Deutscher Werkbund

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Der Deutsche Werkbund e. V. (DWB) wurde am 6. Oktober 1907 als wirtschaftskulturelle „Vereinigung von Künstlern, Architekten, Unternehmern und Sachverständigen“ auf Anregung von Hermann Muthesius, dem Heilbronner Politiker Friedrich Naumann und Henry van de Velde in München gegründet. Sein Sitz ist in Darmstadt.

Ziele

Der Verein zielte auf eine „Veredelung der gewerblichen Arbeit im Zusammenwirken von Kunst, Industrie und Handwerk, durch Erziehung, Propaganda und geschlossene Stellungnahme zu einschlägigen Fragen“. Er setzte damit die schon bestehenden Ansätze der von John Ruskin inspirierten Reformbewegungen fort. Unter Berufung auf einen moralisch fundierten Qualitätsbegriff versuchte man eine neue Warenästhetik für die kunstgewerbliche Industrieproduktion zu etablieren, die sich bislang überwiegend mit Kopien und Adaptionen der alten handwerklichen Formvorbilder mit ihrer oft reichen Ornamentik begnügt hatte. Laut dem Kunsthistoriker Christian Demand baute „die ästhetische Bildungsagenda des […] Werkbunds […] auf die unmittelbare Überzeugungskraft von Begriffen wie Material-, Form- und Werkgerechtigkeit“.[1] Zentrales Anliegen war die Suche nach einer neuen, durch „Zweck“, „Material“ und „Konstruktion“ bedingten Formgebung (auch als „Form follows function“ bekannt), die man auch als „Sachlichkeit“ bezeichnete – und die in den 1920er Jahren dann unter dem ToposNeue Sachlichkeit“ erneut thematisiert werden sollte. Diese Forderung nach einer technisch wie ästhetisch hochwertigen Qualitätsproduktion wurde in einen programmatischen Gegensatz gesetzt zu einer scheinbar nur am Profit orientierten bisherigen Praxis des industrialisierten Kunstgewerbes.

Plakat für eine Ausstellung des Deutschen Werkbundes 1914 in Köln; Entwurf: Peter Behrens; Lithographie/Steindruck:
A. Molling & Comp. KG Hannover-Berlin

Um dem in diesem Zusammenhang beklagten Qualitätsverfall des Kunstgewerbes entgegenzuwirken, sollte nun eine den spezifischen Bedingungen der maschinellen Produktion adäquate Gestaltungsweise entwickelt werden, die sich insbesondere durch Ornamentlosigkeit und Schlichtheit der Formen auszeichnete. In den zahlreichen Publikationen und Ausstellungen des Werkbundes sollte dieser neuen Ästhetik durch beispielhafte Formgestaltungen von Gebrauchsgegenständen bei Konsumenten und Herstellern zugleich zu größerer Popularität verholfen werden.

Außerdem hoffte man unter dem expansiven Motto Vom Sofakissen zum Städtebau auch weit über die Industrieproduktion hinaus für die ganze Welt der alltäglichen Gebrauchsgegenstände einschließlich der Architektur einen damals sogenannten „modernen Stil unserer Zeit“ von epochaler Dauerhaftigkeit etablieren zu können. Im Hintergrund stand dabei die berühmte Prognose Gottfried Sempers, dass der Neuanfang in der Architektur nur vom Kunstgewerbe und den Kunstindustrien ausgehen könne. Entsprechend richtete man hinsichtlich der Verbreitung der neuen Formen besondere Erwartungen an die marktbeherrschenden Kräfte der industriellen Massenproduktion und wünschte schließlich auf diesem Wege auch eine Art „Geschmackskartell“ aufzubauen (siehe dazu die Rede von Hermann Muthesius auf der Kölner Werkbundausstellung 1914). Wobei es aber bei der Kölner Ausstellung zu einem Richtungsstreit zwischen den Vertretern der Typisierung (Muthesius) und denen des Individualismus (van de Velde) kam (sog. Typisierungsdebatte).[2]

