August Hoyer (Pastor)
August Hoyer[1] (auch Augustus Hoyer[2] und Wilhelm August Hoyer[3] sowie August Georg Wilhelm Hoyer; * 11. Oktober 1820 in Blumlage[4] bei Celle;[1] † 5. Oktober 1908) war ein deutscher evangelischer Geistlicher.[5]
Leben
August Hoyer entstammte „einer alten hannoverschen Pastorenfamilie“[5] und wurde im Jahr 1820 in Blumlage[4] bei Celle geboren,[1] zur Zeit des Königreichs Hannover und noch vor Beginn der Industriellen Revolution.[6] In Lüneburg besuchte er zunächst das dortige Gymnasium, bevor er das Fach Theologie zunächst in Halle an der dortigen Hochschule, dann in Jena und schließlich in Göttingen an der Georg-August-Universität studierte.[4] Im Anschluss arbeitete er mehrere Jahre als Hauslehrer bei dem in Daverden tätigen Pastor Büttner, bevor er schließlich sein theologisches Examen bestand und von dem Hannoverschen Konsistorium für die evangelisch-lutherische Kirche in Nordamerika ordiniert und von einem Komitee am 12. Juli desselben Jahres 1848 in die Vereinigten Staaten abgeordnet wurde. Anfang August stach er von Bremen aus mit einem Segelschiff in See, das nach rund 7 Wochen Überfahrt über den Atlantik am 24. September in Baltimore vor Anker gehen konnte. Von dort aus begab er sich zu der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Pittsburgh, die ihn zum Seelsorger wählen wollte und der er zum Bau einer Kirche 120 Reichstaler vom Zentralvorstand des in Leipzig ansässigen Gustav-Adolf-Vereins persönlich überbringen sollte.[1]
Tatsächlich wirkte August Hoyer noch in den 1840er Jahren als Prediger der Missouri-Synode und verwaltete im Anschluss daran einige Jahre das Pfarramt einer evangelischen Kirchengemeinde in Philadelphia,[5] als Reverent an der St. John' Church.[2]
Am 5. September 1851 heiratete Hoyer in New York seine Mathilde (Mathilde Amalie Elisabeth; * 15. Februar 1826; † 21. November 1893 in Hannover).[4]
Nach seiner Rückkehr in das Königreich Hannover wirkte Hoyer übergangsweise als Militärgeistlicher bei der in Celle stationierten Hannoverschen Garnison. 1859 berief ihn König Georg V., das Pfarramt für die neu gegründete Gemeinde der Christuskirche zu übernehmen.[5] Zu dem Zeitpunkt war die Kirche in dem – erstmals Jahrzehnte später so genannten – hannoverschen Stadtteil Nordstadt[7] allerdings noch nicht gebaut. Hilfsweise wurde er in der bis dahin von der Gemeinde genutzten Nikolaikapelle am 28. August 1859 in sein Amt eingeführt; das Datum gilt seitdem als Gründungsdatum der Christuskirchengemeinde. Die Grundsteinlegung für die Christuskirche erfolgte erst gut drei Wochen später am 21. September 1859, dem Geburtstag des Kronprinzen.[5]
In seinem zunächst noch kleinen „Kirchlein“ wirkte Hoyer mit dem damaligen Konsistorialrat Gerhard Uhlhorn und anderen „Amtsbrüdern“ etwa bei den abendlichen Missionsstunden.[8]
Pastor Hoyer zeichnete sich durch eine besondere pastorale Wirksamkeit aus.[9] Unter ihm wurde am 15. Mai 1863 eine erste Warteschule in den Räumen der Volksschule am Engelbosteler Damm eröffnet[10] für die Kinder berufstätiger Eltern. Im Folgejahr 1864 richtete er eine Krankenpflegestation ein mit einer Diakonisse aus der Henriettenstiftung – ein Beispiel, das rasch auch über die Grenzen Hannovers hinaus Schule machte.[11]
Genau 5 Jahre nach der Grundsteinlegung der Christuskirche übergab der Baumeister Conrad Wilhelm Hase bei der feierlichen Einweihung der Christuskirche am 21. September 1864 den Schlüssel für die Kirche an König Georg V., der ihn sofort an Pastor Hoyer weiterreichte.[12]
Die Deutsche Volkszeitung schrieb später über Hoyer:
„Als Vertreter der unter dem Patronat des Königlichen Hauses stehenden Gemeinde nahm er an der Beisetzung des Königs von Windsor, als auch an der Hochzeitsfeier des Herzogs Ernst August in Kopenhagen teil.[5]“
Betrug die Anzahl der Mitglieder bei der Gemeindegründung noch rund 7000, verdoppelte sich diese Zahl im Zuge der Industrialisierung innerhalb von nur drei Jahren auf rund 14.000 Mitglieder. Zur Linderung des enormen gestiegenen Arbeitspensums wurde Hoyer daher im Jahr 1867 der zunächst als „Pfarrkollaborator“ tätige Geistliche Richard Greve zur Seite gestellt. In der Gründerzeit des Deutschen Kaiserreichs mussten die beiden Geistlichen allein im Jahr 1876 1300 Kinder taufen, 400 Kinder konfirmieren, 358 Paare trauen und mehr als 600 Gemeindemitglieder beerdigen. Für die weiterhin rasch anwachsende Gemeinde betrieben die beiden daher die Bildung zunächst der Apostelkirche als Tochtergemeinde; die Gemeindebildung der späteren Lutherkirche brachte jedoch vor allem Greve zur Ausführung. Ab 1891 half zudem der hierfür vorgesehene dritte Paster Rudolf Graff.[5]
