Benutzer:17ara/Kim Jiyoung, geboren 1982

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Kim Ji-Young, geboren 1982 (kor.: 82년생 김지영 ) ist der dritte Roman der südkoreanischen Autorin Cho Nam-Joo, und wurde erstmals 2016 in Koreanisch veröffentlicht. Die deutsche Fassung erschien 2021 von Lee Ki-Hyang übersetzt, unter Kiepenheuer & Witsch, Köln. Aufmerksamkeit erlangte das Werk vor allem dadurch, dass es von berühmten Persönlichkeiten der koreanischen Gesellschaft erwähnt wurde.[1]

Inhalt

Das Buch handelt von Kim Jiyoung, einer Anfang 30-jährigen Frau aus Südkorea. Durch verschiedene Ereignisse in Kim Jiyoungs Leben, werden Situationen und Problematiken einer Frau in der südkoreanischen Gesellschaft beschrieben.[2]

Handlung

Herbst 2015

Am Anfang findet sich eine kurze Beschreibung über Kim Jiyoungs Lebenssituation im Herbst 2015. Dabei wird erwähnt, dass sie verheiratet ist, eine Tochter hat und bis zur Geburt dieser in einer Marketingfirma angestellt war. Im Herbst 2015 fielen Chong Daehyon, Jiyoungs Ehemann, sonderbare Eigenheiten bei seiner Frau auf. So benahm und sprach sie bspw. plötzlich wie ihre eigene Mutter oder eine alte Freundin. Diese Besonderheiten erreichten ihren Höhepunkt, als Jiyoung, ihr Ehemann Daehyon und ihre Tochter Ziwon aufgrund des Erntedankfestes (Chuseok) zu ihren Schwiegereltern nach Busan reisten.[3]

Beim unbeschwerten Zusammensein benahm sich Jiyoung plötzlich wieder wie ihre eigene Mutter. Dabei übernahm sie auch die Redensart ihrer Mutter, was die restlichen Familienmitgliedern besorgte. Als Jiyoung immer mehr Kritik bezüglich ihres Verhaltens bekam, teilte Daehyon der gesamten Familie mit, dass es Jiyoung nicht gut gehe. Besorgt und verängstigt, brachte er nach diesem Vorfall Jiyoung und die gemeinsame Tochter Ziwon nach Hause. Daraufhin suchte er allein einen Psychiater auf, welchem er vom Zustand seiner Frau erzählte. Aufgrund der fehlenden Selbstwahrnehmung ihrer selbst, erklärte Daehyon Jiyoung, dass sie den Psychiater aufgrund ihrer Schlafstörungen aufsuchen solle.

1982 - 1994

Die chronologische Reihenfolge der Kapitel beginnt mit der Geburt von Kim Jiyoung, ihrer Familie und deren Wohnsitutation. Jiyoungs früheste Kindheitserinnerung ist, dass sie sich immer freute, wenn das Milchpulver ihres Bruders auf die Seite fiel und sie dies naschte. Ihre Großmutter Ko Sunbun jedoch konnte dies nicht leiden, und bestrafte sie mit Rückenklopfen, da sie der Meinung war, dass die Nahrung ihres geliebten Enkelsohns an Jiyoung verschwendet wird. Denn allgemein war es der Fall, dass bei den Mahlzeiten zuerst der Vater, dann der Bruder und danach die Großmutter die Portionen aber vor allem proteinreiche Nahrungsmittel erhielten, bevor oder falls überhaupt Jiyoung und ihre Schwester Unyoung etwas bekamen. Neben dem Essen, wurde darauf geachtet, dass der Bruder alles für sich allein bekam, die Schwestern teilten sich die Dinge. Als junges Mädchen fiel es Jiyoung meist nicht auf, dass ihr Bruder eine Sonderbehandlung bekam. Wenn es ihr aufgefallen war, wurde sie durch Lob ihrer Mutter beruhigt.

Die Lebensgeschichte ihres Vaters war nicht ideal, aber für die Zeit in welcher er geboren wurde Standard.[4] Die Großmutter hatte ihre Familie mit Beständigkeit und Beharrlichkeit durch diese Zeiten mit Feldarbeit gebracht, während Jiyoungs Großvater sich nicht um die Versorgung der Familie zu kümmern brauchte. Die Großmutter nahm ihm dies aber nicht übel, und dachte, dass er ein guter Ehemann sei, da er sie nicht betrog oder schlug. Nach den ganzen Mühen, fühlte sich allein Jiyoungs Vater von den Kindern der Großeltern dazu verpflichtet, sich um seine Mutter zu kümmern. Diese sah es als gutes Leben an, was sie damit begründete, dass sie ausschließlich Söhne auf die Welt gebracht habe, und sich einer von ihnen nun um sie sorgte. Jedoch kümmerte sich nicht der Sohn um den Schlafplatz, das Essen und die allgemeine Versorgung, sondern dessen Ehefrau, Jiyoungs Mutter Oh Misuk.

Die Großmutter riet Oh Misuk, mindestens zwei Söhne zu bekommen. Als Unyoung auf die Welt kam, entschuldigte sich Misuk bei ihr, woraufhin diese erwiderte, dass es beim zweiten Kind bestimmt ein Junge werden würde. Jedoch kam danach Jiyoung. Nicht einmal ein Jahr später wurde Misuk wieder schwanger. Auch diesmal wieder ein Mädchen, was Misuk Trauer und Verzweiflung brachte. Durch die damalige Regierung wurde die Geburtenkontrolle eingeführt, und es war gesellschaftlich akzeptabel, dass weibliche Föten abgetrieben werden konnten. Daher kam es dazu, dass Misuk den Fötus abtrieben ließ, denn sie sah es als ihr Versagen, dass erneut ein weibliches Baby auf die Welt kommen würde. Fünf Jahre später wurde Misuk mit Jiyoungs jüngerem Bruder schwanger.

1995 - 2000

Innerhalb dieser Zeit erzählt das Werk von Jiyoungs Schulzeit, und den Missständen, welche sich in dieser Zeit zugetragen hatten. Durch die Erzählung erhält man Einblicke in das Leben während der Mittelschulzeit und der Öffnung der Schule zu einer gleichgeschlechtlichen Institution. Mit dieser Öffnung kam es dazu, dass Verordnungen wie die einer Kleiderordnung strikter wurden, vor allem für Mädchen. Trotz der Regeln und unpraktikablen Kleidung wurde die Schulvorschrift in Bezug auf Mädchen nie geändert. Über die Jahre aber wurden Kleinigkeiten wie Sportschuhe an Schülerinnen nicht weiter beachtet.

Neben der Kleidervorschrift fanden sich die Missstände der weiblichen Personen in der Schule auch in Bezug auf sexuelle Belästigung wieder. Denn zu Jiyoungs Schulzeit trieb sich ein Exhibistionist vor der Schule herum. Zu Beginn war die Situation noch harmlos. Mit fortschreitender Zeit wurden jedoch die Schülerinnen für das Verhalten des Exhibitionisten bestraft. Daraufhin nahmen sich fünf Schülerinnen vor, den Mann zu überführen. Als ihnen dies gelang, wurden sie trotz ihrer Unschuld mit Fleißaufgaben bestraft.

Ein weiterer Vorfall in Jiyoungs Leben und der Schuldzuweisung, fand in den letzten drei Jahren ihrer Schulzeit statt. Dabei fuhr sie in der Nacht mit dem Bus und bemerkte, dass ein Junge ihr sehr nah kam, als sie zur Haltestelle ging. Sie versuchte kaum Konversation mit ihm zu führen, obwohl der Junge das wollte. Als sie ausstieg, tat er dies auch und folgte ihr. Er warf ihr vor, ihn wie einen Stalker zu behandeln, obwohl er sich ganz sicher sei, dass sie die ganze Zeit mit ihm geflirtet hatte. In diesem Moment kam eine ältere Frau auf sie zu, und half ihr aus der Situation. Kurze Zeit später kam auch Jiyoungs Vater zum Ort des Geschehens hinzu, und erfuhr von dem Ereignis. Die fremde Frau zeigte sich in dieser Situation solidarisch mit Jiyoung, während der Vater sie am Abend dafür rügte, ein Nachhilfeinstitut weit weg gewählt zu haben, und sich mit einer fremden Frau unterhalten zu haben. Er meinte, dass sie an der Situation selbst Schuld war.