Zu den angesehensten Kritikern des Bundes gehörten Adolf Loos und Werner Sombart, wobei Loos den künstlerischen Anspruch des Vereins angriff und betonte, dass nur der unbedingte Funktionalismus zur Herausbildung zeitgemäßer Stile führen würde, während Sombart vor allem darauf verwies, dass das erzieherische Programm des Werkbunds zwangsläufig zum Scheitern verurteilt sei.[3] Christian Demand stellte 2016 rückblickend fest, dass „der missionarische Furor, der die Aktivitäten des Werkbunds über Jahrzehnte begleitete, […] Anfang der 1970er Jahre mit der ernüchternden Einsicht [abklang], dass in einer auf allen Lebensgebieten sich zunehmend pluralisierenden Gesellschaft, deren Mobilität und Wohlstand, deren Wünsche und technologische Möglichkeiten ständig expandierten, selbst unter Fachleuten schlicht kein verbindlicher ästhetischer Konsens mehr herzustellen war.“[1]

Geschichte

Chronologische Übersicht

  • 1907 Gründung des Deutschen Werkbundes in München
  • 1914 Ausstellung: Kölner Werkbundausstellung
  • 1924 Ausstellung: Industrielle Formgebung in Berlin (Die Form)[4]
  • 1925 Herausgabe der Zeitschrift Die Form (bis 1934)
  • 1927 Ausstellung: „Die Wohnung“ Industrielle Formgebung in Stuttgart (Weißenhofsiedlung)
  • 1929 Ausstellung: Industrielle Formgebung in Breslau (WUWA)
  • 1929 „Film und Foto“-Ausstellung in Stuttgart (avantgardistischen Fotografie der zwanziger Jahre).
  • 1930: Ausstellung „Die Wohnung“ unter der Leitung von Walter Gropius in Paris
  • 1932 Ausstellung: Werkbundsiedlung Wien
  • 1933 Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten
  • 1938 Auflösung
  • 1947 Neugründung nach föderalistischem Prinzip mit acht Landesbünden in Rheydt
  • 1949 Ausstellung „Neues Wohnen“ und die „Gute Form“ in Köln
  • 1952 Herausgabe der Zeitschrift Werk und Zeit (bis 2007)
  • 1972 Gründung des Werkbundarchivs als Museum der Alltagskultur des 20. Jahrhunderts im Martin-Gropius-Bau in Berlin
  • 2000 Gründung der Werkbundakademie Darmstadt als Verein.

1907 bis 1947

Am 5. und 6. Oktober 1907 trafen angesehene Künstler, Architekten, Kunsthandwerker, Industrielle, Kaufleute und Schriftsteller im Münchner Hotel Vier Jahreszeiten zusammen, die das Werk, also das Produkt ihrer Arbeit, in den Mittelpunkt ihres Denkens und Handelns stellten. Sie gaben sich den Namen „Werkbund“ und formulierten die Aufgaben in der Satzung: „Der Zweck des Bundes ist die Veredelung der gewerblichen Arbeit im Zusammenwirken von Kunst, Industrie und Handwerk durch Erziehung, Propaganda und geschlossene Stellungnahme zu einschlägigen Fragen.“ Mit dieser Zielsetzung vertrat der Werkbund einen ethisch fundierten Qualitätsbegriff, der Materialgerechtigkeit, Zweckmäßigkeit, Gediegenheit und Nachhaltigkeit beinhaltete. Die Werkbund-Gründung war ein Protest gegen Historismus und Kulturverfall der menschlichen Umwelt – der Geräte und Möbel, der Wohnungen und Arbeitsstätten, der Häuser, Straßen, Städte und Landschaften. Sie war zugleich ein Aufruf zur künstlerischen, sittlichen und sozialen Erneuerung. Die Werkbundgründer sahen das entscheidende Problem in der Entfremdung des Produktes vom Schaffenden. Sie sahen auch, dass es notwendig war, diese Entfremdung innerhalb der industriellen Entwicklung zu überwinden. Bei der Formel „Veredelung der gewerblichen Arbeit“ ging es daher nicht nur um die Hebung der Qualität der Produkte, sondern auch um die „Veredelung“ des Arbeitsvorganges selbst.

Gründungsmitglieder waren Künstler und Unternehmen:[5]

Als erster Geschäftsführer des Werkbunds wurde Wolf Dohrn, langjähriger Mitarbeiter von Friedrich Naumann, berufen, der in den Folgejahren wesentlichen Anteil an der Planung und dem Bau der Gartenstadt Hellerau haben sollte.

Hermann Hesse schrieb 1912 über den Werkbund: „Im Deutschen Werkbund arbeiten Künstler mit Handwerkern und Fabrikanten zusammen und zwar gegen den Schund zugunsten der Qualitätsarbeit. Es ist etwa der Ruskinsche Gedankenkreis, aber moderner, praktischer und weniger eng determiniert. Es handelt sich um den Geschmack als moralische Angelegenheit, aber Moral ist hier gleichbedeutend mit Volkswirtschaft.“

Die Geschichte des Werkbunds lässt sich insgesamt nur als höchst wechselhaft beschreiben. Dabei bildet der Erste Weltkrieg eine tiefe Zäsur in der Geschichte des Werkbunds. In der Anfangsgeschichte gehörten Friedrich Naumann, Fritz Schumacher, Georg Wrba, Karl Schmidt und Hermann Muthesius zu den maßgeblichen Persönlichkeiten. Der Höhepunkt und Endpunkt dieser ersten Phase war die große Ausstellung von 1914 in Köln, die den Werkbund im Zuge einer großen Ideologiedebatte (der sogenannte Typenstreit) an den Rande einer Spaltung brachte.

Nachdem sich die erste Generation der Werkbundmitglieder gegen Ende des Krieges zurückgezogen hatte, gelangte der Werkbund im Laufe der 1920er Jahre zunehmend unter den Einfluss der Bauhaus-Ideen; Walter Gropius war schon lange vor dem Ersten Weltkrieg Mitglied, jedoch in einer gewissen Allianz mit Henry van de Velde und Bruno Taut an seinem Widersacher Muthesius 1914 zunächst gescheitert. Ludwig Mies van der Rohe wurde in den 1920er Jahren schließlich eines der führenden Mitglieder, wobei die Ausstellung Neues Bauen und die Werkbund-Ausstellung „Siedlung am Weißenhof“ 1927 in Stuttgart sicherlich als Meilensteine dieser Phase des Werkbundes gelten dürfen. Ihr folgte 1929 die Bauausstellung „Wohnung und Werkraum“ in Breslau (WuWa-Siedlung) und im selben Jahr die „Film und Foto“-Ausstellung in Stuttgart. Mit dieser wohl wichtigsten Schau der avantgardistischen Fotografie der 1920er Jahre, die einen internationalen Querschnitt von der UdSSR (El Lissitzky, Alexander Rodtschenko) bis zu den USA (Edward Weston) vorstellt, gelangen die visuellen Medien stärker ins Blickfeld des Werkbundes. 1930 fand in Paris eine vom deutschen Außenministerium unterstützte Werkbundausstellung zum Thema Die Wohnung statt, die von Walter Gropius – selbst Mitglied des Werkbundes – unter Mitarbeit von Marcel Breuer, Herbert Bayer und László Moholy-Nagy organisiert wurde.[6]

Von 1918 bis 1933 war Theodor Heuss Geschäftsführer und Vorstandsmitglied. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde die Satzung des Werkbunds den Vorstellungen der Partei („… allein im Deutschen Handwerk ist die Kunst verwurzelt …“) angepasst. Den Vorsitz übernahm das Mitglied der NSDAP und der SA Carl Christoph Lörcher. 1934 wurde der Verein auf seiner letzten Tagung in Königsberg (Ostpreußen) aufgelöst.[7] Jedoch wurde die gleichgeschaltete Organisation bis 1938 mit dem altbekannten Namen unter der Leitung des Nationalsozialisten Hermann Gretsch fortgeführt.[8]

