Aquäduktbrücke Vussem
Die Aquäduktbrücke von Vussem ist Teil der römischen Eifelwasserleitung, die im 1. Jahrhundert n. Chr. zur Frischwasserversorgung der Colonia Claudia Ara Agrippinensium, des römischen Köln, entstand. Östlich des Mechernicher Stadtteils Vussem überspannte der Aquädukt ein heute namenloses Seitental des Veybachs.
Bei Bauarbeiten, die durch das Anlegen eines benachbarten Sportplatzes nötig wurden, hat man in den späten 1950er Jahren zwei römische Pfeilerfundamente achtlos zerstört. Dies nahm der Landschaftsverband Rheinland 1959 zum Anlass, dort eine umfassende archäologische Ausgrabung unter der Leitung von Waldemar Haberey durchzuführen.
Konstruktion
Aufgrund der Grabungsergebnisse von Haberey lassen sich zuverlässige Aussagen über die Konstruktion der Aquäduktbrücke treffen. Das Bauwerk spannte sich in einer Länge von etwa 80 m über das Tal und war bis zu 10 m hoch. Der Aquädukt bestand wahrscheinlich aus 13 Bögen, die einen aufgesetzten Kanal von 0,72 m lichter Weite und 1,32 m lichter Höhe trugen. Das Trinkwasser durchfloss die Leitung im Bereich der Aquäduktbrücke mit einem Gefälle von 0,4 %. Archäologisch nachgewiesen wurden zehn von vermutlich zwölf freitragenden Brückenpfeilern, die einen lichten Abstand von 2,5 m hatten. Die Pfeiler ruhten auf bis zu 2 m tief in den Boden reichenden und 2,2 × 2,2 m breiten Fundamenten aus vermörtelter Grauwacke, die lokal ansteht. Aus demselben Material bestand auch das aufgehende Mauerwerk. Verblendet war das Bauwerk mit Handquadern aus behauener Grauwacke. An einzelnen Quadern konnte ein Fugenstrich nachgewiesen werden, wie er bei repräsentativen römischen Bauwerken üblich war. Die Kämpferplatten der Bögen sowie die Abdecksteine der Kanalrinne waren vermutlich aus Sandstein gearbeitet.
Mit Hilfe der Aquäduktbrücke vermieden die römischen Ingenieure eine weite Talumgehung. Leitungsabwärts begann an der Aquäduktbrücke im heutigen Wald eine noch immer erhaltene Arbeitsterrasse, die den nun wieder unterirdisch geführten Kanal begleitete.
Denkmalschutz
Der Bereich des Aquädukts ist ein Bodendenkmal nach dem Denkmalschutzgesetz des Landes NRW – DSchG NW.[1] Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.
Die Grabungsergebnisse von 1959 bildeten die Grundlage für eine Teilrekonstruktion der Anlage, die heute touristisch erschlossen ist und als Station 13 Teil des 2012 erneuerten Römerkanal-Wanderwegs ist.[2]
Einzelnachweise
Literatur
- Klaus Grewe: Atlas der römischen Wasserleitungen nach Köln (= Rheinische Ausgrabungen. Band 26). Mit Beiträgen von Werner Brinker, Günther Garbrecht, Hansgerd Hellenkemper, Heinz-Otto Lamprecht, Horst D. Schulz, Edgar Thofern. Rheinland-Verlag, Köln 1986, ISBN 3-7927-0868-X, S. 76 f.
- Klaus Grewe: Aquädukte. Wasser für Roms Städte. Der große Überblick – vom Römerkanal zum Aquäduktmarmor. Regionalia Verlag, Rheinbach 2014, ISBN 978-3-95540-127-6, S. 278 ff.
- Klaus Grewe: Mechernich-Vussem: Römische Aquäduktbrücke. In: Heinz Günter Horn (Hrsg.): Die Römer in Nordrhein-Westfalen. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0312-1, S. 553.
- Klaus Grewe: Der Römerkanalwanderweg. Ein archäologischer Wanderführer (= Führer zu archäologischen Denkmälern im Rheinland. Band 1). Textband. Herausgegeben vom Eifelverein 1988 in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband Rheinland Rheinisches Amt für Bodendenkmalpflege. Verlag des Eifelvereins, Düren 1988, ISBN 3-921805-16-3, S. 84 ff.
- Klaus Grewe, Manfred Knauff: Die lange Leitung der Römer. Der Römerkanal-Wanderweg Nettersheim-Köln. Herausgeber: Eifelverein e. V. 1. Auflage 2012. ISBN 978-3-921805-81-7, S. 165 ff.
- Waldemar Haberey: Die römischen Wasserleitungen nach Köln. Die Technik der Wasserversorgung einer antiken Stadt (= Kunst und Altertum am Rhein. Nr. 37). 2. Auflage. Rheinland-Verlag u. a., Bonn 1972, ISBN 3-7927-0146-4, S. 87 ff.
- Waldemar Haberey: Die römische Eifelwasserleitung nach Köln. In: Nordöstliches Eifelvorland – Euskirchen, Zülpich, Bad Münstereifel, Blankenheim. Teil I: Einführende Aufsätze (=Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz u. a. (Hrsg.): Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern. Band 25). Verlag Philipp von Zabern, Mainz am Rhein 1974, S. 82 f.
- Werner Hilgers: Vussem, Aquädukt. In: Walter Sölter (Hrsg.): Das römische Germanien aus der Luft. Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 1983, ISBN 3-7857-0298-1.
Koordinaten: 50° 33′ 53,4″ N, 6° 40′ 6,6″ O