Bahnhof AB

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Bahnhof AB
Rechtsform AB
ISIN SE0010442418
Gründung 1994
Sitz Tunnelgatan 2, Stockholm 111 37, Schweden
Leitung Jon Karlung, CEO (
verkställande direktör
)[1]
Mitarbeiterzahl 117[2]
Umsatz 188 Millionen SEK[3]
Branche Internet Service Provider
Website www.bahnhof.se
www.bahnhof.net

Bahnhof AB ist ein schwedischer Internet Service Provider (ISP). Das Unternehmen wurde 1994 vom Schriftsteller und Blogger Oscar Swartz[4] als erster unabhängiger ISP Schwedens gegründet und ist heute einer der größten ISPs Schwedens.[5][6] Firmensitz ist die Science City Kista, ein Stadtteil im Nordwesten Stockholms. Oscar Swartz verließ Bahnhof 2004 nach internen Differenzen. Seit Ende 2007 ist das Unternehmen an der Stockholmer Börse notiert.[7] Es wird derzeit von Jon Karlung (

verkställande direktör

, CEO) geleitet.[1]

„Pionen White Mountains“ Data Center

Bahnhofs größtes Rechenzentrum ist das „Pionen White Mountains“ Data Center, das sich im (in den 1970er-Jahren für die schwedische Regierung errichteten, „atombombensicheren“) früheren Zivilschutzbunker „Pionen“ unter 30 Metern Fels unterhalb des Parks „Vita bergen (Weiße Berge)“ im Stockholmer Innenstadtbezirk Södermalm befindet.[8][9] Dieser Bunker war 2006–2008 unter der Leitung von Albert France-Lanord Architects für die Nutzung als Rechenzentrum adaptiert worden.[10]

Selbstverständnis, politischer Akteur

Bahnhof erfüllt seit Jahren eine weit über Schwedens Grenzen hinaus wirksame politische Vorreiterfunktion im Kampf um persönliche Schutz- und Freiheitsrechte im Internet: Bahnhof versteht sich als „Free Speech Provider“,[4] setzt sich gegen staatliche Überwachung elektronischer Medien ein,[11] unterminiert die schwedischen Anti-Filesharing-Gesetze, indem es die IP-Adressen seiner Kunden zerstört[12] und beabsichtigt, Vorratsdatenspeicherung (sobald Gesetz) mittels VPN auszuhebeln.[13]

Im März 2005 beschlagnahmte die schwedische Polizei in einem Firmengebäude von Bahnhof vier Server in der Hoffnung, darauf urheberrechtlich geschütztes Material zu finden. Bahnhof machte geltend, diese Server, die in einem Network-Lab-Bereich in der Nähe des Bahnhof-eigenen Serverparks aufgestellt waren, seien nicht Firmeneigentum, sondern Privateigentum von Mitarbeitern, und konnte schließlich nachweisen, dass im Auftrag von Svenska Antipiratbyrån,[14] der schwedischen Organisation zur Bekämpfung von Urheberrechtsverletzungen, die diesen Polizeieinsatz bewirkt hatte, Urheberrechtsverletzungen bezeugendes Material auf diese Server eingeschleust worden war.[15]

Anfang Dezember 2010 wurde bekannt, dass die Whistleblower-Internetplattform WikiLeaks ihre Daten auch in Bahnhofs „Pionen White Mountains“ Data Center untergebracht hat,[16] nachdem Amazon das Hosting der WikiLeaks-Server aufgekündigt hatte. Bahnhof betont, dass es die beiden WikiLeaks-Server isoliert hat, sodass im Falle einer Attacke andere Kunden nicht betroffen sein können, und dass es WikiLeaks „wie jeden anderen Kunden auch“ behandle.[17]