Nach dem Krieg begannen schon 1945 Initiativen für eine Neugründung in Sachsen und Berlin tätig zu werden. Jedoch entstanden zunächst in schneller Folge Landeswerkbünde, so zuerst die Deutschen Werkbünde Bayern und Hessen (1947) und später auch der Werkbund Berlin (1949) und die anderen Werkbünde. Die Einigung auf eine Wiedergründung des Deutschen Werkbunds erfolgte 1947 in Rheydt in einem von Hans Schwippert organisierten Treffen, an dessen Abschluss das „Rheydter Manifest“ stand. Auf diese Planung erfolgte die offizielle Wiederbegründung 1950 im Kloster Ettal, in der die föderalistische Organisation beschlossen wurde.

1947 bis 1987

Theodor Heuss wurde 1949 nach seiner Tätigkeit als Geschäftsführer des Werkbundes zum Bundespräsidenten der Bundesrepublik gewählt. 1952 erschien das erste Heft der Zeitschrift „werk und zeit“. Als Signet diente der „Hahn“ (Entwurf Ewald Mataré) des früheren Deutschen Werkbundes in leicht abgewandelter Form. Im Jahr 1953 erfolgte die Gründung des Rates für Formgebung in Darmstadt. Dieser veröffentlichte bis 1961 den Katalog „Deutsche Warenkunde“, in dessen Inhalt vorbildliche Gebrauchsgeräte beschrieben wurden.

Bei der 1957 im Berliner Hansaviertel stattfindenden Interbau nahm auch der Deutsche Werkbund teil. Ein Jahr später entwarf Walter Rossow den Außenraum für den Pavillon zur Weltausstellung in Brüssel. 1960 fand in München eine Werkbundtagung mit dem Thema „Die Landschaft muss das Gesetz werden“ statt.

In den Jahren 1965 und 1966 folgten weitere Werkbundtagungen in Berlin und Hannover, 1968 erneut in Berlin (Thema: „Die Generation und ihre Verantwortung für unsere Umwelt“). 1972 wurde das Werkbund-Archiv in Berlin gegründet, dabei handelt es sich jedoch um eine vom Werkbund unabhängige Institution. In den Jahren 1986 und 1987 erfolgte der Umzug des Werkbundes von Darmstadt nach Frankfurt.

1987 bis 2010

Im Jahr 1988 wurde das Rhein-Kolleg gegründet. In den nächsten zwei Jahren zeigte der Werkbund die zwei Ausstellungen „ex und hopp – Das Prinzip Wegwerf – Eine Bilanz mit Verlusten“ (1989) und „Vom Bauhaus bis Bitterfeld“ (1990). Am 6. März 1992 wurde als erster Werkbund in den neuen Bundesländern der Deutsche Werkbund Sachsen e. V. ins Leben gerufen. In den Jahren darauf wurden die Laboratorien der Zivilisation/Akademie Deutscher Werkbund gegründet, deren Aufgabe es ist, sich mit Gestaltungsfragen auseinanderzusetzen. 1995 wurde in Frankfurt mit der Ausstellung „Warchitekture – Sarajevo, eine verwundete Stadt“ der Krieg in Jugoslawien thematisiert.

1996 wurde in Dresden-Hellerau das Werkbundhaus eingeweiht. Im selben Jahr wurden sämtliche Fördermittel der Länder und der Stadt Frankfurt gestrichen. Die Folge waren starke finanzielle Schwierigkeiten sowie die Schließung der Bundesgeschäftsstelle in Frankfurt. Nach der Übernahme des Dachverbandes durch den Landwerkbund Bayern wurde in den kommenden vier Jahren die schlechte Finanzlage in Angriff genommen. Die Geschäftsstelle wechselte zunächst nach München, später dann zurück nach Darmstadt (1999). Seit 1998 wird jährlich ein Werkbundtag mit wechselndem Thema ausgerichtet.

