Barnstorfer Wald (Rostock)
Der Barnstorfer Wald, auch Barnstorfer Anlagen genannt, ist ein Naherholungsgebiet im Südwesten von Rostock in den Ortsteilen Hansaviertel und Gartenstadt.
Lage
Das Gebiet umfasst eine Fläche von 156 Hektar, das durch die Rennbahnallee geteilt wird. Der östliche, stadtnähere, Teil besteht aus einem eher parkartigen Gebiet und dem Gelände des Rostocker Zoos. Der westliche Teil ist bis auf ein Erweiterungsgebiet des Zoos und eine Wildgaststätte Wald geblieben.
Das Areal ist mit der Innenstadt durch die Straßenbahnlinien 3 und 6 sowie mit der Südstadt und dem Holbeinplatz durch die Buslinie 28 verbunden.
Geschichte
Der Name stammt vom Dorf Barnstorf, einer ehemaligen Gemarkung, die im Bereich der heutigen Gartenstadt nördlich des Waldes lag und sich bis zum heutigen Reutershagen erstreckte.
In den Jahren 1810/11 wurden die damaligen „Barnstorfer Tannen“ für die Errichtung von 764 Baracken sowie die Gewinnung von Feuerholz für napoleonische Truppen fast vollständig abgeholzt.[1][2]
1839 wurde in einem Forsthaus an der heutigen „Trotzenburg“ eine Schankwirtschaft eingerichtet. 1881 wurde dorthin eine Pferdebahn gebaut, die 1904 zur elektrisch betriebenen Straßenbahn wurde. 1899 wurde der Tiergarten eröffnet, der später zum Zoo wurde.
Auf der „Bismarck-Höhe“ im Barnstorfer Wald wurde am 21. Juni 1901[3] der Bismarckturm feierlich eingeweiht. Der preisgekrönte Entwurf „Götterdämmerung“ stammte vom Architekten Wilhelm Kreis. 1935 abgebrochen und auf den Sedanplatz (heute Veranstaltungswiese und Lodge) umgesetzt, musste er dort im Jahre 1950 der Erweiterung des Rostocker Zoos weichen.[4]
Im Dritten Reich wurde am Rande des Barnstorfer Waldes ein Thingplatz am heutigen Platz der Jugend errichtet.[5][6] Nach dem Zweiten Weltkrieg (1949/1950) wurde am Eingang des Waldes aus den Steinen der im Krieg beschädigten und später abgerissenen Jakobikirche die Johanniskirche gebaut, eine der Notkirchen nach Plänen von Otto Bartning.
Zu DDR-Zeiten gab es Pläne, im Barnstorfer Wald einen Kulturpark einzurichten. Auch wenn diese Pläne nicht verwirklicht wurden, war das Gebiet eines der wichtigsten Naherholungsgebiete der Stadt mit diversen kulturellen und gastronomischen Einrichtungen. Zu Staatsfeiertagen war der Barnstorfer Wald Schauplatz verschiedener Volksfeste.
In den 1970er und 80er Jahren entstand im westlichen Teil des Waldes ein Erweiterungsgelände des Rostocker Zoos. Am westlichen Waldrand wurde der Westfriedhof angelegt.
Nach der Wende in der DDR sank die Bedeutung des Areals beträchtlich. Die meisten Ausflugsgaststätten, Imbisse und Freizeiteinrichtungen schlossen, die Freilichtbühne am Platz der Jugend wurde 1995 abgerissen. Das Arena-Theater am Kastanienplatz, ein zirkusartiger Bau für Theater- und Konzertveranstaltungen, war bereits Anfang der 1980er Jahre abgebaut worden. Bis heute in Betrieb ist neben dem Zoo ein früher von der Pionierorganisation betriebener Verkehrsgarten zur Schulung von Kindern.
Ende der 1990er Jahre konnte durch einige Verschönerungsmaßnahmen dem drohenden Verfall Einhalt geboten werden. Nach einer Rekonstruktion und Modernisierung wurde die gegenüber dem alten Zoo-Eingang an der Straßenbahnhaltestelle gelegene „Trotzenburg“ 2001 als Brauerei-Gasthaus wieder eröffnet. Dennoch erlangte das Gebiet bei weitem nicht die einstige Bedeutung.
Einzelnachweise
- ↑ Mathias Manke, Ernst Münch (Hrsg.): Unter Napoleons Adler; Mecklenburg in der Franzosenzeit. Schmidt-Römhild, Lübeck 2009, ISBN 978-3-7950-3747-5, S. 125.
- ↑ Karsten Schröder: Die Hansestadt Rostock und ihr Ostseebad Warnemünde. Neuer Hochsch.-Schr.-Verlag, Rostock 1999, ISBN 3-929544-78-4, S. 162.
- ↑ Der Bismarckturm in Rostock. auf: bismarcktuerme.de
- ↑ Sieglinde Seele: Lexikon der Bismarck-Denkmäler. Imhof-Verlag, Petersberg 2005, ISBN 3-86568-019-4, S. 337–338.
- ↑ Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Rostock. Band 7/8, 1958, S. 158.
- ↑ Helmut Weihsmann: Bauen unterm Hakenkreuz. Promedia, Wien 1998, ISBN 3-85371-113-8, S. 769.
Weblinks
Koordinaten: 54° 4′ 51,8″ N, 12° 5′ 28,5″ O