August Dieckhoff
August Dieckhoff (* 6. Juni 1805 in Stettin; † 10. März 1891 in Bonn; vollständiger Name: Carl Christian August Dieckhoff)[1]:257 und 453 war ein deutscher Architekt und preußischer Baubeamter.
Leben
August Dieckhoff studierte seit der zweiten Hälfte der 1820er-Jahre an der Berliner Bauakademie. Bereits im Jahr 1827 wurde er Mitglied im Architektenverein zu Berlin, an dessen Monatskonkurrenzen er wiederholt teilnahm oder Vorträge vor den Mitgliedern hielt. 1844 legte er die Baumeisterprüfung ab. In der Zwischenzeit war er unter anderem für Karl Friedrich Schinkel als Kondukteur bei dessen Altstädtischer Kirche in Königsberg tätig (1836). Ab 1845 ist er in Berlin als Privatbaumeister nachweisbar, wobei er auch in dieser Zeit Bauaufgaben für staatliche Stellen ausführte, so 1853 für das Justizministerium. Im Jahr 1855 erhielt Dieckhoff seine Ernennung zum Landbaumeister.[2]
Unter gleichzeitiger Beförderung zum Bauinspektor wurde Dieckhoff 1857 nach Bonn versetzt, um als Universitätsbaumeister die Erweiterung der baulichen Anlagen der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität umzusetzen.[2] Während seiner 14-jährigen Bonner Schaffensphase entstanden insbesondere die Frauenklinik und das Chemische Institut sowie die Entwürfe zur Neuen Anatomie, die unter seinem Nachfolger Jacob Neumann ausgeführt wurde. Ebenso führte Dieckhoff mehrere Kirchen aus, an Privatbauten ist lediglich die Villa Troost bekannt. Nach zahlreichen Besitzerwechseln und Um- sowie Erweiterungsbauten dient diese seit 1950 als (seit 1994 zweiter) Amts- und Wohnsitz des Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland. 1871 erfolgte dann Dieckhoffs Versetzung als Leiter der Kreisbauinspektion Aachen.[2] Dort ging er zum 1. April 1887 als Kreisbauinspektor in den Ruhestand.[3]
Stilistisch war Dieckhoff von Friedrich August Stüler, Heinrich Strack und Karl Friedrich Schinkel geprägt, in deren Umfeld er bereits früh tätig wurde. Dies zeigte sich bereits bei seinen Teilnahmen an den Monatskonkurrenzen des AVB in den frühen 1830er-Jahren[2]:568 und setzte sich in seinem Bonner Werk fort.[4]:77
Dieckhoff war seit 1854 mit Caroline geb. Gutzkow, Witwe des Stadtwundarztes Heinrich Christian Bungenstab und ältere Schwester des Schriftstellers Karl Gutzkow, verheiratet. Der Schauspieler Hermann Haack war sein Adoptivsohn.
Werk
- 1832:[5][2] Berlin, Wettbewerbsentwurf für ein Schützenhaus, Monatskonkurrenz des Architekten- und Ingenieurvereins, Mai 1832
- 1832:[6][2] Berlin, Wettbewerbsentwurf für ein Molkenhaus, Monatskonkurrenz des Architekten- und Ingenieurvereins, Juli 1832
- 1832:[7][8][2] Berlin, Wettbewerbsentwurf für ein Vogelhaus, Monatskonkurrenz des Architekten- und Ingenieurvereins, August 1832
- 1833:[9][2] Berlin, Wettbewerbsentwurf für eine Bildergalerie, Monatskonkurrenz des Architekten- und Ingenieurvereins, Februar 1833
- 1852–1853: Berlin, Petrikirche, Bauausführung unter Heinrich Strack[2] Kriegszerstört.
