Arbit Blatas

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Das Holocaust-Mahnmal, Venedig, 1979

Arbit Blatas (* 19. November 1908 in Kaunas; † 27. April 1999 in New York City), geboren als Nicolai Arbitblatas, war ein Maler, Grafiker, Bühnenbildner und Bildhauer litauisch-jüdischer Herkunft.

Arbit Blatas ist unter mehreren Namen bekannt. Sein Nachname findet sich in der Literatur sowohl als Blatas wie auch Arbitblatas geschrieben, sehr selten auch in der Schreibweise Blato, Blat usw. Sein Vorname Nicolai wird häufig in den Varianten Nechemija, Neemiya, Neemija bzw. hebräisch Nehemiah angegeben, dies in Kombinationen mit beiden Nachnamenvarianten.[1][2][3]

Leben

Arbit Blatas wurde in eine wohlhabende Familie im heutigen Litauen geboren, die während des Ersten Weltkriegs in die Ukraine floh. Dort verbrachte Blatas sieben Jahre in einem Internat in Poltawa, wo er sich für Kunst interessierte. Mit der Familie kehrte er 1922 nach Kaunas zurück, wo sein Vater einen Laden mit Musikinstrumenten eröffnete. Während seines Studiums am dortigen Jüdischen Gymnasium ermutigte ihn sein Kunstlehrer Jacob Messenblum, sein Interesse für die Kunst mit einem Kunststudium zu verbinden. In Kaunas stellte er bereits als Fünfzehnjähriger in kleinem Umfang seine Werke aus. Blatas studierte kurze Zeit in Deutschland und zog 1928 nach Paris, wo er das jüngste Mitglied der Avantgarde-Schule von Paris wurde, zu der Künstler wie Picasso, Matisse, Braque, Vlaminck u. a. gehörten. Hier nahm er den Namen Arbit Blatas an (später häufig nur Blatas). Er stellte regelmäßig im Salon D'Automne als auch im Salon des Tuileries aus. In den 1930er Jahren war Arbit Blatas weiterhin eine wichtige Kraft im Kreis der modernen französischen Kunst. 1934 fand die Erste Ausstellung seiner Werke in New York statt.[3][4]

Beim Ausbruch des Krieges verließ Blatas Europa und ließ sich 1941 in New York nieder. Er entging so dem Holocaust; seine Mutter starb im KZ Bergen-Belsen, sein Vater überlebte zwar seine Inhaftierung im KZ Dachau, starb aber bald nach dem Kriegsende. Später erhielt Blatas die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Nach Kriegsende lebte und arbeitete Blatas in New York, Paris, Nizza und Venedig.[3] 1975 heiratete Blatas die Mezzosopranistin Regina Resnik[5] und arbeitete mit ihr im Bereich Bühnen- und Kostümdesign zusammen, vor allem als sie auch die Rolle der Regisseurin übernahm. Zusammen schufen sie Produktionen von Carmen, Falstaff, Pique Dame, Salome und Elektra für viele der großen Opernhäuser auf der ganzen Welt.[6][7]

Blatas war Mitglied der Société du Salon d’Automne und des Salon des Tuileries sowie Offizier der Ehrenlegion (1978); er erhielt die Goldmedaille der Stadt Venedig.[4][8]

Werke

Viele seiner Werke, vor allem Bilder aus der Pariser Zeit („School of Paris“), die er bereits während seiner Zeit in Paris in den 1930er Jahren malte,[9] sind in renommierten Sammlungen wie dem Carnegie Institute, Pittsburgh, Smithsonian Institution, Washington, DC, das Museum of Modern Art, das Metropolitan Museum of Art und das Whitney Museum of American Art, New York, Jeu de Paume und das Musée Georges Pompidou, Paris, Museo d'Arte Moderna, Venedig und das Jerusalem Museum und das Tel-Aviv Museum, Israel, vertreten u. a.[4]

Blatas spätere Werke beschäftigten sich mit der Problematik des Holocaust. Beeinflusst war er dabei insbesondere durch das Schicksal seiner Eltern, und er widmete seine Bilder und vor allem seine berühmten Plastiken den Opfern von Holocaust. Zu den wichtigsten Werken aus diesem Bereich werden folgende angeführt:

  • das Gemälde Babi Yar aus den 1940er Jahren[Anm 1]
  • das Holocaust-Mahnmal, sieben Plastiken, in Venedig, 1980
  • die Plastik Der letzte Zug (The Last Train), in Venedig, 1990 (Gemälde 1980)

Gleichzeitig mit seiner Arbeit am „Holocaust-Denkmal“ in Venedig erhielt Blatas 1978 den Auftrag des Senders NBC für Zeichnungen für die US-amerikanische Minifernsehserie Holocaust mit Meryl Streep in einer der Hauptrollen.[10] Diese Zeichnungen bildeten die Grundlage für das Denkmal in Venedig.[4][11][12][13]

Babi Yar

Im Jahr 1944 entstand das Gemälde Babi Yar, mit dem Blatas auf eine der schwärzesten Episoden der NS-Kriegsverbrechen reagierte: Innerhalb von zwei Tagen (am 29. und 30. September 1941) wurden 34.000 Juden in eine als Babi Yar bekannte Vorortschlucht bei Kiew gebracht und systematisch mit Maschinengewehren erschossen. Später, gleichzeitig mit seiner Arbeit am „Holocaust-Denkmal“ in Venedig, erhielt Blatas 1978 den Auftrag des Senders NBC für Zeichnungen für die US-amerikanische Minifernsehserie Holocaust mit Meryl Streep in einer der Hauptrollen. Diese Zeichnungen, die auch eine neue Zeichnung von Babi Yar enthielten, bildeten die Grundlage für das Holocaust-Denkmal in Venedig.[6][11][4][12][13][10]

