Armenisches Papier

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Armenisches Papier (Heftchen)
Einzelne Streifen armenischen Papiers

Als Armenisches Papier (Papier d’Arménie) bezeichnet man mit Benzoe, dem Harz von Storaxbäumen, getränktes Papier, dessen Rauch nach Weihrauch riecht. Dem Rauch wird antiseptische, geruchsneutralisierende, luftreinigende und Enthusiasmus fördernde Wirkung nachgesagt. Begründet wird dies mit einem 25%igen Anteil von Benzoesäure im Harz – Benzoe wird auch zur Herstellung von Weihrauch verwendet. Zum Gebrauch lässt man ein Stück des Papiers verglimmen.

Der französische Orient-Reisende Auguste Ponsot lernte im Osmanischen Reich die Praxis der Armenier kennen, ihre Häuser mit dem Rauch von flammendem Benzoe-Harz zu parfümieren. Der Pharmazeut Henri Rivier entwickelte dazu eine Methode zur einfacheren Anwendung: Er löste Benzoe in 90%igem Alkohol, mischte es mit anderen Essenzen[1] und tränkte damit Papier, das anschließend wieder getrocknet wurde.

Papier d’Arménie war auf der Pariser Hygienemesse 1888 sofort erfolgreich und ein Jahr später auch auf der Weltausstellung; dort demonstrierte man dessen Wirkung, indem man zwei Fleischstückchen eine Woche lang unter Glasglocken lagerte. Unter einer war auch armenisches Papier abgebrannt worden, und dieses Stück war auch nach einer Woche noch genießbar, das andere dagegen nicht mehr.

Seit 120 Jahren wird armenisches Papier in derselben Fabrik in der Peripherie von Paris hergestellt. Riviers Nachfahrin, Mireille Schvartz, produziert in vierter Generation mit zehn Mitarbeitern zwei Millionen duftende Papierbüchlein pro Jahr. Auch wenn der Herstellungsprozess der Büchlein zum Teil automatisiert ist, hat sich an der Produktion nichts Grundlegendes geändert. Im Keller mazerieren in Tanks drei Monate lang Benzoe, Vanille und andere Zutaten, die ein streng gehütetes Firmengeheimnis sind. Um den Duft besser aufzunehmen, wird das saugfähige Papier in Salzlake getaucht, getrocknet und gepresst, bevor es ins Duftbad kommt. Danach wird es im Ofen getrocknet, wieder gepresst und zwei Monate gelagert, bis es geschnitten, perforiert und zu einem Büchlein geheftet wird. Das Aussehen des Umschlags wurde seit Jahrzehnten nicht verändert.

Seit einer Weile steigt die Nachfrage und eine neue Duftmischung wird angeboten: 2006 feierte Frankreich L’Année de l’Arménie zum 15. Jahrestag der Unabhängigkeit der Republik Armenien. In Frankreich leben eine halbe Million armenienstämmige Personen, darunter auch der erfolgreiche Parfümeur Francis Kurkdjian, der eine neue Duftkomposition für die Jubiläumsausgabe von Papier d’Arménie kreierte.

Literatur

  • Danièle Festy: Ma bible de l'automédication: Le guide référence pour soigner sans danger toute la famille. Leduc.s éditions, 2015, ISBN 979-10-285-0136-5, S. 322.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Dominique Auzias, Jean-Paul Labourdette: In: Petit Futé Hauts-de-Seine. 2005–2006, S. 165.