Ausrufezeichen

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Klammern ( ) [ ]

Das Ausrufezeichen (Deutschland und Schweiz; Varianten: Ausrufzeichen insb. Schweiz, Ausrufungszeichen vereinzelt in Deutschland und Schweiz)[1] oder das Rufzeichen (Österreich und Südtirol; Variante: Rufezeichen insb. Gesamttirol und Vorarlberg),[1] eine Lehnübersetzung von lateinisch signum exclamationis, seltener auch Exklamationszeichen, (!), ist ein Satzzeichen, das nach Ausrufe-, Wunsch- und Aufforderungssätzen sowie nach Ausrufewörtern und nach bedingten indirekten Fragen (Irrealis) steht. In Österreich ist die Verwendung bei der Anrede in Briefen weit verbreitet, während diese Praxis in Deutschland nicht mehr üblich ist. Daneben symbolisiert dieses Satzzeichen wichtige und ähnliche Sachverhalte und repräsentiert einige völlig andere Bedeutungen.

Entstehung

Hartmut Günther, Professor für deutsche Sprache und Didaktik an der Universität zu Köln, fand bei einem diachronen Vergleich von Editionen der lutherschen Bibelübersetzung das erste Ausrufezeichen in einer Ausgabe aus dem Jahr 1797. Es erfüllte dabei bereits grammatikalische Aufgaben und diente nicht, wie bis dahin vermutet, nur als Intonationsinformation.[2]

Unter der Bezeichnung „Rufzeichen“ tauchte das Ausrufezeichen im 17. Jahrhundert auf. Das früheste Zeugnis in Deutschland ist wohl der Erstdruck von Johann Fischarts „Ehezuchtbüchlein“ Flöhhatz[3] von 1573.[4]

Verwendung

Als Satzzeichen

Deutsch

Als Satzzeichen steht das Ausrufezeichen in unabhängigen Sätzen, Wortgruppen oder nach Einzelwörtern (auch in Überschriften u. ä.), und zwar nach Ausrufen, Anrufen, Befehlen, Aufforderungen, Warnungen, Verboten, Wünschen, Grüßen und nachdrücklichen Behauptungen.

Beispiele:

  • „Das darfst du nicht!“
  • „Betreten verboten!“
  • „Halt!“

Beim Sprechen fällt die Tonhöhe zum Satzende hin ab.

Das Ausrufezeichen wird ohne Leerzeichen an das letzte Wort des Satzes geschrieben.

Ein Ausrufezeichen in einer Klammer „(!)“ informiert darüber, dass die Angabe unmittelbar vor der Klammer dem Verfasser des Satzes bemerkenswert erscheint.

Beispiel:

  • Die Wikipedia enthält 1 (!) Artikel

Anders als in den meisten romanischen und angelsächsischen Ländern wird im deutschen Sprachgebrauch das Ausrufezeichen nicht nur nach direkter Anrufung, sondern auch zur Bekräftigung verwendet. Diese Entwicklung ist jedoch umgangssprachlich begründet und entstand in den Anfangsjahren des Internets. Neben der Verwendung sogenannter Emoticons wurde die Mehrfachverwendung von Ausrufezeichen und Fragezeichen („Sag mir wie????“) als zusätzliche Betonung in Internetforen und Newsgroups verwendet, ohne dass es dafür einen geschichtlichen Hintergrund gab. Durch die Mehrfachverwendung ist das Ausrufezeichen in der Bedeutung der reinen Lautstärkenbetonung zunehmend einer Wertung in Form von ‚wichtig‘ gewichen: „Jetzt nur 5 Prozent!!!“. Die Anzahl der Ausrufezeichen soll daher die Wichtigkeit des Gesagten spiegeln.

Aus diesem Kontext heraus ist auch die ironische Überhöhung !!11einseinseinself stellvertretend für sehr viele Ausrufezeichen entstanden, dessen Ursprung auf Tippfehler auf der deutschen Tastatur (die Ziffer 1 und das Ausrufezeichen befinden sich auf derselben Taste) zurückzuführen ist (siehe Leetspeak).

