Arteriovenöse Malformation

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Eine arteriovenöse Malformation (AVM) ist eine angeborene[1] Fehlbildung der Blutgefäße, bei der Arterien direkt mit Venen verbunden sind, ohne dazwischenliegende Kapillaren. AVM gehören zu den Gefäßanomalien. In älterer Literatur wird die AVM häufig zu den Angiomen gezählt, ist jedoch keine tumorartige Wucherung.[2]

Anatomie

Datei:Arteriovenous malformation video.webm Die Gefäßmalformation besteht aus einem Geflecht von direkten Verbindungen zwischen den blutzuführenden Arterien und den blutabführenden Venen, wobei eine exakte Abgrenzung im Bereich der AVM oft nicht mehr möglich ist.[1] Durch den erhöhten Blutfluss innerhalb der AVM sind die Blutgefäße erweitert.[2] Aufgrund der optischen Struktur der Fehlbildung wird eine AVM auch als Gefäßknäuel beschrieben,[3] AVM direkt unter der Hautoberfläche können als gewundenes Adergeflecht sichtbar sein. Das Zentrum der scheinbar verknoteten Blutgefäße wird in der Medizin als Nidus (lateinisch für „Nest“) oder Shunt (englisch für „Kurzschlussverbindung“) bezeichnet.

Histologisch unterscheidet sich der Aufbau der Blutgefäße im Bereich der AVM von dem „gesunder“ Blutgefäße. Innerhalb der AVM sind einige Wandschichten der Arterien/Venen extrem dünn oder fehlen ganz.[1] Die Blutgefäße der AVM sind daher anfälliger für Rupturen, was zu (inneren) Blutungen führen kann.

Die Größe einer AVM ist variabel, die Ausdehnung der AVM kann sich mit der Zeit sowohl vergrößern als auch verkleinern.[3] Auch kann es sein, dass eine AVM zwar vorhanden ist, aber keine Symptome zeigt. Die Faktoren, die zu einer Blutung führen, sind noch nicht vollständig verstanden.

Im Bereich der arteriovenösen Malformation können auch Aneurysmata vorhanden sein.

Abgrenzung

Arteriovenöse Malformationen sind wie arteriovenöse Fisteln Direktverbindungen zwischen Arterien und Venen. Arteriovenöse Fisteln sind allerdings meist nicht angeboren und können durch Beschädigungen nahe beieinander liegende Arterien und Venen entstehen oder auch künstlich zur Behandlung von Krankheiten erzeugt werden.

Lokalisation

Arteriovenöse Malformationen können im gesamten Körper auftreten und unterschiedliche Symptome und Auswirkungen haben.

Therapie

Es gibt drei Behandlungsmöglichkeiten einer AVM, die auch kombiniert werden können: Operation, Embolisation und Bestrahlung.

Literatur

  • Peter Berlit (Hrsg.): Klinische Neurologie. 2. Auflage. Springer Medizin, Heidelberg 2006, ISBN 3-540-01982-0.
  • S1-Leitlinie Zerebrale Gefäßmalformationen der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, aktualisierte Fassung von 2014, gültig bis September 2017, PDF-Version (AWMF Register-Nummer 030/088, zum Zeitpunkt der Verlinkung nicht bei AWMF online verfügbar)
  • ISSVA classification (PDF; 169 kB) Klassifizierung vaskulärer Anomalien. Odile Enjolras, Michel Wassef, Rene Chapot: Color Atlas of Vascular Tumors and Vascular Malformations. Cambridge University Press, 2007 (Auszug)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Henkes, Berg-Dammer, Kühne: Arteriovenöse Malformationen. In: Peter Berlit (Hrsg.): Klinische Neurologie. 2. Auflage. Springer Medizin, Heidelberg 2006, ISBN 3-540-01982-0, S. 1040 ff. → eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  2. a b Hassler, Schick: Arteriovenöse Missbildungen des ZNS. In: Moskopp, Wassmann (Hrsg.): Neurochirurgie, Handbuch für die Weiterbildung und interdisziplinäres Nachschlagewerk. Schattauer, Stuttgart 2005, ISBN 3-7945-1991-4, S. 382–392.
  3. a b Christian Helmut Peter Kühn: Radiochirurgie zur Behandlung cerebraler arteriovenöser Malformationen unter Anwendung des computer-gesteuerten Mikro-Multileaf-Kollimators. Dissertation, Medizinische Fakultät, Universität Köln, 2009. PDF-Version. Abgerufen am 13. Dezember 2011