Antoinette Sibley

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Dame Antoinette Sibley (geboren am 27. Februar 1939 in London-Bromley, Vereinigtes Königreich) ist eine britische Primaballerina. Nach dem Besuch der Royal Ballet School trat sie 1956 dem Royal Ballet bei und tanzte dort als Solistin. Gefeiert wurde sie für ihre Zusammenarbeit mit Anthony Dowell.

Nach ihrem Rückzug von der Bühne 1989 wurde sie 1991 Präsidentin der Royal Academy of Dance und im selben Jahr Gastlehrerin am Royal Ballet. Seit 2000 ist sie Vorsitzende des Royal Ballet Board. Sie ist Trägerin des Order of the British Empire.

Frühe Jahre

Sibley ist die Tochter von Winfred Sibley, geb. Smith, und ihrem Mann Edward G.[1] Ihre Ausbildung erhielt sie an der Arts Educational Schools und der Royal Ballet School. Ihren ersten Bühnenauftritt hatte sie noch während ihrer Ausbildung im Januar 1956 als ein Schwan in Schwanensee[1] Im Juli des gleichen Jahres trat sie der Ballettkompanie des Royal Ballet bei.[1]

Anfangs hatte Sibley kleine Rollen wie die einer Freundin von Swanhilda in Coppélia oder Rotkäppchen in Dornröschen.[2] Joan Lawson schrieb in The Dancing Times Sibleys Tanz „Lyrische Qualitäten und eine schöne gleitende Bewegungs-Line“ zu.[2]

Am 21. März 1959 gab die künstlerische Leiterin des Royal Ballet, Ninette de Valois, Sibley ihre erste Hauptrolle an in einer Matinee im Royal Opera House. Sibley bekam die Rolle der Swanhilda Coppélia. Im Jahr 1959 wurde Sibley in ihrer künstlerischen Weiterentwicklung von Tamara Karsavina unterstützt, einer der größten Ballerinen des 20. Jahrhunderts.[3] Karsavina sagte zu Sibley: „Um den vollen Nutzen der Battement frappés zu erreichen müssen wir unsere Muskeln auf schnelle Reaktionen trainieren. Das bedeutet, dass das Dégagé scharf im Sinne eines 'Losschlagens' sein muss.“[3]

Unerwartet bekam sie am 24. Oktober 1959 mit nur 20 Jahren die Hauptrolle in Schwanensee an der Seite von Michael Somes. Damit erreichte sie ihren Durchbruch.[3] Es folgten Touren durch Vereinigte Staaten und die Sowjetunion Natalia Roslavleva beschreibt in The Ballet Annual den Tanz von Sibley und dem Royal Ballet in Moskau mit „jugendlicher Charme, gute Technik und engagierte Persönlichkeiten machen einen großen Teil der Arbeit dieser Tänzer aus. Um wirklich groß zu werden müssen sie noch eine Menge Schweiß und Tränen in die Entwicklung einer reifen Bühnentechnik investieren.“[4]

Karriere

Eine von Sibleys ersten großen Rollen war 1961 in Arnold Cooke Ballett Jabez and the Devil in der Choreographie von Alfred Rodrigues, der einer der ersten war, der ihre Talente erkannte. Sie tanzte die Prinzessin Aurora in Tschaikowskis Dornröschen mit John Gilpin als Prinz Désiré. Die Kritiker feierten sie: „Ihre bereits bezaubernde Aurora verspricht für ihre Generation das zu werden, was Fonteyns für meine war.“[4] 1964 schrieb Frederick Ashtons The Dream, eine Ballett-Fassung von Shakespeares Ein Sommernachtstraum, für deren Hauptrollen er Sibley als Titania und den aufstrebenden Anthony Dowell als Oberon castete.[4] David Vaughan schrieb, dass die Produktion „sicherlich ihren Platz in der zeitgenössischen Tanzgeschichte finden würde, und sei es weil sie die neue Partnerschaft zwischen Sibley und Dowell begründete - die sicherlich als die neuen Fonteyn und Nurejew besonderes Ansehen erhielten …“[4] Über Sibleys Auftritt schreib Vaughan: „niemand hat bislang vermocht, Sibleys Schnelligkeit und ihre Verkörperung einer halb-wilden Kreatur oder das seidene Fließen von Dowells Ausdruck zu erreichen.“[4]

Sibley wurde während ihrer Zeit am Royal Ballett für ihre Auftritte in MacMillans Romeo and Juliet berühmt. Sie hat zudem die Hauptrollen der Odette Odile in Schwanensee, sowie die Titelrolle in Giselle and Aurora in Dornröschen. Weitere Rollen waren in Ashtons Baletten Symphonic Variations und Daphnis und Chloe, Jerome Robbinss Dances at a Gathering and L’Après-midi d’un faune|Afternoon of a Faun. Sibley tanzte auch in MacMillans Ballett-Fassung von Jules Massenet Oper Manon.

Sibley trat in einer Vielzahl weiterer Stücke auf wie Monotones, Jazz Calendar, Anastasia, Triad, L’invitation au voyage, Varii Capricci, Fleeting Figures und den Enigma Variations.[1] Im Guardian schrieb Mary Clarke nach Sibleys erster Ankündigung ihres Rückzuges von der Bühne: „Andere Tänzerinnen werden ihr Erbe als Ballerina antreten aber eine von Ashtons Schöpfungen wird immer Sibleys bleiben. Niemand hat und niemand wird jemals das Herz der Dorabella in den Enigma Variationen so ausfüllen wie es Sibley tat. Es gab andere Schwanenköniginen, Aurors und Giselles aber für jeden, der sie tanzen gesehen hat, wird Sibley die einzige Dorabella sein.“[5]

Ruhestand

Sibley gab 1979 ihren Rückzug vom Tanzen bekannt,[5] wurde aber zum Bleiben überredet. Schließlich zog sie sich 1989 nach einer längeren Verletzungszeit zurück. Sie nahm den Rat von Karsavina an, die sagte „verlass die Bühne, bevor die Bühne dich verläßt.“[6] Im Ruhestand wurde sie 1991 Präsidentin der Royal Academy of Dance, 1991 Gasttrainer beim Royal Ballet und 2000 Gouverneurin des Royal Ballet Board.[1] 1995 wurde sie als Dame Commander des Order of the British Empire in den persönlichen Adelsstand erhoben.[7]

Persönliches

Von 1964 bis 73 war Sibley mit dem Tänzer Michael Somes verheiratet. Nach der Scheidung heiratete sie 1974 den Londoner Banker Panton Corbett, mit dem sie einen Sohn und eine Tochter hat.[1]

Literature

  • Mary Clarke, Leslie E. Spatt: Antoinette Sibley. Dance Books, London 1981, ISBN 0-903102-64-1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f „Sibley, Dame Antoinette, (Dame Antoinette Corbett)“, Who's Who 2013, A & C Black, online edition Oxford University Press, November 2012, accessed 5 July 2013
  2. a b Clarke, S. 6
  3. a b c Clarke, S. 7
  4. a b c d e Clarke, S. 8
  5. a b Mary Clarke: The dancer who called it a day. In: The Guardian, 12. Mai 1979, S. 11
  6. Clarke, S. 9
  7. Knights and Dames: SEL–SU bei Leigh Rayment's Peerage