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Kalorienrestriktions-Mimetika (CRM) bezeichnen eine hypothetische Klasse von Nahrungsergänzungsmitteln oder Arzneimittelkandidaten, die im Prinzip die wesentlichen Effekte einer Kalorienrestriktion nachahmen (im Englischen calorie restriction, abgekürzt CR, und manchmal auch als energy restriction bezeichnet). Eine erfolgreiche Nachahmung konnte an verschiedenen Labortieren nachgewiesen werden. CR ist definiert als eine Verringerung der Kalorienaufnahme von 20% (milde CR) bis 50% (schwere CR), ohne die Gefahr einer Mangelernährung bzw. einer Unterversorgung mit essentiellen Nährstoffbestandteilen.[1] Ein effektives CRM würde in die für CR wichtigsten Stoffwechselwege eingreifen und ähnlich wie eine CR selbst dadurch den Alterungsprozess verlangsamen, die Gesundheit erhalten und eine längere Lebensdauer ermöglichen. Im Gegensatz zur CR besteht jedoch nicht die Notwendigkeit, die Nahrungsaufnahme zu reduzieren. Der Begriff wurde von Lane, Ingram und Roth vom National Institute on Aging in einer Veröffentlichung aus dem Jahr 1998 im "Journal of Anti-Aging Medicine" geprägt.[2] In Modellorganismen wurde gezeigt, dass eine Reihe von Genen und Stoffwechselwegen durch CR beeinflusst werden. Diese stellen damit interessante Ziele für die Wirkstoffforschung und für die Entwicklung von CRM dar. Bislang steht der Nachweis der Existenz effektiver CRM noch aus.[1][3][4] Es gibt jedoch einige Kandidaten für CRM.
- Resveratrol (3,5,4'-Trihydroxy-trans-Stilben) ist ein von mehreren Pflanzen natürlich hergestelltes Stilbenoid, eine Art natürliches Phenol und Phytoalexin. Es kommt u.a. in Trauben vor. Resveratrol erhöht die Lebensdauer von Modellorganismen wie z. B. Hefen, Würmern (Caenorhabditis elegans), und Fruchtfliegen. Wissenschaftler, die an diesen Studien beteiligt waren, gründeten Sirtris Pharmaceuticals, ein Unternehmen, welches an der Entwicklung von Resveratrol-Analoga als proprietäre Medikamente arbeitet. Resveratrol wird zudem als Nahrungsergänzungsmittel vermarktet. Allerdings konnten Studien von unabhängigen Wissenschaftlern viele Ergebnisse nicht replizieren. [5][6][7] So hat Resveratrol in verschiedenen Dosen keine Verlängerung der Lebensdauer von nicht übergewichtigen, genetisch nicht veränderten Mäusen bewirkt. [8][9][10] Dies gilt ähnlich für Ratten.[11]
- Das Antidiabetikum Metformin wurde als mögliches CRM vorgeschlagen, nachdem festgestellt wurde, dass Mäuse, denen das Medikament verabreicht wurde, ähnliche Genexpressionsveränderungen wie CR-Mäuse zeigen. [12] Es ist bereits klinisch für die Behandlung von Diabetes zugelassen und wird seit 40 Jahren für diese Indikation verwendet. Es erhöht die Empfindlichkeit von Insulinrezeptoren auf der Oberfläche von Muskel- und Fettzellen und aktiviert Gene, welche die Produktion von Glukose durch die Leber reduzieren und so das Risiko von Glykation (nicht-enzymatische Glykierung) und anderen altersbedingten Schäden verringern; diese Effekte sind auch bei CR zu sehen. Weiterhin wurde berichtet, dass Metformin die Lebensdauer von kurzlebigen oder genetisch krebsanfälligen Mäusestämmen verlängert hat.[13] Jedoch haben zwei Studien an Ratten und Mäusen mit normaler Genetik und Langlebigkeit keine Wirkung von Metformin auf die maximale Lebensdauer und nur eine sehr geringe Wirkung auf die mittlere Lebensdauer gezeigt.[14][15]
- Oxaloacetat ist ein metabolisches Zwischenprodukt des Zitronensäurezyklus. Im Modellorganismus Wurm (Caenorhabditis elegans) erhöht die Supplementierung mit Oxoacetat das Verhältnis von reduziertem zu oxidiertem Nicotinamid-Adenindinukleotid (NAD+/NADH) und aktiviert die AMPK und FOXO Signalwege, ähnlich wie bei einer CR. [16] Der Anstieg des NAD+/NADH-Verhältnisses ist auf die Reaktion von Oxalacetat zu Malat im Cytoplasma über das Enzym Malat-Dehydrogenase zurückzuführen. In Mitochondrien, die aus Zellen isoliert und in mit Oxalacetat angereichertem Medium getestet wurden, kann diese Zunahme dramatisch sein.[17] Bei Tests von zwei unabhängigen Gruppen von Wissenschaftlern in vier Universitätslaboratorien hatte die Supplementierung mit Oxalacetat allerdings keinen Einfluss auf die Lebensdauer von gesunden Labormäusen.[10]
- 2-deoxy-D-glucose, oder 2DG. 2-Deoxyglucose war Pionier der Kalorienrestriktions-Mimetika.[2][4][18] Die Substanz inhibiert die Glycolyse, and kann einige der physiologischen Effekte der CR simulieren, insbesondere erhöhte Insulinsensitivität, verringerte Glucosespiegel, und reduzierte Körpertemperatur.[2][18] Die Lebensspanne des C. elegans Fadenwurms verlängerte sich;[19] jedoch haben Studien in verschiedenen Ratten-Stämmen keine positiven Egebnisse erbracht, stattdessen Probleme mit Toxizität.[18]
- Rapamycin, ein Arzneimittel, welches den mTOR-Signalweg (mechanistic Target Of Rapamycin) hemmt, ist ein weiterer Kandidat für ein CR-Mimetikum.[4][20] Diese Annahme basiert auf der Reaktion der mTORC1-Aktivität auf die Nährstoffverfügbarkeit, der Inhibition der mTOR-Aktivität durch CR, der Verlängerung der maximalen Lebensdauer durch (1) genetisch inhibierte mTOR-Signalgebung bei wirbellosen Tieren sowie (2) die pharmakologische Hemmung von mTOR mit Rapamycin, sowohl bei Wirbellosen als auch bei Mäusen,[9][20][21] Dennoch zeigen die Wirkungen von CR und Rapamycin auf den Metabolismus und die Genexpression auch wesentliche Unterschiede in Mäusen[22][23][24], was darauf hindeutet, dass die Mechanismen von CR und Rapamycin auch unterschiedlich und möglicherweise additiv sein können[23][24].
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