՜

Armenisch

In der armenischen Schrift gibt es das բացականչական նշան (batsaganchakan nshan, Unicode: U+055C armenian exclamation mark). Es wird ähnlich einem diakritischen Zeichen auf den betonten Vokal der Aussage gesetzt; bei der Eingabe am Computer wird es nach diesem Vokal eingegeben.

Französisch

Im Französischen wird vor dem Ausrufezeichen nach dem letzten Wort des Satzes ein Leerzeichen eingefügt.

Beispiel:

  • Attention ! La voiture quitte le garage. „(Achtung! Das Auto verlässt die Garage.)“

Wenn mehrfache Ausrufezeichen erwünscht sind, wird ebenso ein Leerzeichen nach dem letzten Wort des Satzes eingefügt:

  • Ouah !!! C’est une jolie photo. „(O ja!!! Das ist ein hübsches Foto.)“

Spanisch: „¡“

¡
Dreisprachige Werbetafel in Barcelona (Detail). Das öffnende Ausrufezeichen wird nur im Spanischen verwendet, nicht in der Regionalsprache (Katalanisch).

Im Spanischen existiert das Ausrufezeichen, das hier signo de exclamación, jedoch manchmal auch signo de admiración („Bewunderungszeichen“) genannt wird, in zwei Formen. Neben dem auch in anderen Sprachen üblichen, einen Satz abschließenden Zeichen „!“ gibt es das öffnende Ausrufezeichen „¡“, das betonten Sätzen oder Wörtern vorangestellt wird:

  • ¡Atención!

Wenn Ausrufezeichen mehrmals erwünscht sind, wird das öffnende Ausrufezeichen so oft geschrieben wie das schließende:

  • ¡¡¡Atención!!!

Bei einer höflichen Aufforderung wird – analog der Sprache – zwar betont, aber nicht laut gerufen, also nur das Betonungszeichen gesetzt:

  • ¡Por favor llame. („Bitte klingeln“)

Als Lautzeichen

Deskriptorsymbole

Symbolische Bedeutungen

Das Ausrufezeichen steht allgemein für ‚wichtig‘, insbesondere für eine Warnung (‚Achtung‘), oder für ‚Gefahr‘ und ‚Gefährdung‘.

Weitere Verwendungen

Bei Studentenverbindungen kann das Ausrufezeichen Teil des Verbindungszirkels sein.

Zeichenkodierung und Tastatureingabe

Das Ausrufezeichen liegt im ASCII-Zeichensatz auf 21 Hexadezimal (Unicode U+0021); es ist das erste sichtbare Zeichen nach den Steuerzeichen und wird daher je nach Sortieralgorithmus an erste Stelle sortiert.

Das umgekehrte Ausrufezeichen für die Spanische Sprache liegt in ISO 8859-1 und Unicode auf Code 161 (U+00A1) und lässt sich unter Windows auf jeder Tastatur über Alt + 0161 beziehungsweise Alt + 173 auf dem Nummernblock erzeugen. Bei einem Macintosh wird dieses durch Alt + 1/! erzeugt, unter Linux/X11 durch Shift + AltGr + 1/!.

Das doppelte Ausrufezeichen („‼“) wird in Unicode als U+203C kodiert.

In HTML kann das Ausrufezeichen auch durch folgende Codes erzeugt werden[5]:

Kodierung
dezimal !
hexadezimal !
benannte Entität !

Siehe auch

Weblinks

Commons: Ausrufezeichen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Ausrufezeichen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelbelege

  1. a b Ausrufezeichen. In: Atlas zur deutschen Alltagssprache. Universität Salzburg, Universität Lüttich, abgerufen am 6. März 2020.
  2. Wolfgang Mathias: Presse-Information 127/2002 – Die Entwicklung der deutschen Zeichensetzung. Universität zu Köln, 19. August 2002, archiviert vom Original am 6. Juni 2011; abgerufen am 28. Februar 2013.
  3. Flöh-Hatz/Weiber-Tratz. der wunder unrichtige und spottwichtige Rechtshändel der Flöh mit den weybern, Aufl. Straßburg 1601 (Digitalisat).
  4. Duden Komma, Punkt und alle anderen Satzzeichen. Mit umfangreicher Beispielsammlung, Dudenverlag, 1998, S. 9.
  5. W3C (World Wide Web Consortium): Character entity reference chart