Neben den Verhältnissen in der Schule, war auch die Asienkrise in Jiyoungs Familie präsent. So kam es dazu, dass sich Jiyoungs Schwester Unyoung nach längerem Überlegen nicht für ihren Traumberuf als TV-Produzentin entschied, sondern für ein Lehramtsstudium. Die Universität war zwar weiter entfernt, jedoch war es finanziell für die Familie möglich. Nachdem ihre Schwester entschieden hatte Lehrerin zu werden, musste auch Jiyoung mit Rücksicht auf die finanzielle Lage der Familie ihre Zukunft planen. Da sich aber bei Jiyoung niemand in ihre Studienwahl einmischte, konnte sie selbst ihr Fach wählen. Die Mutter versicherte ihr, dass die Gebühren für das erste Jahr gedeckt seien, und man danach auch eine Lösung finden würde.

2001 - 2011

In diesem Abschnitt wird von Jiyoungs Zeit an der Universität erzählt, und ihren ersten Erfahrungen in Sachen Liebe und Beziehungen besprochen. Ihren ersten Freund traf sie, als sie dem universitären Wanderverein beitrat. Als dieser nach vier Semestern zum Militärdienst berufen wurde, und Jiyoung mit ihm aufgrund seines veränderten Verhaltens Schluss machte, war es ihr unangenehm dort wieder gesehen zu werden. Dennoch blieb sie Mitglied.

Der Wanderverein hatte, als Jiyoung dort Mitglied war, keine Frau als Vorstand. Jedes Mal wurde ein Mann gewählt. Zu dieser Zeit hatte eine Universitätskollegin den Drang, der erste weibliche Vorstand des Vereines zu werden, dies gelang ihr jedoch bis zu ihrem Abschluss nicht. Erst zehn Jahre später gelang es einer Studentin in den Vorstand gewählt zu werden. Während dieser Zeit erfuhr Jiyoung auch, dass ihre Kollegen sich hinter den Rücken der weiblichen Mitglieder abfällig über diese äußerten, obwohl sie ihnen oftmals das Essen zahlten, oder sie höflich und freundlich behandelten.

Um Kontakte für später zu knüpfen, trat Jiyoung in dieser Zeit auch einer Art weiblicher Arbeitsgemeinschaft bei. Als die Zeit kam, sich mit Bewerbungen auseinanderzusetzen, bewarben sich die Mitglieder bei vielen Konzernen. Meist wurden jedoch Männer aufgenommen, wenn die Stelle bei einem großem Konzern ausgeschrieben war. Man erkannte durch eine Studie den Trend, dass Männer auf Jobsuche gegenüber Frauen bevorzugt wurden. Auch bei Empfehlungsschreiben der Universität wurden Männer präferiert, obwohl die Qualifikationen oftmals bei den weiblichen Studierenden höher waren.

Auch in Jiyoungs tatsächlicher Arbeitswelt, kam es zu geschlechterspezifischen Differenzen. Zuerst kam es zu anstößigen Fragen beim Bewerbungsprozess, und in späterer Folge war Jiyoung diejenige, welche das Geschirr abräumte und das Essen für alle aufteilte. In höheren Positionen gab es weniger Frauen, die Männer sahen darin aber kein Problem. Für Beförderungen wurde Jiyoung nicht ausgewählt, trotz positivem Zuspruch der Gruppenleiterin. Die Stelle ging an einen männlichen Kollegen. Während eines Firmenessens erfuhr sie, dass die Wahl der Person für die Beförderung ausschließlich von der Geschäftsführung getroffen wurde, die männlich besetzt war. Diese begründete den Entschluss so, dass es sich bei Männern um Personen von längerem Durchhaltevermögen handle.

