Anton Afritsch (Journalist)

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Anton Afritsch (* 8. Dezember 1873 in Klagenfurt; † 7. Juli 1924 in Graz) war ein österreichischer Journalist und Politiker. Er war der Initiator der Kinderfreunde-Bewegung.

Leben und Werk

Anton Afritsch kam im Gebärhaus von Klagenfurt als Sohn einer ledigen Fabrikarbeiterin zur Welt; seinen früh verstorbenen Vater kannte er nicht. Er wuchs bei seinen Großeltern auf und besuchte die Volksschule und zwei Jahre die Mittelschule. Ursprünglich sollte er einen nach einem Theologiestudium einen geistlichen Beruf ergreifen, doch die Mittellosigkeit der Großeltern und seine Abneigung verhinderten das. Noch als Dreizehnjähriger begann er eine vierjährige Lehre bei der Parkettenfabrik Egger u. Moritsch in Fellach bei Villach. Schon damals nahm er mit Kollegen 1890 an den Maifeiern in Villach teil. Nach seiner Lehrzeit dort hatte er zwar den Lehrbrief, aber wenig Ahnung vom Tischlerhandwerk, da er fast ausschließlich an einer Maschine Bretter zurechtschnitt. Er besuchte zudem Arbeiterfortbildungskurse. Danach arbeitete er mit großem Fleiß bei der Tischlerwerkstatt Schnabel in Villach wo er die notwendigen Kenntnisse aneignete um sich als vollwertiger Tischlergehilfe auf Wanderschaft begeben zu können. Danach kam er zum Militär, wo er Zugführer wurde. Anschließend arbeitete er zunächst in Linz und kam schließlich nach Graz. Im Jänner 1898 wurde er bei der konstituierenden Sitzung der Gewerkschaft der Holzarbeiter und verwandten Berufen in Graz zum Obmann gewählt, eine Position die er zwei Jahre behielt. Hier trat er unter anderem für die neuneinhalbstündige Arbeitszeit ein. Im Juli 1900 wurde er in das Landeskomitee der Sozialdemokratischen Partei gewählt. Später arbeitete er in der Redaktion der sozialistischen Wochenzeitung Arbeiterwille, wo ihm bald vom Chefredakteur, dem Arzt Dr. Michael Schacherl der Übertritt in die Redaktion nahegelegt wurde. Die beiden Familien sollten freundschaftlich eng verbunden bleiben. Beim Arbeiterwillen berichtete er vom Gericht und der Gemeinde- und Landespolitik sowie über Sozialpolitik.

Am 30. Dezember 1917 wurde er in den Gemeinderat gewählt. 1919 folgte die Wahl in den Stadtrat. Er war gemeinderätlicher und stadträtlicher Referent des Jugendamts. auf seine Anträge hin wurden Kindergärten und Fürsorgeanstalten eingerichtet. Die Einführung eines schulärztlichen Dienstes geschah auf seine Initiative. Er war auch Obmann des Versorgungsausschusses der sich um Altersheime, Unterkünfte für Gebrechliche und dergleichen kümmerte. Später übernahm er das Referat des Wohnungsamtes, das sich mit der insbesondere auch durch den Krieg großen Wohnungsnot befasste. Noch im Juni 1924 wurde er nach den Wahlen wieder als einer von drei Sozialdemokraten zum Stadtrat erkoren, wenngleich er bereits krankheitsbedingt abwesend war.

Anton Afritsch war auch mehrfach Obmann des Arbeiterabstinentenbundes, nachdem er selbst in früheren Jahren eifrig dem Alkohol zusprach, wozu er insbesondere in seiner Zeit beim Militär eine Neigung entwickelte.

Kinderfreund

Nachdem sich den Spielen und Ausflügen, die er mit den eigenen Kindern unternahm, immer mehr Kinder von der Straße angeschlossen hatten, erkannte Afritsch den Mangel an Zuwendung und Fördermöglichkeiten, unter dem die Kinder der meisten Arbeiter litten, und gründete 1908 den offiziell unpolitischen Grazer „Arbeiterverein Kinderfreunde“. Bei seinem Bemühen um das Wohlergehen von Kindern und geistige Freiheit hatte der Humanist Afritsch, entgegen dem Zeitgeist, keine Berührungsängste gegenüber dem bürgerlichen Lager. Er selbst war sehr bemüht, die Aktion von Parteiinteressen freizuhalten, also weder sozialistisches Liedgut gegenüber Volksliedern oder sozialistische gegenüber anderen Kinderbüchern zu bevorzugen, noch mit den Kindern an Maiaufmärschen teilzunehmen.[1]

Seine Person beschreibt Alois Jalkotzy als „liebenswert, aber nicht redselig, sehr selbständig in seinen Urteilen und nicht zurückhaltend damit.“ Ansonsten war Afritsch, wie unter der Elite der Arbeiterbewegung üblich, ein Gegner des Alkohols, doch zum Verdruss mancher Genossen ein großer Liebhaber von Virginiazigarren (auch das Nichtrauchen gehörte zu den Idealen der Arbeiterbewegung).[2]

Einige seiner Kurzgeschichten, etwa Um ein Paar Schuhe oder Der Wettlauf, bezeugen ohne jegliches Pathos die eigene harte Kindheit und erinnern an die Erzählungen des von ihm sehr geschätzten Peter Rosegger.[3]

Afritschs Wunsch von 1909 „Schön wäre es, wenn auch an anderen Orten etwas geschehen könnte, ...“[4] verwirklichte sich binnen weniger Jahre: Ähnliche Vereine, die bald an anderen Orten entstanden waren, schlossen sich 1917 zu einer Reichs-Organisation zusammen, die 1921 der Partei (SDAPDÖ) eingegliedert wurde. Auch in anderen Ländern entwickelten sich solche Organisationen.

Nachleben

Zu ihrem 50-jährigen Gründungsjubiläum konnten die Kinderfreunde 1958 im Steinbergschlössl bei Graz ihr erstes Kinderdorf, das Anton-Afritsch-Kinderdorf, eröffnen. Die Afritschgasse im 22. Wiener Gemeindebezirk ist seit 1927 nach ihm benannt, weiters die Afritschgasse, vorher Auenbruggergasse, in Graz sowie etliche Wohlfahrtseinrichtungen (z. B. Anton-Afritsch-Heim, Wr. Neustadt; Anton-Afritsch-Kindergarten, Graz). An der Afritschgasse 35 in Graz weist eine schwarze Steintafel an der Hausmauer darauf hin, dass hier Anton Afritsch gelebt und gewirkt hat.

Anton Afritsch war mit Amalia (* 19. August 1877; † 8. Februar 1950) verheiratet. Sie verwaltete nach dem Ersten Weltkrieg die steirischen Kinderfreundeheime. Ihr wurde 1931 für über 25-jährige Tätigkeit in der städtischen Armenpflege das Bürgerrecht der Gemeinde Graz verliehen. Das Paar hatte fünf Kinder. Josef (SPÖ) war Politiker und zwischen 1958 und 1962 österreichischer Innenminister. Anton junior ebenfalls (SPÖ) und war Grazer Stadtschulinspektor und 25 Jahre lang Abgeordneter zum steirischen Landtag. Der jüngste, Viktor, wurde Schauspieler. Sein Sohn Willi begann zunächst eine Karriere als Opernsänger und Schauspieler und arbeitete ab Ende der 1920er Jahre in der Hauptsache im Gaswerk.

Anmerkungen

  1. A. Afritsch in Der Kampf, 1. November 1909, zitiert in "75 Jahre..." S. 61.
  2. A. Jalkotzy in "75 Jahre..." S. 115.
  3. Franz Taucher, Der Kinderfreund Anton Afritsch, in "75 Jahre..." S. 28.
  4. A. Afritsch in Der Kampf, 1. November 1909, zitiert in "75 Jahre..." S. 63.

Literatur

  • Anton Afritsch (junior), Bruno Pittermann: Der Kinderfreund Anton Afritsch. Leykam, Graz 1958.
  • Jakob Bindel (Hrsg.): 75 Jahre Kinderfreunde. 1908–1983. Skizzen, Erinnerungen, Berichte, Ausblicke. Verlag Jungbrunnen, Wien u. a. 1983, ISBN 3-7026-5536-0.
  • Afritsch Anton. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, S. 9.
  • Der Werdegang des Genossen Afritsch, Arbeiterwille, Graz, 8. Juli 1924, S. 7f
  • Des Genossen Afritsch' Heimgang, Arbeiterwille, Graz, 10. Juli 1924, S. 2

Weblinks

Commons: Anton Afritsch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien