Apollo (Schiff, 1970)

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Apollo
Schiffsdaten
Flagge Kanada Kanada
andere Schiffsnamen
  • Corbiére (1985–1995)
  • Benodet (1984–1985)
  • Gelting Nord (1980–1984)
  • Olau Kent (1976–1980)
  • Apollo (1970–1976)
Schiffstyp Ro-Ro-Fähre
Klasse Papenburg Sisters
Rufzeichen CFG6209
Heimathafen St. John’s
Eigner Labrador Marine
Bauwerft Jos. L. Meyer, Papenburg
Baunummer 560
Verbleib 2021 Abbruch in Aliağa
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
108,7 m (Lüa)
96,5 m (Lpp)
Breite 17,2 m
Seitenhöhe 6,0 m
Tiefgang max. 4,6 m
Vermessung 4238 BRT / 1814 BRT
Ab 1995
Vermessung 6480 BRZ / 2200 NRZ
Maschinenanlage
Maschine 2 × KHD-Dieselmotor (Typ: SBV 12M 350)
Dienst-
geschwindigkeit
18 kn (33 km/h)
Propeller 2 × Verstellpropeller
Maschinenanlage ab 1982
Maschine 2 × MAN-B&W-Dieselmotor (Typ: 9L32/36)
Maschinen-
leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat
7.330 kW (9.966 PS)
Dienst-
geschwindigkeit
18 kn (33 km/h)
Höchst-
geschwindigkeit
20 kn (37 km/h)
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 1100 tdw
laufende Spurmeter 440 m
Zugelassene Passagierzahl 1200
Fahrzeugkapazität 260 PKW
Ab 2000
Zugelassene Passagierzahl 240[1]
Fahrzeugkapazität 85[1] PKW
Sonstiges
Klassifizierungen Bureau Veritas
IMO-Nr. 7006314

Die Apollo war eine Ro-Ro-Fähre der kanadischen Reederei Labrador Marine. Es entstand auf der Meyer Werft als Typschiff der Papenburg Sisters und wurde im Jahr 1970 fertiggestellt.

Geschichte

Die Apollo entstand unter der Baunummer 560 auf der Werft Jos. L. Meyer in Papenburg für die Rederi Slite gebaut.[2] Es war das erste einer Serie von neun „Papenburg Sisters“ genannten Fährschiffen, von denen sechs für den Fährverkehr der Viking Line gebaut wurden.[3][4] Die Fertigstellung des Schiffes erfolgte im April 1970. Das am 29. April 1970 abgelieferte Schiff[5] kam unter der Flagge Schwedens in Fahrt und wurde bis 1976 von Viking Line überwiegend zwischen Kapellskär, Mariehamn und Naantali eingesetzt.

Da die Kapazität des Schiffes für Viking Line nicht mehr ausreichte,[3] wurde es im März 1976 an Olau Line verkauft. Olau Line setzte das unter die Flagge Dänemarks gebrachte Schiff als Olau Kent zwischen Vlissingen und Sheerness ein.

Nachdem das Schiff im September 1980 in Vlissingen arrestiert worden war, wurde es im November 1980 zwangsversteigert. Auf diesem Weg kam es zur Reederei Nordisk Færgefart, die das Schiff als Gelting Nord auf der Strecke zwischen Faaborg und Gelting einsetzte.[6] Im März 1984 wurde das Schiff unter die Flagge der Bahamas gebracht und in der Folge mehrfach verchartert. Zunächst wurde es von Brittany Ferries als Benodet zwischen Plymouth und Roscoff eingesetzt. Ein Jahr später fuhr es als Corbiére für Channel Island Ferries zwischen den Kanalinseln Jersey und Guernsey und Portsmouth, teilweise auch Saint-Malo, später dann für British Channel Island Ferries, die aus dem Zusammenschluss von Channel Island Ferries und Sealink entstanden waren.[3] 1989 schließlich wurde das Schiff von Truckline Ferries, einer Tochtergesellschaft von Brittany Ferries, zwischen Poole und Cherbourg eingesetzt.[7] 1990 wurde das Schiff an Eckerö Line verkauft, fuhr aber zunächst noch ein weiteres Jahr auf der Strecke zwischen Poole und Cherbourg. Nach dem Ende der Charter brachte Eckerö Line das Schiff unter die Flagge Estlands und ließ es durch Estonian New Line zwischen Helsinki und Tallinn einsetzen. Durch den Zusammenschluss mit Tallink kam das Schiff Anfang 1994 zu Tallink. Von 1995 bis 1997 fuhr das Anfang 1995 wieder in Apollo umbenannte Schiff für Eestin Linjat, die Eckerö mit Birka Line gemeinsam betrieb, auf der Strecke zwischen Helsinki und Tallinn. Anschließend wurde das Schiff in Mariehamn aufgelegt.