2012 - 2015

Innerhalb dieser Jahre wird das eheliche Leben, und die neue Aufgabe als Mutter in Jiyoungs Leben beschrieben. Als Jiyoung und Daehyon nur zu zweit waren, kamen sie zwar spät aus dem Büro, mit wenig Zeit für einander, Jiyoung aber konnte ihrem Beruf nachgehen und sich viel mit sich und ihrem Mann beschäftigen. Nach der Hochzeit wurde aber der Druck von außen, durch Eltern und ältere Verwandte größer, dass bald freudige Nachrichten in Form eines Kindes kommen sollten. Jedoch wollten Jiyoung und Daehyon noch ein wenig warten, was auf Unverständnis traf. So kam es dazu, dass sich das Paar nach kurzer Zeit doch dazu entschied, ein Kind zu bekommen. Mit dieser Entscheidung kamen auch Fragen auf, inwiefern sich das Leben durch eine Schwangerschaft und ein Kind für Jiyoung ändern würde. Denn von ihr wurde erwartet, dass sie für das Kind zuhause blieb und sich darum kümmerte, während ihr Mann seinem Beruf nachgehen könne.

Als Jiyoung noch während ihrer Schwangerschaft zur Arbeit ging, kamen von mehreren Seiten abfällige Bemerkungen. So kam es zu der Entscheidung, dass Jiyoung ihre Kündigung bekannt gab, unter dem Vorwand, sich um die Familie kümmern zu wollen. Sie könne ja in Zukunft wieder arbeiten, tröstete sie sich selbst, war sich mit dieser Aussage und deren Wahrheitsgehalt jedoch selbst unsicher. Nach dem ersten Geburtstag von Jiyoungs Tochter Ziwon, wollte Jiyoung wieder arbeiten, wusste aber nicht wie und wo. In dieser Zeit bemerkte sie, dass trotz Abschlüssen von Universitäten, viele Mütter nach der Geburt ihrer Kinder Aushilfsjobs annahmen. Auch war das Ansehen von Mütter bei Männern nicht sonderlich positiv. Sie empfanden diese als schmarotzende Personen und dachten, sie leben auf Kosten des Mannes, ohne sich um sonstige Dinge zu kümmern. Dass die Kindererziehung und meistens auch der Haushalt bei ihnen lag, wurde dabei ignoriert.

Als sie eine ehemalige Arbeitskollegin nach der Geburt ihrer Tochter besuchen kam, erzählte sie ihr, dass es in der Damentoilette im Büro zu einem sexuellen Verbrechen gekommen war. Man habe installierte Kameras gefunden, von welchen Videos und Bilder der Damen, welche die Toiletten nutzten, auf Internetseiten gefunden wurden. Darauf aufmerksam wurde man, als ein Mitarbeiter seine Kollegin auf der Internetseite erkannte, dies aber nicht meldete, sondern zuerst mit weiteren Kollegen darüber sprach. Erst als dieser Kollege seiner Freundin sagte, dass sie nicht auf die Toilette gehen sollte, kam alles zum Vorschein. Die Kollegen beschwerten sich, dass sie lediglich die Bilder und Videos ansahen, aber nicht selbst gemacht hätten, nun aber Probleme bekamen. Sie verstanden dies nicht, und warfen den Frauen unnötiges Schaffen von Problemen vor. Viele der Kolleginnen, die von dieser Belästigung betroffen waren, befanden sich danach in psychologischer Betreuung.

2016

In diesem Abschnitt erfährt die lesende Person, dass es sich bei den vorherigen Kapiteln mehr oder weniger um die ausgeführten Notizen des Psychiaters von Kim Jiyoung handelt. Dieser erzählt, dass die Situation von Jiyoung nichts Ungewöhnliches sei. Er habe es selbst bei seiner eigenen Frau miterlebt, und könne sich daher besser in Jiyoung hineinversetzen. Auch gesteht er sich ein, dass die Ehemänner oftmals zu spät oder zu wenig Hilfe leisten, sei es bei der Kindererziehung oder im Haushalt. Er wünsche sich, dass Frauen Tätigkeiten ausführen, welche sie wirklich wollen.

Jedoch ist sein Mitgefühl nur begrenzt, denn nach den Neuigkeiten einer Schwangerschaft einer Kollegin, nimmt er sich vor, für zukünftige Arbeiten eine unverheiratete Frau einzustellen.

Form

Der Roman ist in sechs Abschnitte zu unterschiedlichen Längen gegliedert. Das Buch beginnt mit Herbst 2015. Ab dem zweiten Kapitel ist eine chronologische Reihenfolge zu finden, beginnend mit dem Jahr 1982, endend mit 2016. Die Handlung spielt in den ersten fünf Kapiteln in der Vergangenheit, im letzten Kapitel befindet sich der Erzähler, und somit die Handlung, in der Gegenwart.

Das Werk wird die meiste Zeit von einem Erzähler in dritter Person wiedergegeben. Besonders auffallend ist dabei, dass die Erlebnisse von Kim Jiyoung durch Fußnoten, welche auf Statistiken verweisen, in ein allgemeines Licht gerückt werden. Dies deutet darauf hin, dass es sich nicht um einen Einzelfall handelt, sondern um häufige Probleme aller Frauen in einer patriarchalen Gesellschaftsstruktur.[5]

Im letzten Teil des Romans wird die erzählende Form des Romans durch eine Ich-Perspektive ersetzt. Dadurch findet die lesende Person heraus, dass es sich bei dem Erzähler um den Psychiater von Kim Jiyoung handelt und die Handlung eine Art Protokoll von den Geschehnissen darstellen soll.[6]

Themen

Darstellung von Sexismus & Feminismus

Durch den Roman wurde in Korea viel über das Leben der Frauen und deren Haltung zu Feminismus bzw. zur #metoo-Kampange diskutiert. Leserinnen des Buches haben sich selbst als Kim Jiyoung mit dem jeweils eigenen Namen und Geburtsdatum bezeichnet, damit sie Solidarität mit den Missstände gegenüber Frauen in der Gesellschaft in Korea aufzeigten. Durch den Roman wurde den lesenden Personen veranschaulicht, in welcher vorgeformten Welt sie bzgl. Gender-Rollen lebten. Das patriarchale System in ihrem Leben nimmt eine tragenden Rolle ein, in jeder Art von zwischenmenschlicher Beziehung.[7] Der Umstand von Kim Jiyoung wird nicht als Einzelfall betrachtet, sondern als Repräsentation für das Leben vieler Frauen gesehen, koreanisch wie auch international.[8]

Kim Jiyoung wird schnell mit der stereotypischen Rollenverteilung der Gesellschaft vertraut. Im Roman wird es mit ihrem Bruder und Vater, aber auch in ihrer Arbeitswelt, oder in Situationen wie sexuellen Übergriffen aufgezeigt.[9] Die Stellung der Frau wird meiste Zeit mit Problemen aus Kim Jiyoungs Leben verbunden, jedoch sind auch die Begebenheiten ihrer Mutter und Großmutter im Werk beschrieben, und zeigen wie diese mit dem Thema Sexismus zurechtkommen mussten.[10] Durch diese Darstellung lässt sich auch der Einfluss das Patriarchats feststellen, der durch die Generationen seinen Einfluss auf das Leben der Frauen nimmt. Daher kommen in allen Generationen die Themen Heirat, Kinder und das Gebären von Söhnen vor, und werden aufgrund der patriarchalen Gesellschaft als essentiell im Leben einer Frau betrachtet.[11]

