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Naturdenkmal „Neukissinger Bahngruben“ mit Erweiterungsflächen
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Die Erweiterungsfläche westlich der Bahngruben im August | ||
Lage | Augsburg, Schwaben, Bayern, Deutschland | |
Fläche | 8,374 ha | |
Natura-2000-ID | DE-7631-371 | |
Geographische Lage | 48° 17′ N, 10° 58′ O | |
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Meereshöhe | von 504 m bis 505 m | |
Einrichtungsdatum | 1974 | |
Verwaltung | Kreis Aichach-Friedberg; Pflege durch den Landschaftspflegeverband Aichach-Friedberg | |
Besonderheiten | Dritter bayerischer Nachweis des Weißlichen Keulengallertpilzes |
Als Kissinger Bahngruben werden zwei Gruben nebst Erweiterungsflächen bezeichnet, die südsüdöstlich von Augsburg an der Bahnlinie Augsburg - München liegen. Es handelt sich um ein künstlich geschaffenes Kalkmagerrasenbiotop, das sich auf einigen Teilen noch im Initialstadium befindet. Das Gelände ist über Grünkorridore mit dem nahegelegenen Naturschutzgebiet „Kissinger Heide“ verbunden.
Lage
Die Kissinger Bahngruben befinden sich ungefähr auf halber Höhe zwischen der schwäbischen Gemeinde Kissing und dem Markt Mering. Im Osten grenzen sie unmittelbar an die Bahntrasse. Im Süden, Westen und Norden wird das Areal von Feldern und einem Wirtschaftsweg eingefasst.
Geschichte
Die beiden Bahngruben
Ursprünglich umfasste das Gelände nur die beiden als Naturdenkmal ausgewiesenen Bahngruben. Sie entstanden 1840 beim Bau der Bahntrecke durch die Kiesentnahme für den Unterbau[1]. Die Gruben werden durch die Bayerische Botanische Gesellschaft (BBG) als Eigentümerin betreut. Das erste Stück von 3.540 m² bekam die Gesellschaft 1974 von der Deutschen Bundesbahn als Ausgleich für eine Teilfläche des Naturdenkmals „Lochhauser Sandberg“ in Gröbenzell, Landkreis Fürstenfeldbruck[2], die sie wegen des Bahnausbaus abtreten musste. Schon die erste Grube barg damals bemerkenswerte Vegetationsreste der Lechheiden.[3] Vier Jahre später konnte die BBG dank eines Zuschusses des Freistaats Bayern weitere 4.200 m² dazukaufen.[4]
Erweiterungsfläche zwischen den Bahngruben
Im Jahr 1995 erstand der Landkreis Aichach-Friedberg zwischen den beiden Gruben ein bedeutendes Gebiet von 5,1 ha. Vermutlich wurden noch im selben Jahr in einem Teilbereich die nährstoffreichen, oberen Löss-Lehmschichten bis zum anstehenden Kalkschotter abgetragen und mit Mähgut aus den angrenzenden Bahngruben belegt, um auf dem Rohboden die Samen von typischer Heidevegetation zu verteilen.[4]
Erweiterungsfläche westlich der Bahngruben
Weitere 2,5 ha, die westlich an die bereits gesicherten Flächen angrenzten, musste die Bundesbahn 1999 als Ersatzmaßnahme für Eingriffe in Natur und Landschaft beim Ausbau der ICE-Strecke München – Augsburg erwerben. Nach dem Verlegen des unmittelbar am Bahnkörper verlaufenden Feldwegs an den Westrand des Schutzgebiets wurde das neue Teilstück ebenfalls zum Gros vom Oberboden befreit. Mit Hilfe von Baumaschinen entstand zudem ein Kleinrelief, wie es typisch wäre, würde ein ungezähmter Fluss mit seinen Seitenarmen den Schotter fortwährend umschichten. Im Anschluss wurde auf der Fläche Mähgut aus den Bahngruben, aber auch aus den Relikten der Lechheiden ausgebracht. Die beiden Erweiterungsgrundstücke stehen inzwischen als Trockenrasen gemäß § 30 BNatSchG unter Schutz. Voraussichtlich in den folgenden 10–15 Jahren entsteht auf den Regenerationsflächen eine Ersatzvegetation, die nach 20–30 Jahren von der typischen Heidevegetation mit Knabenkräutern und Enzianen abgelöst wird – eine Aushagerung durch Mahd würde ungefähr doppelt so lange dauern.[4]