Briefmarke zum 100-jährigen Bestehen (Deutsche Post 2007)

Zum 100-jährigen Bestehen des Deutschen Werkbunds 2007 zeigte das Architekturmuseum der Technischen Universität München in der Pinakothek der Moderne in Zusammenarbeit mit dem Institut für Geschichte und Theorie der TU Darmstadt, dem Institut für Auslandsbeziehungen und der Neuen Sammlung die seit langem erste große Gesamtdarstellung über den Deutschen Werkbund.[9] Der Werkbund Bayern initiierte zum Jubiläum den Bau einer neuen Werkbundsiedlung in München, der Gründungsstadt des Werkbunds. Über einen internationalen Architektenwettbewerb wurde der Entwurf des japanischen Architekten Kazunari Sakamoto als städtebauliches Konzept der Werkbundsiedlung Wiesenfeld ausgewählt. Ab 2007 sollte mit dem Bau der Wohnhäuser nach den Entwürfen von zwölf Architekturbüros begonnen werden, was jedoch im Herbst 2007 nach Ablehnung des Konzeptes durch den Münchner Stadtrat nicht erfolgte. Deutschlandweit veranstalten die einzelnen Mitglieder des Deutschen Werkbunds eine Vielzahl von Ausstellungen, Symposien und öffentlichen Tagungen.[10] Die Deutsche Post würdigte das 100-jährige Jubiläum durch die Herausgabe einer 55-Eurocent-Sonderbriefmarke, ihre Erstausgabe war am 11. Oktober 2007. Zu seinem hundertsten Geburtstag wurden zwischen den Landeswerkbünden, die im Deutschen Werkbund e. V. vertreten sind, und denen, die zwischenzeitlich ausgetreten waren, Verhandlungen über eine Wiedervereinigung aller Landesbünde begonnen. Durch die Moderation von Hans-Hörg Oehm und Yvonne Endes (beide aus Baden-Württemberg, BW) sowie die Satzungsarbeit von Georg Drost (Bayern) konnte diese Vereinigung im Sommer 2008 vollzogen werden. Der Vorsitz des Deutschen Werkbundes wanderte nun turnusmäßig zwischen den Landesverbänden (zunächst: 2008 Hans-Jörg Oehm, BW, 2009 Dieter Koppe, Bayern, 2010 Roland Günter, Nordrhein-Westfalen).

Von 19. bis 21. Juni 2009 fand zum ersten Mal in diesem Rahmen wieder der Deutsche Werkbundtag in München mit dem Schwerpunkt „Zukunft des Wohnens“ statt. Der Deutsche Werkbundtag 2010 war im Sommer 2010 in Oberhausen.

werkbund.jung

Initiiert durch den Architekturhistoriker Werner Durth, formierte sich 2006 an der Technischen Universität Darmstadt eine Gruppe Studierender unter dem Namen wb.jung, die als „werkbund.jung“ in einzelnen deutschen Werkbünden als Projektgruppe tätig ist – wie es auf einer Klausurtagung des Deutschen Werkbunds in Kassel im März 2011 ermöglicht worden ist.[11] Aktuell gibt es werkbund.jung-Initiativen im Rhein-Main-Gebiet und Detmold. Er organisiert in Absprache mit den verantwortlichen Werkbünden Projekte (Ausstellungen, Veröffentlichungen etc.)

