ASFINAG

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Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft

Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1982
Sitz Wien, OsterreichÖsterreich Österreich
Leitung Hartwig Hufnagl
Josef Fiala
(Vorstände)[1]
Mitarbeiterzahl 3015[2]
Umsatz 2,79 Mrd. Euro[2]
Branche Infrastruktur
Website www.asfinag.at
Stand: 31. Dezember 2021
ASFINAG Zentrale im Austro Tower, Schnirchgasse 17, 1030 Wien

Die Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft (ASFINAG) ist eine österreichische Infrastrukturgesellschaft. Die Aktien stehen zur Gänze im Eigentum der Republik Österreich.

Geschichte

Das Unternehmen wurde am 11. September 1982 gegründet.[3] Ab diesem Zeitpunkt wurden die Kreditoperationen zentral für alle Projektgesellschaften in Österreich geführt. 1992 wurde die ÖSAG (Österreichische Autobahnen und Schnellstraßen AG) und ASG (Alpen Straßen AG) gegründet, eine Zusammenführung der bis dato sechs operativen Autobahngesellschaften in Österreich in die ASG im Westen, ÖSAG für den Rest Österreichs.

Ab 1997 übernahm das Unternehmen die Gesamtverantwortung für Netz und Verbindlichkeiten. Eine gesetzlich geregelte Ausgliederung von kumulierten Verbindlichkeiten in der Höhe von 5,66 Milliarden Euro verschaffte der ASFINAG neue Aufgaben: Planung, Bau, Erhaltung, Betrieb und Finanzierung des hochrangigen Straßennetzes in Österreich. Das Recht zur Einhebung von Maut und Benutzungsgebühren im eigenen Namen (Fruchtgenussrecht) führte neben den Einnahmen aus den Sondermautstrecken zur Einführung einer zeitbezogenen Maut für Fahrzeuge unter zwölf Tonnen höchstzulässigem Gesamtgewicht. Seit 2004 wird für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen eine streckenabhängige Maut eingehoben.

2005 erfolgte eine Änderung der Konzernstruktur durch die Fusion der ASG und der ÖSAG mit der Konzernmutter ASFINAG. Mitte 2005 übernahm die ASFINAG die italienische Autostrade-Tochter Europpass und gründete die ASFINAG International.

2006 übernahm das Unternehmen den Straßenbetrieb durch Beendigung der Werkverträge mit den Bundesländern. Ebenso 2006 wurde die PPP Ostregion, das erste öffentlich-private Partnerschaftsprojekt, zur Errichtung der Nord Autobahn A 5 beauftragt.

2009 wurden die drei Servicegesellschaften der ASFINAG unter der „ASFINAG Servicegesellschaft“ zusammengelegt und eine Vertretung der ASFINAG in Brüssel in Kooperation mit der ASECAP aufgebaut.

Nach knapp sechs Jahren Bauzeit wurden in der Nacht auf den 4. Juli 2013 die neue sowie die modernisierte, alte Röhre des Pfändertunnels für den Verkehr freigegeben. Gleichzeitig mit der Verkehrsfreigabe endete per Gesetz die Gültigkeit der Vorarlberger Korridor-Vignette für die Fahrt zwischen der Staatsgrenze und Hohenems auf der Rheintal Autobahn A14.[4]

Das Unternehmen ist an dem PPP-Projekt beteiligt, das gemeinsam mit dem Bauunternehmen Porr in den Jahren 2009 und 2010 ein Teilstück der ungarischen Autópálya M6 errichtete und 30 Jahre lang betreiben soll.[5]

Rechtsgrundlage und Aufgaben

Die A2 zwischen Grafenstein und Völkermarkt Ost
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Die S2 in Wien-Donaustadt
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Die S33 bei Traismauer-Süd

Die Rechtsgrundlage des Unternehmens ist das ASFINAG-Gesetz. Die ASFINAG wurde 1982 gegründet und der Unternehmensgegenstand ist gemäß § 2 Absatz 1 des Gesetzes die Finanzierung, die Planung, der Bau und die Erhaltung von Bundesstraßen sowie die Einhebung von zeit- und fahrleistungsabhängigen Mauten. Für die Einhebung der Maut wurde 1997 ein Fruchtgenussvertrag abgeschlossen und die ASFINAG hat seither formal das Fruchtgenussrecht an den im Eigentum des Bundes stehenden Grundstücken und Anlagen des hochrangigen Bundesstraßennetzes (ASFINAG-Ermächtigungsgesetzes 1997).[6]

Das ASFINAG-Gesetz behandelt hauptsächlich Finanzierungsregeln und berechtigt die ASFINAG, Mauten einzuheben. Spezielle Regeln über die Leistungsqualität (Straßenzustand etc.) enthält dieses Gesetz nicht. Die ASFINAG ist aber gemäß § 7 berechtigt, den zuständigen Behörden besonders geschulte Personen zur Betrauung als Organe der Straßenaufsicht vorzuschlagen. Diese Organe haben sodann das Recht, Lenker- oder Fahrzeugkontrollen durchzuführen. Ähnliche Rechte haben auch die Mitarbeiter der Mauteinhebung gemäß § 18 Bundesstraßen-Mautgesetz.[7]

