Böddiger

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Böddiger
Stadt Felsberg
Koordinaten: 51° 9′ 8″ N, 9° 24′ 56″ O
Höhe: 160 m
Fläche: 4,64 km²[1]
Einwohner: 601 (18. Jan. 2021) HW+NW[1]
Bevölkerungsdichte: 130 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Februar 1971
Postleitzahl: 34587
Vorwahl: 05662
Böddiger von Nordosten gesehen

Böddiger ist einer von 16 Stadtteilen der Stadt Felsberg im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis.

Geografie

Das Dorf liegt an einem Südhang rund 1 km nördlich der Kernstadt an der Ems, etwa 1,5 km vor deren Einmündung in die Eder. Nachbarorte sind Altenbrunslar, Neuenbrunslar, Felsberg und Niedervorschütz. Durch den Ort führt die Landesstraße L 3426 von Felsberg nach Neuenbrunslar; im Ort treffen die Kreisstraße K 3, aus dem nördlich gelegenen Deute kommend, und die K 8, westlich von Niedervorschütz herbeiführend, auf die L 3426.

Geschichte

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Böddiger (Bodegernun, Bodengernun, Bodigernun, Bodogernun) findet sich in einer Urkunde des Klosters Hasungen aus dem Jahre 1074.[2]

Am 1. Februar 1971 fusionierten im Zuge der Gebietsreform in Hessen die Gemeinden Böddiger und Lohre mit der Stadt Felsberg freiwillig zur erweiterten Stadt Felsberg.[3][4] Für Böddiger wurde, wie für alle eingegliederten ehemals eigenständigen Gemeinden von Felsberg, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[5]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Böddiger 564 Einwohner. Darunter waren 6 (1,1 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 90 Einwohner unter 18 Jahren, 240 zwischen 18 und 49, 132 zwischen 50 und 64 und 99 Einwohner waren älter.[6] Die Einwohner lebten in 237 Haushalten. Davon waren 69 Singlehaushalte, 60 Paare ohne Kinder und 81 Paare mit Kindern, sowie 24 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 54 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 165 Haushaltungen lebten keine Senioren.[6]

Einwohnerentwicklung

Im Ort leben heute ca. 500 Einwohner. Im Jahre 1585 wurden 37 Haushaltungen gezählt, im Jahre 1747 deren 42. 1895 war die Einwohnerzahl dann bereits auf 435 gewachsen, und sie blieb danach bis zum Zweiten Weltkrieg nahezu unverändert. Erst danach gab es wieder einen Anstieg in der Einwohnerstatistik, ausgelöst durch den Zuzug von Ausgebombten und Heimatvertriebenen.[2]

Böddiger: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr  Einwohner
1834
  
473
1840
  
496
1846
  
517
1852
  
504
1858
  
465
1864
  
478
1871
  
498
1875
  
458
1885
  
475
1895
  
435
1905
  
438
1910
  
448
1925
  
485
1939
  
437
1946
  
797
1950
  
727
1956
  
540
1961
  
492
1967
  
515
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2007
  
566
2011
  
564
2014
  
521
2020
  
601
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: Stadt Felsberg:[7][8][1]; Zensus 2011[6]

Historische Religionszugehörigkeit

• 1885: 475 evangelische (= 100 %) Einwohner[2]
• 1961: 457 evangelische (= 92,89 %), 29 katholische (= 5,89 %) Einwohner[2]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kirche

Ortskirche

Die denkmalgeschützte evangelische Dorfkirche wurde 1799 an Stelle einer Vorgängerkirche errichtet. Der schlichte Saalbau ist mit einem hohen Haubendachreiter bekrönt. Der Taufstein mit Blendmaßwerk stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, die Orgel wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gebaut.[9] Das Lesepult mit Negativrelief von 1999, passend zum Sandsteinrelief über der Eingangstür mit dem Symbol Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung der Gebrüder Franke aus Felsberg aus dem Jahr 1982, stammt vom Kasseler Holzbildhauer Andreas Tollhopf. Im Turm hängen drei Glocken.

Der nördlichste Weinberg Hessens

Böddiger Berg mit dem Heiligenberg rechts im Hintergrund

Knapp 1 km nordöstlich des Dorfs, am Südosthang zwischen der L 3426 und der Ems, liegt der Böddiger Berg, die nördlichste offiziell anerkannte Weinlage in Hessen. Sie gehört zum Rheingau. Angebaut werden die Rebsorten Ehrenfelser, Riesling, Silvaner und Kerner auf einem Untergrund aus Lava-Basaltgestein. Der Wein wird nach der Lese zum Hessischen Staatsweingut in Eltville am Rhein gebracht und dort gekeltert, ausgebaut und auf Flaschen gezogen.

Naturschutzgebiet Reiherteiche

Östlich des Dorfs, in der Talaue zwischen Eder und Ems, eingefügt in einer Biegung der Eder und im Mündungsbereich der Ems, befindet sich das 1983 geschaffene Naturschutzgebiet „Reiherteiche“, ein bedeutendes Rast- und Brutgebiet für Wat- und Wasservögel. Es handelt sich dabei um einen relativ flachen See mit durchschnittlich 1,80 m und maximal 3 m Wassertiefe. Er wurde aus einem ausgebeuteten Kiesteich geschaffen, um die Lebensräume von Tieren und Pflanzen eines natürlichen Altarmes mit offenen Kiesflächen, flachen Ufern, zwei gebaggerten Inseln, mehreren schwimmenden Inseln, Verlandungszonen, Flachwasserzonen und offenen Wasserflächen entstehen zu lassen und zu schützen. Um eine natürliche Auendynamik zu simulieren, wurde eine Absenkung des Ederufers mit gleichzeitiger Sohlschwelle als Zufluss bei Hochwasser sowie ein schleusengeregelter Abfluss geschaffen.

Therapiezentrum der Drogenhilfe

Etwa 5 Hektar des einstigen Weinbergs sind seit 1990 im Besitz der Drogenhilfe Nordhessen e. V., die das Areal mit Hilfe des Hessischen Sozialministeriums übernahm und dort seitdem in der Fachklinik Böddiger Berg ein Therapieeinrichtung für suchtmittelgefährdete oder -abhängige Menschen betreibt.[10] Da Weinbau nicht mit den Zielen einer Einrichtung für Drogenabhängige im Einklang stehe, wurde ein Großteil der Rebflächen stillgelegt und gerodet. Lediglich auf den zwei Hektar, die der „Förderverein Böddiger Berg e. V.“ 1992 pachtete, wird seitdem weiterhin Weinbau auf ökologischer Basis betrieben.

Literatur

Weblinks

Commons: Böddiger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Daten und Fakten. In: Webauftritt. Stadt Felsberg, abgerufen im Juni 2022.
  2. a b c d Böddiger, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 22. Mai 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 8. August 2015.
  3. Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 6, S. 248, Punkt 328, Abs. 47 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,2 MB]).
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 405.
  5. Hauptsatzung. (PDF; 36 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Felsberg, abgerufen im Oktober 2020.
  6. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 32 und 88;.
  7. Stadt Felsberg (Web archiv 2014)
  8. Stadt Felsberg (Web archiv 2014)
  9. Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler: Hessen. Deutscher Kunstverlag, München 1966, S. 89
  10. www.drogenhilfe.com