Benutzer:AHorstK/Softwaregutachten
Softwaregutachten (SW-Gutachten) bezeichnen eine qualitative Beurteilung der Gesamtheit aller Artefakte und ihrerer Kohärenz, die im Rahmen eines Softwareerstellungsprozesses anfallen. Ein SW-Gutachten hat grundsätzlich objektiv durch einen sachverständigen Dritten zu erfolgen, dient aber zur Beantwortung einer vorher definierten Fragestellung durch den Auftraggeber (Privatgutachten VS Gerichtsgutachten). Für die Erstellung eines Softwaregutachtens ist insbesondere der Sourcecode, bzw. die Funktionalität einer Software zu untersuchen, jedoch kann im Sinne von Verifikation und Validierung lediglich dann eine Aussage getroffen werden, wenn eine Grundmenge an Zusatzdokumenten zum Sourcecode vorliegen (zumindest ein Lastenheft).
Umfang eines SW-Gutachtens
Im Idealfall und entsprechend des Entwicklungsstatus von Software, liegen folgende Artefakte zur Begutachtung vollständig vor:
- Lastenheft
- Angebot(e)
- Pflichtenheft
- Ergänzungsdokumente
- Änderungsprotokolle
- Gesprächs- Verhandlungsprotokolle
- Vollständiger Sourcecode
- Datenbankschemata
- Entwickler-Dokumentation
- Anwender-Dokumentation
- Wartungsvertrag
- Service Level Agreements (SLAs)
Auf Basis dieser Dokumente kann nun ein klassisches dreiteiliges Gutachten erstellt werden, also eine begründete Darstellung von Erfahrungssätzen und die Ableitung von Schlussfolgerungen für die tatsächliche Beurteilung eines Geschehens oder Zustands durch einen oder mehrere Sachverständige. Der Sachverständige erstattet in der Regel Befunde, Gutachten oder gutachtliche Stellungnahmen.
Besonderheiten
46% der IT-Vorhaben erfüllen nicht die Anforderungen der Auftraggeber, jedes fünfte Projekt (20%) scheitert völlig. Diese alarmierenden Zahlen weisen auf eine Vielzahl an Missständen in der Softwaretechnik hin, allen voran die unterschiedlichen Sprachdomänen der beteiligten Instanzen im Projektzyklus. Die wirtschaftliche Betrachtung eines umfassenden Softwareprojekts, die inhaltliche Betrachtung, gekennzeichnet durch Anforderungen in natürlicher Sprache (NL) und die Umsetzung, gekennzeichnet durch eine Übersetzung der natürlichen in eine künstliche Programmiersprache weichen belegt durch unterschiedliche Studien oft weit voneinander ab. Hauptgrund ist in den meisten Fällen die Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Sprachdomänen, der einzelnen Beteiligten.
Ein Softwaregutachten stellt daher eine besondere Herausforderung dar, weil eine hochgradig (aus-)gebildete technische Expertin, bzw. ein hochgradig (aus-)gebildeter technischer Experte, sowohl die technischen Hintergründe, als auch die domänenfremde Sprache der Stakeholder objektiv interpretieren muss. Mit dem omnipräsenten Thema des Outsourcing gehen hier noch sprachliche Barrieren einher.
Dieser Hintergrund belegt die Notwendigkeit des Vorhandenseins der oben aufgezählten Artefakte, bzw. muss das jeweilige Fehlen begründet in das Gutachten mit einfliessen.
Literatur
- Horst A. Kandutsch, Johann Kuschnig, Manuel Warum, Günther Fliedl, Christian Winkler: ICSSEA 2012 - ICSSEA - International Conference on Software and Systems Engineering - Paris, France 2012, Télécom ParisTech Paris, France, Titel/Stichwort: „Licora - Linguistic Coreference Analysis“. ISBN 978-1-906638-64-1.
- Maria Th. Semmelrock-Picej, Horst A. Kandutsch: Proceedings of the 4th European Conference on Information Management and Evaluation 2010, Universidade Nova de Lisboa, Lisbon, Portugal, Titel/Stichwort: „Information Technology based Customer Knowledge Management Externalisation Techniques for Requirements Analysis“. ISBN 978-1-906638-72-6.
- Horst A. Kandutsch, Judith Michael, Maria Th. Semmelrock-Picej: ECRM 2010 - 9th European Conference on Research Methods for Business and Management Studies - Madrid, Spain 2010, IE Business School Madrid, Spain, Titel/Stichwort: „Gaining Competitive Advantage Through Customer Knowledge“. ISBN 978-1-906638-64-1.
Weblinks
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