Bauer Media Group

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Heinrich Bauer Verlag KG

Rechtsform Kommanditgesellschaft
Gründung 1875
Sitz Hamburg, Deutschland Deutschland
Leitung Yvonne Bauer (CEO),
Paul Keenan (COO),
Anna Sedgley (CFO),
Dr. Gerald Mai (CLO)
Mitarbeiterzahl 15.000 (2020)
Umsatz 2,23 Mrd. Euro (2019)
Branche Medien
Website www.bauermedia.com
Stand: 2021

Unter dem Namen Bauer Media Group (bis 2008[1] Bauer Verlagsgruppe) tritt das Unternehmen Heinrich Bauer Verlag KG auf. Es handelt sich um eine 1875 gegründete Verlagsgruppe mit Sitz in Hamburg. Sie produziert und vertreibt zahlreiche Publikumszeitschriften im In- und Ausland und verfügt über Beteiligungen im Privatfunk und Privatfernsehen. Am 2. Dezember 2010 übernahm Yvonne Bauer, Tochter von Heinz Heinrich Bauer, die Unternehmensleitung. Die Aktivitäten des Konzerns werden seitdem in der Heinrich Bauer Verlag KG zusammengeführt.[2]

Geschichte

Anfänge 1875–1945

Das Unternehmen wurde 1875 von dem Lithografen Johann Andreas Ludolph Bauer (1852–1941) gegründet, der im Alter von 23 Jahren in Hamburg eine Druckerei eröffnete. Der Schwerpunkt lag auf der Produktion von Visitenkarten. Der Betrieb wurde zunächst von Sohn Heinrich Friedrich Matthias (1874–1949) und später von Enkel Alfred (1898–1984) weitergeführt. Nach der Jahrhundertwende brachte das Unternehmen die Rothenburgsorter Zeitung, ein kostenloses Anzeigenblatt, heraus und gliederte ein Papiergeschäft an. Eine Schnellpresse und eine Setzmaschine zählten zum neuen Betriebskapital der Firma J.A.L. Bauer & Söhne, die nun rund 20 Mitarbeiter umfasste.

1920 wurde das Extrablatt gegründet, aus dem sich später eine Sportzeitung entwickelte und ab 1926 erschien die Wochenzeitschrift Rundfunkkritik, später umbenannt in Funkwoche, zuletzt Funk-Wacht. Die Zeitschrift erreichte eine – für damalige Zeiten – sensationelle Auflage von über einer halben Million verkaufter Exemplare.

Zeitungen und Zeitschriften nach 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm der Heinrich Bauer Verlag 1946 die Verlagsgeschäfte wieder auf. Ab 1953 erschien die Jugendzeitschrift Rasselbande. Von zunächst 180.000 Exemplaren stieg die verkaufte Auflage auf über eine halbe Million Hefte.

In den 1960er-Jahren verlagerte sich, nach Eintritt von Heinz Heinrich Bauer (* 1939) in das Unternehmen und Übernahme der Geschäftsführung durch Siegfried Moenig, das Hauptgeschäft des Verlages auf Mode- und Frauenzeitschriften, wie Neuer Schnitt, Elsa Moden und Wäsche. Aus diesen Frauenzeitschriften ging später die Neue Mode hervor. 1962 wurde der Verlag in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt und das Portfolio um TV-Programmzeitschriften erweitert. Es erschienen TV und Hören und Sehen, die später zusammen als TV Hören und Sehen herausgegeben werden.

1966 wurden für 68 Millionen Mark die Zeitschriften Quick und Revue, Neue Post, Neue Illustrierte, die Fußballzeitschrift Kicker und die Jugendzeitschrift twen übernommen. Damit wurde die Bauer Verlagsgruppe zum größten deutschen Zeitschriftenverlag. Im selben Jahr wurden die Neue Illustrierte und die Revue zur Neuen Revue zusammengelegt, wobei die Zeitschriften noch einige Zeit mit NEUE Illustrierte REVUE betitelt waren. 1968 kamen das Kölner Druckhaus Du Mont-Presse, die Zeitschrift Das Neue Blatt und die Jugendzeitschrift Bravo hinzu. Bravo Girl erscheint seit 1988. 1971 erwarb die Bauer Media Group von Hugh Hefner die Lizenz für den deutschsprachigen Playboy, der erstmals am 1. August 1972 erschien. 2003 verlor Bauer die Lizenz an den Burda Verlag. Als Reaktion darauf gründete Bauer den Titel Matador, der sich jedoch nicht etablieren konnte. Seit 1984 ist die Bauer Verlagsgruppe an Produktionen des Privatfernsehens beteiligt und produzierte verschiedene Magazine u. a. Bravo TV.

1991 wurde die TV Movie eingeführt. Im gleichen Jahr wurde die regionale Tageszeitung Volksstimme übernommen und erscheint seitdem bei der Magdeburger Verlags- und Druckhaus GmbH, einer hundertprozentigen Tochter der Bauer Media Group. 1992 wurde die Quick, das ehemalige Flaggschiff des Konzerns, eingestellt.

Im Jahr 2000 war die Verlagsgruppe mit einer Gesamtreichweite von knapp 50 Prozent das reichweitenstärkste Verlagshaus Deutschlands.[3] Im Mai 2012 erwarb die Bauer Media Group von der Marquard Media Gruppe die deutschen Ausgaben von Cosmopolitan und Shape sowie die Zeitschrift Joy inklusive aller Auslandslizenzen.[4]

2020 kaufte der Verlag die Mitteldeutsche Zeitung, die Regionalzeitung im Süden Sachsen-Anhalts, die in Halle/Saale ansässig ist[5]. Er begründete das mit "Synergie-Effekten", da die (Magdeburger) Volksstimme bereits seit 1991 zum Verlag gehört. Sie ist die Regionalzeitung im Norden Sachsen-Anhalts.

Expansion ins Ausland

Die Verlagsgruppe wurde auch in anderen europäischen Ländern tätig, wie etwa 1986 mit der Gründung der Heinrich Bauer Ediciones S.G. in Madrid, Spanien und 1987 mit H. Bauer Publishing in London, Großbritannien. Ab 1989 engagierte man sich auch auf dem US-amerikanischen Markt, zum Beispiel mit First for woman. Mit Bravo und diversen Frauenzeitschriften drang der Verlag in den osteuropäischen Markt, wie Polen und Tschechien, vor.

Zwischen 2006 und 2008 übernahm Bauer Anteile an dem polnischen Radiounternehmen Broker FM und das britische Medienhaus Emap.[6]

Im Dezember 2007 kaufte die Bauer Media Group für 1,14 Milliarden Pfund (umgerechnet 1,58 Milliarden Euro) den Bereich Publikumszeitschriften und Radiosender des britischen Unternehmens Emap und übernahm damit unter anderem die Zeitschriften Closer, Empire, FHM, Kerrang, Mojo und Q sowie die britische Ausgabe von Grazia.[7] Im Juli 2008 wurde die Revue eingestellt.[8]

Im September 2012 übernahm die Bauer Media Group für 500 Millionen Australische Dollar (umgerechnet 407 Millionen Euro) das australische Medienunternehmen Australian Consolidated Press (ACP). ACP war zu dem Zeitpunkt der größte Zeitschriftenverlag in Australien und Neuseeland.[9] Im Juni 2020 wurde das Australien- und Neuseeland-Geschäft an den Finanzinvestor Mercury Capital verkauft.[10]

Im Juli 2013 kaufte die Bauer Media Group den britischen Radiosender Absolute Radio[11] und im April 2015 den skandinavischen Hörfunkanbieter SBS Discovery Radio, zu dem die Radiosender Mix Megapol (Schweden), Radio Norge (Norwegen), Nova fm (Dänemark) und Iskelma (Finnland) gehörten.[12]

Zusammengefasst gehören zu den wichtigsten ausländischen Märkten der Verlagsgruppe folgende zehn Länder: Großbritannien, USA, Spanien, Frankreich, Polen, Rumänien, Ungarn, Tschechien, Slowakei und Russland.[13]

Weitere Aktivitäten

Von 2000 bis 2009 verlieh die Verlagsgruppe die Goldene Feder, einen Medienpreis, mit dem Personen ausgezeichnet wurden, die sich in den Medien dauerhaft etablieren konnten.[14]

Bauer Postal Network

Seit April 2009 gibt es das Postunternehmen Bauer Postal Network (BPN), das abonnierte Zeitschriften der Bauer Media Group wie auch verlagsfremde Presseprodukte, Kataloge und Infopost an Privat- und Geschäftsadressen in Deutschland zustellt.[15] Das BPN befördert durch 37.000 Zusteller jährlich über 140 Millionen Sendungen und ging aus einem Zustellunternehmen für die eigenen Zeitschriften hervor, das seit 1999 auch für externe Auftraggeber arbeitet.[16] Dem BPN und seinen selbstständigen Vertriebsstellen wird vorgeworfen, vorwiegend jugendliche Zusteller einzustellen, da diese keinen Anspruch auf den Mindestlohn haben.[17][18]

Daten und Geschäftsbereiche

Die Angaben berufen sich auf Aussagen der Bauer Media Group: Die Bauer Media Group publiziert 600 Zeitschriften in 16 Ländern sowie 60 Zeitschriften und die regionale Tageszeitung Volksstimme in Deutschland. Mit ihren Zeitschriften erreicht sie eine Auflage von 14 Millionen Exemplaren in Deutschland (durchschnittlich verkaufte Auflage nach IVW II/2011) und erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2014 einen Umsatz von 2,26 Milliarden Euro.[19] Die Bauer Media Group beschäftigt rund 11.000 Mitarbeiter.

Die Bauer Media Group ist sowohl Marktführer im Segment der Programmzeitschriften mit einer Auflage von 7,2 Millionen Exemplaren (durchschnittlich verkaufte Auflage nach IVW II/2011) als auch im Segment der wöchentlichen Frauenzeitschriften und Jugendzeitschriften, zu denen Europas größte Jugendzeitschrift Bravo gehört.