Finanzierung

Die ASFINAG erhält keine finanziellen Mittel aus dem Staatsbudget, sondern finanziert sich über Einnahmen aus der Vignette, LKW-Maut und Streckenmautabschnitte sowie über Anleihen am Kapitalmarkt. Gemäß § 10 ASFINAG-Gesetz hat der Bund die Liquidität des Unternehmens sicherzustellen. Der Bund übernimmt für einzelne Finanzierungstransaktionen eine gesonderte Haftung, um die Finanzierungskosten gering zu halten.[8] Bei einem Jahresüberschuss führt die ASFINAG ggf. einen Teil als Dividende an die Republik Österreich ab.

Im Jahr 2017 nahm die ASFINAG durch die LKW- und Busmaut 1,370 Milliarden Euro und die Pkw-Maut 660 Millionen Euro ein. Sie erwirtschaftete, bei Investitionen in Höhe von 956 Millionen Euro, einen Jahresüberschuss von 709 Millionen Euro und lieferte eine Dividende von 100 Millionen Euro an den österreichischen Staat ab.[9]

Von Lkw und Autobussen wird eine Maut abhängig von der Achsanzahl und der auf Autobahnen und Schnellstraßen gefahrenen Strecke via GO-Box abgebucht. Benutzer von Autos (bis 3,5 t höchstzulässiger Gesamtmasse) und Motorrädern leisten über die irreversibel an vorgeschriebenen Stellen auf das Fahrzeug zu klebende Vignette hingegen einmal einen rein zeitabhängigen Beitrag zur generellen Nutzung des hochrangigen Straßensystems (10-Tages-, 2-Monats- oder Jahres-Vignette). Seit November 2017 gibt es für Pkw- und Motorradbesitzer die Möglichkeit, eine digitale Vignette zu erwerben. Diese ist, im Gegensatz zur Klebevignette, nicht fahrzeug-, sondern kennzeichengebunden und gilt somit auch für mehrere Fahrzeuge, die mit dem gleichen Kennzeichen benutzt werden können.[10]

Des Weiteren gibt es Streckenmauten für bemautete, kostenintensive Strecken. Das sind von West nach Ost: Arlberg-Straßentunnel, Brennerautobahn, Tauerntunnel und Katschbergtunnel, Karawankentunnel, Bosrucktunnel, Gleinalmtunnel.[11] Die allgemeine Vignettenpflicht ist auf diesen Strecken aufgehoben. Die Einhebung dieser Streckenmauten erfolgt über Einzelkarten, oder daneben uneinheitlich über Zeitkarten (Jahr, Monat, mit Streckenkombination und verschiedenen Ermäßigungen etwa für Pendler, Menschen mit Behinderung, Anrainer), sowie Teilstreckenkarten und Mehrfahrtenkarten. Fahrzeuge, die Blaulicht tragen, verschiedene staatliche und Internationale Dienste, etwa Bundesheer und Justizwache sind von der Streckenmaut permanent ausgenommen.

Die Einhaltung der Mautpflicht wird durch Asfinag-Mitarbeiter, durch die Polizei und seit 2007 auch mit automatischen Kamera-Erfassungssystemen kontrolliert.[12] 98 % der Autobahn- und Schnellstraßenbenutzer zahlen die Maut laut Asfinag korrekt, 200.000 Ersatzmaut-Forderungen werden pro Jahr erlassen.[13]

Konzernstruktur

Die Konzernmutter ASFINAG hat ihren Sitz in Wien und unterhält verschiedene Tochtergesellschaften:[14]

  • ASFINAG Bau Management GmbH (BMG) mit Firmensitz in Wien, verantwortet Bauprojekte und den Streckenausbau
  • ASFINAG Alpenstraßen GmbH, sitzt in Innsbruck, für die Streckenerhaltung (Vorarlberg und Tirol)
  • ASFINAG Service GmbH (SG) mit Sitz in Ansfelden, für die Streckenerhaltung (restliche Bundesländer)
  • ASFINAG Maut Service GmbH (MSG) mit Firmensitz in Salzburg, zuständig für Mauteinhebung, Streckenmaut, Vignette und LKW-Maut
  • ASFINAG International GmbH (AIG) mit Firmensitz in Wien, für die Vermarktung

Zahlen und Fakten

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Westliche Röhre des Karawankentunnels in Kärnten
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ASFINAG Rastplatz Kesselhof auf der A 1 West Autobahn in Fahrtrichtung Wien
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Die Hundertwasser-Raststation bei Bad Fischau an der Süd Autobahn

Das Unternehmen betreibt ein Streckennetz von 2.249 Kilometern Länge mit 379 Anschlussstellen, 166 Tunnel mit 405,4 Kilometer Röhrenlänge und 5.818 Brücken.