- 1854:Königsberg in der Neumark, Bau eines neuen Turms an der Marienkirche[2]
- 1861–1862: Bonn, Villa Troost[10]
- 1863–1865: Bonn-Oberkassel, Katholische Pfarrkirche St. Cäcilia[11]
- 1863–1872: Bonn, Frauenklinik (Bauleitung durch Jacob Neumann)[1]:144–170[10]
- 1864–1868: Bonn, Chemisches Institut (Universitätslaboratorium)[1]:112–122[10][12]:25[13]:158–160 u. Abb. 4–6[14]:253–255[4]:74–81
- 1867:[15] Bonn, Erster allgemeiner Entwurf zur Bebauung für die klinischen Neubauten der Universität
- 1868–1872: Bonn, Evangelische Kirche[10]
- 1868–1872: Bonn, Anatomisches Institut[11] (ausgeführt von Jacob Neumann)[1]:171–198[13]:160–162 u. Abb. 7–9 Nach anderer Quelle 1869–1871 erbaut.[14]:125[14]:255–256[4]:67–72
- 1870–1872: Bergheim, Katholische Pfarrkirche[11]
- nach 1871:Friedrich Ark[10] Aachen, Projekt zu einem Aufsatzgeschoss auf das Polizeipräsidium (Pontstraße) von
- 1879:[10] Aachen, Infanteriekaserne
- 1884–1886: Aachen, Kaiser-Wilhelm-Gymnasium[11][16]:149f und Abb. 28
- 1884–1888: Aachen, Land- und Amtsgericht[17]
- Bundesarchiv Bild 183-10508-0001, Berlin, Petrikirche, Ruine.jpg
Petrikirche in Berlin, 1951
Marienkirche in Königsberg, 2009
Denkmal von Friedrich August Kekulé von Stradonitz vor dem Chemischen Institut Bonn, 2006
- Bonn-524-Altes Chemisches Institut.jpg
Altes Chemisches Institut Bonn, 2014
- KRKIRCHE.jpg
Kreuzkirche Bonn, 2005
- Aachen Landgericht.jpg
Landgericht Aachen, 2006
Auszeichnungen
- 1868: Charakterisierung als Baurat[10]
- 1884: Verleihung des Königlich Preußischen Kronenordens III. Klasse[18]
Literatur
- Waltraud Bertz-Neuerburg: Kurzbiographien der Architekten und Baumeister. In: Eduard Trier, Willy Weyres (Hrsg.): Kunst des 19. Jahrhunderts im Rheinland. Band 2., Architektur II, Profane Bauten und Städtebau. Schwann, Düsseldorf 1980, ISBN 3-590-30252-6, S. 524–557.
- Eva Börsch-Supan: Berliner Baukunst nach Schinkel 1840–1870. (= Studien zur Kunst des neunzehnten Jahrhunderts, Band 25) Prestel, München 1977, ISBN 3-7913-0050-4, S. 567f. Börsch-Supan vermengte dabei in ihrer Kurzbiographie augenscheinlich die Viten zwei verschiedener Dieckhoffs. Der in Bonn und Aachen tätige ging schließlich im Jahr 1887 als Kreisbauinspektor in Ruhestand, während er nach Börsch-Supan gleichzeitig bereits 1877 Geheimer Oberbaurat und vortragender Rat im Handelsministerium war.
- Eva Brües: Gerichtsgebäude. In: Eduard Trier, Willy Weyres (Hrsg.): Kunst des 19. Jahrhunderts im Rheinland. Band 2., Architektur II, Profane Bauten und Städtebau. Schwann, Düsseldorf 1980, ISBN 3-590-30252-6, S. 17–31.
- Hans-Henning Herzberg: Bonner Universitätsbauten zwischen 1850 und 1880. (zugleich Dissertation, RWTH Aachen) Aachen 1974.
- Heinrich Lützeler: Die Bonner Universität. Bauten und Bildwerke. H. Bouvier u. Co. Verlag und Ludwig Röhrscheid Verlag, Bonn 1968.
- Hans-Dieter Nägelke: Hochschulbau im Kaiserreich. Historische Architektur im Prozess bürgerlicher Konsensbildung. Verlag Ludwig, Kiel 2000, ISBN 3-933598-09-5.
