Deutsches Weidelgras

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Deutsches Weidelgras

Deutsches Weidelgras (Lolium perenne) (links)
Italienisches Raygras (Lolium multiflorum) (rechts)

Systematik
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Süßgräser (Poaceae)
Unterfamilie: Pooideae
Gattung: Lolch (Lolium)
Art: Deutsches Weidelgras
Wissenschaftlicher Name
Lolium perenne
L.

Das Deutsche Weidelgras, auch Ausdauernder Lolch (Lolium perenne) genannt, ist eine ausdauernde Pflanzenart aus der Familie der Süßgräser (Poaceae). Es ist ein sowohl in der Weiden- als auch in der Wiesennutzung ertragreiches und weitgehend unempfindliches Gras, das nahezu in jeder Art von Grünland Verwendung findet. Es wird in zahlreichen Sorten im Handel angeboten.

Entsprechend seiner weiten Verbreitung sind für dieses Gras im deutschsprachigen Raum eine Reihe weiterer Namen in Gebrauch: Ausdauerndes Weidelgras, Englisches Weidelgras, Englisches Raygras, Dauer-Lolch oder Dinkelspelze.

Beschreibung

Deutsches Weidelgras (Lolium perenne)

Das Deutsche Weidelgras wächst in Horsten mit zahlreichen sterilen Blatttrieben. Aus den Wurzelstöcken treiben über kurze Ausläufer neue Tochterpflanzen (Rasen­bildung). Die dunkelgrün-glänzenden Blätter sind zwei bis vier Millimeter breit und bis zu 20 Zentimeter lang. Sie sind auf der Oberseite durch zahlreiche Längsriefen rau, auf der Unterseite glatt und mit einem deutlichen Kiel in der Mitte.

Auf der Ährenachse sitzen mehrere Ährchen (Spi, Spicula). Am Grund jedes Ährchens befindet sich eine Hüllspelze (Glu, Gluma), nur das endständige Ährchen besitzt zwei davon (im Bild nicht sichtbar). Auf der Ährchenachse sitzen mehrere Blüten, welche jeweils in eine Deckspelze (Lem, Lemma) und Vorspelze (Pal, Palea) eingehüllt sind. Die Perigonblätter (Lod, Lodiculae) sind winzig.

Die glatten Halme des Deutschen Weidelgrases steigen meist bogig auf und erreichen eine Höhe bis zu 70 Zentimetern. Im Bereich der Ähre sind sie S-förmig geschlängelt. In jeder Bucht (also wechselseitig mit deutlichem Abstand zueinander) sitzt ein Ährchen, und zwar mit der Schmalseite zum Halm (anders als bei der Quecke, Elymus repens, bei der die Ährchen quer stehen). Die ganze Ähre wirkt daher flächig abgeflacht und schlank. Der Ährenteil des Halmes ist bis zu 30 Zentimeter lang. Die Ährchen bestehen aus zwei bis zehn Blüten. Sie werden bis zu zwanzig Millimeter lang. Alle Spelzen sind ohne Grannen.

Die Blütezeit dauert vom Mai bis in den Herbst.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 14.[1]

Ökologie

Das Deutsche Weidelgras ist ein ausdauernder, wintergrüner, Rasen bildender Hemikryptophyt. Es ist windblütig vom „langstaubfädigen Typ“, schwach vorweiblich, selbststeril und ein häufiger Heuschnupfen-Erreger. Die Blütezeit dauert vom Mai bis in den Herbst.

Die Früchte sind Karyopsen mit (unbegrannten) Deck- und Vorspelzen als Ausbreitungseinheit (Spelzfrüchte, die wie biologische Kapseln wirken). Daneben findet Menschenausbreitung (auch als Kulturflüchter), Zufallsverbreitung durch Grasfresser sowie Wasserhaft- und Trittausbreitung statt. Fruchtreife ist von August bis Oktober. Die Karyopsen sind Lichtkeimer.

Vegetative Vermehrung erfolgt durch kurze Ausläufer, welche die horstig wachsenden Pflanzen netzartig miteinander verbinden.

Ähnliche Arten

Das ebenfalls verbreitete Italienische Raygras (Lolium multiflorum) ist in der Regel einjährig. Die Deckspelzen seiner Blüten haben meist eine bis zu 15 Millimeter lange Granne. Während die Blätter von Lolium perenne einfach gefaltet austreiben und einen Kiel auf der Unterseite haben, treiben die Blätter von Lolium multiflorum spiralig aufgerollt aus und haben dementsprechend keinen Kiel. Lolium multiflorum hat deutlich breitere Blätter (bis zehn Millimeter breit).

Die beiden Arten Lein-Lolch (Lolium remotum) und Taumel-Lolch (Lolium temulentum) sind sehr selten.

Vorkommen und Standort

Das Deutsche Weidelgras kommt ursprünglich in Makaronesien, in Europa bis Sibirien und zum Himalaja sowie in Nordafrika vor. Es ist aber in vielen anderen Ländern ein Neophyt.[2]

Das Deutsche Weidelgras bevorzugt stickstoffreiche, auch oberflächlich verdichtete Böden mittlerer Feuchte in klimatisch günstigen Lagen. Dort ist es eines der häufigsten Gräser auf Wiesen und Weiden. Es kommt aber auch wild auf Grasflächen und an Wegrändern vor. Dieses Gras ist etwas frostempfindlich, was in kälteren oder höheren Lagen leicht zu Schäden führen kann, also z. B. zu Lücken im Rasen. Es stammt ursprünglich aus Europa, ist aber heute weltweit im Siedlungsumfeld verbreitet. Das Deutsche Weidelgras ist die Kennart der Weidelgrasweide (Lolio-Cynosuretum), kommt aber auch in Gesellschaften des Verbands Trittpflanzengesellschaft mit Polygonum aviculare vor.[1]

Nutzung

Durch seine Vorliebe für stickstoff- und phosphatreiche Böden spricht das Deutsche Weidelgras sehr gut auf Düngung an. Es verträgt Beweidung und häufigen Schnitt sehr gut. Seine ursprüngliche und auch heute noch wichtigste Bedeutung liegt in der Nutzung als Weidegras und in der Gewinnung von Heu und Silage. Es wird meist in einer Mischung mit anderen Gräsern und auch mit Klee angebaut.

Das Deutsche Weidelgras ist sehr trittresistent und regeneriert sich sehr schnell. Es ist damit gut geeignet für strapazierfähige Rasen in Sportanlagen, Parks und Ziergärten. Aus diesem Grund ist es ein typischer Bestandteil zahlreicher Rasenmischungen.

Derzeit sind für die verschiedenen Nutzungsarten über hundert Zuchtsorten von Lolium perenne bekannt.

Literatur

  • Ernst Klapp, Wilhelm Opitz von Boberfeld: Taschenbuch der Gräser. Verlag Paul Parey, Berlin, Hamburg 1990 (12. Aufl.), ISBN 3-489-72710-X
  • Mogens S. Christiansen, Verner Hancke: Gräser: Süßgräser, Sauergräser und Binsen Mittel- und Nordeuropas. BLV, München 1993 (4. Auflage), ISBN 3-405-13615-6
  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Portrait. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.

Einzelnachweise

  1. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. ISBN 3-8001-3131-5. Seite 231.
  2. Rafaël Govaerts (Hrsg.): Lolium perenne. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 11. November 2016.

Weblinks

Commons: Lolium perenne – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien