Benutzer:3mnaPashkan/Massaker von Černová

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Das Massaker von Černová oder die Tragödie von Černová (slowakisch: Černovská masakra oder Černovská tragédia) war ein Massaker, welches am 27. Oktober 1907 im Dorf Černová (heute Stadtteil von Ružomberok) als Folge der Magyarisierungspolitik im Königreich Ungarn stattfand.

Auf Befehl des örtlichen Gendarmen-Chefs Ján Ladiczky schossen Einheiten der ungarischen Gendarmerie in eine versammelte Menge slowakischer Zivilisten. Dabei wurden 15 Menschen – Männer und Frauen zwischen 55 und 14 Jahren – erschossen bzw. starben an den Folgen ihrer Verletzungen. Weitere 70 Menschen wurden verletzt.

Das Massaker von Černová richtete die internationale Aufmerksamkeit auf die katarophale nationale Lage der Slowaken und anderer nichtmagyarischer Völker im Königreich Ungarn.

Vorgeschichte

miniatur|Die heutige Kirche von Černová Auf Initiative des katholischen Pfarrers und Slowakenführers Andrej Hlinka erbauten die Bewohner von Černová, vorallem Fabrikarbeiter, Flößer und Kleinbauern, aus eigener Kraft mit Hilfe von Spendengeldern eine Kirche, um für die Sonntagsmesse nicht ins 4 km entfernte Ružomberok gehen zu müssen.

Der Grundstein wurde am 20. April 1906 gelegt und im Herbst 1907 sollte die Einweihung stattfinden. Die Bewohner Černovás stellten die Bedingung, das an der Einweihung der aus ihrem Dorf stammende Priester Andrej Hlinka teilnimmt. Hlinka war, nachdem er bei den Parlamentswahlen 1906 den slowakischen Kandidaten Vavro Šrobár unterstützt hatte, vom Bischof Alexander Párvy als Pfarrer der Stadt Ružomberok suspendiert worden. Außerdem erwartete Hlinka eine zweijährige Gefängnisstrafe wegen „aufrührerischer Tätigkeiten“.

Bischof Párvy lehnte die Forderung der Černováner ab. Die kirchliche Spitze war - auch unter Druch der auf Magyarisierung focierten ungarischen Regierung - nicht bereit, mit einfachen Bürgern und Slowaken zu verhandeln.

Nachdem Bischof Párvy die teilnahme an der Einweihung der Kirche abgesagt und der draufhin für die Einweihung bestimmte Pfarrer Kurimský nach Drohbriefen die Einweihung verweigert hatte, wurde die Kirche am 27. Oktober vom Pfarrer und Dekan der Stadt Martin Pazúrik eingeweiht.

In Černová kam es zu einem Aufruhr. Am Stadtamt in Spišskej Kapitule war der Hauptverantwortliche Pavel Andaházy. Schon am 26. Oktober hatte er Gendarmen nach Černová enstand, die wieder Ordnung herstellen und die Aufrührer festnehmen sollten. Dazu kam es aber nicht, da auf den Straßen Ruhe herrschte. Am 27. Oktober 1907 war Černová seit den frühen Morgenstunden auf den Beinen. Als der Hauptverantwortliche Andaházy einen telefonischen Anruf im Bezug auf die Situation in Černová mit dem Ersuchen um weitere Gendarmen erhielt, gab er den Priestern der Pfarre bekannt, dass es schlecht aussieht. Nach einer Rücksprach mit den Dekanen Pazúrik a Fischer, legte er die Verantwortung an den Verantwortlichen Zoltán Pereszlény dem er befahl, mit weiteren sechs Gendarmen nach Černová zu gehen.

Das Massaker

Am Sonntag Morgen des 27. Oktober 1907 erfuhr der Oberbefehlshaber Pavol Andaházy von einer sich versammelnden Menschenmenge in Černová.

Von den ungarischen Gendarmen wurden 15 Menschen erschossen (13 starben sofort, 2 erlagen später ihren Verletzungen), davon 11 Männer und 4 Frauen. Das älteste Opfer, Jozef Lajčiak war 55 Jahre alt, das jüngste, das Mädchen Antonia Lejková, war 14 Jahre alt.[1]

Weitere 12 Dorfbewohner wurden schwer- und 40 leichtverletzt. 55 Dorfbewohner (30 Männer und 25 Frauen) wurden später von ungarischen Gerichten noch zu Gefängnis- und Geldstrafen verurteilt. Das jüngste Mädchen war 16 Jahre alt.[2] Die Tragädie, die sich am 27. Oktober 1907 im Dorf Černová abspielte, bildete den Gipfel der Magyarisierungs- und Unterdrückungspolitik im Königreich Ungarn gegenüber der slowakischen Bevölkerung und forderte 15 Tote, 12 Schwerverletzte und 60 Leichtverletzte. 40 Dorfbewohner wurden zu Gefängnis- oder Geldstrafen verurteilt.[3]

Folgen

Folgen in Österreich-Ungarn

Nach dem Zwischenfall prangerten die jungtschechischen Abgeordneten Tomáš Eduard Šilinger, Hruban und Isidor Bohdan Zahradník im österreichischen Reichsrat die Übergriffe der ungarischen Gendarmen heftig an und luden Andrej Hlinka nach Wien ein, wo er vom Parlamentspräsidenten Weißkirchner ehrenvoll empfangen wurde.

Internationale Folgen

Die ungarischen Behörden begannen bald mit einer Propagandakampagne, in der sie die Kirche in Černová als Beispiel für die Freiheit im Königreich Ungarn anpriesen. Doch hielt sich diese Version nicht lange, da die Geschehnisse in ganz Europa und Amerika das Ausmaß der brutalen Magyarisierungs- und Unterdrückungspolitik im Königreich Ungarn gegenüber den Slowaken und anderen Minderheiten offenbarten. Was bis dahin erst in einigen Zeitungsartikeln in den führenden europäischen Ländern thematisiert wurde, wurde nun als Offenbarung eines inhumanen, antifortschrittlichen und antislawischen Regimes betrachtet.

Gedenken

Am 27. Oktober 1932 wurde unter Anwesenheit von Andrej Hlinka, Milan Hodža, einer polnischen Delegation und Vertretern der Slowakischen Liga in Amerika eine Gedenktafel für die Opfer des Massakers enthüllt.

Literatur

  • Karol Sidor: Černová (1907–1937). (Černovská masakra a pravota). Slovák/Nov. a nakl. úč. spol., Bratislava 1937.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Karol Sidor: Černova, S. 35
  2. Studia Slovaca: Studien zur Geschichte der Slowaken und der Slowakei - Von Jörg Konrad Hoensch, S. 76 (online)
  3. http://www.cernova.sk/sublinks/cernovska_masakra1.html