The Battle Hymn of the Republic
Datei:Battle Hymn of the Republic, Frank C. Stanley, Elise Stevenson.ogg Datei:Battle Hymn of the Republic (USAFB).ogg The Battle Hymn of the Republic („Die Schlachthymne der Republik“) ist ein amerikanisches patriotisches Lied.
Den Text verfasste die Abolitionistin Julia Ward Howe während des Amerikanischen Bürgerkrieges. Nach dem Besuch eines Feldlagers der Truppen der Nordstaaten schrieb sie neue Verse zum populären abolitionistischen Marsch John Brown’s Body. Im Februar 1862 wurden sie im Atlantic Monthly erstmals abgedruckt. The Battle Hymn of the Republic erklingt häufig bei national bedeutsamen Ereignissen, so etwa bei der Beerdigung Robert F. Kennedys und Ronald Reagans; auch bei der Beisetzung des ehemaligen britischen Premierministers Winston Churchill wurde sie gespielt.
Text
- Der deutsche Text ist keine Übersetzung, sondern eine Nachdichtung.
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Deutung
Howes Text ist Ausdruck einer nicht nur religiösen, sondern nachgerade millenaristischen Deutung des Amerikanischen Bürgerkriegs, die die politische Rhetorik, besonders aber die öffentliche Wahrnehmung des Konflikts in den Nordstaaten prägte. Edmund Wilson sieht in der Battle Hymn wie auch in den Reden des Abolitionisten William Lloyd Garrison ein Hervorbrechen des alten, fanatischen neuenglischen Calvinismus. Er habe die Grundlage für einen ungemein wirkmächtigen Mythos vom Krieg gegen die Südstaaten als einem heilsgeschichtlich bedeutsamen Kampf gegen die Mächte des Bösen geliefert, der in nüchterneren Darstellungen der politischen oder ökonomischen Gründe des Krieges oft außer Acht gelassen werde, aber grundlegend für sein Verständnis sei.[1] Die Sache der Union als Sache Gottes prägte viele politische Reden der Zeit, war aber insbesondere in den zahllosen patriotischen Gedichten und Liedern allgegenwärtig, die in den Kriegsjahren als Flugblätter weite Verbreitung fanden.[2]
In der Battle Hymn finden sich so zahlreiche mehr oder minder offensichtliche Verweise auf Bibelstellen. Andere Zeilen lassen sich kaum auf konkrete Bibelstellen beziehen, auch wenn sie in biblischer Diktion gehalten sind. So sind etwa die watch-fires of a hundred circling camps oder die burnished rows of steel wohl als Ausdruck des ganz konkreten Kriegsgeschehens zu deuten, inmitten dessen Howe die Battle Hymn verfasste. Das zentrale Motiv, das in der ersten Zeile eingeführt („the glory of the coming of the Lord“) und in der Schlusszeile jeder Strophe wieder aufgegriffen wird („His truth is marching on,“ „His day is marching on.“ usf.) ist der Tag des Herrn der biblischen Prophezeiung.[3] Der Krieg wird somit als Beginn der Wirren der Endzeit dargestellt, die der Wiederkunft Jesu Christi und dem Jüngsten Gericht unmittelbar vorausgehen sollen; die Sache der Union ist die Sache Gottes, der Vormarsch ihrer Armeen ein Vorzeichen des nahenden Gottesreichs. Insbesondere bezieht sich Howe in der ersten Strophe wohl auf die Prophezeiung in Jes 63,1–6[4]:
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Diese Verse hatte schon der Historiker Thomas Babington Macaulay in seinem 1824 veröffentlichten Gedicht The Battle of Naseby[5] aufgegriffen, das Howe wohl bekannt war. Es beschreibt mit vielfachen Anspielungen auf die Heilige Schrift die Schlacht von Naseby 1645 und vergleicht wie Jesaja die siegreichen, blutbeschmierten Truppen Cromwells mit Keltertretern.[6]
Die berühmte Wendung von den grapes of wrath findet sich so nicht in der Bibel, naheliegend sind jedoch Bezüge zu 5. Mos 32, 31–32:
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In Verbindung mit dem „furchtbaren, schnellen“ Schwert Gottes aus der dritten Zeile findet sich das Bild von der Weinkelter als Instrument des göttlichen Zornes in der Offenbarung des Johannes (19, 15):
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In der Manuskriptversion verwendete Howe noch das Wort winepress für das schließlich in der Druckfassung zu findende vintage, was den Bezug auf diese Passage umso offensichtlicher macht. Dass der Kriegsgegner, die Südstaaten, in diesem endzeitlichen Szenario mit dem Antichristen im Bunde ist, legt spätestens die dritte Strophe nahe, in der erfleht wird, der „Held“ (Hero, ein Wort, das sich im Übrigen in der gesamten King-James-Bibel nicht findet) möge die Schlange „unter seiner Ferse zermalmen“ (crush; in der King-James-Version der Bibel heißt es in der Erzählung vom Sündenfall demgegenüber: shall bruise thy head; 1. Mos 3,15). Die vierte Strophe schließlich beschwört das Jüngste Gericht, da Er sein Urteil über Heil und Verdammnis der Menschen sprechen wird (He is sifting out the hearts of men before His judgment-seat) und mahnt, sich deshalb nun Ihm zu verschreiben (Oh, be swift, my soul, to answer Him!).[7] Das Heilsversprechen wird in der fünften Strophe bekräftigt (with a glory in his bosom that transfigures you and me) und mit einem Aufruf zur kampfmutigen Todesverachtung (let us die to make men free) verknüpft.
Trivia
- Der Titel des bekanntesten Romans John Steinbecks, „The Grapes of Wrath“ (deutsch „Früchte des Zorns“), ist ein Zitat aus dem zweiten Vers der Schlachthymne, der wiederum einen Verweis auf Jes 63,3 LUT bzw. Offb 14,19 LUT darstellt.
- Auch John Updike bezieht sich konkret auf die Schlachthymne; sein Roman Gott und die Wilmots heißt im amerikanischen Original nach den ersten Worten der 5. Strophe In the Beauty of the Lillies.
- Die deutsche „Division Blenker“, welche unter der Führung des 1848ers Ludwig Blenker am Sezessionskrieg auf der Seite der Union teilnahm, sang die Battle Hymn mit eigenständigem deutschsprachigem Text unter dem Titel „Wir sind Deutsche und wir kämpfen für die Freiheit der Union“[8].
- Mark Twain schrieb 1901 eingedenk des Spanisch-Amerikanischen Krieges die Parodie „The Battle Hymn of the Republic, Updated“[9], in der er den amerikanischen Imperialismus angriff.
- Martin Luther King, Jr. zitierte am Ende seiner letzten Rede I’ve Been to the Mountaintop am 3. April 1968, dem Tag vor seiner Ermordung, den ersten Vers der Battle Hymn: “Mine eyes have seen the glory of the coming of the Lord.”
- Der Film Wer den Wind sät endet mit diesem Musikstück, als Henry Dummond (Spencer Tracy) den Gerichtssaal verlässt.
Literatur
- Florence Howe Hall: The Story of the Battle Hymn of the Republic. Harper & Brothers, New York NY 1916.
- Christian McWhirter: Battle Hymns: The Power and Popularity of Music in the Civil War. University of North Carolina Press, Chapel Hill NC 2012, ISBN 0807882623.
- Annie J. Randall: A Censorship of Forgetting: Origins and Origin Myths of „Battle Hymn of the Republic“. In: Annie J. Randall (Hrsg.): Music, Power, and Politics. Routledge, New York NY u. a. 2005, ISBN 0-415-94364-7, S. 5–24.
- Debbie Williams Ream: Mine Eyes Have Seen the Glory. In: American History Illustrated 27:1, 1993, S. 60–64.
- Edward D. Snyder: The Biblical Background of the „Battle Hymn of the Republic“. In: The New England Quarterly. Bd. 24, Nr. 2, 1951, ISSN 0028-4866, S. 231–238, doi:10.2307/361364.
- Edmund Wilson: Patriotic Gore. Studies in the Literature of the American Civil War. Oxford University Press, New York NY 1962.
Nachweise
- ↑ Wilson: Patriotic Gore. 1962, S. 91–92.
- ↑ Alica Fahs: The Imagined Civil War. Popular Literature of the North & South, 1861–1865. Reprinted edition. University of North Carolina Press, Chapel Hill NC u. a. 2003, ISBN 0-8078-5463-8, S. 77–79.
- ↑ Snyder: The Biblical Background of the „Battle Hymn of the Republic“. In: The New England Quarterly. Bd. 24, Nr. 2, 1951, S. 231–238, hier S. 233–234.
- ↑ Wilson: Patriotic Gore. 1962, S. 92.
- ↑ Thomas Babington Macaulay: The Battle of Naseby. In: Edmund Clarence Stedman (Hrsg.): A Victorian anthology. 1837–1895. Selections illustrating the editor's critical review of British poetry in the reign of Victoria. Riverside Press, Cambridge 1895, S. 27–29.
- ↑ Wilson: Patriotic Gore. 1962, S. 93–94.
- ↑ Wilson: Patriotic Gore. 1962, S. 96.
- ↑ Wir sind Deutsche und wir kämpfen.
- ↑ http://www.sacred-texts.com/aor/twain/notkill.htm