Zur Frage des Urheberrechtsschutzes

Der Werkbundgründung unmittelbar vorangegangen war eine Novellierung des Urheberrechtsgesetzes, so dass es zum ersten Mal möglich wurde, die Formerfindungen des Künstlers des Kunstgewerbes bzw. des neuentstehenden „Industrial Designs“ (etwa eines Peter Behrens) vor beliebiger Nachahmung zu schützen, wodurch die Künstler bzw. „Designer“ in rechtlicher Hinsicht zu einem gleichberechtigten Partner des industriellen Herstellers geworden waren. Der Werkbund suchte wie die neue Gesetzgebung zum Geschmacksmusterschutz eine Antwort auf die mit dem Jugendstil entstandene Problematik der Plagiate, die nicht nur etliche Künstler um die wirtschaftlichen Früchte ihrer entwerferischen Leistungen gebracht hatte, sondern in Augen vieler Kritiker auch dazu geführt hatte, dass der Jugendstil im Zusammenspiel mit den seit der Industrialisierung entfesselten Marktkräften als Modewelle ebenso rasch verebbte wie die im 19. Jahrhundert vorausgegangenen Stilmoden. Die Stilmoden des Historismus suchten ihre Formvorbilder allerdings im historischen Material, weshalb die Frage nach den Rechten des Entwerfers an seinen Formen und Zeichen erst mit dem Jugendstil und der rasch anwachsenden industriellen Massenproduktion wirklich akut wurde. Dies ist immer noch ein wichtiges Handlungsfeld des Deutschen Werkbundes, dem sich Rido Busse mit seiner Initiative Plagiarius widmet.

Gründungsmitglieder

Gründungsmitglieder des Deutschen Werkbundes waren sowohl Künstler als auch Unternehmen.[12]

Künstler

Firmen

Frühe Mitglieder des Werkbundes

Vorsitzende

Mitglieder (Auswahl)

Die Satzung wurde erstmals am 12. Juli 1908 ergänzt.[13]

Siehe auch

Literatur

  • Winfried Nerdinger (Hrsg.): 100 Jahre Deutscher Werkbund 1907–2007. Prestel-Verlag, München 2007, ISBN 978-3-7913-3867-5.
  • Lucius Burckhardt (Hrsg.): Der Werkbund in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Form ohne Ornament. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1978, ISBN 3-421-02529-0 (übersetzt ins Italienische, Französische, Englische).
  • Gerda Breuer (Hrsg.): Das gute Leben. Der Deutsche Werkbund nach 1945. Wasmuth, Tübingen 2007, ISBN 978-3-8030-3207-2.
  • Tilmann Buddensieg, Hennig Rogge: Industriekultur: Peter Behrens und die AEG 1907–1914. Gebrüder Mann, Berlin 1993, ISBN 978-3-7861-1155-9.
  • Joan Campbell: Der Deutsche Werkbund 1907–1934. Übersetzt von Toni Stolper. Klett-Cotta, Stuttgart 1981, ISBN 3-12-911980-9.
  • Joan Campbell: Der Deutsche Werkbund 1907–1934. Übersetzt von Toni Stolper. dtv, München 1989.
  • Christopher Oestereich: „Gute Form“ im Wiederaufbau. Zur Geschichte der Produktgestaltung in Westdeutschland nach 1945. Lukas Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-931836-43-6.
  • Ulrich Conrads, Peter Neitzke (Hrsg.): Mensch und Raum. Das Darmstädter Gespräch 1951 (= Bauwelt-Fundamente, 94). (Mit den Vorträgen von Schwarz, Schweizer, Heidegger, Ortega y Gasset.) Neuausgabe: Vieweg, Braunschweig 1991, ISBN 978-3-528-08794-4.
  • Armin Chodzinski: Kunst und Wirtschaft. Peter Behrens, Emil Rathenau und der dm drogerie markt. Kadmos, Berlin 2007, ISBN 978-3-86599-030-3.
  • Wend Fischer (Hrsg.); Neue Sammlung, München: Zwischen Kunst und Industrie, der Deutsche Werkbund. DVA, Stuttgart 1987, Sonderausgabe für den DWB, ISBN 3-421-02890-7.
  • Roland Günter: Der Deutsche Werkbund und seine Mitglieder 1907 bis 2007. Klartext, Essen 2009, ISBN 978-3-89861-861-8.
  • Theodor Heuss: Was ist Qualität? Zur Geschichte und zur Aufgabe des Deutschen Werkbundes. Rainer Wunderlich Verlag Hermann Leins, Tübingen / Stuttgart 1951.
  • Ot Hoffmann (Hrsg.) im Auftrag des DWB: Der Deutsche Werkbund – 1907, 1947, 1987. Wilhelm Ernst & Sohn, Frankfurt 1987, ISBN 3-433-02268-2.
  • Yuko Ikeda (Hrsg.): Vom Sofakissen zum Städtebau. Hermann Muthesius und der Deutsche Werkbund. Modern Design in Deutschland 1900–1927. Ausstellungskatalog. The National Museum of Modern Art, Kyoto 2002, ISBN 4-87642-165-X.
  • Karl-Ernst-Osthaus-Museum Hagen und Kaiser-Wilhelm-Museum Krefeld (Hrsg.): Das Schöne und der Alltag – Deutsches Museum für Kunst in Handel und Gewerbe. Ausstellungskatalog. Pandora Snoeck-Ducaju & Zoon, Gent 1997, ISBN 90-5325-090-5.
  • Frederic J. Schwartz: Der Werkbund. Ware und Zeichen 1900–1914. Übersetzt von Brigitte Kalthoff. Verlag der Kunst, Dresden 1999, ISBN 90-5705-116-8.
  • Werkbund-Archiv (Hrsg.): Hermann Muthesius im Werkbundarchiv. Ausstellungskatalog. Berlin 1990.
  • Werkbund-Archiv (Hrsg.): Kampf der Dinge. Der Deutsche Werkbund zwischen Anspruch und Alltag. Koehler & Amelang, Leipzig 2008, ISBN 978-3-7338-0364-3.
  • Deutscher Werkbund Berlin (Hrsg.): This is modern! – Deutsche Werkbund Ausstellung Venedig 2014. Jovis, Berlin 2014, ISBN 978-3-86859-283-2.

