Basler Generalstreik
Der Basler Generalstreik, auch Färberstreik genannt, war ein durch die damalige schlechte Wirtschaftslage ausgelöster Konflikt im August 1919 in der Schweizer Stadt Basel.
Ursachen
Während des Ersten Weltkriegs litt die Basler Bevölkerung unter Reallohnverlusten. Ungefähr 30 % der Haushalte waren notstandsberechtigt und erhielten verbilligte Lebensmittel und Brennmaterialien. Neben einer hohen Arbeitslosigkeit kam es bei Teilen der Bevölkerung zu einer latenten Unterernährung. Besonders niedrige Löhne erhielten die Färber.
Verlauf
Der Streik begann mit Protestaktionen der Färber von Clavel & Lindenmeyer, auf die mit Aussperrungen reagiert wurde. Eine Einigung kam nicht zustande, und der Streik weitete sich aus. Am 30. Juli 1919 riefen die Delegierten des Arbeiterbundes den Generalstreik aus, dem sich die Metall-, Chemie- und Staatsarbeiter anschlossen.[1]
Die Kantonsregierung forderte Militär an, das am 1. August 1919 eintraf. Dieses fuhr mit Fahrzeugen zu den Volksansammlungen und wurde mit Steinen beworfen. Bei der Ansammlung am Claraplatz fielen Schüsse, wobei ein Demonstrant getötet wurde. Der Verstorbene wurde in die Klingenthal-Turnhalle überführt. Eine etwa 200 bis 300 Personen grosse Menschenmenge bildete den Leichenzug. Der Weg führte über das Gelände der Kaserne Basel, deren Tor durch einen Doppelposten bewacht wurde. Nach verbalen Auseinandersetzungen kam es zu Schüssen, bei denen drei Personen getötet wurden.[2] Während des Generalstreiks gelangte auch die im Landesstreik gegründete Basler Bürgerwehr zum Einsatz.[3]
Die Streikleitung rief anschliessend zur Meidung öffentlicher Plätze auf. Das Platzkommando untersagte das Erscheinen der Zeitung Basler Vorwärts und liess Gewerkschafter inhaftieren. Bereits am 5. August 1919 nahm ein beträchtlicher Teil der Streikenden die Arbeit wieder auf. Die Delegiertenversammlung des Arbeiterbundes beschloss am 8. August 1919 den Abbruch des Streiks.[4]
Über die genaue Anzahl der Toten und Verletzten wie auch, wer hierfür die Verantwortung zu tragen hat, gehen die Meinungen auseinander. Die meisten Quellen gehen von insgesamt fünf Toten aus. Die Streikforderungen wurden im Wesentlichen nicht erfüllt (der Lohn wurde zwar um 10 % angehoben, was jedoch nicht einmal die Inflation ausglich), verschiedene Streikende wurden entlassen.[5][6]
Literatur
- Markus Bolliger: Die Basler Arbeiterbewegung im Zeitalter des Ersten Weltkrieges und der Spaltung der Sozialdemokratischen Partei. Ein Beitrag zur Geschichte der schweizerischen Arbeiterbewegung. Basel 1970.
- Daniel Hagmann: Bürger putzen Basel. Stadt.Geschichte.Basel 2019.
- Josef Kühne: Untersuchungen über die Kost der Basler Arbeiter unter dem Einfluss des Krieges. Basel 1919.
- Robert Labhardt: Krieg und Krise: Basel 1914–1918. Basel 2014.
- Hermann Leuenberger: Erinnerungen an den Basler Generalstreik 1919, in: Basler Stadtbuch 1969. S. 173–184.
- Maria Meier: Von Notstand und Wohlstand. Die Basler Lebensmittelversorgung im Krieg 1914–1918, Diss. Univ. Luzern 2017.
- Hanspeter Schmid: Krieg der Bürger: Das Bürgertum im Kampf gegen den Generalstreik 1919 in Basel. Zürich 1980.
- Andreas Tscherrig: Krankenbesuche verboten! Die Spanische Grippe 1918/19 und die kantonalen Sanitätsbehörden in Basel-Landschaft und Basel-Stadt. Liestal 2016.
- Fritz Grieder: Zehn heisse Tage. Aus den Akten des Regierungsrates zum Basler Generalstreik 1919. In: Basler Stadtbuch 1970, S. 108-141.
- Hermann Leuenberger: Erinnerungen an den Basler Generalstreik 1919. In: Basler Stadtbuch 1969, S. 173-184.
Einzelnachweise
- ↑ Artikel Basler Zeitung
- ↑ Urteil der Staatsrechtlichen Abteilung von 22. April 1921 i. S. Hunziker gegen Eidgenossenschaft
- ↑ Daniel Hagmann: Bürger putzen Basel. Stadt.Geschichte.Basel 2019
- ↑ Hermann Leuenberger: Erinnerungen an den Basler Generalstreik 1919.
- ↑ Augenzeuge schildert Färberstreik von 1919: «Blanker Hass stieg in mir auf». Abgerufen am 2. August 2019 (Schweizer Hochdeutsch).
- ↑ Als die Armee auf Basler schoss – Drama droht, in Vergessenheit zu geraten. Abgerufen am 2. August 2019 (Schweizer Hochdeutsch).