Umstrittene Ortsumgehung von Kissing
Zeitungsbericht über Trassenfestlegung
Anfang April 2009 berichtete die Augsburger Allgemeine, das Staatliche Straßenbauamt Augsburg habe sich bei der geplanten Ortsumgehung von Kissing für eine der fünf Trassenvarianten entschieden. Die B 2 soll künftig westlich der Bahnlinie um Kissing und den Meringer Ortsteil St. Afra herumführen. Ungefähr auf Höhe der Bahngruben soll die neue Strecke nach Westen schwenken, die Verbindungsstraße Mering – Königsbrunn queren und schließlich in die Meringer Umgehung münden. Durch die Entscheidung könne auch das zeitaufwändige Raumordnungsverfahren, bei dem die Trassenvarianten miteinander verglichen würden, entfallen. Die Baukosten sollen sich auf rund 20 Mio. Euro belaufen, eine Million weniger als im Bundesverkehrswegeplan vorgesehen sei.
Eine andere Variante soll eine vollständig parallel zu den Bahngleisen verlaufende Streckenführung beinhalten. Sie sei jedoch nicht zur Diskussion gestanden, weil dadurch die Bahngruben zerstört würden. Bei einer anderen möglichen Trasse führe die Umgehung bereits vor den Bahngruben wieder auf die jetzige B 2. Dadurch würden aber weder St. Afra selbst noch die beiden Ampelanlagen am Gewerbegebiet und zur Staatsstraße nach Königsbrunn entlastet. Darüber hinaus wäre diese Lösung aufgrund der doppelten Bahnüberquerung und des Ausbaus der Kreuzung nicht günstiger.[5]
Offener Brief an Landtagsabgeordnete
Anfang Juli 2009 wandte sich der Bund Naturschutz in Bayern gemeinsam mit der Bayerischen Botanischen Gesellschaft und dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern in einem offenen Brief an mehrere Landtagsabgeordnete. Darin kritisierten sie das Staatliche Bauamt Augsburg, es habe sich bei der geplanten B 2-Ortsumgehung ohne Raumordnungsverfahren auf eine ökologisch bedenkliche Trasse westlich der Bahnlinie festgelegt. Bei dieser Variante gingen Teile der geschützten Flächen verloren und der Biotopverbund zwischen den Bahngruben und der Kissinger Heide würde zerstört. Ebenso könne sich der zusätzliche Staub- und Stickoxideintrag negativ auf die dort lebenden Tier und Pflanzen auswirken. Auch eine Gefährung des Trinkwasserschutzgebiets am nahegelegenen Weitmannsee sei zu befürchten. Deshalb riefen die Organisationen die Mitglieder des Landtags auf, sich für den Stopp der Trassenvariante einzusetzen, und verlangten ein Raumordnungsverfahren.[6]
Ortstermin mit der Presse
Ende Juli 2009 luden Politiker der Grünen Pressevertreter zu einem Gespräch und einer Begehung der Bahngruben und der Kissinger Heide ein. [7]
Anfrage an die Bayerische Staatsregierung
In der zweiten Oktoberhälfte 2009 richtete der SPD-Landtagsabgeordnete Ludwig Wörner eine schriftliche Anfrage an die Bayerische Staatsregierung. Einen Monat später erhielt er die Auskunft, das Bauamt habe sich noch für keine der fünf Trassenvarianten entschieden, sondern führe lediglich Voruntersuchungen durch. Eine Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) und eine FFH-Verträglichkeitsstudie lägen bereits vor. Für zwei Trassenvarianten, die den Biotopverbund zerschneiden würden, seien Grünbrücken vorgesehen. Deren Abmessungen würden mit dem Landesamt für Umwelt und der Höheren Naturschutzbehörde abgestimmt. Außerdem sollen gut entwickelte Sukzessionsflächen nicht oder nur minimal bebaut werden. Über die Auswirkungen von Staub- und Stickoxideinträgen habe man das Landesamt für Umwelt um ein Fachgutachten ersucht, das noch ausstünde. Im Rahmen der UVS sei auch der Eintrag von Schadstoffen ins Grundwasser geschätzt worden. Die Ergebnisse sollen mit dem Wasserwirtschaftsamt Donauwörth und dem Landesamt für Umwelt abgestimmt und bei den Trassenüberlegungen berücksichtigt werden. Die Grenzen des 2004 novellierten Wasserschutzgebiets am Weitmannsee blieben durch die Trassen jedoch unberührt. Rechtlich erfordere die B2-Ortsugehung weder ein Linienbestimmungsverfahren noch ein Raumordnungsverfahren. Stattdessen genüge ein Planfeststellungsverfahren mit einem vereinfachten Raumordnungsverfahren. Naturschutzfachlichen Belange sollen dabei aber eine wesentliche Rolle spielen.[8]
Entscheidung gegen die Westtrassen
Ausblick
Heidefläche
Biotoppflege
Die Pflege erfolgte im Laufe der Jahre in Kooperation mit dem Bund Naturschutz für Bayern (BN, Ortsgruppe Mering), der Arbeitsgemeinschaft Heimische Orchideen (AHO) und zuletzt dem Landschaftspflegeverband Aichach-Friedberg.[4]
Einzelnachweise
- ↑ Nur drei Kräuter allein im Denkmal. In: Augsburger Allgemeine. 15. Oktober 2010, abgerufen am 18. Januar 2014.
- ↑ Wolfgang Braun: Der Lochhauser Sandberg. Ein flächenhaftes Naturdenkmal im Dachauer Moos bei München. In: Jahrbuch des Verein zum Schutz der Alpenpflanzen und -tiere. Band 39, 1974, S. 35–47.
- ↑ Fritz Hiemeyer: Die Flora der Heidefläche bei Neukissing. In: Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft. Band 46, 1975, S. 87–91.
- ↑ a b c d Andreas Kunze, Julia Kruse: Schotterpilze im bayerischen Spätherbst. Ein Streifzug durch die Kissinger Bahngruben. In: Der Tintling. Band 80, 2013, S. 47–62.
- ↑ Jana Tallevi: Umfahrung für Kissing und St. Afra. Fünf Varianten für die B2. In: Augsburger Allgemeine. 8. April 2009 (Artikel online).
- ↑ Richard Mergner: Offener Brief: Bundesstraße 2 – Ortsumfahrung Kissing. 3. Juli 2009, abgerufen am 18. Januar 2014.
- ↑ Christine Kamm: Grüne Politiker und Bund Naturschutz fordern: Alternativen zur Ortsumfahrung B 2 müssen geprüft werden. Ortstermin in der Kissinger Heide, Treffpunkt Mittwoch 29.7.2009, 11.00 Uhr, Bahnhof Kissing. 24. Juli 2009, abgerufen am 18. Januar 2014 (Pressemitteilung).
- ↑ Bayerischer Landtag, 16. Wahlperiode: Bundesstraße 2 – Ortsumfahrung Kissing. Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Ludwig Wörner SPD. In: Drucksache 16/2656. 19. Oktober 2009.
- ↑ Informationsabend zu B 2 - West. In: Markt Mering. 21. Oktober 2010, abgerufen am 18. Januar 2014.
- ↑ B2 neu: CSU Mering fordert langfristige Lösung. 31. Oktober 2010, abgerufen am 24. Januar 2014.
- ↑ Heinz Hollang: Kritik an falscher Verkehrspolitik. Blickpunkt Kissing - Mering. In: Paartaler Stadtzeitung. 14. August 2013, S. 5 (PDF; 9,7 MB).
Weblinks
Kategorie:Geographie (Landkreis Aichach-Friedberg) Kategorie:Kissing Kategorie:Naturdenkmal in Bayern