Eine Verbindung zur #metoo-Bewegung erhielt das Buch dadurch, dass es mit der Offenlegung von sexuellen Übergriffen durch Politiker mit Staatsanwältin So Chi-hyon zum Thema der Öffentlichkeit wurde. In späterer Folge wurde auch mit dem Mord an einer jungen Frau auf einer öffentlichen Toilette in der Nähe der Gangnam Station und dem darauffolgenden Prozess (auch bekannt als Seocho-dong public toilet murder case) verbunden. Für Aufruhr sorgte bei diesem Fall vor allem der Grund des Täters. Dieser habe die junge Frau nämlich daher umgebracht, dass er sich von Frauen der koreanischen Gesellschaft ignoriert gefühlt habe.[12]

Darstellung der Arbeitswelt & Kinderpolitik

Das Werk beschäftigt sich auch mit der Handhabung von Frauen in deren beruflichen Arbeitsfeld wie auch dem Druck, welcher auf ihnen bezüglich dem Bekommen und Erziehen von Kindern lastet.

Kinder werden gefeiert oder als Enttäuschung betrachtet. Dies kommt darauf an, ob es sich um einen Sohn oder eine Tochter handelt. Somit finden sich hier Tendenzen der sexistischen und patriarchalen Gesellschaft wieder. Man erkennt die Bevorzugung von Söhnen vor allem durch Kim Jiyoungs Großmutter, denn diese ist der Meinung, dass man mindestens einen Sohn haben sollte, und diese besser als Töchter seien.[13] Die Abtreibung von Kim Jiyoungs jüngerer Schwester kann in diesem Zusammenhang auch als das Vernichten der weiblichen Stimme gesehen werden, oder auch als das Hinnehmen von Gewalt gegenüber Frauen.[14]

Obwohl sich Korea als modernes Land im globalen Kontext präsentiert, zeigt das Buch die Problematik auf, dass es für Frauen selten die Möglichkeit gibt, nach der Geburt eines Kindes wieder ohne Probleme in das Berufsleben einzusteigen. Sie müssen sich Beleidigungen ihrer Kollegen anhören, wenn sie für die Erziehung der Kinder zuhause bleiben.[15]

Vor allem bei weiblichen Angestellten ist es der Fall, dass diese einen hohen bzw. höheren akademischen Abschluss haben, jedoch im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen weniger Geld verdienen oder niedrigere Positionen erhalten.[16] Doch sind Frauen nicht nur in der tatsächlichen Arbeitswelt Männern untergeordnet, sondern diese Tendenzen ziehen sich seit einem jungen Alter durch. So werden in der Grundschule Positionen wie Klassenmonitor an Jungen vergeben, während Mädchen wiederum nur gut genug sind, kurze Aufträge für die Lehrpersonen zu erledigen.[17]

Rezeption

Rezeption beim Erscheinen

Das Buch erreichte von Anfang an eine hohe Aufmerksamkeit, in Korea wie auch international. Es wurde zu gleichen Teilen gefeiert wie auch kritisiert, da Debatten über die ungleiche Stellung der Geschlechter in der Gesellschaft erfolgten.[18] Der ehemalige Präsident Koreas Moon Jae-In pries da Buch als lesenswert an, populär wurde es jedoch vor allen durch die Erwähnungen von RM der Boyband BTS und Sooyoung der Girlband Girls' Generation. [19]

Neben positiven Bemerkungen, erfolgte durch männliche Gruppen aber auch ein regelrechter Protest im Zuge des Erfolgs. Sie empfanden das Werk und dessen Inhalt als grundlose Hetze gegen die männliche Bevölkerung. Vor allem gegen die Sängerin Irene von Red Velvet kam der Hass der Männer auf unterschiedliche Arten, wie verbale Beschimpfungen, dem Zerschneiden ihrer Fotokarte oder dem Boycott ihrer Auftritte, zum Vorschein. [20][21]

