Bauchgesicht

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Hans Memling: Die Hölle (um 1485)

Das Bauchgesicht (auch Gesicht am Bauch; gräzisierend: Gastrocephaler) ist ein Motiv der christlichen Ikonografie.

Zweck

Zumeist bei der Bestrafung von Sündern oder der Versuchung von Heiligen werden der Teufel oder seine dienstbaren männlichen Dämonen mit zusätzlichen menschlichen Gesichtern und fabelhaften Fratzen dargestellt. Die Vorherrschaft niederer Triebe wird durch den Bildtypus der Gastrocephalen verkörpert.

Herkunft

Diese Darstellungen stammen ursprünglich nicht aus der christlichen Literatur, sondern entstanden unter fremden kulturellen Einflüssen (siehe auch Acephale).

Darstellungen

Schon in frühmittelalterlichen Handschriften wird das Medusenhaupt nicht in ihrer Dämonen abwehrenden Bedeutung verstanden, sondern als Gesicht am Bauch in phantastisch-komischer Weise dargestellt.

Seit dem 2. Jahrhundert werden „Bauchgesichter“ der indischen Mythologie dargestellt. In einigen wenigen Darstellungen des Buddha wird dieser von Fratzen auf Bauch oder Brust versucht.

Darstellungen mit Gesichtern am Bauch finden sich an den Archivolten an der Süd-Fassade der Kathedrale von Chartres (13. Jh.).

Literatur

  • Wolfgang Braunfels (Hrsg.): Lexikon der christlichen Ikonographie. Begr. von Engelbert Kirschbaum, 8 Bde. Herder Verlag, Freiburg im Breisgau u. a. 1968–1976. Bd. 2, Sp. 140f., ISBN 3-451-22568-9.
  • Jurgis Baltrusaitis: Das phantastische Mittelalter. Antike und exotische Elemente der Kunst der Gotik. Frankfurt 1985 (Erstausgabe: Le Moyen Âge fantastique, Paris 1955).
  • E. Castelli: Il demoniaco nell’arte, Mailand/Florenz 1952
  • Howard Daniel: Devils, monsters and nightmares. An introduction to the grotesque and fantastic in art. New York 1964.
  • Oswald A. Erich: Die Darstellung des Teufels in der christlichen Kunst. Berlin 1931.
  • Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Regensburg 1854.