Das Unternehmen betreibt weiters 57 Rastplätze, 120 Parkplätze[15] und 66 Park & Drive Anlagen[16].

Das Unternehmen hat 2.070 Mitarbeiter, diese sind u. a. in 42 Autobahnmeistereien, 6 Mautstellen und 9 Verkehrsmanagementzentralen beschäftigt.

Die Jahresfahrleistung 2021 auf den betriebenen Autobahnen und Schnellstraßen betrug rund 29,1 Mrd. Kfz-km. Insgesamt wurden 2021 knapp 21,7 Mio. Vignetten verkauft.

Die Mauteinnahmen betrugen im Jahr 2021:

  • Lkw-Maut: 1.655 Mio. Euro
  • Vignette: 477 Mio. Euro
  • Streckenmaut: 173 Mio. Euro

Quelle: ASFINAG[17]

Investitionen

2021 investierte die ASFINAG rund 1,1 Milliarden Euro in Erhaltung, Neubau und Verbesserung der österreichischen Autobahnen und Schnellstraßen. Davon flossen rund 523 Millionen Euro in Neubau und Erweiterungen, 611 Millionen Euro in die Erhaltung der Strecken.[18]

Management und Aufsichtsrat

Das Management setzt sich aus den beiden Vorständen der ASFINAG, Vorstandsdirektor Hartwig Hufnagl und Vorstandsdirektor Josef Fiala, zusammen sowie den einzelnen Geschäftsführerinnen und Geschäftsführern der Tochtergesellschaften. Hartwig Hufnagl wurde mit 1. Februar 2019 zum Vorstandsdirektor der ASFINAG für die Bereiche Betrieb und Erhaltung, Planung und Bau, Technische Koordination, Strategie, Innovation, Forschung und Entwicklung sowie Cooperate Services bestellt.[1] Am 3. April 2019 wurde Josef Fiala, bislang Geschäftsführer der ASFINAG Service GmbH, vom Aufsichtsrat zum Finanzvorstand bestellt.[19]

Der Aufsichtsrat setzt sich zusammen aus Christa Geyer (Aufsichtsratsvorsitzende), Herbert Kasser (Stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender), Harald Frey, Wolfgang Anzengruber, Martha Schultz und Kathrin Renz. Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat sind Roman Grünerbl, Karl Christian Petz und Gabriele Strassnigg.[20]

Siehe auch

Weblinks

Commons: ASFINAG – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b ASFINAG: Vorstände. Abgerufen am 4. April 2019.
  2. a b Geschäftsbericht 2021. ASFINAG, S. 111, 119, 121, 126, 134 (asfinag.at [PDF; abgerufen am 12. Juli 2022]).
  3. ASFINAG-Gesetz, BGBl. Nr. 591/1982.
  4. ASFINAG: Heute Nacht fahren die ersten Fahrzeuge durch den zweiröhrigen Pfändertunnel. Aussendung der ASFINAG zur Eröffnung der beiden neuen Röhren des Pfändertunnels.
  5. Der Standard: ASFINAG und Porr stellen Autobahnteilstück fertig. vom 31. März 2010, abgerufen am 22. Januar 2013
  6. ASFINAG-Gesetz, auf ris.bka.gv.at, abgerufen am 2. November 2017
  7. Bundesstraßen-Mautgesetz 2002 – BStMG, abgerufen am 27. November 2017
  8. Infrastrukturbeilage Oktober 2016, Seite 5, abgerufen am 27. November 2017
  9. ASFINAG erwirtschaftet 2017 Jahresüberschuss von 709 Millionen Euro. In: asfinag.at. 27. April 2018, abgerufen am 26. Juli 2020.
  10. Neue Vignette ab Donnerstag erhältlich. In: ORF Vorarlberg. 22. November 2017, abgerufen am 27. November 2017.
  11. Sonder- und Videomaut. asfinag.at, abgerufen am 12. Februar 2015.
  12. Christian Mayr: Erfolg mit automatischer Vignettenkontrolle - 106.000 Überführte im Vorjahr - Neuer Rekord bei Jagd auf Vignetten-Sünder. Abgerufen am 23. Juli 2021.
  13. Vorsicht vor «Pickerl»-Bussen in Österreich. 31. Januar 2019, abgerufen am 23. Juli 2021.
  14. Ausgliederungen und Beteiligungen des Bundes auf bmf.gv.at, Oktober 2016, S. 123.
  15. ASFINAG Rast- und Parkplätze
  16. Park & Drive
  17. ASFINAG übertrifft wirtschaftliche Prognosen für 2021 deutlich. Abgerufen am 27. April 2022.
  18. Bauen für sichere Autobahnen und Tunnel. In: asfinag.at. 11. Juli 2022, abgerufen am 11. Juli 2022.
  19. sn.at: Josef Fiala ist neuer Asfinag-Finanzvorstand . Artikel vom 3. April 2019, abgerufen am 3. April 2019.
  20. Aufsichtsrat, auf asfinag.at, abgerufen am 27. Dezember 2020