Behaarte Hainsimse

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Behaarte Hainsimse

Behaarte Hainsimse (Luzula pilosa)

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Binsengewächse (Juncaceae)
Gattung: Hainsimsen (Luzula)
Art: Behaarte Hainsimse
Wissenschaftlicher Name
Luzula pilosa
(L.) Willd.
Bewimpertes Laubblatt
Einzelblüte der Behaarten Hainsimse
Frucht
Blütenstand
Samen mit Elaiosom

Die Behaarte Hainsimse (Luzula pilosa), auch als Haar-Hainsimse, Frühlings-Hainsimse oder Behaarte Marbel bezeichnet, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Binsengewächse. Die Pflanze bildet zusammen mit anderen Frühblühern wie Wald-Veilchen, Buschwindröschen, Scharbockskraut oder Wald-Sauerklee den Frühlingsaspekt in lichten, bodensauren Wäldern.

Verbreitung und Standort

Die Behaarte Hainsimse ist in Europa und Asien bis nach West-Sibirien vom Flachland bis in Höhenlagen von 2000 Metern über NN verbreitet. In den Allgäuer Alpen steigt sie im Ziebelmoos nordwestlich Rohrmoos in Bayern bis zu 1400 Metern Meereshöhe auf.[1]

Sie wächst in lichten Laub- und Nadelwäldern saurer, nährstoffarmer bis mittlerer Standorte. Vor dem Laubaustrieb bildet sie zusammen mit etlichen weiteren Frühblühern den Frühjahrsaspekt der Krautschichten. Häufig wächst sie auch an Waldwegen oder Waldrändern. Sie hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in Gesellschaften der Ordnung Fagetalia, kommt aber auch in denen der Ordnungen Quercetalia roboris oder Piceetalia vor.[2]

Beschreibung

Die Behaarte Hainsimse ist ein mehrjähriger, überwinternd grüner Hemikryptophyt, der Wuchshöhen zwischen 15 und 40 Zentimetern erreicht. Das Binsengewächs wächst in kleineren Horsten, die ihrerseits lockere Rasen entwickeln können, und bildet nur selten kurze Ausläufer. Die dünnen Stängel wachsen aufrecht. Die grundständigen, grasartigen und glänzenden Laubblätter sind 4 bis 12 Millimeter breit und am Rand dicht bewimpert. Die Hochblätter sind sehr kurz und immer deutlich kürzer als der Blütenstand.

Der lockere, aufrechte und vielblütige Blütenstand ist eine Spirre mit aufrechten bis zur Fruchtzeit überhängenden Ästen. Die Blüten stehen einzeln. Die etwa gleich langen Blütenhüllblätter (Perigon) sind etwa 3 Millimeter lang, lanzettlich spitz, kastanienbraun und am Rand breit hautrandig. Die Griffel tragen drei grünlich weiße Narben. Die zuletzt gelbgrünliche Kapselfrucht ist kegelförmig stumpf. Sie ist länger als die Perigonblätter und oberhalb der Mitte eingeschnürt und verschmälert. Die glänzend braunen Samen sind zwischen 2,5 und 3,5 Millimeter lang und besitzen je ein sichelförmiges Anhängsel (Elaiosom).

Chromosomenzahl: 2n = 66, seltener 70 oder 72.[2]

Ökologie

Die Behaarte Hainsimse ist ein Hemikryptophyt und eine Halbrosettenpflanze bzw. eine immergrüne Horstpflanze. Die Blattrandbehaarung ist durch Randstreifenablösung entstanden. Die Blattrosetten dienen als Wassersammler. Die Behaarte Hainsimse ist eine Tiefschatten- bis Schattenpflanze. Ihr ökologischer Schwerpunkt liegt auf frischen, mäßig sauren, stickstoffarmen bis mäßig stickstoffreichen Böden. Sie ist eine kennzeichnende Pflanze von bodensauren Buchenwäldern (Fagetalia sylvaticae), bodensauren Eichenwäldern (Quercetalia robori-petraeae) sowie von Kiefern-, Fichtenwäldern (Vaccinio-Piceetalia).

Die Öffnung der Blüten erfolgt erst im männlichen Stadium; ihre Bestäubung erfolgt durch den Wind (Anemogamie). Blütezeit ist von März bis Mai.

Die Früchte sind fachspaltige Kapseln. Der Fruchtstängel sinkt reif zu Boden. Die Pflanze ist ein Selbstaussäer. Die weitere Ausbreitung der Diasporen erfolgt über Ameisen (Myrmekochorie). Dazu verfügt sie an den Samen spezielle öl- und zuckerhaltige Körperchen (Elaiosomen), welche die Ameisen anlocken. Fruchtreife ist von Juni bis Juli.

Vegetative Vermehrung erfolgt durch unterirdische Ausläufer

Literatur

  • Konrad Lauber, Gerhart Wagner: Flora Helvetica, 2. Auflage, Verlag Paul Haupt, Bern, Stuttgart, Wien, 1998, ISBN 3-258-05735-4
  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
  • J. Grau, B. P. Kremer, B. M. Möseler, G. Rambold & D. Triebel: Gräser, Mosaik-Verlag, München 1996, ISBN 3-576-10702-9
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Ulmer, Stuttgart 1994. ISBN 3-8252-1828-7
  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Portrait. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.

Einzelnachweise

  1. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 305.
  2. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 152.

Weblinks

Commons: Luzula pilosa – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien