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Robert Vogel (* 3. Juli 1909 in Wien-Hernals[1]; † 29. November 2001 in Unterdambach) war ein Pionier des österreichischen Blindenwesens.
Leben
Robert Vogel erblindete 1928. Am Israelitischen Blindeninstitut erhielt er eine Ausbildung und engagierte sich in der "Hilfsgemeinschaft der später Erblindeten Österreichs" (oder "Bund der Späterblindeten Österreichs".?[2]) (späterer Name: Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs). Ab 1935 lebte er in der Siedlung "Am Rosenhügel" in Meidling (12. Wiener Gemeindebezirk).[2] 1938 floh Vogel vor den Nationalsozialisten in die Niederlande, [3] 1947 kehrte er nach Wien zurück.[4]
Vogel lebte zwischen 1964 und 1983 im Hause Strohberggasse 1, Meidling (12. Wiener Gemeindebezirk).[2]
Er starb 2001 im Haus "Harmonie" in Unterdambach.
Vogel, dessen Lebensmotto "Kein Mensch ist so schwach, dass er nicht anderen Menschen helfen kann"[3] lautete, begann um 1930 „seine Pionierarbeit für blinde und sehbehinderte Menschen in einer Zeit, in der Blinde auf Grund ihrer Behinderung zum Betteln gezwungen waren.“[3][4]
Bis zu seiner Flucht in die Niederlande engagierte er sich in der "Hilfsgemeinschaft der später Erblindeten Österreichs" (oder "Bund der Späterblindeten Österreichs".?[2]). Die "Hilfsgemeinschaft der später Erblindeten Österreichs" wurde 1938 zwangsweise in den Reichsdeutschen Blindenverband eingegliedert. 1946 wurde die erste Generalversammlung der Hilfsgemeinschaft nach dem Krieg abgehalten und Jakob Wald zum Obmann ernannt, der 1947 nach Wien zurückgekehrte Vogel wurde 1948 zu seinem Stellvertreter gewählt. Die Hilfsgemeinschaft nahm ihre Vereins- und Geschäftstätigkeit 1948 in der Singrienergasse 19 in Wien-Meidling auf.[5] 1952 übernahm Vogel nach dem Tod von Wald die Gesamtführung der Hilfsgemeinschaft[2] und gründete 1956 die Monatszeitschrift "Unser Schaffen".[3] Die Hilfsgemeinschaft übersiedelte im Jahre 1959 in die Treustraße 9 in der Brigittenau.[2] Vogel ermöglichte während seiner Amtszeit die Errichtung großzügig ausgestatteter Blinden-Häuser in Niederösterreich: 1951 wurde das Haus "Harmonie" in Unterdambach gegen Leibrente erworben und als Sommererholungsheim ausgebaut, in Hochegg wurde 1961 die "Waldpension" als erstes österreichisches Blindenaltersheim eröffnet[3] und die "Neue Waldpension" im Mai 1998.[3]
Robert Vogel war maßgeblich an der Erlangung der Blindenbeihilfe für Zivilblinde im Jahr 1956 beteiligt.[3] 1961 richtete er „die Aufmerksamkeit auf das Erwachen eines neuen Selbstbewusstseins der Sehschwachen. [...] Eine neue Generation von selbstbewussten, zum Leben positiv eingestellten Blinden arbeitet am geistigen, kulturellen und gesellschaftlichen Aufstieg. Vogel wurde sich bewusst, wie wichtig die Öffnung des früher unzugänglichen öffentlichen Raums für die Sehschwachen ist, [...] Deshalb forderte Vogel die Chancengleichheit für Sehschwache zu ihrer gesellschaftlichen und beruflichen Integration ein“.[4]
1982 erschien sein Buch "Zwischen hell und dunkel", herausgegeben von der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs, Wien, das der „moralischen Unterstützung seiner Leidensgenossen“ dienen sollte. Ihm war wichtig aufzuzeigen, dass auch das Leben als Blinder oder Sehgeschädigter ein „lebenswertes Leben“ sei.[4]
Auszeichnungen und Gedenken
- Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1987)[3]
- Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich (1984)[3]
- Goldenes Ehrenzeichen des Landes Burgenland (1974)[3]
- Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien
- Prof.-Dr.-Julius-Tandler-Medaille der Stadt Wien
- Ehrenring der Marktgemeinde Neulengbach (1979)[3]
- Ehrenring der Marktgemeinde Grimmenstein (1975)[3]
- Viktor-Keldorfer-Plakette in Silber des Wiener Schubertbundes[6]
- Anbringung einer Gedenktafel zur Erinnerung an Robert Vogel an seinem Wohnort zwischen 1964 und 1983, Strohberggasse 1, 12. Wiener Gemeindebezirk (16. Oktober 2003)[2]
- Oktober 2003 - Januar 2004: Sonder-Ausstellung über Vogels Leben und Wirken, Bezirksmuseum Meidling (Wien 12., Längenfeldgasse 13-15)[2]
- Robert-Vogel-Medaillen
- Ihm zu Ehren wurde die Professor-Robert-Vogel-Straße in Grimmenstein/Hochegg benannt, in der das Seniorenwohnhaus Waldpension der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs liegt.
Literatur
- Luise Roubal: Prof. Robert Vogel "Vater der Blinden und Sehschwachen". Blätter des Bezirksmuseums Meidlingen, Heft 60, 2003
Weblinks
- http://oear.cloud19.at/publikationen/archiv/monat/leitartikel-2010/marz-2010/wir-sehen-anders
- http://wien-doebling.at/data/documents/Das-Israelitische-Blindeninstitut-in-Wien.docx
- [1]
- https://www.bizeps.or.at/robert-vogel-medaillen-vergeben/
- http://www.viennatouristguide.at/Gedenktafeln/pers/V/vogel_12.htm
Einzelnachweise
- ↑ Felix Czeike, Helga Czeike: Historisches Wien Lexikon. Ergänzungsband 6, Kremayr & Scheriau, Wien 2004, ISBN 978-3218007412, S. 237
- ↑ a b c d e f g h Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien: Meidling: Gedenken an Prof. Robert Vogel vom 14. Oktober 2003. Abgerufen am 28. Mai 2020
- ↑ a b c d e f g h i j k l Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien: Pionier des österreichischen Blindenwesens verstorben vom 3. Dezember 2001. Abgerufen am 29. Mai 2020
- ↑ a b c d Mădălina Diaconu: "Der blinde Flaneur". In: Mădălina Diaconu, Gerhard Buchbauer, James G. Skone, Karl-Georg Bernhardt, Elisabeth Menasse-Wiesbauer (Hrsg.): Sensorisches Labor Wien: urbane Haptik- und Geruchsforschung. LIT Verlag, Münster 2011, ISBN 978-3643503053, S. 305
- ↑ Wiener Geschichtsblätter: Beiheft. Verein für Geschichte der Stadt Wien, Wiener Stadt- und Landesarchiv (Hrsg.), Verein für Geschichte der Stadt Wien 2002
- ↑ Österreichische Sängerzeitung, Bände 25-26, 1976, S. 15