Babeș-Bolyai-Universität Cluj
Babeș-Bolyai-Universität Cluj | |
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Gründung | 1776 deutschsprachig 1872 ungarischsprachig 1919 rumänischsprachig |
Ort | Cluj-Napoca, Rumänien |
Rektor | Ioan-Aurel Pop |
Studierende | > 45.000 (Feb. 2006) |
Mitarbeiter | 1.700 (2006) |
Netzwerke | Netzwerk der Balkan-Universitäten |
Website | www.ubbcluj.ro |
Die Babeș-Bolyai-Universität Cluj (rumänisch Universitatea Babeș-Bolyai) liegt in der rumänischen Stadt Cluj-Napoca (deutsch Klausenburg) in Siebenbürgen. Sie wurde nach dem rumänischen Mediziner Victor Babeș (1854–1926) und dem ungarischen Mathematiker János Bolyai (1802–1860) benannt. Es ist die einzige dreisprachige Universität des südöstlichen Europa. Die Universität hat drei Studienrichtungen, in denen auf Rumänisch, Ungarisch und Deutsch unterrichtet wird.
Geschichte
Die ersten Anläufe, eine Universität in Siebenbürgen zu gründen, gingen von Fürst Sigismund um 1567 aus, indem er den Wunsch nach einer Universität in Sebeș äußerte.
István Báthory legte dann die Grundsteine für die Eröffnung weiterer Universitäten in anderen Landesteilen (Pressburg, Ofen und Tyrnau) und eines Kollegs in Klausenburg im Jahre 1581. Erster Rektor an diesem Kolleg war der Italiener Antonio Possevino. Das Kolleg wurde von den Jesuiten geführt, aber später wieder geschlossen.
Im Zuge der Gegenreformation gründeten die Katholiken 1688 eine Akademie in Cluj, wiederum unter der Kontrolle der Jesuiten.
Maria Theresia gründete 1776 eine deutschsprachige Universität in Kolozsvár, die allerdings bald von Joseph II. durch die berühmte Piaristenhochschule ersetzt wurde, wo der Unterricht auf Latein abgehalten wurde.
Nach 1848 wurde der Ruf nach einer Universität in der Landessprache lauter. Die Rumänen verlangten nach einer Universität mit Rumänisch als Unterrichtssprache. Der ungarische Minister Loránd Eötvös schlug die Einrichtung einer Universität mit den Unterrichtssprachen Rumänisch, Ungarisch und Deutsch vor, um der gewachsenen Mehrsprachigkeit in Siebenbürgen Rechnung zu tragen. Dieser Vorschlag wurde von der rumänischen Elite unterstützt. Allerdings wurde die Universität 1872 mit der ausschließlichen Unterrichtssprache Ungarisch gegründet, was die Rumänen empörte und von der universitären Bildung ausschloss.
Nach dem ungarischen Verlust Siebenbürgens an Rumänien als Folge des Ersten Weltkriegs wurde die Universität ab dem 1. Oktober 1919 in eine rumänische Universität umgewandelt und erst in Universität von Oberdakien (rumänisch Universitatea Daciei Superioare), später dann in König Ferdinand-Universität (rumänisch Universitatea „Regele Ferdinand I“) umbenannt.[1]
Im Zuge der territorialen Neuordnungen von 1940 zogen die rumänische Universität nach Sibiu und Timișoara und die ungarische Universität von Szeged nach Cluj um. 1945 zog die rumänische Universität nach Cluj zurück und trägt seither den Namen von Victor Babeș. Außerdem wurde von der rumänischen Regierung eine ungarische Universität unter dem Namen von János Bolyai gegründet.
1959 wurden diese beiden Universitäten zur Babeș-Bolyai-Universität Cluj vereinigt. Die Babeș-Bolyai-Universität unterrichtete nun auf Rumänisch und Ungarisch. Unter dem Regime von Ceaușescu wurde der ungarische Anteil allerdings massiv reduziert.
1996 wurde mit dem Bau eines neuen Campus begonnen und 1999 mit dem Bau neuer Studentenwohnheime.
Die Babeș-Bolyai-Universität ist dabei, sich in das Internationale System der Universitäten zu integrieren, was sich unter anderem in der Schaffung von modernen Kommunikationssystemen, dem Anschluss an europäische Universitätsnetzwerke (GÉANT), wieder zu einer der bedeutendsten Universitäten in Mittel- und Osteuropa zu werden, ausdrückt.
Das internationale Profil der Universität wird vor allem durch weitgehende Kooperationen mit anderen Hochschulen gewährleistet, was auch den Austausch von Professoren und anderen wissenschaftlichen Mitarbeitern beinhaltet. Es wurden im akademischen Jahr 2005/2006 an 11 Fakultäten 13 Bachelor- und drei Master-Studiengänge in deutscher Sprache angeboten.
Fakultäten
Die heutige Universität hat 21 Fakultäten in den Gebieten Mathematik und Informatik, Physik, Chemie und Chemieingenieurwesen, Geographie, Biologie und Geologie, Philologie, Jura, Politik-, Verwaltungs- und Kommunikationswissenschaft, Europastudien, Geschichte und Philosophie, Psychologie und Erziehungswissenschaften, Soziologie und Sozialarbeit, Leibeserziehung und Sport, Wirtschaftswissenschaften, Business, Umweltwissenschaften und Theologie (orthodoxe, griechisch-katholische, römisch-katholische, reformierte), Theater und Fernsehen.
Partnerschaften
Die Babeș-Bolyai-Universität ist Mitglied im Netzwerk der Balkan-Universitäten[2] und arbeitet darüber hinaus mit folgenden deutschsprachigen Universitäten zusammen:
- Universität Graz
- Universität Wien
- Universität Bremen
- Hochschule Bremerhaven
- Technische Universität Chemnitz
- Hochschule für Technik und Wirtschaft Chur
- Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
- Forschungszentrum Karlsruhe (KIT)
- Universität Innsbruck (Geographie)
- Universität Leipzig
- Fachhochschule Merseburg
- Hochschule Schmalkalden
- Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
- Hochschule Mittweida (FH)
- Westfälische Wilhelms-Universität Münster (Doppeldiplomstudiengang Politikwissenschaft European Studies)
- Universität Potsdam
- Universität Regensburg
- Universität Rostock
- Universität Salzburg
- Eberhard Karls Universität Tübingen
- Julius-Maximilians-Universität Würzburg
- Universität Trier
- Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen
Literatur
- Robert Offner: Der medizinische Wissensaustausch zwischen Siebenbürgen und anderen europäischen Ländern im Spiegel des Auslandsstudiums und der ärztlichen Ausbildung der Siebenbürger vor der Gründung der Klausenburger Universität (1872). In: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte. Band 24, Heft 3, Weinheim 2001.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Florian Kührer-Wielach: Siebenbürgen ohne Siebenbürger? Staatliche Integration und neue Identifikationsangebote zwischen Regionalismus und nationalem Einheitsdogma im Diskurs der Siebenbürger Rumänen. 1918–1933 (= Südosteuropäische Arbeiten, Band 153), de Gruyter, Berlin / München / Oldenburg / Wien 2014, ISBN 978-3-11-037890-0 (Dissertation zum Doktor der Philosophie (Dr. Phil.) Universität Wien 2013, 419 Seiten, 25 cm, Volltext online PDF, kostenfrei, 421 Seiten, 206 MB).
- ↑ Konferenz der Balkan Universitäten Mai 2010 in Edirne (Memento vom 9. August 2011 im Internet Archive)