antipassiv. Dazu gehören vor allem die australischen Sprachen, zahlreiche Sprachen in Amerika sowie einige Sprachen auf den übrigen Kontinenten.

Beispiel

Es folgt ein Beispiel aus dem Anywa (Sudan/Äthiopien) (aus der Grammatik von M. Reh (1996)):

Transitive Form
rìŋɔ́ ā-cám ɲɪ̀làal-lɪ̀
Fleisch.Topik Präteritum-essen Kind-das
„Das Kind aß das Fleisch.“
Antipassiv-Form
ɲɪ̀làál ā-cʌ́mó (kɪ̄ ríŋō)
Kind.Topik Präteritum-essen.Antipassiv (Obliquer Kasus Fleisch)
„Das Kind aß (das Fleisch/von dem Fleisch).“

Literatur

  • Hadumod Bußmann (Hrsg.) unter Mitarbeit von Hartmut Lauffer: Lexikon der Sprachwissenschaft. 4., durchgesehene und bibliographisch ergänzte Auflage. Kröner, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-520-45204-7.
  • Mechthild Reh: Anywa Language. Description and Internal Reconstructions. Köppe-Verlag, Köln 1996, ISBN 3-927620-73-4.