Axel Bojanowski
Axel Bojanowski (* 1971 in Hamburg) ist ein deutscher Wissenschaftsjournalist. Er schreibt häufig zu den Themen Klima, Umwelt, Geoforschung, Meereskunde sowie Wissenschaftskommunikation und Klimapolitik.
Schule und Studium
Axel Bojanowski wuchs in Hamburg auf und machte dort sein Abitur.[1] Ein Studium der Geowissenschaften mit den Schwerpunkten Paläoklimatologie, Geophysik und Meereskunde schloss sich an, er beendete es mit dem akademischen Grad eines Diplom-Geologen. Studienorte waren Heidelberg, Kiel und London.[1] Seine Diplomarbeit, vorgelegt an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, befasste sich mit Klimaforschung: zum einen mit Untersuchungen zum Meeresspiegeltiefstand während des letzten glazialen Maximums am Sunda-Shelf, zum anderen mit der Quartärgeologische(n) Kartierung im Bereich Neukirchen (südliche Flensburger Außenförde).[2]
Berufliche Tätigkeiten
Seit 1997 arbeitet Bojanowski als Wissenschaftsjournalist, zunächst freiberuflich für Medien in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Großbritannien; zu den Printmedien, in denen er veröffentlichte, zählen Die Zeit, Nature Geoscience und Geo.[1][3] Von 2006 bis 2009 folgte die ständige Mitarbeit bei der Süddeutschen Zeitung und beim Stern.[3]
Von 2010 bis 2019 arbeitete er als Redakteur in der Wissenschaftsredaktion von Spiegel Online.[3] Dort verfasste er auch die Kolumne „Graf Seismo“ über rätselhafte naturwissenschaftliche Phänomene der Erde.[4] Zum 1. Oktober 2019 berief ihn die Konradin Mediengruppe zum Chefredakteur von Bild der Wissenschaft und Natur.[5] In dieser Position wirkte er bis Anfang 2020.[6] Seit August 2020 ist er als Chefreporter Wissenschaft bei der Welt-Gruppe tätig.[3][7]
Axel Bojanowski betätigt sich überdies als Dozent, beispielsweise an der Akademie für Publizistik in Hamburg[8] und für Geoforschung.[9] Zu Themen seines journalistischen Arbeitsfeldes tritt er auch als Redner auf.[10]
Er hat ferner drei Sachbücher vorgelegt, die in verschiedene Sprachen übersetzt wurden.
Themenspektrum
Zu den von Axel Bojanowski bearbeiteten Themenfeldern zählen vor allem Umwelt,[11] Klima,[12] Geoforschung,[13] Meereskunde,[14] Wissenschaftskommunikation[15] und Klimapolitik.[16] Seit vielen Jahren berichtet er außerdem über die UN-Klimakonferenzen.[17]
Positionen
Seit 1997 hat Axel Bojanowski häufig über Klimathemen geschrieben. Er fordert, dass der Klimawandel, der menschengemacht[18] und „ein riskantes Experiment mit der Erde“ sei,[19] so rasch wie möglich gestoppt wird.[20]
Die Forschung über diesen Wandel und wissenschaftliche Veröffentlichungen darüber seien trotz der Risiken des Problems mit großen Unsicherheiten verbunden.[21] Bei einem „komplexen, multikausalen Thema wie Klimaforschung“ gebe es kaum Sicherheit.[19] Vor diesem Hintergrund habe Klimajournalismus die Aufgabe, sowohl die Risiken als auch die Unsicherheiten sichtbar zu machen. Insbesondere die Unsicherheiten, die mit Langzeitprognosen verbunden seien, würden nach Meinung von Axel Bojanowski häufig nicht ausreichend vermittelt.[22][23]
Axel Bojanowski äußert in seinen Artikeln immer wieder Kritik sowohl an Klimawissenschaftlern als auch an anderen Journalisten oder Fernsehmoderatoren, die zum Klimawandel berichten. Diese würden bei der Darstellung von Forschungsergebnissen unwissenschaftlich nachhelfen und auf diese Weise politisieren.[24] Er kritisiert eine Tendenz zum Aktivismus und zur Homogenisierung im Klimajournalismus. Wer auf Unsicherheiten hinweise, laufe Gefahr, als Klimaleugner ausgegrenzt zu werden;[25][21] wer weder den Klimawandel bestreite, noch ihn dramatisiere, könne im moralischen Meinungskampf zwischen Gut und Böse schnell als Verräter gelten.[26] Ein Hindernis für eine unparteiische Berichterstattung sei zudem der Umstand, dass vorzugsweise Klimawissenschaftler mit ausgeprägtem Sendungsbewusstsein und einer Agenda um Stellungnahmen gebeten würden, jedoch „nicht unbedingt jene Gelehrten mit ausgleichendem Gemüt“.[25]
Bojanowski plädiert für eine „ausgewogene, neutrale, faktentreue Berichterstattung“ in Klima-Angelegenheiten.[22]
Der Journalist kritisiert die Tendenz zur Unverständlichkeit in der Wissenschaftskommunikation, er bemängelt „Liebe zur Verklausulierung“ sowie „Erhabenheitskitsch“[27] und tritt für verständliche Wissenschaftskommunikation ein.[28]
Kontroversen
Dorothee Menhart und Michael Siegel schrieben, Axel Bojanowski gefalle es nicht, „dass viele seiner Kolleginnen und Kollegen lieber Katastrophenszenarien verbreiteten, als Klimaforschern kritisch auf die Finger zu schauen und über die Unschärfen von weitreichenden Prognosen zu berichten.“ Ihrer Ansicht nach sei Bojanowski davon überzeugt, dass es zu „einer gefährlichen Verhärtung der Fronten führe, wenn die Argumente von Klimaskeptikerinnen und -skeptikern außer Acht gelassen werden.“[29]
Der Journalist Christopher Schrader sieht in Bojanowskis Arbeitsweise eine Gefahr. Zentral sei nicht das Verringern von Wissenslücken in der Klimaforschung – über deren Grundlagen wüssten wir genug –, zentral sei vielmehr die „Transformation“ der Gesellschaft, die Verhaltensänderung Aller; Hinweise auf wissenschaftliche Unsicherheiten würden von Vielen als Signal verstanden, erst einmal abzuwarten. Das sei, was „Lobbyisten der Kohle- und Ölindustrie“ wollen.[22] Die Medienwissenschaftlerin Imke Hoppe von der Universität Hamburg stützt hingegen Bojanowskis Beobachtung, dass das Publikum nicht ausreichend über die Unsicherheiten von Langfristprognosen aufgeklärt werde.[22]
Der Klimawissenschaftler Stefan Rahmstorf hat nach eigenen Angaben „mehrfach sachliche Fehler von Bojanowski bei Redaktionen beanstandet.“[30] Dieser warf dem Klimawissenschaftler seinerseits vor, Erkenntnisse seines Fachgebietes oft ohne Hinweise auf erhebliche Unsicherheiten der Forschung zu präsentieren und diese stattdessen zu verschweigen.[31]
Buchveröffentlichungen
- Wetter macht Liebe. Wie Wind und Wolken unsere Gefühle verändern und andere rätselhafte Phänomene der Erde. Deutsche Verlags-Anstalt. München 2017, ISBN 3-421-04763-4. (Auch übersetzt ins Chinesische und Estnische.)
- Die Erde hat ein Leck und andere rätselhafte Phänomene unseres Planeten. Deutsche Verlags-Anstalt. München 2014, ISBN 978-3-421-04619-2.
- Nach zwei Tagen Regen folgt Montag und andere rätselhafte Phänomene des Planeten Erde. Deutsche Verlags-Anstalt. München 2012, ISBN 978-3-421-04534-8. (Auch übersetzt ins Koreanische, Italienische und Niederländische.)
Weblinks
- Literatur von und über Axel Bojanowski im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Website von Axel Bojanowski
Einzelnachweise
- ↑ a b c Axel Bojanowski: Zur Person. In: axelbojanowski.de. Abgerufen am 7. Juni 2021 (Website des Journalisten).
- ↑ Werke von Axel Bojanowski. In: Gesamtkatalog der Universitätsbibliothek Kiel. Abgerufen am 7. Juni 2021.
- ↑ a b c d Axel Bojanowski. In: Die Welt. Abgerufen am 7. Juni 2021.
- ↑ Graf Seismo. In: Der Spiegel (online). Abgerufen am 14. Juni 2021 (Liste der Artikel in der Kolumne).
- ↑ Axel Bojanowski wird Chef bei Bild der Wissenschaft. In: Horizont, 8. August 2019. Axel Bojanowski: Die Homogenisierung der Klima-Berichterstattung. In: Schweriner Volkszeitung, 24. September 2019.
- ↑ Andrea Stegemann. In: wbg-wissenverbindet.de. Abgerufen am 25. Juli 2021.
- ↑ Marc Bartl: Poschardt holt Bojanowski als Chefreporter zur Welt. In: Kressköpfe. 10. Februar 2020, abgerufen am 7. Juni 2021.
- ↑ Axel Bojanowski. In: www.akademie-fuer-publizistik.de. Abgerufen am 7. Juni 2021.
- ↑ Axel Bojanowski. In: prominente-redner.de. Abgerufen am 7. Juni 2021.
- ↑ Axel Bojanowski: Seminare, Vorträge, Bücher. In: axelbojanowski.de. Abgerufen am 7. Juni 2021 (Website des Journalisten).
- ↑ Zum Beispiel Axel Bojanowski: Was die Moorleiche zeigt. Feuchtgebiete wichtig für Umwelt. Renaturierung schwierig. In: Frankfurter Rundschau, 8. Oktober 2002. Ferner Andreas Lorenz, Axel Bojanowski: Forscher warnen vor zerstörerischen Stauseen. In: Der Spiegel (online). 29. April 2013, abgerufen am 9. Juni 2021.
- ↑ Zum Beispiel Axel Bojanowski: Der Klimawandel gefährdet den Riesling. In: Die Welt. 19. Juli 2001, abgerufen am 9. Juni 2021. Ferner Axel Bojanowski: Klimawandel treibt Getreidepreise hoch. In: Der Spiegel (online). 31. Mai 2013, abgerufen am 9. Juni 2021.