Von Frühjahr bis Herbst 1998 wurde die Fähre als Hotelschiff in Wyborg genutzt. Ende des Jahres fuhr es kurzfristig für Tallink zwischen Kapellskär und Paldiski. 1999 charterte Nordisk Færgefart das Schiff und betrieb es rund ein halbes Jahr zwischen Bagenkop und Kiel. Mit dem Ende der Möglichkeit zum zollfreien Einkauf an Bord von Schiffen in der EU wurde die Verbindung Ende Juni 1999 eingestellt und das Schiff erneut in Mariehamn aufgelegt.[8][9]

Ende 1999 wurde das Schiff an das kanadische Unternehmen Labrador Marine verkauft. Das Schiff wurde unter der Flagge Kanadas auf der Strecke über die Belle-Isle-Straße zwischen Blanc-Sablon in der Provinz Québec und St. Barbe auf Neufundland eingesetzt.[10][1] Statt St. Barbe wurde in den Wintermonaten Corner Brook angelaufen, wenn St. Barbe aufgrund der Eissituation nicht angelaufen werden konnte.[11]

Im September 2018 kaufte Labrador Marine zwei der Doppelendfähren des Typs MM90FC, mit denen sie alte Fähren ersetzte.[12] Die Strecke der Apollo über die Belle-Isle-Straße übernahm Anfang 2019 die in Qajaq W umbenannte, frühere Grete.[13] Die Apollo wurde anschließend außer Dienst gestellt und aufgelegt.

Anfang 2019 wurde die Apollo ohne vorherige Inspektion von der Société des traversiers du Québec (STQ) erworben, um kurzfristig die mit Antriebsproblemen ausgefallene F.-A.-Gauthier zu ersetzen.[14] Zu dem Kaufpreis von 2,1 Millionen US-Dollar kamen noch weitere 1,4 Millionen US-Dollar an Modernisierungskosten.[15] Die Fähre wurde am 14. Februar 2019 auf der Fährverbindung über den Sankt-Lorenz-Strom zwischen Matane und Baie-Comeau bzw. Matane und Godbout in Dienst gestellt.[14] Der nur als Übergangslösung vorgesehene Einsatz der Fähre[16][17] endete bereits nach 17 Tagen. Nachdem die Fähre in zwei Kollisionen verwickelt war, gab es erhebliche Zweifel an der Eignung des Schiffes für den vorgesehenen Dienst.[18] Es wurde daraufhin außer Dienst gestellt und in Québec aufgelegt. Zum 16. März 2019 wurde das Schiff zum Totalverlust erklärt.[19] Im September des gleichen Jahres zahlte STQ weitere zwei Millionen US-Dollar, um das Schiff als künstliches Riff vorzubereiten und versenken zu lassen. Dieses Vorhaben stellte sich als zu aufwendig heraus, unter anderem wegen einer größeren Menge an verbautem Asbest, als bei der Planung erwartet worden war. Im Oktober 2020 wurde die Apollo für einen symbolischen US-Dollar an eine Abwrackwerft in Dalhousie in der kanadischen Provinz New Brunswick verkauft.[15]

Anschließend wurde das Schiff jedoch weiterverkauft zum Abbruch in Aliağa. Das Schiff verließ Québec am 2. August 2021 im Schlepp der Mirjana K,[20] welche sie nach Aliağa schleppte.[2] Der Schleppzug traf am 5. September 2021 auf Reede vor Aliağa ein und das Schiff wurde am 8. September zur Verschrottung gestrandet.[21]

Technische Daten und Ausstattung

Das Schiff wurde zunächst von zwei KHD-Dieselmotoren (Typ: SBV 12M 350) angetrieben. Anfang der 1980er-Jahre wurden die Motoren durch zwei MAN-B&W-Dieselmotoren (Typ: 9L32/36) ersetzt.[2][22] Die Motoren wirken auf zwei Verstellpropeller. Die Reisegeschwindigkeit des Schiffes betrug rund 18 kn. Das Schiff ist mit einem Bugstrahlruder ausgerüstet.

Das Schiff verfügte über sieben Decks, darunter zwei Fahrzeugdecks. Das untere Fahrzeugdeck auf Deck 2 (A-Deck) war über eine Heckrampe sowie eine Bugöffnung zu erreichen. Die Bugöffnung wurde durch ein Bugvisier verschlossen, das zum Öffnen nach oben geklappt wurde. Infolge des Untergangs der Estonia im September 1994 wurde das Schiff mit einem zusätzlichen Schott zwischen Bugvisier und Autodeck ausgerüstet.[3] Das obere Fahrzeugdeck auf Deck 3 (B-Deck) war über Rampen vom unteren Fahrzeugdeck aus zu erreichen.

Unterhalb der Fahrzeugdecks befanden sich auf Deck 1 der Maschinenraum und Einrichtungen für die Schiffsbesatzung. Auf den oberhalb der Fahrzeugdecks liegenden Decks 4 bis 6 befanden sich Einrichtungen für Passagiere, auf Deck 6 (E-Deck) auch Einrichtungen für die Schiffsbesatzung ebenso wie auf dem darüber liegenden Brückendeck mit der Kommandobrücke (F-Deck). Auf Deck 4 (C-Deck) befanden sich die Passagierkabinen, die Rezeption, ein kleiner Laden, ein Kinderspielzimmer sowie eine kleine Sauna.[3] Auf diesem Deck befindet sich auch der Zugang für Passagiere, die ohne Fahrzeug reisen.

