Barmakiden
Die Barmakiden (arabisch البرامكة al-Barāmika; persisch برمكيان Barmakiyān) waren eine persische Familie hoher Staatsfunktionäre unter den Abbasiden (750–803).
Sie stammten wahrscheinlich von Zoroastriern aus Balch, im heutigen Afghanistan, ab, wenngleich auch ein buddhistischer Glaube nicht ausgeschlossen werden kann. „Barmak“ (abgeleitet von Sanskrit pramukha [Vorsteher, Verwalter]) war kein Personenname, sondern der erbliche Titel des Oberpriesters im Tempel Naubahār bei Balch. Die dem Tempel zugehörigen Ländereien mit einer Fläche von etwa 1568 m² befanden sich im Besitz der Familie. Dieser Grundbesitz oder zumindest ein Teil davon blieb den Barmakiden auch später erhalten.[1] Nach der arabischen Eroberung Ostirans haben sie offenbar den Islam angenommen. Seit der Machtergreifung der Abbasiden im Kalifat übernahmen Barmakiden dann wichtige Funktionen in deren Steuer- und Heeresverwaltung.
Yahyā ibn Chālid konnte unter Hārūn ar-Raschīd zum Wesir aufsteigen (786–803). Er versuchte einen Ausgleich zwischen den arabischen und persischen Gruppen des Kalifats zu erreichen. Unter Yahya begann die kulturelle Blütezeit des Abbasidenkalifats. Griechische philosophische und naturwissenschaftliche Werke wurden übersetzt, ebenso kamen Zoroastrier und Christen an den Hof.
Die Gründe für den plötzlichen Sturz der Familie und die Hinrichtung des jüngeren Sohnes Dschafar (803) sind unbekannt. Nach einer Volkssage lag die Ursache in einer angeblichen Liebesbeziehung von Yahyas Sohn Dschafar mit Haruns Schwester Abbasa. Wahrscheinlicher ist, dass Harun ar-Raschid die Dynastie zu einflussreich geworden war. Ihr sagenhafter Reichtum, der den des Kalifen übertroffen haben soll, und ihre Intrigen am Hof spielten ebenfalls eine Rolle. Die Familie wurde enteignet, Yahya und der ältere Sohn al-Fadl wurden inhaftiert. Diese Begebenheiten haben auch Eingang in die Erzählungen von Tausend und einer Nacht gefunden.
Der Aufstieg der Barmakiden in der Zeits Harun ar-Raschids war gleichzeitig der Beginn der Wiedergeburt des persischen Nationalbewusstseins nach dem Fall des mächtigen Sassanidenreichs. Nur kurze Zeit nach dem Fall der Barmakiden stiegen ihre Nachfolger, die persischen Samaniden, zur ersten unabhängigen persischen Dynastie nach der arabischen Eroberung Persiens auf.
Später wurden verschiedene Bücher mit Geschichten über die Barmakiden verfasst. Eines davon ist das persischsprachige Werk Aḫbār-i Barmakiyān von Ḍiyāʾ ad-Dīn Baranī (gest. 1356), das auf einem verlorengegangenen arabischen Werk von einem gewissen Abū Muhammad ʿUbaidallāh al-Ithrī fußt, das 92 Anekdoten über die Barmakiden enthält. Baranī verfasste es für Firuz Schah Tughluq, um ihm die Freigebigkeit der Barmakiden vor Augen zu führen.[2] Unter Akbar wurde eine mit Miniaturen illustrierte Handschrift dieses Werks erstellt.
Literatur
- Ihsan Abbas: Barmakids. In: Encyclopædia Iranica Bd. III, S. 806–809 Online-Version
- Wassili Wladimirowitsch Bartold: Barmakiden in Enzyklopaedie des Islam Bd. I, S. 691–693. Digitalisat
- Kevin van Bladel: The Bactrian background of the Barmakids. In: Anna Akasoy, Charles Burnett, Ronit Yoeli-Tlalim (Hrsg.): Islam and Tibet. Interactions along the musk routes. Farnham/Burlington 2011. S. 74–86.
- Lucien Bouvat: Les Barmécides d'après les historiens arabes et persans. Ernest Leroux, Paris, 1912. Digitalisat
Belege
- ↑ Bartold: Barmakiden in Enzyklopaedie des Islam Bd. I, S. 691.
- ↑ Bouvat: Les Barmécides d'après les historiens arabes et persans. 1912, S. 9f.