- ↑ Zum Beispiel Axel Bojanowski: Rohstoffsuche mit Kompass. In: Der Standard, 21. Juli 2007. Ferner Axel Bojanowski: Fluch der brennenden Flöze. In: Leipziger Volkszeitung, 4. April 2008.
- ↑ Zum Beispiel Axel Bojanowski: Seuchen, die der Tiefsee entsteigen. In: Tages-Anzeiger, 20. August 1999. Ferner Axel Bojanowski: Die Meere werden saurer. In: Der Standard, 22. April 2009.
- ↑ Axel Bojanowski: Kampf dem Kauderwelsch. In: Der Spiegel (online). 6. April 2013, abgerufen am 9. Juni 2021. Ferner Axel Bojanowski: Wenn Wissenschaft keine Gewissheit schafft. In: Die Welt, 22. April 2021.
- ↑ Zum Beispiel Axel Bojanowski: Forscher fordern Ende der Weltklimagipfel. In: Der Spiegel (online). 13. Dezember 2012, abgerufen am 9. Juni 2021. Ferner Axel Bojanowski, Ullrich Fichtner, Hauke Goos, Guido Mingels, Samiha Shafy: [Alles] [wird] [gut]. In: Der Spiegel, 28. November 2015. Axel Bojanowski: Weltgemeinschaft schafft Drehbuch für die Weltrettung. In: Der Spiegel (online). 15. Dezember 2018, abgerufen am 9. Juni 2021.
- ↑ Beispiele: Axel Bojanowski, Nusa Dua: Das zähe Geschacher von Bali. In: Stern. 13. Dezember 2007, abgerufen am 10. Juni 2021. Axel Bojanowski: Der Geld-Klimagipfel. In: Der Spiegel (online). 22. November 2013, abgerufen am 10. Juni 2021. Axel Bojanowski: Weltgemeinschaft schafft Drehbuch für die Weltrettung. In: Der Spiegel (online). 15. Dezember 2018, abgerufen am 9. Juni 2021.
- ↑ „Ich wollte ein anderes Problem lösen“ (Interview mit Klaus Hasselmann). In: Welt am Sonntag, 10. Januar 2021.
- ↑ a b Ulrike Bremm: „PR ist wirkungsmächtig im Umweltjournalismus“. In: Fachjournalist. 27. August 2020, abgerufen am 9. Juni 2021 (Interview von U. Bremm mit A. Bojanowski).
- ↑ Nils Heisterhagen: Wir sollten Experten zuhören, die keine Patentrezepte predigen. In: blog-bpoe.com. 17. April 2021, abgerufen am 9. Juni 2021 (Interview von N. Heisterhagen mit A. Bojanowski).
- ↑ a b Axel Bojanowski: Der Klimajournalisten-Blues. In: axelbojanowski.de. 10. Juli 2020, abgerufen am 9. Juni 2021.
- ↑ a b c d Daniel Bouhs, Carsten Pilger: Von wegen Klima – Wissenschaftsjournalisten wettern. In: ndr.de. 21. November 2018, abgerufen am 9. Juni 2021.
- ↑ Julian Rodemann: 30 Sekunden für die Polarschmelze. In: Süddeutsche Zeitung. 18. Dezember 2020, abgerufen am 9. Juni 2021.
- ↑ Axel Bojanowski: Verfälschter Klimawandel. In: Die Welt, 5. August 2020.
- ↑ a b Axel Bojanowski: Die Homogenisierung der Klima-Berichterstattung ist ein Problem. In: Übermedien. 20. September 2019, abgerufen am 9. Juni 2021.
- ↑ Axel Bojanowski: Journalisten im Klimakrieg – Essay. In: Aus Politik und Zeitgeschichte 47–48/2019. 15. November 2019, abgerufen am 9. Juni 2021.
- ↑ Axel Bojanowski: Vorwort. In: Nach zwei Tagen Regen folgt Montag und andere rätselhafte Phänomene des Planeten Erde, S. 11–14, hier S. 12.
- ↑ Axel Bojanowski: Herzlichen Dank für Ihren kritischen Leserbrief, in dem Sie auf die sprachliche Unschärfe für einen wissenschaftlichen Sachverhalt in meinem Artikel aufmerksam machen… In: axelbojanowski.de. 13. September 2018, abgerufen am 14. Juni 2021.
- ↑ Dorothee Menhart, Michael Siegel: Kontroverse Wissenswerte. In: wissenschaftskommunikation.de. 7. Dezember 2018, abgerufen am 16. August 2020.
- ↑ Stefan Rahmstorf: Fehler im Artikel "Rüpeleien unter Klimaforschern" von Axel Bojanowski. Website des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Abgerufen am 15. August 2020.
- ↑ Axel Bojanowski: Was Klimaforscher verschweigen. In: Die Welt, 7. Juli 2020.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Bojanowski, Axel |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Geologe und Wissenschaftsjournalist |
GEBURTSDATUM | 1971 |
GEBURTSORT | Hamburg |