Aufgrund der kurzen Passagezeit zwischen Blanc-Sablon und St. Barbe wurden die Einrichtungen auf Deck 4 nicht benötigt. Ein Teil der Kabinen wurden von der Schiffsbesatzung genutzt, die dafür die Kabinen im Mannschaftsdeck auf Deck 1 unterhalb der Fahrzeugdecks aufgegeben haben.[3]

Auf Deck 5 (D-Deck) befanden sich u. a. ein Restaurant, das ebenfalls nicht mehr genutzt wird,[3] eine Cafeteria, Bar, Ruhesessel und ein Kinderspielzimmer, wo sich früher ein Kiosk befand. Im hinteren Bereich des Schiffes befindet sich ein Sonnendeck.[8]

Auf Deck 6 (E-Deck) befanden sich u. a. eine Lounge und weitere Ruhesessel sowie ein nach drei Seiten umlaufendes Sonnendeck.[8] Hier befanden sich auf beiden Seiten des Schiffes auch drei Rettungsboote sowie Rettungsinseln. Die Rettungsboote wurden Mitte der 2000er-Jahre entfernt und durch zusätzliche Rettungsinseln ersetzt.

Die Passagierkapazität betrug zunächst 1200 Personen. In den Passagierkabinen konnten 240 Personen untergebracht werden. Für weitere Passagiere standen Ruhesessel zur Verfügung. Auf den Fahrzeugdecks konnten 260 Pkw befördert werden.[22] Durch Umbauten veränderten sich die zur Verfügung stehenden Kapazitäten. Im Fährverkehr zwischen Blanc-Sablon und St. Barbe beträgt die Kapazität des Schiffes 240 Passagiere und 85 Pkw.[1]

Weblinks

Commons: Apollo – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b c d St. Barbe – Blanc Sablon (Strait of Belle Isle Area), Transportation and Works, Government of Newfoundland and Labrador. Abgerufen am 24. September 2018.
  2. a b c M/S Apollo, Fakta om Fartyg. Abgerufen am 24. September 2018.
  3. a b c d e f g Apollon – St Barbe–Blanc Sablon, Canada & Alaska Summer 2006, HHV Ferry. Abgerufen am 24. September 2018.
  4. Referenzen. In: Innovationen & Technologien – Schiffbau in Papenburg, Broschüre der Meyer-Werft, S. 55 (PDF, 8,7 MB). Abgerufen am 24. September 2018.
  5. M/F Apollo, Færgejournalen. Abgerufen am 24. September 2018.
  6. M/F »Gelting Nord«, Faaborg-Gelting Linien & Nordisk Færgefart. Abgerufen am 24. September 2018.
  7. M/V Benodet, Brittany Seas Ships. Abgerufen am 24. September 2018.
  8. a b c Apollon – St Barbe–Blanc Sablon, Canada & Alaska Summer 2006, HHV Ferry. Abgerufen am 24. September 2018.
  9. Langeland-Kiel (Historie), Færgejournalen. Abgerufen am 24. September 2018.
  10. Labrador Marine Inc. Abgerufen am 24. September 2018.
  11. Strait of Belle Isle Ferry Service, Transportation and Works, Government of Newfoundland and Labrador (PDF, 318 kB). Abgerufen am 24. September 2018.
  12. Alyson Samson: Adios, Astron and Apollo: Modern ferries to take up service on Labrador coast in 2019, CBC News, 7. September 2018. Abgerufen am 24. September 2018.
  13. Meet the Qajaq, set to sail the Strait of Belle Isle in 2019, CBS News, 2. Januar 2019. Abgerufen am 9. Oktober 2019.
  14. a b Michel-Félix Tremblay: La traverse Matane–Côte-Nord : une saga de vagues et de ressacs, Radio Canada, 2. März 2019. Abgerufen am 5. April 2022.
  15. a b Jean-Michel Genois Gagnon, Marc-André Gagnon: L’Apollo enfin revendu pour la somme symbolique de 1$, Journal de Québec, 27. Oktober 2020. Abgerufen am 5. April 2022.
  16. Acquisition du navire Apollo pour la traverse Matane–Côte-Nord, Radio Canada, 16. Januar 2019. Abgerufen am 5. April 2022.
  17. Michel-Félix Tremblay: Traverse Matane–Côte-Nord : Un nouveau navire pour remplacer le remplaçant, Radio Canada, 30. Januar 2019. Abgerufen am 5. April 2022.
  18. Ferry crash in Germany extends bad luck for Eastern Quebec route, CBC News, 28. März 2019. Abgerufen am 5. April 2022.
  19. Daten bei Equasis
  20. IMO-Nr. 7420742
  21. ‘Papenburger Sister’ APOLLO Arrived in Aliaga. Ferry Shipping News, 9. September 2021, abgerufen am 11. September 2021 (englisch).
  22. a b Apollo, Færgelejet. Abgerufen am 24. September 2018.