Wirkungsgeschichte

Das Buch wurde zu einem essentiellen Teil der koreanischen #metoo-Debatte. Während sich Männer der koreanischen Gesellschaft angegriffen fühlten, war es für Frauen ein Medium, um die Missstände in Korea vor Augen geführt zu bekommen und zu führen. Durch die Staatsanwältin So Chi-hyon fand die Bewegung öffentlichen Anklang, als diese hochrangige Persönlichkeiten der Regierung der sexuellen Belästigung anklagte. So Chi-hyon setzte sich intensiv mit dem Werk auseinander und fand viele Parallelen zwischen dem ihr erlebten und dem der Protagonistin. Im Zuge der #metoo-Bewegung zeigten sich viele Frauen betroffen von den Missständen in Bezug auf die unterschiedliche Stellung von Mann und Frau in Korea, und haben begonnen, sich mit dem Vermerk #KimJiyoungBorn1982 öffentlich zur Bewegung zu bekennen und als Feministinnen zu deklarieren.[22]

Adaption

Der Roman wurde 2019 in südkoreanischer Produktion unter dem Regisseur Kim Do-Young als dessen Regiedebüt[23] verfilmt. Für die Besetzung von Kim Jiyoung wurde die Schauspielerin Jeong Yu-mi gewählt. Neben ihr ist außerdem die Schauspielerin Kim Mi-Kyung und der Schauspieler Gong Yoo zu sehen.[24]

Übersetzungen

Durch den nationalen Erfolg in Südkorea, mehr als eine Million verkaufte Exemplare[25], entstanden kurze Zeit danach mehrere internationale Übersetzungen. Insgesamt verkaufte sich das Werk über zwei Millionen Mal.[26] Neben der englischen und deutschen Fassung, ist das Werk unter anderem ins Französische, Polnische, Spanische und Niederländische übersetzt worden.[27]

Literatur

Textausgaben

Kim Jiyoung, geboren 1982: ISBN 978-3462053289

Kim Jiyoung, born 1982: ISBN 978-1-4711-8430-7

Kim Ji-Young, née en 1982: ISBN 978-2378910617

Kim Jiyoung Urodzona w 1982: ISBN 978-8327718532

Kim Ji-young, nacida en 1982: ISBN 978-8420437927

Kim Jiyoung, geboren in 1982: ISBN 978-9038809441

Sekundärliteratur

Rui Feng & Rosli Talif: The Partnership of Patriarchy and Capitalism in Cho Nam-Joo's Kim Jiyoung, Born 1982. In: Pertanika journal of social science & humanities. Band 29, Nr. 4. Universiti Putra Malaysia Press, 2021: 2749–2762. https://doi.org/10.47836/pjssh.29.4.35. ISSN: 0128-7702

Hye-Ryoung Lee: From the Front Line of Contemporary South Korean Feminist Criticism 1. In: Azalea (Cambridge, Mass.). Nr. 14. University of Hawaii Press, 2021: 215–373. ISSN: 1939-6120

