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Philosophie lebender Systeme

Die Philosophie lebender Systeme (abgekürzt PhilS) beantwortet die Frage, wie menschliches Verhalten gesteuert wird. Sie geht von einer Definition des lebenden Systems aus, dessen Kenzeichen eine offene Begrenzung ist, so dass sich die Elemente des Systems durch Austausch mit der Außenwelt ständig erneuern können und ein gleichbleibenes inneres Milieu aufrecht erhalten wird (= Homöostase). Die Gleichgewicht von Einfuhr und Ausfuhr wird durch Regelkreise mit negativer Rückkopplung gewährleistet (Kybernetik). Inneres Zentrum dieser Regelkreise sind die Sollwerte, die genetisch festgelegt sind. Bei einem Abweichen des Istwerts vom Sollwert führt das lebende System Aktionen durch, die im Ergebnis die Wiederherstelung des Sollwerts zum Ziel haben. Die Aktionen selbst sind Ergebnis einer Entscheidung. Durch die Entwicklung eines Hirns hat die Evolution dazu geführt, dass Lebende Systeme des Typs „Tier“ mit Hilfe der Speicherung von Erfahrung in diesem Organ in die Lage versetzt werden, auf unvorhersehbare Situationen ad hoc zu reagieren, und hat diese Tiere immer unabhängiger von genetisch festgelegten Handlungsprogrammen (Instinkthandlungen) gemacht. Die Weiterentwicklung zum Menschen ist Folge der Fähigkeit, derartige Erfahrungen auch außerhalb des Hirns, also hirnextern (im Vergleich zum Speicherorgen Hirn) oder zellextern (im Vergleich zur zellinternen Speicherung auf der DNS) auf dauerhafteren Datenträgern (Stein, Papier, Festplatten usw.) zu speichern. Damit überdauern diese zellextern gespeicherten Daten das relativ kurzfristige Leben des Menschen und ergänzen so die zellinterne genetische Datenspeicherung, die das individuelle Leben ebenfalls durch die Fortpflanzung in der nächsten Generation überlebt. Da der Mensch hiermit einen neuen zusätzlichen Weg der Vererbung von Daten (Informationen im Sinn von Bedeutung) installiert hat, stellt die Menschheit ein neues Reich des Lebens neben Pflanzen- und Tierreich dar.

Das Lebende System muss Energie aufwänden, um die Homöostase seines Leibes aufrecht zu erhalten. Die PhilS spricht daher von einer Kraft, die hier wirksam ist, und nennt diese Kraft „Selbsterhaltung“. Eine Kraft bewirkt also nicht nur eine Ortsveränderung oder eine Deformierung eines Nichtlebenden Systems (eines materiellen Objekts), sondern als innere Kraft die Aufrechterhaltung der Homöostase eines Lebenden Systems. Damit sind die Handlungen des Menschen jedoch nicht vollständig erklärt. Menschliches Handeln begnügt sich nicht damit, den Zustand der Homöostase, also sein nacktes Leben, aufrecht zu erhalten. Jedes Lebende System, nicht nur der Mensch, strebt nach Vergrößerung, nach Wachstum, Ausdehnung. Dieses Streben stellt nach Ansicht der PhilS eine weitere Kraftwirkung dar, die kennzeichnend für Lebende Systeme ist. Die Wirkung dieser Kraft endet auch nicht mit dem Abschluss des körperlichen Längenwachstums des Lebenden Systems, sondern bewirkt weiteres Wachstum, beispielsweise die Eroberung eines Areals als sogenanntes Jagdrevier bei Tieren. Beim Menschen setzt sich diese Vergrößerungskraft im geistigen Wachstum und im Erwerb von Fähigkeiten durch Übung (Lernen) fort. Beim Menschen könnte man dies als Selbstverwirklichung beschreiben. Die PhilS nennt es „Selbstentfaltung“.

Während die Selbsterhaltung durch Regelkreise mit negativer Rückkopplung gesteuert wird, wird die Selbstentfaltung durch positives und negatives Feedback (Rückkopplung ohne Sollwert einstellenden Regelkreis) gesteuert. Hier kommt die menschliche Gesellschaft ins Spiel, die Regeln für das friedliche Zusammenleben aufstellt. Verstöße gegen diese Regeln werden durch Bestrafung negativ zurückgekoppelt (Tadel oder auch strafrechtliche Sanktionen), gesellschaftlich nützliches und erwünschtes Verhalten wird durch Lob, Anerkennung usw. positiv rückgeokppelt, so dass sich derartige Verhaltensweisen verstärken. Das positive Feedback der Mitmenschen lenkt das Individuum auf einen Platz innerhalb der Gesellschaft, an dem es ein Maximum an Bestätigung (narzisstischer Befriedigung) entsprechend seiner Fähigkeiten erhält. Bei dieser positiven Rückkopplung sozial erwünschten Verhaltens und der negativen Rückkopplung gesellschaftlich unerwünschten Verhaltens spielt das Geld eine wichtige Rolle. Geld ist also nicht nur ein Gegenwert für erbrachte Leistung (Arbeitslohn), sondern gleichzeitig auch immer positve Rückkopplung gesellschaftlich erwünschten Verhaltens. Der Empfang von Geld führt zur Ausschüttung von Glückshormonen, und dieses Glücksgefühl ist das positive Feedback, das dazu führt, dass die belohnte Leistung wiederholt und möglichst gesteigert wird. Biologische Mechanismen (reflexhafte Empfindung von Freude durch Ausschüttung entsprechender Hormone) werden also mit gesellschaftlichen Normen gekoppelt. Geld ist also im Denken der PhilS nicht nur ein Zahlungsmittel, sondern ein Instrument, das der Steuerung menschlichen Verhaltens dient.


Weblinks

http://www.system-mensch.de

http://www.lebende-systeme.de

http://www.philosophie-lebender-systeme.de

http://www.philosophie3000.de

Kurzvortrag zur Einordnunug des Individuums in die Gesellschaft mittels positivem Feedback[1]


Literatur

Zimmerman, R.: Das System Mensch. Konstruktion und Kybernetik des neuen ganzen Menschen. Berlin 2003, ISBN 3-00-012784-4

Zimmerman, R.: Zivilisation als Fortsetzung der Evolution. Die Entwicklung der Erdbevölkerung zum System Menschheit. Berlin. 2008. ISBN 978-3-00-024701-9