Behistun-Inschrift

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Bisotun
UNESCO-Welterbe UNESCO-Welterbe-Emblem

Behistun Inscription in Persia ca. 520 BC- UNESCO World Heritage Site.jpg
Vertragsstaat(en): Iran Iran
Typ: Kultur
Kriterien: (ii) (iii)
Fläche: 187 ha
Referenz-Nr.: 1222
UNESCO-Region: Asien und Pazifik
Geschichte der Einschreibung
Einschreibung: 2006  (Sitzung 30)

Koordinaten: 34° 23′ 18″ N, 47° 26′ 12″ O

Karte: Iran
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Behistun-Inschrift
Die Behistun-Inschrift zeigt den Bericht über die Siege des Großkönigs Dareios I. in drei Sprachen.
Inschrift
Behistuntexte in verschiedenen Keilschriften
Ansicht des Reliefs

Die Behistun-Inschrift hat ihren Namen vom Ort Bisutun (Behistan), der rund 30 Kilometer östlich von Kermānschāh im Iran liegt. Die große Inschrift und die Beischriften wurden zusammen mit dem Relief 2006 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Die große Inschrift wird oftmals zusammen mit den Beischriften als DB bezeichnet, wobei die Beischriften noch mit einem zusätzlichen alphabetischen Index beginnend mit a präzisiert werden.

In einem Felsmassiv in großer Höhe ließ der Achämenidenkönig Dareios I. die Abbildungen der Könige vor gefesselten Gefangenen einmeißeln. Über der Darstellung schwebt die Flügelsonne, ein assyrisches Erbe, das die göttliche Präsenz darstellt. Dazu ließ Dareios eine dreisprachige Tafel mit Beischriften anbringen. Die Trilingue wurde ab 1835 (Ergänzungen 1844 und 1847) erstmals von Henry Creswicke Rawlinson vollständig kopiert und 1846/1849 (altpersische Fassung) sowie 1851 (babylonische Fassung) veröffentlicht. Edwin Norris veröffentlichte 1855 die elamische Sprachversion. Was der Stein von Rosette für die Entzifferung der ägyptischen Hieroglyphen bedeutet, war die dreisprachige Behistun-Inschrift für die assyrische und elamische Keilschrift.

Der Text beschreibt Dareios' Version seines Aufstieges: Als Verwandter seiner Vorgänger Kyros II. und Kambyses II. habe er sich gegen den Mager Gaumata, der sich als Bruder des Kambyses ausgegeben habe, erhoben; nach der Tötung Gaumatas sei er selbst zum neuen Großkönig geworden und habe sich in der Folgezeit gegen eine Reihe von „Lügenkönigen“ durchgesetzt. Die Inschrift dient der Legitimation des neuen Herrschers.

Fragmente einer aramäischen Abschrift der Behistun-Inschrift wurden unter den aramäischen Papyri auf der Insel Elephantine (Ägypten) gefunden, wo eine jüdische Militärkolonie im 5. Jahrhundert v. Chr. im Dienste der Achämeniden stand.[1] Darüber hinaus wurden Fragmente einer Stele mit der babylonischen Version der Behistun-Inschrift in der Hauptburg (Kasr) von Babylon gefunden.[2]

Inhalt

Ausführung

Das Relief mit den drei Sprachversionen der großen Inschrift wurde in sechs Phasen ausgeführt. Die erste Phase umfasst die Erstellung des Reliefs mit neun Lügenkönigen und der elamischen Königsbeischrift DBa. In der zweiten Phase wurde als älteste der Sprachversionen die elamische Version von DB mit vier Spalten und 323 Zeilen rechts vom Relief erstellt. Die babylonische Version von DB mit einer einzigen Spalte und 112 Zeilen wurde in der dritten Phase erstellt. Sie befindet sich links des Reliefs. In der vierten Phase ließ Dareios I. die altpersische Version in vier Spalten unterhalb des Reliefs anfertigen. Sie enthält einen Zusatz, der in der elamischen Sprache oberhalb der Königsbeischrift ebenfalls angebracht wurde. Die babylonische Fassung enthält diesen Zusatz nicht. In der fünften Phase wurde der Skyte Skunxa als zehnter Lügenkönig rechts angefügt. Dadurch wurde die ursprünglich dort angebrachte elamische Sprachversion von DB unterhalb des Reliefs auf der linken Seite neu erstellt. Sie umfasst drei Spalten und 260 Zeilen. In der sechsten Phase wurde die fünfte Spalte der altpersischen Sprachversion hinzugefügt, so dass die altpersische Version 414 Zeilen erreicht. Die babylonische und elamische Sprachversion enthalten diesen letzten Zusatz der altspersischen Version nicht.[3]