An Radio Hamburg ist die Bauer Media Group seit 1989 mit 25 % und an dem Fernsehsender RTL II seit 1992 mit 31,5 % beteiligt.[20] Der Pabel-Moewig-Verlag mit Sitz in Rastatt ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Bauer Media Group.

Publikationen

Deutschland

Auszug der in Deutschland publizierten Zeitschriften und Zeitungen:

Kritik

2009 geriet Bauer in die Kritik, weil der Guardian enthüllte, dass der Konzern für den Vertrieb der rechtsextrem orientierten Zeitschrift Zuerst! verantwortlich war. Nach Protesten des Betriebsrates und Demonstrationen vor der Konzernzentrale in Hamburg wechselte das Magazin den Vertriebspartner.[21][22]

Während der Corona-Krise hat sich die Geschäftsführung dazu entschlossen, den gesamten Standort in Neuseeland zu schließen und sich aus dem Land vollständig zurückzuziehen. Der Konzern reagierte auf die Einschränkung, dass im Zuge des Lockdowns Zeitschriften nicht als „essenzielle Ware“ gelte und nicht weiter produziert werden dürfe. Das Geschäft sei dadurch laut eigener Aussage nicht rentabel genug, wodurch sie zu diesem Schritt gezwungen sahen. Politiker sind darüber empört, da mit diesem Schritt eine wichtige Mediensäule im Land einfach wegbricht. Bauer hatte erst 2014 zahlreiche Zeitschriften wie z. B. den New Zealand Listener übernommen.[23]

Im September 2017 entschied der Oberste Gerichtshof des australischen Bundesstaats Victoria, dass die Bauer Media Group wegen Verleumdung eine Entschädigung von 4,5 Millionen australischen Dollar an die Schauspielerin Rebel Wilson zahlen muss, die bis dahin höchste solche Summe in der Rechtsgeschichte Australiens. Davon sind 3,9 Millionen der Ausgleich für entgangene Filmrollen, weil Wilson in Zeitschriften des Unternehmens als notorische Lügnerin dargestellt worden sei.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bauer Verlag verpasst sich einen neuen Namen. dwdl.de, 16. Dezember 2008.
  2. Bauer Verlag: Die Krönung der Prinzessin – 2. Dezember 2010
  3. MA 2000 I: Verlagsgruppe Bauer mit fast 50 Prozent Reichweite. Abgerufen am 7. April 2021.
  4. Bauer übernimmt deutsche Marquard-Verlagsgruppe spiegel.de, 11. Mai 2012
  5. Coup im Printmarkt: Was die Bauer Media Group mit der „Mitteldeutsche Zeitung“ vorhaben könnte. In: www.meedia.de. 15. Januar 2020, abgerufen am 27. Januar 2022.
  6. Bundeszentrale für politische Bildung: bpb.de - Mediendatenbank - National - Bauer Media Group. Abgerufen am 7. April 2021.
  7. Bauer Verlag kauft Milliarden-Paket in Großbritannien faz.net, 7. Dezember 2007
  8. Die Anti-Aging-Creme hat versagt spiegel.de, 19. Juni 2008
  9. Sprung ins Känguru-Land: Bauer kauft australischen Print-Verlag. In: kress.de, 4. September 2012
  10. Schwieriger Magazinmarkt: Bauer Media trennt sich von Australien- und Neuseeland-Geschäft kress.de, 17. Juni 2020
  11. Bauer Media Group kauft britische Station Absolute Radio horizont.net, 30. Juli 2013
  12. Skandinavischer Hörfunkanbieter: Bauer plant Übernahme von SBS Discovery kress.de, 28. April 2015
  13. Bundeszentrale für politische Bildung: bpb.de - Mediendatenbank - National - Bauer Media Group. Abgerufen am 7. April 2021.
  14. Die BAUER MEDIA GROUP – Hamburger Urgestein. Abgerufen am 7. April 2021 (deutsch).
  15. Financial Times Deutschland - Zustellung von Werbung: Heinrich Bauer legt sich mit der Post an (Memento vom 29. März 2009 im Internet Archive) (Zugriff am 27. März 2009)
  16. Unsere Kompetenz - 50 Jahre Zustellerfahrung! bauer-postal-network.de, abgerufen am 8. Oktober 2018.
  17. Oma Giselas Enkel. spiegel.de, 8. Dezember 2014, abgerufen am 8. Oktober 2018.
  18. So will Bauer den Mindestlohn bei Zustellern umgehen. dwdl.de, 29. November 2014, abgerufen am 8. Oktober 2018.
  19. Bauer Media Umsatzbericht 2014 13. Juli 2015, abgerufen am 30. November 2016 (PDF-Datei in Infomaterial)
  20. DIE BAUER MEDIA GROUP - Radio und TV, abgerufen am 30. November 2016
  21. Roy Greenslade: Bauer under renewed fire over magazines that glorify Nazi regime. The Guardian, 9. August 2013, abgerufen am 20. Januar 2018 (englisch).
  22. Hetzblatt „Zuerst“: DGB kritisiert Bauer wegen Rechtspostille. In: Spiegel Online. 29. Dezember 2011 (spiegel.de [abgerufen am 20. Januar 2018]).