Benutzer:Afrikanischertanz/tanzritual
Der Ritualbegriff ist weit. Bereits in den 1960er Jahren plädierte der schottische Ethnologe Victor Turner für eine interdisziplinäre und prozessbasierte Ritualforschung.
Das religiöse Ritual beschrieb Turner als „vorgeschriebenes formalisiertes Verhalten für Gelegenheiten, die noch keine Routine geworden sind und die einen Bezug zum Glauben an mystische [...] Kräfte oder Wesen haben, die als ursächlich für den erstrebten Effekt angesehen werden“ (Bowie, 2000, S.153). Im Unterschied zum französischen Ethnologen Emile Durkheim, der dem Ritual eine systemerhaltende Funktion zuschrieb (Durkheim, 1981), war Turner der Meinung, dass Rituale das Potenzial besitzen, neue Ideen zu erzeugen, welche die soziale Ordnung herausfordern und damit unter Umständen zu (revolutionären) Veränderungen in Kultur, Gesellschaft und Politik führen können (vgl. Alexander 1997, S.140). Auch in den zeitgenössischen Kultur-, Geistes- und Sozialwissenschaften (vgl. Wulf, 2006) wurden vermehrt Anstrengungen unternommen, Rituale im transkulturellen Kontext zu betrachten. Bobby C. Alexander beschreibt vor allem zwei Qualitäten: „Ein Ritual im allgemeinsten und grundlegendsten Sinn ist geplante oder improvisierte Performance, die eine Überleitung des alltäglichen Lebens in einen alternativen Zusammenhang, in dem der Alltag transformiert wird, bewirkt.“ (Alexander, 1997, S.139). Basierend auf dieser allgemeinen Definition hat Stephanie Bangoura folgende Merkmale für Tanzrituale herausgestellt:
- Jedem Ritual liegt eine Absicht, ein Anliegen zu Grunde.
- Rituale feiern und sichern Übergänge (z.B. Transformation von Identität, gesellschaftlicher Rollen, Status und Kompetenz).
- Symbolhafte Handlungen vermögen Unsichtbares sichtbar und fühlbar zu machen.
- Das Ritual fokussiert und kanalisiert Energie.
- Im Ritual sind alle Anwesenden Teil des Rituals. Es gilt Partizipation anstatt Konsum.
- Das Ritual lädt Unbewusstes, Magisches, Mythisches und Transzendentes zur Unterstützung ein.