Ende Januar 2011 gab Bahnhof bekannt, künftig ihren gesamten Datenverkehr über VPN zu routen, um die (einer EU-Richtlinie folgend) vom schwedischen Justizministerium geplante verdachtslose Vorratsdatenspeicherung der Verkehrsdaten ihrer Kunden zu verunmöglichen. Andere ISPs wollen diesem Beispiel folgen.[13]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Unternehmenshomepage, abgerufen am 22. August 2013 (schwedisch).
  2. Bahnhof AB. Company Snapshot. Wright Investors’ Service, corporateinformation.com, abgerufen am 25. Juni 2013 (englisch).
  3. Gewinn- und Verlustrechnung (Resultaträkning) 2009. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Årsredovisning för räkenskapsåret (Geschäftsbericht) 2009. Bahnhof AB, 14. April 2010, S. 6, archiviert vom Original am 22. November 2010; abgerufen am 1. Februar 2011 (schwedisch).
  4. a b Oscar Swartz: Biography Oscar Swartz – a background. In: Oscar Swartz Texplorer blog. Abgerufen am 1. Februar 2011 (englisch).
  5. Bahnhof AB – About us. (Nicht mehr online verfügbar.) In: bahnhof.net. Bahnhof AB, archiviert vom Original am 14. Februar 2011; abgerufen am 6. Februar 2011 (englisch).
  6. The world’s most super-designed data center – fit for a James Bond villain. In: Royal Pingdom blog. Pingdom AB, 14. November 2008, abgerufen am 1. Februar 2011 (englisch).
  7. Verwaltungsbericht (Förvaltningsberättelse) 2007. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Årsredovisning för räkenskapsåret (Geschäftsbericht) 2007. Bahnhof AB, 5. Mai 2008, archiviert vom Original am 6. Dezember 2010; abgerufen am 1. Februar 2011 (schwedisch).
  8. Bahnhof Pionen. There is quite possibly nothing cooler than this. In: Rixstep Industry Watch. Rixstep, 17. April 2009, abgerufen am 1. Februar 2011 (englisch, mit YouTube-Video).
  9. E. Pichler: Pionen White Mountains. In: Architektur- und Baublog. 25. Mai 2010, archiviert vom Original am 31. Mai 2010; abgerufen am 1. Februar 2011.
  10. Merlin Münch: Do as the Swedes do? Internet policy and regulation in Sweden – a snapshot. In: Internet Policy Review. Band 2, Nr. 2, 2013, ISSN 2197-6775, doi:10.14763/2013.2.127 (policyreview.info – FRA = Försvarets radioanstalt).
  11. ISP sabotages file sharing law. Broadband operator Bahnhof is continuing to destroy the IP address details of its customers in an open and fully legal bid to undermine Sweden’s new anti-file sharing laws. In: The Local - Sweden’s news in English. The Local Europe, 16. April 2009, abgerufen am 1. Februar 2011 (englisch).
  12. a b Achim Sawall: Schwedische ISPs widersetzen sich Vorratsdatenspeicherung. Der ISP Bahnhof Internet will die in Schweden geplante Vorratsdatenspeicherung mit VPNs aushebeln. Weitere Provider und Telekommunikationsunternehmen wollen sich anschließen. In: golem.de IT-News für Profis. Golem.de Klaß & Ihlenfeld Verlag, 27. Januar 2011, abgerufen am 1. Februar 2011.
  13. Svenska Antipiratbyrån. Lobbyverein der schwedischen Filmindustrie. Abgerufen am 21. Dezember 2011 (schwedisch).
  14. Daniel Sokolov, Jürgen Kuri: Schwedische „Anti-Piraten“ bei rechtswidriger Datensammlung erwischt. In: heise online. Heise Zeitschriften Verlag, 14. Juni 2005, abgerufen am 1. Februar 2011.
  15. William J. Hennigan: WikiLeaks’ new home is in a former bomb shelter. In: Los Angeles Times – Technology. Los Angeles Times, 2. Dezember 2010, abgerufen am 1. Februar 2011 (englisch).
  16. Bahnhof AB – Common questions about Wikileaks. (Nicht mehr online verfügbar.) In: bahnhof.net. Bahnhof AB, 8. Dezember 2010, archiviert vom Original am 22. Februar 2011; abgerufen am 1. Februar 2011 (englisch).