Arts and Crafts Movement

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Artischocken-Tapete von John Henry Dearle für William Morris & Co. um 1897

Das Arts and Crafts Movement war eine britische Bewegung in der Kunst und insbesondere im Produktdesign in der Mitte des 19. Jahrhunderts bis etwa 1920.

Geschichte

Die Arts-and-Crafts-Bewegung entstand in der Mitte des 19. Jahrhunderts und wurde maßgeblich von William Morris, John Ruskin sowie einer Gruppe von Malern, Architekten und anderen Künstlern initiiert. Ruskin untersuchte die Verbindung zwischen Kunst, Gesellschaft und Arbeit, während Morris Ruskins Philosophie in die Praxis umsetzte, indem er großen Wert auf Arbeit legte sowie auf die Freude an Handarbeit und natürlicher Schönheit des Materials.[1] Im Zeitalter der maschinellen Produktion wollten sie eine Rückbesinnung auf das Handwerk. Weitere wichtige Vertreter waren neben Morris Walter Crane, Arthur Heygate Mackmurdo, Charles Voysey, Charles Robert Ashbee, Dante Gabriel Rossetti und William Lethaby.

Die erste Ausgabe einer Zeitschrift über Kunst erschien im April 1893 unter dem Titel: The Studio: An Illustrated Magazine of Fine and Applied Art.[2] Charles Holme und Joseph Gleeson White waren die treibende Kraft hinter dem Erscheinen der Zeitschrift 1893 und auch C. Lewis Hind leistete Starthilfe. Das Titelblatt der Erstausgabe war von (dem damals noch unbekannten) Aubrey Beardsley entworfen worden.[3] Ihr Hauptanliegen bestand in der Wiedervereinigung von Kunst und Kunsthandwerk mit dem Ziel, die schöpferische Vollwertigkeit des Kunsthandwerks wiederherzustellen.[4]

Ihre Blütezeit hatte die Arts-and-Crafts-Bewegung zwischen 1870 und 1920; ihre lokalen Schwerpunkte hatte sie in Großbritannien[5] und in den Vereinigten Staaten. Prominente Vertreter waren der Innenarchitekt Charles Rennie Mackintosh, der einen noch heute vielfach hergestellten Stuhl mit hoher Lehne entwarf, und der Schriftsteller und Satiriker Elbert Hubbard. Die Bewegung entstand als Suche nach einem authentischen Stil für das 19. Jahrhundert. Sie war eine Reaktion auf den Historismus der viktorianischen Ära und auf die als „seelenlos“ empfundenen Produkte der aufblühenden Industrie. Von vielen ihrer Vertreter wurden „die Maschinen“ als Wurzel allen Übels angesehen. Daraus ergab sich eine Rückbesinnung auf die Qualitäten des Handwerks. Um die dem Handwerk angeblich innewohnende Schönheit zum Ausdruck zu bringen, wurde den Objekten ein rustikales und robustes Aussehen gegeben. Die zentralen Merkmale der Arts-and-Crafts-Bewegung – Einfachheit und ernsthafter Umgang mit dem Material – beeinflussten Bewegungen wie Art Nouveau, Wiener Sezession, Wiener Werkstätte, Deutscher Werkbund und Bauhaus.

Architektur

Morris’ Haus in Kent, das Red House

Wegbereiter für die architektonische Umsetzung der Ideale der Arts-and-Crafts-Bewegung waren William Morris und Philip Speakman Webb. Morris’ Landsitz Red House kann als erstes eigenständiges Bauwerk dieser Stilrichtung gewertet werden. Entgegen der üblichen Konvention der aufwändigen viktorianischen Prunkfassade und dem repräsentativen quadratischen Grundriss mit historisierenden Repräsentationsräumen, folgte das Red House in Organisation und Aussehen den Idealen der Arts-and-Crafts-Bewegung. Im Stil englischer Pfarrhäuser wurde eine schlichte Backsteinfassade, rotes Ziegeldach und weiße Fensterrahmen gewählt. Der Grundriss folgte einer funktionalen Raumorganisation, die Wohnbereich, Wirtschaftstrakt und Studiobereich abgrenzten und damit eher L-förmig wurde. Trotz schlichter Ausführung folgten die Bauteile (Dach, Fenster, Türen etc.) historischen Formen. Die Innengestaltung wurde ohne historisierende Elemente umgesetzt. Vorbild für die Ausstattungsobjekte waren die Natur und die Form der regionalen, anonymen Gebrauchsgegenstände, wobei großer Wert auf ein hohes handwerkliches Niveau und gutes Material gelegt wurde. Die Gestaltung mit Verzicht auf Repräsentation und der Orientierung an der Funktion sind zentrale Punkte und Wegbereiter zur modernen Architektur. So wie das Prinzip vom Grundriss auszugehen und nicht von der Außenansicht. Das Wertschätzen von Handwerkskunst und Material bei der Inneneinrichtung belegt Morris’ Grundsatz, die schönen und angewandten Künste nicht zu trennen. Sie sind Kernprinzipien der Arts-and-Crafts-Bewegung.[6]

Literatur

  • John Ruskin: The Seven Lamps of Architecture. London 1849 (dt. Die sieben Leuchter der Baukunst)
  • John Ruskin: The Stones of Venice. London 1851 (dt. Steine von Venedig)
  • Hart, Imogen: On the Arts and Crafts Exhibition Society. BRANCH: Britain, Representation and Nineteenth-Century History. Ed. Dino Franco Felluga.
  • Hildegard Kretschmer: Die Architektur der Moderne. Reclam, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-15-010875-8.
  • Louisa Theobald: Arts and Crafts, Nietzsche und die frühe Brücke (Regensburger Studien zur Kunstgeschichte, 11, hrsg. von Christoph Wagner), Schnell & Steiner-Verlag, Regensburg 2011, ISBN 978-3-7954-2238-7.
  • Art and Life, and the Building and Decoration of Cities: And the Building and Decoration of Cities. A Series of Lectures by Members of the Arts and Crafts Exhibition Society, delivered at the 5th Exhibition of the Society in 1896. Rivington, Percival & Co. London 1897
    • William Morris starb am Eröffnungstag der 5. Ausstellung am 3. Oktober 1896
  • Arts and crafts essays. By members of the Arts and Craft Exhibition Society. With a Preface by William Morris. Publisher: Rivington, Percival, & Co. London 1893.

Weblinks

Commons: Arts and Crafts Movement – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. The Arts & Crafts Movement in The Victoria & Albert Museum
  2. „The Studio“ - History
  3. Die Kunstzeitschrift “The Studio” im Internet Online@1@2Vorlage:Toter Link/archive.orgsearch.php (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Es fehlen die Ausgaben 30, 36, 40, 56, 58, 67, 69, 72–82
  4. Arts and Crafts im Kunstlexikon abgerufen am 28, Mai 2011
  5. History of the Arts & Crafts Society
  6. Hildegard Kretschmer: Die Architektur der Moderne. Reclam, Stuttgart 2013, S. 26–29