Avisio

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Avisio

Verlauf des Avisio

Daten
Lage Nord-Italien
Flusssystem Etsch
Abfluss über Etsch → Adriatisches Meer
Flussgebietseinheit Ostalpen
Quelle in der Marmolata
Quellhöhe 2057 m s.l.m.
Mündung bei Trient in die EtschKoordinaten: 46° 7′ 0″ N, 11° 5′ 0″ O
46° 7′ 0″ N, 11° 5′ 0″ O
Mündungshöhe 192 m s.l.m.
Höhenunterschied 1865 m
Sohlgefälle 21 ‰
Länge 89,4 km
Einzugsgebiet 936,57 km²
Abfluss MQ
23,5 m³/s
Durchflossene Stauseen Fedaia-Stausee, Stramentizzo-Stausee

Der Avisio bei Moena

Der Avisio (deutsch veraltet Eveys[1], Efeis[2] oder Laifserbach, ladinisch La Veisc) ist ein linker Nebenfluss der Etsch im Norden Italiens. Auf einer Länge von 88 km durchfließt er den Nordosten des Trentino sowie auf einer kurzen Wegstrecke einen zu Südtirol gehörenden Abschnitt. Der Avisio entspringt einem Gletscher der Marmolata oberhalb des Fedaia-Passes (2057 m). Sein Lauf führt durch das Fassatal, das Fleimstal und das Cembratal. Er mündet bei Trient in die Etsch. Auf der gesamten Strecke bis zur Mündung (192 m) hat er somit etwa 2000 Höhenmeter überwunden und sich aus der vergletscherten Gebirgswelt der Dolomiten in die milde Klimazone der Obst- und Weinanbaugebiete des Trentino vorgearbeitet.

Charakter des Flusses

Knapp unterhalb der Passhöhe wird das Wasser des Avisio zum Fedaia-Stausee (Lago Fedaia) aufgestaut, der vom ersten Frost an oft bis in den Juni hinein zugefroren ist. Der aus dem Fedaia-Stausee heraustretende Avisio ist im Oberlauf ein Sturzbach. Auf ca. 10 km verliert das Fassatal über 600 m Höhe. Zwischen Soraga und Moena auf ca. 1.200 m Höhe wird der Avisio zum zweiten Mal zum ca. 1 km langen Lago di Pezzé gestaut. Im Unterlauf bildet der Avisio zunächst eine Schlucht, bevor beim Eintritt ins Etschtal der Flusslauf breiter wird und sich mehrfach zwischen Sand- und Schotterbänken verzweigt.

Eine dritte Staustufe liegt auf 787 m Höhe im Fleimstal zum Cembratal am Stramentizzo-Stausee. Dieser See steht in der Aufmerksamkeit der Kommunalpolitik und lokaler Interessenverbände zur Reparatur von Natur- und Umweltschäden. Zu schnell wechselnde Wasserstände, für den die ENEL verantwortlich gemacht wird, haben in der Vergangenheit Erdrutsche ausgelöst, die zu einer Verschlammung des Sees geführt haben, in den früher auch die Abwässer aus dem gesamten Avisiotal unkontrolliert eingeleitet wurden.

Landschaften am Avisio

Das Fassatal (Val di Fassa) ist eine alpine Urlaubsregion für Bergsteiger und Wintersportler. Es ist Teil der Großen Dolomitenstraße.

Bei dem in etwas tieferen Regionen gelegenen und sanfter abwärts gleitenden Fleimstal (Val di Fiemme), einem hauptsächlich im Winter frequentierten Feriengebiet, handelt es sich immer noch um das gleiche Tal des Flusses Avisio. Der Abschnitt ab Moena trägt nur deshalb einen anderen (italienischen) Namen, da er, im Gegensatz zu dem ladinischen Abschnitt am Oberlauf, trentinisch war, während das Fassatal zum Bistum Brixen gehörte.

Der Unterlauf des Avisio durch die Obstplantagen und Weinberge des Trentino heißt Valle di Cembra, benannt nach der größten Gemeinde dieses Abschnitts. Es ist noch agrarisch geprägt; zudem wird Porphyr abgebaut. Tourismus entwickelt sich verhalten; er konzentriert sich eher auf die höheren Lagen der Seitentäler (altopiani).

Der letzte Abschnitt des Flusses von Lavis bis zur Mündung ist ein Biosphärenreservat, in dem Eingriffe durch den Menschen (Abgrabung von Sand aus dem Flussbett, militärische Übungen, Motocross, Jagd, Schafzucht) untersagt sind. Schutzziel ist der Erhalt des Lebensraums einheimischer Amphibien und seltener Vogelarten (Eisvogel, Schafstelze, Wasseramsel) sowie Winterquartiere für Zugvögel zu sichern. Wasserknappheit im Unterlauf wird in heißen Sommern für die Tierwelt zum Problem, zumal Wasser zur Energiegewinnung und Bewässerung der Obstkulturen und Rebhänge entnommen wird.

Orte am Avisio

Der Avisio bei Cavalese

Fassatal

Fleimstal

Cembratal

Das Mündungsgebiet liegt wenige Kilometer nördlich von Trient.

Karten mit Kommentaren

  • Trentino/Südtirol, hrsg. vom Touring Club Italiano, Kümmerly + Frey-Verlag, 2003

Einzelnachweise

  1. Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 1. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2005, ISBN 88-901870-0-X, S. 381, Nr. 793 (mit Beleg zum Jahr 1372).
  2. Otto Stolz: Rechtsgeschichte des Bauernstandes und der Landwirtschaft in Tirol und Vorarlberg. Bozen: Ferrari-Auer 1949. Nachdruck Hildesheim-Zürich-New York: Georg Olms 1985. ISBN 3-487-07628-4, S. 355.

Weblinks

Commons: Avisio – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien