Benoit Oppenheim der Ältere

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Benoit Oppenheim mit seinen Schwestern Anna Oppenheim, der Frau von Hugo Oppenheim, und Marie geborene Oppenheim (1844–1932), Frau von Ernst von Leyden
Villa Oppenheim, Heringsdorf (2015)

Benoit Oppenheim der Ältere (* 25. August 1842 in Königsberg (Preußen); † 5. Mai 1931 in Berlin) war ein deutscher Bankier und Kunstsammler.

Leben

Benoit Oppenheim stammte aus der mit den Mendelssohns und Warschauers verwandten Oppenheim-Familie, die zunächst in Königsberg in Preußen, später in Berlin ansässig war. Er war der einzige Sohn des Bankiers Rudolph Oppenheim (1811–1871). Seine Mutter Dorothee (1818–1852) war eine geborene Heimann. Sein Großvater war der Bankier Martin Wilhelm Oppenheim, welcher in Dresden das Palais Oppenheim und die Villa Rosa erbauen ließ.

Bankier

Schon in jungen Jahren trat Oppenheim in die Königsberger Familienbank Oppenheim & Warschauer ein. Nach deren Auflösung gründete sein Vater mit ihm zu Jahresbeginn 1869 die Nachfolgebank R. Oppenheim & Sohn, die bald darauf ihren Sitz nach Berlin in die Behrenstraße 54 verlegte und deren Seniorchef er nach dem Tod des Vaters wurde.[1][2] 1871 gehörte das Bankhaus R. Oppenheim & Sohn zu den Gründern des Berliner Bankvereins, welcher 1876 von der Deutschen Bank übernommen wurde.[3] Ende 1890 schloss Benoit Oppenheim das Bankhaus und lebte fortan an Rentier. 1913 verfügte er über ein Vermögen von 7,5 Millionen Mark.

Villen Oppenheim

1871–1872 ließ Oppenheim vom Architekten Julius Hennicke (in Büro Von der Hude & Hennicke) in der Bellevuestraße 3 im Tiergartenviertel eine Villa errichten.[4]

1883 ließ er als Sommerhaus in Heringsdorf die Villa Oppenheim bauen, die zu den schönsten auf der Insel Usedom gehört. „Die Insel diente als informeller Treffpunkt von Geschäftsleuten für geheime Abkommen“, so Historiker Fritz Spalink.[5] Benoit Oppenheim traf sich in dieser Sommervilla, Delbrückstraße 11, regelmäßig mit anderen Größen der Bankenwelt. Einer seiner Nachbarn war Adelbert Delbrück. Nach 1933 wurde die Villa enteignet und als Ortszentrale der NSDAP genutzt. Etliche Jahrzehnte später verbrachte Stasi-Chef Erich Mielke hier die Sommer.

Kunstsammler

Benoit Oppenheim war nicht nur Bankier, sondern auch ein namhafter Kunstsammler. Er verfügte über eine spektakuläre Sammlung mittelalterlicher und spätmittelalterlicher Kunst aus Deutschland, Flandern und Frankreich. In seinen Berliner Anwesen waren überall Kunstwerke aufgestellt. Selbst im Billardzimmer waren christliche Madonnen zu finden. Als Kenner publizierte er zwei große Kataloge seiner Kunstsammlung, die er selbst nach gebräuchlichen wissenschaftlichen Standards anlegte.[6] Auch beriet er Wilhelm von Bode in der Sachverständigenkommission der Berliner Museen bei Ankäufen.

Wahrscheinlich inflationsbedingt trennte sich Oppenheim von vielen Stücken. Sie bilden heute den Grundstock der Sammlung von Justizrat Bollert im eigens dafür neu erbauten Flügel des Bayerischen Nationalmuseums.

Benoit Oppenheim verstarb 1931 in der Tiergartenstraße 8a in Berlin.[7]

Familie

Benoit Oppenheim heiratete im Mai 1870 Lina Louise, eine geb. von Saucken-Tarputschen, Tochter des Ernst von Saucken-Tarputschen, im Verwaltungssitz Trempen.[8] Sie hatten vier Kinder:

Weblinks

Einzelnachweise

  1. R. Oppenheim & Sohn. In: Berliner Adreßbuch, 1874, Teil 1, S. 600. „Inhaber Benoit Oppenheim, Emil Lehweß“.
  2. R. Oppenheim & Sohn. In: Berliner Adreßbuch, 1882, Teil 1, S. 600. „Inhaber Benoit Oppenheim, Emil Lehweß“.
  3. Karl Helfferich: Georg von Siemens Ein Lebensbild aus Deutschlands großer Zeit. Erster Band. Springer Verlag, ISBN 978-3-642-89822-8, S. 291
  4. Julius Hennicke, auf deutschefotothek.de, Künstler-Datensatz, abgerufen 22. Juli 2015
  5. Fritz Spalink: Heringsdorfer Geschichten. Geschichten und Geschichte rund um das Seebad Heringsdorf auf der Insel Usedom. Werner Molik (Hrsg.), Heringsdorf 2011.
  6. Originalbildwerke in Holz, Stein, Elfenbein usw. aus der Sammlung Benoit Oppenheim, Berlin. Karl W. Hiersemann, Leipzig, 1911.
  7. Oppenheim, Benoit. In: Berliner Adreßbuch, 1931, Teil 1, S. 2434. „Rentier, W 10 Tiergartenstr. 8a“.
  8. Christian Tilitzk: Die Albertus-Universität Königsberg: Ihre Geschichte von der Reichsgründung bis zum Untergang der Provinz Ostpreußen (1871–1945). Band 1: 1871–1918. Oldenburg Akademieverlag, 2012, ISBN 3-05-004312-1, S. 56