Benutzer:Alexander Leischner/Grabstein der Audolendis
Der Grabstein der Audolendis ist ein frühmittelalterlicher christlicher fränkischer Grabstein des 7. Jahrhunderts aus Mainz, Rheinland-Pfalz. Das Mädchen Audelendis wurde lediglich drei Jahre alt und war an Verkrüppelungen des Sekelets erkrankt.
Auffindung und Beschreibung
Am damaligen Hilariusberg auf dem Gelände der durch die französische Belagerung 1795 zerstörten Aureuskirche (Nachfolgebau der Grabkirche der ersten Mainzer Bischöfe) in Zahlbach, heute Mainz-Bretzenheim wurde der Grabstein am 8. März 1803 bei der Anlage des neue Stadtfriedhofs aufgefunden. Bei diesen Arbeiten wurden zahlreich Gräber aufgedeckt die von einfacherer Art waren, das kleine, Kindergrab der Audolendis war jedoch mit Kalksteinplatten gefasst in dem sich das intakte Skelet des verkrüppelten Kindes befand. Der Grabstein ist relativ gut erhalten zeigt lediglich an der linken oberen Kante einen leichten Abbruch auf und an der unteren rechten Seite eine von der untersten Zeile der Inschrift bis über untere linken Hälfte einen größeren schrägen Abbruch, sowie oberflächliche witterungsbedingte Beeinträchtigungen. Der rechteckige Stein ist schlicht gehalten, das Schriftfeld ist durch Zeilen abgesetzt, ist ebenfalls aus Kalkstein gefertigt und zeigt eine Höhe von 64 cm zu 41 cm Breite und durchschnittlich 10,5 cm Dicke. Heurte befindet sich der Grabstein im Besitz des Landesmuseum Mainz.
Inschrift
Die von den äusseren Beschädigungen des Steins fast unversehrte Inschrift ist klar lesbar. Der christliche Duktus wird durch ein Kreuz in der ersten Zeile hervorgehoben. Die Zeilen beginnen jeweils mit einem neuen Wort bis auf Zeile 3. in der der Name aus Zeile 2 fortgesetzt wird. Im Verlauf der Inschrift wird die Höhe der Buchstaben ab Zeile 4. merklich größer, beziehungsweise höher. Einzelne Typen zeigen wie das initiale F in Zeile 6 ein runisches F ᚠ ein E mit verlängerter Haste und ein L aus senkrechter Haste und schräger, tief angesetzter Haste ᚾ, insgesamt ein Schriftbild das der regionalen rheinfränkischen Provenienz der Zeit entspricht.
- + IN HVNC TITOLO
- REQVIISCIT AV
- DOLENDIS QVI+
- VIXIT IN PACE
- ANNVS III +
- FILICITER[1]
Im Jahr 451 verwaiste der Mainzer Bischofssitz in Folge der Schlacht von Zülpich und der Mittelrheinraum durch die Franken neubesetzt wurde. Ab Mitte des 6. Jahrhunderts wurde dieser neu besetzt und belebte die Missionierung und das kirchlichen Lebens. Dies zeigte sich durch archäologische Belege in der Alltagskultur und insbesondere in der Bestattungskultur (Bertichilde-Grabstein). In der Mittelrhein-Region setzte sich in dieser Zeit zunehmend eine fränkische Lapidarschrift durch, die runischen Einfluss (Scheibenfibel_von_Osthofen) auf die Form einiger Buchstaben deutlich zeigt.
Name
Der zweigliedriege weibliche germanische Personename Audelendis germ. *auð gut Fugenvokal e lind weich beweglich zeitgleich PN aodliþ Runenring von Pforzen (Pforzen II)
jüngere Pendants sind ahd. Aotlind 9. Jh., Otlind 9./10. Jh., langob. Audelinda 9. Jh. und as. Odlind 9./10. Jh.
Vorderglied Auda- (LaN II, 469 f.) gehört zu ae. ēad n. ‘Reichtum, Wohlstand, Glück’, as. ōd n./m. ‘Besitz, Wohlstand, Glück’, aisl. auðr m. ‘Reichtum, Schatz, Fülle’ etc.4 (urgerm. *auda-), vgl. ferner desubstantivisches got. audags Adj. ‘selig’ = ahd. ōtag ‘reich, beschenkt’, ae. ēadig ‘reich, glücklich’, aisl. auðigr ‘reich'.
Hinterglied -liþ = vor-ahd. -li(n)þ < urgerm. *-lenþijō- f. (LaN II, 558 f.) begeg>net im altgermanischen Onomastikon etwa in bair. Theodelindam Akk., 6./7. Jh. (LaN I, 664), ferner in Namen wie ae. Hildilid 7./8. Jh. (Searle 1897, 298). Der Namenstamm (*Lenþija- >) *Linþija- ist zu ahd. lindi ‘weich, sanft, mild’, as. līthi ‘mild, gnädig’, ae. līðe ‘sanft, mild, gnädig, freundlich’ etc. (< urgerm. *lenþija/ō- Adj.) zu stellen.
Namengebung und Bestattung zeigen, dass das Kind im Sinne des christlichen Weltanschauung geliebt wurde.
Literatur
- Waltraud Boppert: Die frühchristlichen Inschriften des Mittelrheingebietes. Phillip von Zabern, Mainz 1971, S. 21-23.
- Waltraud Boppert, Monika Mattern: Römische und frühchristliche Grabsteine. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 25, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2003, ISBN 3-11-017733-1, S. 127–138.
- Klaus Düwel: Runische und lateinische Epigraphik im süddeutschen Raum zur Merowingerzeit. In: Klaus Düwel (Hrsg.): Runische Schriftkultur in kontinental-skandinavischer und -angelsächsischer Wechselbeziehung. (= Reallexikon der Germanischen Alterumskunde — Ergänzungsbände Band 10). Walter de Gruyter, Berlin/New York 1994, ISBN 978-3-11-014328-7, S. 229 – 308; hier 233.
- Franz Xaver Kraus: Die christlichen Inschriften der Rheinlande. Teil 1, Die altchritlichen Inschriften von den Anfängen des Christentums am Rheine bis zur Mitte des achten Jahrhunderts. J.C.B. Mohr, Freiburg i/Br. 1890.
- Robert Nedoma: Personennamen in südgermanischen Runeninschriften. (= Studien zur altgermanischen Namenkunde I,1,1). Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2004.
- Hermann Reichert: Lexikon der altgermanischen Namen. Band I+II. Verlag der ÖAW, Wien 1987,1990.
- Moritz Schönfeld: Wörterbuch der altgermanischen Personen- und Völkernamen. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2. Aufflage 1965.
- Marie-Pierre Terrien: La christianisation de la région rhénane du IVe au milieu du VIIIe siècle. Corpus et synthèse. Paris 2007.
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