Balderschwang

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wappen Deutschlandkarte
Balderschwang
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Balderschwang hervorgehoben

Koordinaten: 47° 28′ N, 10° 6′ O

Basisdaten
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Schwaben
Landkreis: Oberallgäu
Verwaltungs­gemeinschaft: Hörnergruppe
Höhe: 1044 m ü. NHN
Fläche: 41,74 km2
Einwohner: 387 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 9 Einwohner je km2
Postleitzahl: 87538
Vorwahl: 08328
Kfz-Kennzeichen: OA
Gemeindeschlüssel: 09 7 80 113
Gemeindegliederung: 12 Gemeindeteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Dorf 11
87538 Balderschwang
Website: www.balderschwang.de
Erster Bürgermeister: Konrad Kienle (CSU)
Lage der Gemeinde Balderschwang im Landkreis Oberallgäu
ÖsterreichBaden-WürttembergLandkreis Lindau (Bodensee)Kempten (Allgäu)Landkreis UnterallgäuLandkreis OstallgäuKempter Wald (gemeindefreies Gebiet)WildpoldsriedWiggensbachWertachWeitnauWaltenhofenSulzberg (Landkreis Oberallgäu)SonthofenRettenbergOfterschwangOberstdorfOberstaufenObermaiselsteinOy-MittelbergMissen-WilhamsLauben (Landkreis Oberallgäu)Immenstadt im AllgäuBad HindelangHaldenwang (Landkreis Oberallgäu)Fischen im AllgäuDurachDietmannsriedBurgberg im AllgäuBuchenbergBolsterlangBlaichachBetzigauBalderschwangAltusriedKarte
Über dieses Bild
Ein Blick vom Riedberger Horn auf Balderschwang
Balderschwang von Westen mit Bleicherhorn und Riedbergerhorn
Straße vom Riedbergpass nach Balderschwang
Balderschwang im April 2009

Balderschwang ist eine Gemeinde und ein Pfarrdorf im schwäbischen Landkreis Oberallgäu. Balderschwang ist, in Bezug auf seine Einwohnerzahl, nach Chiemsee die zweitkleinste Gemeinde in Bayern, ferner die Gemeinde mit dem am höchsten gelegenen Ortskern innerhalb Deutschlands (1044 m ü. NHN). Balderschwang ist Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Hörnergruppe mit Sitz in Fischen im Allgäu.

Geografie

Geografische Lage

Balderschwang liegt im Balderschwanger Tal, einem Hochtal in den Allgäuer Alpen. Geografisch gehört der Ort zum Bregenzerwald, der aufgrund des deutlich leichteren Zugangs über Jahrhunderte prägender war als das Allgäu. Die Grenze zu Österreich verläuft entlang der gesamten westlichen Gemeindegrenze und bis an den Ortsrand. Im Osten erhebt sich das Riedberger Horn (1787 m ü. NHN), die höchste Erhebung der Zentralallgäuer Hörnergruppe. Balderschwang ist Mitglied des deutsch-österreichischen Gemeinschaftsprojekts Naturpark Nagelfluhkette.

Zur Gemeinde gehört auch der acht Kilometer südlich gelegene Weiler Hirschgund mit dem von Ost nach West verlaufenden Hirschgundtal. Hirschgund ist durch eine Bergkette vom restlichen Gemeindegebiet getrennt und nur über das Gebiet der österreichischen Gemeinde Sibratsgfäll an das Straßennetz angebunden sowie über eine Privatstraße aus Oberstdorf.

Gemeindeteile

Es gibt 12 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2][3]

Klima

Mit durchschnittlich 2450 Litern pro Quadratmeter im Jahr ist Balderschwang der Ort mit der höchsten Niederschlagsmenge in Deutschland.[4] Auch beim höchsten Jahresniederschlagswert in Deutschland ist Balderschwang mit 3503,1 Litern pro Quadratmeter Rekordhalter (1970).[5]

Geschichte

Bis zum 19. Jahrhundert

Der Ortsname geht auf einen Bauern namens Balder zurück, der im 14. Jahrhundert das Tal gerodet („geschwendet“) haben soll. 1451/1523 kam die Gegend von Balderschwang mit der Grafschaft Bregenz an Habsburg bzw. Österreich. Erst nach der Kleinen Eiszeit des 16.–18. Jahrhunderts begann die dauerhafte Besiedlung. Erstmals ganzjährig bewohnt wurde Balderschwang 1684 durch einen klösterlichen Alpverwalter aus Weingarten. Bis ins 18. Jahrhundert wurde Balderschwang vorwiegend als Almdorf für die tiefer gelegenen Wälderorte genutzt. Um 1800 gab es 16 Familien im Tal, die im Jahr rund 1.400 Tonnen Käse produzierten. 1805 kam Balderschwang mit Vorarlberg im Frieden von Pressburg zum Königreich Bayern. 1814 kehrte der gesamte Bregenzerwald zu Österreich zurück, nur Balderschwang blieb bei der Grenzziehung aus ungeklärten Gründen bei Bayern. Aus diesem Grund wird in Balderschwang bis heute vorwiegend „Wälderisch“ als Teil der Vorarlberger Dialekte gesprochen.

20. Jahrhundert

Seit der Fertigstellung der Straße über den Riedbergpass 1961 und der direkten Anbindung an das Oberallgäu breitet sich in jüngster Zeit auch Oberallgäuerisch aus. Beide Idiome gehören zum Bodenseealemannisch.

Einwohnerentwicklung

Von 1988 bis 2008 hat sich die Einwohnerzahl um 40 bzw. ca. 19 % erhöht. Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 206 auf 353 um 147 Einwohner bzw. um 71,4 % – das stärkste prozentuale Wachstum im Landkreis Oberallgäu im genannten Zeitraum.

Nachfolgende Zahlen beziehen sich auf den Gebietsstand vom 25. Mai 1987.

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1840 1900 1939 1950 1960 1970 1987 1991 1995 2000 2005 2010 2015 2017
Einwohner 192 104 126 225 202 192 196 224 209 200 213 252 327 363

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat hat neben dem Bürgermeister acht Mitglieder:

CSU parteilos Gesamt
Wahlergebnis 2020 8 - 8 Sitze
Wahlergebnis 2014 7 1 8 Sitze
Wahlergebnis 2008 6 2 8 Sitze
Wahlergebnis 2002 8 - 8 Sitze

Bürgermeister

Im März 2014 wurde der Gastwirt Konrad Kienle (CSU) zum Nachfolger von Werner Fritz (parteilos) gewählt und am 15. März 2020 mit 94,5 % der Stimmen für weitere sechs Jahre bestätigt. Fritz hatte das Amt 12 Jahre bekleidet.[6]

Wappen und Flagge

Coats of arms of None.svg
Blasonierung: „In Silber über grünem Dreiberg eine dreilatzige rote Fahne mit goldenen Fransen und drei goldenen Ringen, der eine goldene heraldische Lilie aufgelegt ist.“[7]
Wappenbegründung: Die dreilatzige rote Fahne ist dem Wappen der Grafen von Montfort entnommen, zu deren Besitz das Gemeindegebiet von Balderschwang von 1311 bis ins 16. Jahrhundert gehörte. Der Dreiberg stellt die Lage des Gemeindegebiets dar, das zwischen 1044 und 1685 m hoch gelegen ist. Die grüne Tingierung symbolisiert die für Balderschwang typische Almwirtschaft. Die Lilie ist das Attribut des heiligen Antonius und weist auf sein Patronat in der Pfarrkirche von Balderschwang hin.