Weblinks

Commons: Deutscher Werkbund – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Christian Demand: Moralische Anstalten. In: Merkur. 24. Februar 2016, abgerufen am 12. März 2016.
  2. vgl. Joan Campbell: Der Deutsche Werkbund, 1907–1934. München 1989, S. 73.
  3. vgl. Joan Campbell: Der Deutsche Werkbund, 1907–1934. München 1989, S. 39–42.
  4. Peter BruckmannWerkbund-Ausstellung „Die Form“. In: Oesterreichs Bau- und Werkkunst. Illustrierte Monatsschrift, Jahrgang 1924, (I. Jahrgang), S. 58 f. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/buw
  5. Kurt Junghanns: Der Deutsche Werkbund. Sein erstes Jahrzehnt. Berlin 1982, S. 140.
  6. Deutscher Werkbund NW: 1930: Die Ausstellung in Paris (Memento vom 17. Juni 2016 im Internet Archive).
  7. Werkbund Berlin: Geschichte des deutschen Werkbundes, abgerufen am 23. April 2016
  8. Deutscher Werkbund e. V.: Liste der Vorsitzenden (Memento vom 29. Mai 2016 im Internet Archive), abgerufen am 23. April 2016
  9. Ausstellung über den Deutschen Werkbund 2007 im Architekturmuseum der Technischen Universität München
  10. Offizielle Gesamtübersicht des Deutschen Werkbundes über die Veranstaltungen im Jahr 2007 (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive) (PDF; 58 kB)
  11. Protokoll der Klausurtagung des Deutschen Werkbundes e. V. am 16. und 17. März 2011 in Kassel.
  12. Prof. Dr. Roland Günter: Verzeichnis der Gründer des Deutschen Werkbund 1907. Werkbund-Archiv Berlin, 2011, abgerufen am 10. November 2021.
  13. Mitgliederverzeichnis und Satzungen (1908) (PDF; 1,5 MB), abgerufen am 18. August 2012