Einzelnachweise

  1. Rui Feng & Rosli Talif: The Partnership of Patriarchy and Capitalism in Cho Nam-joo's Kim Jiyoung, Born 1982. In: Pertanika journal social science & humanities. Band 29, Nr. 4. Universiti Putra Malaysia Press, 14. Dezember 2021, S. 2750.
  2. Cho Nam-Joo: Kim Jiyoung, geboren 1982. 6. Auflage. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2022, ISBN 978-3-462-05328-9.
  3. Cho Nam-Joo: Kim Jiyoung, geboren 1982. 6. Auflage. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2022, ISBN 978-3-462-05328-9, S. 14–16.
  4. Cho Nam-Joo: Kim Jiyoung, geboren 1982. 6. Auflage. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2022, ISBN 978-3-462-05328-9, S. 26.
  5. Katharina Borchardt: Jiyoung Musterfrau kann nicht mehr. In: Deutschlandfunk Kultur. 9. Februar 2021, abgerufen am 5. Juli 2022 (deutsch).
  6. Cho Nam-Joo: Kim Jiyoung, geboren 1982. 6. Auflage. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2022, ISBN 978-3-462-05328-9, S. 199–207.
  7. Hey-Ryoung Lee: From the Front Line of Contemporary South Korean Feminist Criticism. In: Azalea (Cambridge, Mass.). Nr. 14. University of Hawaii Press, Honolulu Januar 2021, S. 218.
  8. Claire Kohda Hazelton: A woman of no importance. In: The Spectator. New York März 2020.
  9. Claire Kohda Hazelton: A woman of no importance. In: The Spectator. März 2020.
  10. Rui Feng & Rosali Talif: The Partnership of Partiarchy and Capitalism in Cho Nam-joo's Kim Jiyoung, Born 1982. In: Pertanika journal of social science & humanities. Band 29, Nr. 4. Universiti Putra Malaysia Press, Oktober 2021, S. 2750.
  11. Rui Feng & Rosli Talif: The Partnership of Partiarchy and Capitalism in Cho Nam-joo's Kim Jiyoung, Born 1982. In: Pertanika journal of social science & humanities. Band 29, Nr. 4. Universiti Putra Malaysia Press, Oktober 2021, S. 2750.
  12. Hey-Ryoung Lee: From the Front Line of Contemporary South Korean Feminist Criticism. In: Azalea (Cambridge, Mass.). Nr. 14. University of Hawaii Press, Honolulu Januar 2021, S. 220 f.
  13. Rui Feng & Rosli Talif: The Partnership of Partiarchy and Capitalism in Cho Nam-joo's Kim Jiyoung, Born 1982. In: Pertanika journal of social science & humanities. Band 29, Nr. 4. Universiti Putra Malaysia Press, Oktober 2021, S. 2755.
  14. Claire Kohda Hazelton: A woman of no importance. In: The Spectator. März 2020.
  15. Alexandra Alter: Just an Average Woman- That's the Savage Point. In: The New York Times. The New York Times Company, New York April 2020.
  16. Claire Kohda Hazelton: A woman of no importance. In: The Spectator. März 2020.
  17. Rui Feng & Rosli Talif: The Partnership of Patriarchy and Capitalism in Cho Nam-joo's Kim Jiyoung, Born 1982. In: Pertanika journal of social science & humanities. Band 29, Nr. 4. Universiti Putra Malaysia Press, Oktober 2021, S. 2756.
  18. Alexandra Alter: Just an Average Woman. That's the Savage Point. In: The New York Times. The New York Times Company, New York 10. April 2020.
  19. Alexandra Alter: Just an Average Woman. That's the Savage Point. In: The New York Times. The New York Times Company, New York 10. April 2020.
  20. Red Velvet’s Irene read a feminist book and her male fans are extremely mad online. In: Asian Junkie. 19. März 2018, abgerufen am 23. August 2022.
  21. Rui Feng & Rosli Talif: The Partnership of Patriarchy and Capitalism in Cho Nam-joo's Kim Jiyoung, Born 1982. In: Pertanika journal of social science & humanities. Band 29, Nr. 4. Universiti Putra Malaysia Press, 14. Dezember 2021, S. 2750.
  22. Hye-Roung Lee: From the Front Line of Contemporary South Korean Feminist Criticism. In: Azalea (Cambridge, Mass.). Nr. 14. University of Hawaii Press, Verlag Januar 2021, S. 216–223.
  23. Miriam de Goederen: Buchrezension: Kim Jiyoung, geboren 1982. In: Korea Online. 15. Februar 2021, abgerufen am 5. Juli 2022 (deutsch).
  24. Kim Ji-young: Born 1982. In: IMDb. Abgerufen am 5. Juli 2022 (deutsch).
  25. Miriam de Goederen: Buchrezension: Kim Jiyoung, geboren 1982. In: Korea Online. 15. Februar 2021, abgerufen am 5. Juli 2022 (deutsch).
  26. Judith Heitkamp: Kim Jiyoung, geboren 1982: Die alltägliche Benachteiligung. In: BR Kulur Bühne. 13. Februar 2021, abgerufen am 23. August 2022.
  27. Kim Jiyoung. In: WorldCat. Abgerufen am 5. Juli 2022.