Argonnerwaldlied

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Das Argonnerwaldlied, Bildpost­karte aus dem Ersten Weltkrieg
Lage der Argonnen
Deutsche Stellung im Argonnerwald
Georg Schöbel, 1915: Erstürmung der Anhöhe 285 in den Argonnen am 13. Juli 1915, Deutsches Historisches Museum

Das Argonnerwaldlied ist ein deutsches Soldatenlied aus dem Ersten Weltkrieg. Gedichtet wurde es 1914/15 von Hermann Albert von Gordon (1878–1939).

Das Lied macht aus der Sicht eines Pioniers die wechselnden Empfindungen zwischen Vaterlandsliebe, Heldenmut, Trauer und Wehmut deutlich. Hintergrund ist, dass mit dem immer stärker einsetzenden Stellungskrieg die Bedeutung der Pioniertruppe beim Bau von Unterständen, Gräben, Stollen, Bunkern, Sappen und Stellungen deutlich angewachsen war. Es wird aus diesem Grund häufig auch als Pionierlied bezeichnet.[1]

Wortlaut

1. Argonnerwald, um Mitternacht,
Ein Pionier stand auf der Wacht.
|: Ein Sternlein hoch am Himmel stand,
   Bringt ihm ’nen Gruß aus fernem Heimatland. :|

2. Und mit dem Spaten in der Hand
Er vorne in der Sappe stand.
|: Mit Sehnsucht denkt er an sein Lieb:
   Ob er sie wohl noch einmal wiedersieht? :|

3. Und donnernd dröhnt die Artill’rie.
Wir stehen vor der Infanterie.
|: Granaten schlagen bei uns ein,
   Der Franzmann will in unsere Stellung ’rein. :|

4. Er frug nicht warum und nicht wie,
Tat seine Pflicht wie alle sie.
|: In keinem Liede ward’s gehört,
   Ob er geblieben oder heimgekehrt. :|

5. Bedroht der Feind uns noch so sehr,
Wir Deutsche fürchten ihn nicht mehr.
|: Und ob er auch so stark mag sein,
   In unsere Stellung kommt er doch nicht ’rein. :|

6. Der Sturm bricht los, die Mine kracht,
Der Pionier gleich vorwärts macht.
|: Bis an den Feind macht er sich ran
   Und zündet dann die Handgranate an. :|

7. Die Infantrie steht auf der Wacht,
Bis daß die Handgranate kracht,
|: Geht dann mit Sturm bis an den Feind,
   Mit Hurra nimmt sie dann die Stellung ein. :|

8. Der Franzmann ruft: Pardon Monsieur!
Hebt beide Hände in die Höh,
|: Er fleht uns dann um Gnade an,
   Die wir als Deutsche ihm gewähren dann. :|

9. Bei diesem Sturm viel Blut auch floß,
Manch junges Leben hat’s gekost’.
|: Wir Deutsche aber halten stand,
   Für das geliebte, teure Vaterland. :|

10. Argonnerwald, Argonnerwald,
Ein stiller Friedhof wirst du bald!
|: In deiner kühlen Erde ruht
   So manches tapfere Soldatenblut. :|

11. Und komm’ ich einst zur Himmelstür,
Ein Engel Gottes steht dafür:
|: Argonnerkämpfer, tritt herein,
   Hier soll für dich der ew’ge Friede sein. :|

12. Du Pionier um Mitternacht,
Heut’ steht ganz Deutschland auf der Wacht.
|: In Treue fest, im Wollen rein,
   Als eine neue starke Wacht am Rhein! :|

Als 9. Kehrvers wird auch folgender gesungen:
9. Und droht der Feind uns noch so sehr,
wir Deutsche fürchten ihn nicht mehr,
|: und ob er auch so stark mag sein,
   in unsere Stellung kommt er doch nicht rein. :|[2]

Umdichtungen

Nach der Niederschlagung des Spartakusaufstandes im Januar 1919 schrieb der Schlosser Richard Schultz zur Melodie des Argonnerwaldliedes das Büxensteinlied, das die Belagerung der besetzten Buchdruckerei W. Büxenstein durch die Truppen des SPD-Reichswehrministers Gustav Noske aus Sicht der aufständischen Arbeiter schildert. Dieses später in der Arbeiterbewegung der Weimarer Republik populäre Lied beginnt mit der Strophe

Im Januar um Mitternacht
ein Kommunist stand auf der Wacht.
Er stand mit Stolz, er stand mit Recht,
stand kämpfend gegen ein Tyranngeschlecht.[3]

Später wurde das Argonnerwaldlied im Rhein-Ruhr-Gebiet mit verändertem Texten sowohl von Nationalsozialisten

Durch’s Ruhrgebiet marschieren wir,
für Adolf Hitler kämpfen wir.
Die Rote Front, brecht sie entzwei,
denn so wird Deutschland endlich wieder frei!

wie auch als

Durch deutsches Land marschieren wir,
Für Adolf Hitler kämpfen wir,
die Rote Front, schlagt sie zu Brei,
SA marschiert, Achtung! Die Straße frei.

von der KPD

An Rhein und Ruhr marschieren wir,
für Rätedeutschland kämpfen wir,
Die Reaktion, brecht sie entzwei,
Rot Front marschiert, Achtung – die Straße frei

als auch von Widerstandsgruppen wie den Edelweißpiraten

An Rhein und Ruhr marschieren wir,
für unsere Freiheit kämpfen wir,
den Streifendienst, schlagt ihn entzwei,
Edelweiß marschiert, Achtung – die Straße frei

verwendet.

Auch als Fußball-Fangesang fand die Melodie Verwendung:

Aber eins, aber eins, darf nicht geschehn,
Schwarz-Weiß Essen darf nicht untergehn (auch bei: Borussia Dortmund / Alemannia Aachen und anderen)

Wo die Melodie heute noch gesungen wird, ist ihre Herkunft aber meist nicht mehr bekannt.

Einzelnachweise

  1. Pionierlied. Melodie & Text – Hermann Albert von Gordon, 1915. Frank Petersohn. Auf Ingeb.org, abgerufen am 29. Oktober 2021.
  2. Argonnerwald um Mitternacht. In: Volkslieder › Soldatenlieder. Müller-Lüdenscheidt-Verlag. Auf Volksliederarchiv.de, abgerufen am 29. Oktober 2021.
  3. Richard Schultz: Dans le monde – Büxensteinlied. In: Chants. Le Drapeau Rouge. Auf DrapeauRouge.free.fr, abgerufen am 29. Oktober 2021.