August Föppl

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August Föppl

August Otto Föppl (* 25. Januar 1854 in Groß-Umstadt, Hessen; † 12. Oktober 1924 in Ammerland) war ein deutscher Ingenieurwissenschaftler für Mechanik und Elektrotechnik sowie Hochschullehrer.

Leben

Föppl war der Sohn des Arztes Carl August Föppl (der zuletzt Kreisarzt in Höchst im Odenwald war) und studierte ab 1869 Bauwesen an der Polytechnischen Schule Darmstadt, dann in Stuttgart bei Christian Otto Mohr und an der TH Karlsruhe mit dem Diplomabschluss 1874. Danach unterrichtete er zunächst an der Baugewerkschule in Holzminden und von 1877 bis 1892 Algebra und Technische Mechanik an der Gewerbeschule Leipzig. Nebenher begann er ein Studium der Physik bei Gustav Heinrich Wiedemann, das er mit einer Promotion im Jahr 1886 abschloss. Der Dissertation lagen zwei Veröffentlichungen über Statik, Theorie des Fachwerks von 1880 und Theorie der Gewölbe von 1881, zugrunde. Darauf aufbauend berechnete er die gusseisernen Fachwerkträgerkonstruktionen zur Überdachung der städtischen Markthalle in Leipzig.[1] 1892 wurde er außerordentlicher Professor für Landwirtschaftliche Maschinenlehre und Kulturtechnik an der Universität Leipzig.

1894 bis 1922 war August Föppl (als Nachfolger von Johann Bauschinger) Professor für Technische Mechanik und grafische Statik am Lehrstuhl Technische Mechanik und Graphische Statik (heutiger Lehrstuhl für Werkstoffkunde und Werkstoffmechanik) der Technischen Hochschule München sowie des Mechanisch-Technischen Laboratoriums (heute: Staatliches Materialprüfamt für den Maschinenbau). 1922 wurde er emeritiert.

Er war Gründungsbursche der Darmstädter Burschenschaft Germania/Alte Darmstädter Burschenschaft Germania während seines Studiums in Darmstadt im Jahr 1869.

Föppl führte Experimente zu Kreiseln und Schwingungen durch und begründete die Lehre der kritischen Schwingungen. In der Theorie führte er z. B. die Föppl-Klammer ein. Er veröffentlichte über die Lavalturbine[2] und den Schiffskreisel von Ernst Otto Schlick.[3] Bekannt waren seine Lehrbücher der Technischen Mechanik[4].

Arnold Sommerfeld bezeichnet ihn als einen „hochverdienten Forscher und Lehrer aus allen Gebieten der angewandten Mechanik“ und weist darauf hin, dass Föppl der erste war, der Heavisides Vektorrechnung in Deutschland vertreten hat. Er verwendet diese in seiner Einführung in die Maxwellsche Theorie der Elektrizität (Leipzig 1894). Dies war das erste deutschsprachige Lehrbuch zu Maxwells Theorie der Elektrodynamik.[5] Dieses Lehrbuch wurde auch zu einer wichtigen Quelle für Albert Einstein bei seinen Überlegungen zur Elektrodynamik bewegter Körper bzw. für die spezielle Relativitätstheorie.

Einer seiner ersten Assistenten war Ludwig Prandtl, der später sein Schwiegersohn wurde.

Er war Ehrendoktor in Darmstadt und München und Geheimer Hofrat sowie seit 1909 ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

2002 führte die TU München die Föppl-Medaille ein, mit der Mitarbeiter für besonderes Engagement in der beruflichen Ausbildung ausgezeichnet werden.

Familie

Er heiratete Emilie Schenck (1856–1924).[6] Ihre Kinder waren Gertrud (⚭ Ludwig Prandtl), Otto Föppl (1885–1963; Professor für technische Mechanik an der TH Braunschweig), Else (⚭ Hans Thoma, 1887–1973, Professor für Elektrotechnik in Karlsruhe[7]) und Ludwig Föppl (1887–1976; Maschinenbauingenieur an der TH München).[8]

Ehrungen

  • Auf dem Stammgelände der TU München ist ein Hörsaal im N1-Gebäude nach ihm benannt
  • An der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK) trägt ein Gebäude seinen Namen.
  • In seiner Geburtsstadt Groß-Umstadt wurde eine Straße, die Dr.-Föppl-Straße, nach ihm benannt.[9]
  • Seit 1993 gibt es im Gewerbegebiet Nordost in Leipzig eine Föpplstraße.[10]
  • Seit 2002 zeichnet die TU München mit der August Föppl-Medaille Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus, die sich besonders für die berufliche Ausbildung einsetzen.[11]

Schriften

  • Lebenserinnerungen. R. Oldenbourg 1925
  • mit Otto Föppl: Grundzüge der Festigkeitslehre. Teubner 1923
  • mit Ludwig Föppl: Drang und Zwang : Eine höhere Festigkeitslehre für Ingenieure. 2 Bände. Oldenbourg 1920, 3. Auflage 1941/43
  • Vorlesungen über Technische Mechanik. Teubner Verlag. Band 1: Einführung in die Mechanik, 5. Auflage 1917; Band 2: Graphische Statik, 3. Auflage 1912; Band 2: Festigkeitslehre, 5. Auflage 1914; Band 4: Dynamik, 4. Auflage 1914, Band 5: Die wichtigsten Lehren der Elastizitätstheorie, 1905; Band 6: Die wichtigsten Lehren der höheren Dynamik, 1910
    • Zuerst 1897 bis 1900. Spätere Auflagen im Oldenbourg Verlag, z. B. Band 3, 15. Auflage 1951, wobei seine Söhne Herausgeber waren
  • mit Max Abraham: Theorie der Elektrizität. Band 1: Einführung in die Maxwellsche Theorie der Elektrizität. 4. Auflage. Teubner, 1912 (zuerst als alleiniger Autor 1894)
  • Das Fachwerk im Raum. 1892
  • Geometrie der Wirbelfelder. 1897

Literatur

  • Heinz Neuber: Föppl, August Otto. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 269 (Digitalisat).
  • Andreas Haka: Soziale Netzwerke im Maschinenbau an deutschen Hochschul- und außeruniversitären Forschungseinrichtungen 1920–1970. Stuttgarter Beiträge zur Wissenschafts- und Technikgeschichte, Bd. 6. Berlin: Logos Verlag, 2014. ISBN 978-3-8325-3695-4.
  • Karl-Eugen Kurrer: The history of the theory of structures. Searching for Equilibrium, Ernst & Sohn 2018, ISBN 978-3-433-03229-9, S. 996 f. (Biografie).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. August Föppl. In: Website der HTWK Leipzig. Abgerufen am 25. Juni 2020.
  2. Zivilingenieur 1895/96
  3. VDI-Zeitschrift, Band 39, 1904
  4. Karl-Eugen Kurrer: Föppls Vorlesungen über Technische Mechanik. In: Geschichte der Baustatik. Auf der Suche nach dem Gleichgewicht. 2., stark erweiterte Auflage. Ernst & Sohn, Berlin 2016, ISBN 978-3-433-03134-6, S. 187–191.
  5. Arnold Sommerfeld: Vorlesungen über Theoretische Physik. Band II: Mechanik der deformierbaren Medien. Harri Deutsch, Frankfurt/Main, 1978, ISBN 978-3-87144-375-6, S. 108.
  6. Erich Truckenbrodt: Prandtl, Ludwig. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 671 f. (Digitalisat).
  7. ieh.kit.edu
  8. Andreas Haka: Soziale Netzwerke im Maschinenbau an deutschen Hochschul- und außeruniversitären Forschungseinrichtungen 1920–1970. Logos, Berlin 2014, ISBN 978-3-8325-3695-4 S. 108–109.
  9. Dr.-Föppl-Straße in Groß-Umstadt. Abgerufen am 15. September 2021.
  10. Leipziger Straßennamen. (PDF) In: Website der Stadt Leipzig. Abgerufen am 25. Juni 2020.
  11. August Föppl-Medaille. In: Website TU München. Abgerufen am 25. Juni 2020.