Holocaust-Mahnmal

Blatas vielleicht berühmtestes Kunstwerk ist seine großartige Skulptur, bestehend aus sieben Bronzetafeln mit dem Titel "Monument of the Holocaust", Venedig, 1979.[3][4] Seine Schwarz-Weiß-Zeichnungen, die an die erschütternden Ereignisse jener Zeit erinnern, erschienen 1978 in der amerikanischen Fernsehserie "Holocaust". Die Zeichnungen bildeten die Grundlage für ein Mahnmal, bestehend aus sieben Basreliefs, die als Holocaust-Denkmal bekannt sind.[14]

Die Originalarbeit befindet sich seit 1980 in Venedig, im dortigen jüdischen Ghetto. Eine Kopie des Werks wurde am 23. April 1981 im Mémorial du Martyr Juif Inconnu in Paris ausgestellt, eine weitere wurde dann am 25. April 1982 von der Anti-Defamation League gegenüber dem Gebäude der Vereinten Nationen in New York auf der One Dag Hammarskjold Plaza; die letzte Kopie befindet sich seit 2004 auf Vorschlag der Witwe von blatas, Regina Resnik, in Kaunas, Litauen.[2][13][15][6]

Der letzte Zug

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Plastik "Der letzte Zug", Venedig, 1989

Ein anderes Denkmal, die Plastik Der letzte Zug, widmete Blatas der Stadt Venedig 1989. Diese Plastik befindet sich in der Wand des Altenheims der dortigen jüdischen Gemeinde von 1890. Sie besteht ebenfalls aus Bronze. Auffallend ist, dass Blatas die ganze Szene, besonders die Gesichter der Opfer, absichtlich nur angedeutet hat. Im Hintergrund, hinter einem Gitter, sind Holzbalken angebracht, was den Eindruck vermittelt, man betrachtet einen Güterzug, der die Juden aus Venedig in den Tod brachte. Im Holz sind die Vor- und Nachnamen sowie das Alter aller Opfer eingraviert.[12]

Auszeichnungen

und andere.[16]

Anmerkungen

  1. Die Entstehung des ersten Gemäldes wird sowohl mit 1944 wie mit 1949 angegeben.

Einzelnachweise

  1. Arbit Blato Biografija, Webseite des Museums Lietuvos dailės muziejaus (Vilnius, Litauen), online auf: old.ldm.lt/...
  2. a b Arbit Blat Neemija, Portal des Projektes Nowy Wirtualny Sztetl, herausgegeben vom Muzeum Historii Żydów Polskich POLIN, online auf: sztetl.org.pl/...
  3. a b c d Neemiya Arbit Blatas, Portal der Lietuvos išeivijos dailės fondas (Lithuanian Expatriate Art Foundation, Vilnius, Litauen), online auf: iseivijosdaile.lt/...
  4. a b c d e f Arbit Blatas, Biography, Kurzlebenslauf des Portals der Manhattan Art Group, online auf: manhattanartgroup.com/...
  5. Regina Resnik, Lebenslauf auf Jewish Women’s Archive, online auf: jwa.org/encyclopedia/...
  6. a b c Arbit Blatas: Centennial Tribute, Besprechung einer Ausstleung in: Online-Zeitung Jewish Press, online auf: jewishpress.com/...
  7. Webseite über den Künstler und sein Werk aus verschiedenen Perioden, hier: Bühnen- und Kostümdesign, online auf: Stage design
  8. Monument to Holocaust Victims, Bericht der Jewish Telegraphic Agency anlässlich der Ausstellung der sieben Plastiken “Monument of the Holocaust” in New York auf dem Dag Hammarskjold Plaza, online auf: jta.org/...
  9. Webseite über den Künstler und sein Werk aus verschiedenen Perioden, unter anderem mit Abbildungen von: Gemälden/Lithographien/Zeichnungen usw. der Pariser Schule, Opern, The Threepenny Opera, Landschaften, Porträt usw., online auf: Artworks, darunter speziell School of Paris
  10. a b So entstand die TV-Serie „Holocaust“ – Ein Making-of der besonderen Art, Kurzbericht über die TV-Serie „Holocaust“, Göttinger Tageblatt, 16. Januar 2019, online auf: goettinger-tageblatt.de/...
  11. a b Memorial Ghetto de Venise. Le monument de l'holocauste. Arbit Blatas, Kurzbeschreibung und Abbildung der einzelnen Plastiken, blogähnliche Webseite des Portals Montmartre secret, online auf: montmartre-secret.com/... (französisch)
  12. a b c Die Zeichen der Erinnerung: Die Shoah in Venedig, Portal der Stadtführer in Venedig, online auf: bestveniceguides.it/...
  13. a b c Moving Pictures, Beitrag des jüdischen Tagesmagazins Tablet, ein Projekt von Nextbook Press, online auf: tabletmag.com/...
  14. Arbit Blatas, Lebenslauf in der Datenbank AskART, online auf: askart.com/... (eingeschränkter Zugang)
  15. Monument of the Holocaust, Webseite von Arbit Blatas, online auf: arbitblatas.net/...
  16. Honors, online auf: arbitblatas.net/...

Weblinks