Nach rund 35 Jahren im Dienst der Christuskirchengemeinde trat August Hoyer am 1. Oktober 1894 in den Ruhestand. Er starb 1908 im Alter von 88 Lebensjahren.[5]
Trivia
1869 erhielt Hoyer eine Dotation von 1392 Talern.[13]
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Wilhelm Löhe, Johann Friedrich Wucherer (Hrsg.): Kirchliche Mittheilungen aus und über Nord-Amerika, 1. Jahrgang, Nr. 4, Nördlingen: Druck und in Kommission der C. H. Beck'schen Buchhandlung, 1843, Sp. 31, 32; Digitalisat über Google-Bücher
- ↑ a b McElroy's Philadelphia Directory, for 1865 containing the Names of the Inhabitants of the consolidated City, their Occupations, Places of Business, and dwelling Houses: A Business Directory, a List of the Streets, Lanes, Alleys, the City Offices, public Institutions, Banks etc., also the Names of Houskeepers etc., in Camden, New York. Nineteenth edition. Philadelphia: Edward C. and John Biddle, printed by Henry B. Ashmead, 1856, p. 303, 882; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- ↑ Richard Greve: Von der Begründung der Gemeinde bis zu ihrer ersten Teilung (1859–1884), in ders.: Die Christuskirche zu Hannover. Aufzeichnungen aus der 50jährigen Geschichte einer großstädtischen Gemeinde, Hannover: Verlag von Heinrich Feesche, 1909, S. 3–37; hier: S. 5
- ↑ a b c d Deutsches Geschlechterbuch, Band 179 (1979), S. 17; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- ↑ a b c d e f g h Wolfgang Pietsch: Die Pastoren und Pastorinnen der Christuskirchengemeinde. In: Stefanie Sonnenburg, Felicitas Kröger, Wolfgang Pietsch, Claudia Probst, Peter Troche, Rolf Wießell (Red.): 1859–2009. 150 Jahre Gemeindegründung Christuskirche Hannover. Jubiläumsschrift aus Anlass der Gründung der Gemeinde am 28. August 1859 Akzent-Druck, Hannover 2009, S. 117–129, v. a. S. 117f.
- ↑ Klaus Mlynek: Hauptstadt(funktion). In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 274.
- ↑ Klaus Mlynek: Nordstadt. In: Stadtlexikon Hannover, S. 482
- ↑ Pastor Brunn: Reisebericht von Pastor Brunn, in C. F. W. Walter (Red.): Der Lutheraner, hrsg. von der Deutschen Evangelisch-lutherischen Synode von Missouri, Ohio, und anderen Staaten, 20. Jahrgang, Ausgabe 23, St. Louis: 1. August 1864; Digitalisat über Google-Bücher
- ↑ R. Hartmann: Geschichte der Residenzstadt Hannover von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, überarbeiteter Nachdruck der Originalausgabe von 1880, UNICUM, 2013, ISBN 978-3-8457-0308-4, S. 631; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- ↑ Stefanie Sonnenburg: Gemeindeschwestern in der Nordstadt, in Stefanie Sonnenburg, Felicitas Kröger, Wolfgang Pietsch, Claudia Probst, Peter Troche, Rolf Wießell (Red.): 1859–2009. 150 Jahre Gemeindegründung. ., S. 133–140, hier: s. 140
- ↑ Dieter Brosius: Schule, Kirche, Armen- und Gesundheitswesen, in Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein: Geschichte der Stadt Hannover, Band 2: Vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart, Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft, 1994, ISBN 3-87706-364-0, S. 335–340; hier: S. 336f.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- ↑ Simon Benne: Christuskirche feiert Jubiläum / 150 Jahre alt – und wie neu geboren / Die Christuskirche in der Nordstadt feiert 150-jähriges Jubiläum – und pünktlich dazu öffnet das neue Chorzentrum, Artikel auf der Seite der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 18. September 2014, aktualisiert am 21. September 2014, zuletzt abgerufen am 10. Februar 2018
- ↑ Werner Trolp: Die Militärseelsorge in der hannoverschen Armee : Betreuung innerhalb der allgemeinen Strukturen der Kirche unter Berücksichtigung von Besonderheiten der Armee ( = Studien zur Kirchengeschichte Niedersachsens, Band 045), 1. Auflage, Göttingen: V&R unipress, 2012, ISBN 978-3-8470-0067-9, S. 103; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
Personendaten | |
---|---|
NAME | Hoyer, August |
ALTERNATIVNAMEN | Hoyer, Augustus; Hoyer, Wilhelm August; Hoyer, August Georg Wilhelm (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher evangelischer Pastor |
GEBURTSDATUM | 11. Oktober 1820 |
GEBURTSORT | Celle |
STERBEDATUM | 5. Oktober 1908 |
STERBEORT | Scharzfels |