Die Fahne erinnert an die Grafen von Montfort, denen das Gemeindegebiet von 1311 bis ins 16. Jahrhundert gehörte.[8]

Die gleichzeitig genehmigte rot-gelb-grüne Gemeindeflagge wird nicht verwendet.[9]

Das Ortszentrum in Balderschwang an der Hauptdurchgangsstraße

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Rinder am Steilhang nördlich der Riedbergpass-Straße
Blick von Balderschwang ins Tal

Naturdenkmäler

Etwa 1 km nordöstlich vom Ortskern steht in einer Alpfläche die Alte Eibe von Balderschwang. Das Alter dieser weiblichen Eibe wird auf 800–1.500 Jahre geschätzt. Die Altersangabe vor Ort mit bis zu 4.000 Jahren ist unrealistisch. Sie stockt in 1.150 m ü. NN auf kalkhaltigen Nagelfluhboden. Ihr Stamm ist in zwei Teile geteilt und trotz ihres hohen Alters trägt sie jedes Jahr reichlich Früchte. Bei einer geringen Höhe von etwa 7 m erreichen beide Stammteile, das fehlende Mittelstück mitgerechnet, in Brusthöhe einen für Eiben gewaltigen Umfang von über 8 m. In der Umgebung stehen noch weitere alte Eiben von geringeren Dimensionen.

Baudenkmäler

Wirtschaft und Infrastruktur

Landwirtschaft

In der Vergangenheit war die Käseproduktion Haupteinnahmequelle Balderschwangs. Die Jahresproduktion ging jedoch von 1.400 Tonnen im 18. Jahrhundert auf 300 Tonnen Anfang des 21. Jahrhunderts zurück.

Tourismus

Heute lebt der Ort überwiegend vom Tourismus. Die 1196 Gästebetten im Jahr 2010 verzeichneten 39.874 Gäste und 177.233 Übernachtungen.

Verkehr

Bis zur Eröffnung der höchsten deutschen Passstraße über den Riedbergpass (1407 m ü. NHN, seit 1961) war Deutschland für die Balderschwanger mit dem Auto nur über Österreich zu erreichen.

Skigebiet

Das Skigebiet Balderschwang zählt mit rund 40 Pisten-Kilometern zu den größten Skigebieten in Deutschland.[10]

Medien

Der kirchliche Radiosender Radio Horeb, der im Raum München über UKW und deutschlandweit über DAB+ zu empfangen ist,[11] hat seinen Sitz in Balderschwang. Der Leiter des Senders, Richard Kocher, ist zugleich der katholische Pfarrer am Ort.

Söhne und Töchter der Gemeinde

Literatur

  • Thilo Ludewig: Balderschwang gestern und heute (erhältlich bei der Kurverwaltung)

Weblinks

Commons: Balderschwang – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Balderschwang – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Gemeinde Balderschwang in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 15. August 2019.
  3. Gemeinde Balderschwang, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 21. Dezember 2021.
  4. http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,765495,00.html
  5. http://www.dwd.de/bvbw/appmanager/bvbw/dwdwwwDesktop?_nfpb=true&_pageLabel=dwdwww_result_page&portletMasterPortlet_i1gsbDocumentPath=Navigation%2FOeffentlichkeit%2FKlima__Umwelt%2FWetterrekorde%2Fniederschlag__node.html%3F__nnn%3Dtrue
  6. DPA-RegiolineGeo: Wahlen: In Balderschwang fährt die CSU Traumergebnis ein. In: Focus Online. 16. März 2014, abgerufen am 14. Oktober 2018.
  7. Eintrag zum Wappen von Balderschwang in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
  8. Eintrag zum Wappen von Balderschwang in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
  9. Eintrag zu Balderschwang auf der Seite kommunalflaggen.eu
  10. skigebiet-balderschwang.de: Historie des Skigebietes
  11. Empfang des Radios über DAB+ (Memento des Originals vom 19. Dezember 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.horeb.org. Website Radio Horeb. Abgerufen am 14. August 2011.