- Horst Schmitges: Schulbauten. In: Eduard Trier, Willy Weyres (Hrsg.): Kunst des 19. Jahrhunderts im Rheinland. Band 2., Architektur II, Profane Bauten und Städtebau. Schwann, Düsseldorf 1980, ISBN 3-590-30252-6, S. 119–153.
- Olga Sonntag: Villa Troost/Koenig/Hammerschmidt. In: Villen am Bonner Rheinufer: 1819–1914. Bouvier, Bonn 1998, ISBN 3-416-02618-7 (zugleich Dissertation, Universität Bonn, 1994), Band 1, S. 189 und Band 2, Katalog (1), S. 255–315 und 374 (Anmerkungen).
- Willy Weyres, Albrecht Mann: Handbuch zur Rheinischen Baukunst des 19. Jahrhunderts 1800–1880. Köln 1968, S. 42f.
- Willy Weyres: Hochschulbauten. In: Eduard Trier, Willy Weyres (Hrsg.): Kunst des 19. Jahrhunderts im Rheinland. Band 2: Architektur II, Profane Bauten und Städtebau. Schwann, Düsseldorf 1980, ISBN 3-590-30252-6, S. 155–172.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Hans-Henning Herzberg: Bonner Universitätsbauten zwischen 1850 und 1880.
- ↑ a b c d e f g h i j Eva Börsch-Supan: Berliner Baukunst nach Schinkel 1840–1870.
- ↑ Centralblatt der Bauverwaltung, 7. Jahrgang 1881, Nr. 1 (vom 1. Januar 1887), S. 3.
- ↑ a b c Heinrich Lützeler: Die Bonner Universität. Bauten und Bildwerke.
- ↑ Schützenhausm, Monatskonkurrenz Mai 1832 (1832). architekturmuseum.ub.tu-berlin.de; abgerufen am 28. Februar 2013.
- ↑ Molkenhaus - ländlicher Gasthof. Monatskonkurrenz Juli 1832 (1832). architekturmuseum.ub.tu-berlin.de; abgerufen am 28. Februar 2013.
- ↑ Vogelhaus. Monatskonkurrenz August 1832. architekturmuseum.ub.tu-berlin.de; abgerufen am 28. Februar 2013.
- ↑ Vogelhaus. Monatskonkurrenz August 1832. architekturmuseum.ub.tu-berlin.de; abgerufen am 28. Februar 2013.
- ↑ Bildergalerie. Monatskonkurrenz Februar 1833. architekturmuseum.ub.tu-berlin.de; abgerufen am 28. Februar 2013.
- ↑ a b c d e f g Willy Weyres, Albrecht Mann: Handbuch zur Rheinischen Baukunst des 19. Jahrhunderts 1800–1880.
- ↑ a b c d Waltraud Bertz-Neuerburg: Kurzbiographien der Architekten und Baumeister.
- ↑ Eva Brües: Gerichtsgebäude.
- ↑ a b Willy Weyres: Hochschulbauten.
- ↑ a b c Hans-Dieter Nägelke: Hochschulbau im Kaiserreich.
- ↑ Centralblatt der Bauverwaltung, 3. Jahrgang 1883, Nr. 35 (vom 1. September 1883), S. 314.
- ↑ Horst Schmitges: Schulbauten.
- ↑ Land- und Amtsgericht, Aachen. architekturmuseum.ub.tu-berlin.de; abgerufen am 28. Februar 2013.
- ↑ Centralblatt der Bauverwaltung, 4. Jahrgang 1884, Nr. 51 (vom 20. Dezember 1884), S. 539.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Dieckhoff, August |
ALTERNATIVNAMEN | Dieckhoff, Carl Christian August (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Architekt, preußischer Baubeamter |
GEBURTSDATUM | 6. Juni 1805 |
GEBURTSORT | Stettin |
STERBEDATUM | 10. März 1891 |
STERBEORT | Bonn |