Forschungsgeschichte

Henry Creswicke Rawlinson war der erste, der die Inschriften 1835–37, 1844 und 1847 untersuchte und Kopien anfertigte. Die Kopien befinden sich heute im British Museum. Die persischen Inschriften wurden 1846/1849 und die babylonische Sprachversionen 1851 veröffentlicht. Die elamischen Sprachversionen folgten 1855 durch Edwin Norris auf der Basis der Kopien von Henry Creswicke Rawlinson.

Franz Heinrich Weißbach behandelte 1890 die „Die Achämenideninschriften zweiter Art“ (die zweite Sprachversion der Inschrift), auf die sich die Wissenschaft nicht einigen konnte, ob sie skythisch, medisch oder susisch, der Begriff der damaligen Zeit für die elamische Sprache, war. In seiner Sprachanalyse schließt Franz Heinrich Weißbach skythische und medische Sprachen aus und legt sich auf die elamische fest. Neben einem grammatikalischen Teil enthält der Beitrag die Transliteration und die Übersetzung der elamischen Sprachversion in die deutsche Sprache.

Leonard William King und Reginald Campbell Thompson nahmen eine neue Kollation vor, die sie 1907 veröffentlichten. Auf dieser Ausgabe fußt die Ausgabe von Franz Heinrich Weißbach 1911.

1948 fertigte George G. Cameron neue Abdrücke an und übersetzte unter anderem die elamische Sprachversion auf der rechten Seite des Reliefs, die bis anhin als unleserlich galt. 1953 folgte die Ausgabe von Roland Grubb Kent und 1984 diejenige von Rykle Borger und Walther Hinz. Die aktuelle Standardausgabe für die altpersische Sprachversion ist die Ausgabe von Rüdiger Schmitt aus dem Jahr 2009.

Rezeption

Die Inschriften von Bisutun sind nach den Worten von Walther Hinz „die bedeutendste Urkunde Vorderasiens im Altertum, weil es die Entzifferung dieser Schriften ermöglicht und damit das eigentliche Tor zur Geschichte des Alten Orients außerhalb Ägyptens geöffnet hat.“[4]

Als einzige der achämenidischen Königsinschriften haben die Inschriften historische Ereignisse zum Inhalt, die die Leistungen des Königs auflisten. Das Entwurfsmuster stammt von den assyrischen Königsannalen aus der Zeit Assurbanipals. Im Gegensatz zu diesen Texten sind die Inschriften von Bisutun von mündlicher Dichtung mit ihren charakteristischen Erzählmodellen und dem sich wiederholenden Stil beeinflusst. Deshalb haben sie neben dem historischen auch einen literarischen Wert.[5]

Das Relief ist ein frühes Werk aus der Regierungszeit von Dareios I. und wurde bereits vor 519 v. Chr. in mehreren Abschnitten fertiggestellt. Die Komposition, der Stil und die Ikonographie enthalten Konventionen, die in der späteren klassischen achämenidischen Kunstform nicht mehr vorkommen und sich an assyrische Darstellungsformen anlehnen. Die komplexen Ursprünge von Komponenten wie die Präsentation von besiegten Feinden und die Aufzählung historischer Ereignisse wurden zu den Reliefs von Annubanini bei Sarpol-e Sahab und den assyrischen Palastreliefs zurückverfolgt. Auf der anderen Seite erscheinen bereits Teile der späteren klassischen Darstellungen wie der Fokus auf den König, seine Haltung mit dem Bogen in der Hand, die bewaffneten Begleiter hinter dem König und die schwebende Figur in der Flügelsonne.[6]

Die Details des Reliefs sind im Stil viel dekorativer ausgestaltet als in späteren Darstellungen und lehnen sich an die assyrische Kunstform an. Von der klassischen königlichen Ikonographie der Achämeniden vorweggenommen sind die Zackenkrone des Königs, die bänderlosen Schuhe und der buschige, lange Bart des Königs im Gegensatz zu allen anderen Figuren, die persische Hoftracht, das Haartoupet im Nacken, der spezielle Ring der Figur in der Flügelsonne und die dreisprachigen Inschriften.[6]

Das Relief von Bisutun ist ein Monument, das Konventionen der späteren klassischen Kunst der Achämeniden vorwegnimmt, aber in der Komposition und in ausgewählten Aspekten der Ikonographie und des Stils noch viele experimentelle Züge aufweist.[6]

Literatur

  • Rykle Borger: Die Chronologie des Darius-Denkmals am Behistun-Felsen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1982, ISBN 3-525-85116-2.
  • Julia Linke: Dies (ist), was von mir getan (worden ist). In: Badisches Landesmuseum (Hrsg.): Die Perser. Am Hof der Großkönige. WBG, Darmstadt 2021, S. 27–31.
  • Bruno Jacobs: Das Monument von Bisotun und seine Vorgeschichte. In: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland (Hrsg.): Iran – Frühe Kulturen zwischen Wasser und Wüste. Hirmer, München 2017, S. 220–227 (Digitalisat).
  • Rüdiger Schmitt: BISOTUN ii.Archeology. In: Ehsan Yarshater (Hrsg.): Encyclopædia Iranica. 8. März 2013 (englisch, iranicaonline.org [abgerufen am 7. März 2022] inkl. Literaturangaben).
  • Rüdiger Schmitt: BISOTUN iii. Darius's Inscriptions. In: Ehsan Yarshater (Hrsg.): Encyclopædia Iranica. 8. März 2013 (englisch, iranicaonline.org [abgerufen am 6. März 2022] inkl. Literaturangaben).

Weblinks

Commons: Behistun Inscription – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jonas C. Greenfield, Bezalel Porten: The Bisitun Inscription of Darius the Great. Aramaic Version, Corpus Inscriptionum Iranicarum, Part I. Inscriptions of Ancient Iran, Vol. V. The Aramaic Versions of the Achaemenian Inscriptions, etc., Texts I., London 1982; Bezalel Porten, Ada Yardeni, Textbook of Aramaic Documents from Ancient Egypt, Vol. 3. Literature, Accounts, Lists, Jerusalem 1993, S. 59–71 (C2.1).
  2. Ursula Seidl: Ein Monument Darius' I. aus Babylon, In: Zeitschrift für Assyriologie und Vorderasiatische Archäologie 89 (1999), S. 101–114.
  3. Josef Wiesehöfer: Das antike Persien. Düsseldorf 2005, S. 36–39; Kent 1953, S. 108.
  4. Rykle Borger, Walther Hinz: Die Behistun-Inschrift Darius' des Großen. In: Otto Kaiser (Hrsg.) : Historisch-chronologische Texte I (= Texte aus der Umwelt des Alten Testaments Band I, Lieferung 4). Gütersloh 1984, S. 419.
  5. Rüdiger Schmitt: BISOTUN iii. Darius's Inscriptions. In: Ehsan Yarshater (Hrsg.): Encyclopædia Iranica. 8. März 2013 (englisch, iranicaonline.org [abgerufen am 6. März 2022] inkl. Literaturangaben).
  6. a b c Mark B. Garrison: Royal Achaemenid Iconography. In: Daniel T. Potts (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Iran. 2013.