Benutzer:AnBuKu/Gemeinnützigkeit

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Als gemeinnützig wird eine Tätigkeit bezeichnet, die darauf abzielt, das Gemeinwohl zu fördern.

Geschichte

Sozialer Hintergrund

Ökonomischer Einfluss

Steuerliche Aspekte

Wenn eine Organisation als gemeinnützig anerkannt worden ist, wird sie von den (Gewinn-)Steuern ganz oder teilweise befreit. Viele nicht staatliche Hilfswerke und kulturelle Institutionen, aber auch Sportvereine oder Krankenhäuser, sind als gemeinnützig anerkannt. Die tatsächliche Gemeinnützigkeit wird von zuständigen Steuerbehörden per Bescheid ausschließlich rückwirkend anerkannt. Für die Gegenwart können anhand eines Gesellschaftszweckes oder einer Vereinssatzung lediglich die Voraussetzungen einer Gemeinnützigkeit festgestellt werden.

Status in Deutschland

Die Gemeinnützigkeit einer Körperschaft definiert sich in Deutschland aus § 52 Abgabenordnung (AO).

„Eine Körperschaft verfolgt gemeinnützige Zwecke, wenn ihre Tätigkeit darauf gerichtet ist, die Allgemeinheit auf materiellem, geistigem oder sittlichem Gebiet selbstlos zu fördern.“

Gefördert werden unter anderem Wissenschaft und Forschung, Bildung und Erziehung, Kunst und Kultur sowie der Sport.

Gemeinnützigkeit ist ein rein steuerrechtlicher Tatbestand. Gemeinnützigkeit ist einer der sogenannten steuerbegünstigten Zwecke und führt zu einer Steuerbegünstigung der Körperschaft. Die Anerkennung der Gemeinnützigkeit erfolgt durch das zuständige Finanzamt.

Vorteile der Gemeinnützigkeit sind insbesondere die Befreiung von der Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer, also den Steuern auf das Einkommen (zum Beispiel aus Vermögenserträgen und Zweckbetrieben, (§ 5 Abs. 1 Ziff. 9 KStG), und die Berechtigung, Zuwendungsbestätigungen für Spenden auszustellen. Diese Bestätigungen berechtigen den Spender zum Sonderausgabenabzug. Die steuerliche Privilegierung kommt in zwei Situationen zum tragen:

  • 1. wenn Einnahmen erzielt werden, die als geringfügig anzusehen sind
  • 2. wenn die Einnahmenerzielung zur Art der gemeinnützigen Tätigkeit notwendigerweise dazugehört.

Einnahmen (einschließlich der Umsatzsteuer) sind bis zu einem Betrag von 35.000 € jährlich steuerunschädlich (§ 64 Abs. 3 AO). Liegen die Einnahmen über dieser Grenze, entfällt die steuerliche Privilegierung, es sei denn die Einnahmenerzielung gehört notwendigerweise zur gemeinnützigen Tätigkeit, dann liegt ein sog. Zweckbetrieb vor. In der Praxis sind lediglich die in §§ 66 bis § 68 AO benannten Zweckbetriebe von Bedeutung, z.B. Krankenhäuser, Wohlfahrtspflegeeinrichtungen, Wissenschaft, Bildung und Kultur unter den jeweiligen besonderen Voraussetzungen.

Im Bereich der Umsatzsteuer kann es zu zusätzlichen Vergünstigungen kommen. Im Allgemeinen sind gemeinnützige Körperschaften zwar nicht unternehmerisch tätig und sie werden wie normale Endverbraucher behandelt. Aber wenn die Körperschaft zur Erreichung ihrer gemeinnützigen Zwecke unternehmerisch tätig sein muss und die erbrachten Leistungen nicht nach § 4 UStG von der Umsatzsteuer befreit sind, unterliegen die Leistungen der Umsatzsteuer - steuerpflichtiger wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb- (zum ermäßigten Steuersatz siehe auch: § 12 Abs. 2 Nr. 8 UStG).

Viele gemeinnützige Organisationen in Deutschland sind zivilrechtlich als eingetragener Verein organisiert, dazu kommen Stiftungen, gemeinnützige GmbHs (gGmbH) und – seltener – gemeinnützige Aktiengesellschaften, zum Beispiel die Zoologischer Garten Berlin AG, die ebenfalls gemäß der Satzung gemeinnützigen Zwecken dienen können. Steuerbefreit sind nur Körperschaften, wozu auch nicht eingetragene Vereine gehören, nicht aber Personengesellschaften wie z. B. die BGB-Gesellschaft. Zuwendungen an Stiftungen können seit dem Jahr 2000 in größerem Umfang steuerlich geltend gemacht werden als Zuwendungen an andere gemeinnützige Einrichtungen.

Als freigemeinnützig bezeichnet man Einrichtungen, die von Trägern der kirchlichen und freien Wohlfahrtspflege, Kirchengemeinden, Stiftungen, Vereinen oder in neuerer Zeit vermehrt von gemeinnützigen GmbHs unterhalten werden. Die Gründung und Führung gemeinnütziger GmbHs wird seit Anfang der 90er- Jahre vermehrt durch natürliche Personen realisiert. Das Engagement dieser Personen wird neuerdings unter dem Begriff Social Entrepreneurship zusammengefasst.

Das Gesetz zur weiteren Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements soll seit dem 1. Januar 2007 die Rahmenbedingungen für gemeinnützige Tätigkeit in Deutschland verbessern.

Voraussetzungen für die Anerkennung

Die folgenden Voraussetzungen müssen für die Anerkennung als steuerbegünstigte Körperschaft erfüllt sein:

  1. Die Körperschaft muss gemeinnützige, mildtätige oder kirchliche Zwecke verfolgen.
  2. Der Zweck muss selbstlos, ausschließlich und unmittelbar verfolgt werden.
  3. Alle Voraussetzungen der Steuerbegünstigung müssen aus der Satzung ersichtlich sein. Die Satzung muss auch die Art der Zweckverwirklichung angeben.
  4. Die Satzung muss eine Regelung enthalten, dass das Vermögen der Körperschaft bei Auflösung oder Wegfall der steuerbegünstigten Zwecke auch zukünftig für steuerbegünstigte Zwecke verwendet wird (sog. Anfallklausel).
  5. Die tatsächliche Geschäftsführung muss der Satzung entsprechen.

Nach § 52 Abs. 2 AO sind u. a. folgende Ziele als gemeinnützig anzuerkennen (unvollständige Aufzählung):

  • die Förderung von Wissenschaft und Forschung
  • die Förderung von Bildung und Erziehung
  • die Förderung von Kunst und Kultur
  • die Förderung von Völkerverständigung
  • die Förderung des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege
  • die Förderung des Naturschutzes und der Landschaftspflege
  • die Förderung des Heimatgedankens
  • die Förderung des traditionellen Brauchtums (einschließlich des Karnevals, der Fastnacht und des Faschings)
  • die Förderung des Tierschutzes
  • die Förderung der Entwicklungszusammenarbeit

Bei der Gründung einer steuerbegünstigten Körperschaft empfiehlt sich eine frühzeitige Abstimmung der Satzung (Verein) oder des Gesellschaftsvertrages (GmbH) mit dem Finanzamt. Nach der Gründung kann beim Finanzamt die Ausstellung einer vorläufigen Bescheinigung über die Steuerbegünstigung beantragt werden. Diese vorläufige Bescheinigung bestätigt jedoch nur, dass die satzungsmäßigen Voraussetzungen einer Steuerbegünstigung vorliegen. Ob die tatsächliche Geschäftsführung mit den gemeinnützigen Zielen der Satzung übereinstimmt, ist Gegenstand des endgültigen Freistellungsbescheides. Dieser muss innerhalb 18 Monaten nach Ausstellung des vorläufigen Bescheides beim Finanzamt beantragt werden. Danach prüft das Finanzamt turnusmäßig alle drei Jahre, ob die Gemeinnützigkeitsgrundsätze eingehalten werden und erteilt dann einen Freistellungsbescheid (Anwendungserlass zu § 59 Abgabenordnung). Dieser berechtigt dann höchstens fünf Jahre lang zur Ausstellung von Zuwendungsbestätigungen (Spendenbescheinigungen).

Entzug der Gemeinnützigkeit

Einer gemeinnützigen Organisation kann die Gemeinnützigkeit rückwirkend entzogen werden, wenn sie einen vorrangig wirtschaftlichen Zweck verfolgt oder gemeinnütziges, gebundenes Vermögen zweckfremd verwendet wird (§ 61 bis § 64 AO).

Status in der Schweiz

Ein Verein oder eine beliebige andere juristische Person ist in der Schweiz gemeinnützig – und damit von Steuern befreit – wenn er keinen Erwerbs- oder Selbsthilfezweck aufweist. Die Gemeinnützigkeit ist dann gegeben, wenn die Tätigkeit der Organisation

  • von der Allgemeinheit als förderungswürdig anerkannt wird,
  • eine erhebliche Leistung im Dienste der Allgemeinheit erbringt
  • und dessen Mitglieder persönliche oder finanzielle Opfer erbringen.

Die Mittel müssen dauernd an die gemeinnützige Tätigkeit gebunden sein. Daher darf das Vermögen einer gemeinnützigen Institution nicht an Personen verteilt werden, sondern die Satzung muss im Falle ihrer Auflösung einen gemeinnützigen Empfänger des Vermögens ausweisen. Spenden und andere Beiträge an gemeinnützige Institutionen kann man unter Beachtung von gewissen Grenzen vom steuerbaren Einkommen abziehen. Nicht abzugsfähig sind jedoch Spenden an religiöse Instituitionen sowie politische Parteien, wobei es im letzteren Fall kantonale Unterschiede gibt.

Auch die Zielmenge der Menschen, für die der Verein tätig ist, muss offen definiert sein. Die gemeinnützige Arbeit des Vereins kann auch im Ausland oder im kulturellen Bereich stattfinden[1].

In der Schweiz tritt auch die Stiftung ZEWO auf, die gemeinnützige Organisationen überprüft und zertifiziert.

Siehe auch

Literatur

  • für Deutschland: Schauhoff, Stephan: Handbuch der Gemeinnützigkeit, 3.Aufl., München 2010, Verlag C.H. Beck, ISBN 978-3-406-59794-7 (zivil-, gesellschafts-, steuer- und organisationsrechtliche Darstellung)
  • für Deutschland: Johannes Buchna: Gemeinnützigkeit im Steuerrecht; Fleischer-Verlag; 8. Aufl. Juni 2007; ISBN 3816840485
  • für Deutschland: Hans-Georg Reuber: Die Besteuerung der Vereine; Schäffer-Poeschel Verlag; ISBN 3820201718
  • für Deutschland: Herbert Schleder : Steuerrecht der Vereine; NWB-Verlag; 9. Aufl. 2009; ISBN 9783482429798
  • für Deutschland: Menges, Evelyne: Gemeinnützige Einrichtungen. Nonprofit-Organisationen gründen, führen und optimieren, München 2004, Deutscher Taschenbuch Verlag.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Judith Lachenmeler: Steuerbefreiung. (HTML) Antwortschreiben Rechtsdienst Steueramt des Kantons Aargau. In: Webseite. Weltgruppe Möhlin, 2009, S. 1, abgerufen am 7. September 2011 (deutsch).



Facts and findings

Ungeordnet, im Netz gefunden. Wird vielleicht verwendet.

Mitarbeiter: Voraussetzung einer Steuerbefreiung. (PDF) Steuerverwaltung des Kantons Bern, 1. Januar 2009, S. 3, abgerufen am 13. September 2011 (deutsch, 35 KB): „...gemeinnützige, öffentliche oder Kultuszwecke verfolgen.“

Michael Nollert: Dritter Sektor/Nonprofit-Sektor/Gemeinnützigkeit. (HTML) In: Webseite socialinfo.ch - Wörterbuch der Sozialpolitik. Schweizerische Vereinigung für Sozialpolitik (SVSP) / Centre de documentation en sciences sociales, 2003, S. 1, abgerufen am 13. September 2011 (deutsch).

Irene Kriesi: Unbezahlte Arbeit/Freiwilligenarbeit/Ehrenamt. (HTML) In: Webseite socialinfo.ch - Wörterbuch der Sozialpolitik. Schweizerische Vereinigung für Sozialpolitik (SVSP) / Centre de documentation en sciences sociales, 2003, S. 1, abgerufen am 13. September 2011 (deutsch).

Herbert Ammann: Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG). (HTML) In: Webseite socialinfo.ch - Wörterbuch der Sozialpolitik. Schweizerische Vereinigung für Sozialpolitik (SVSP) / Centre de documentation en sciences sociales, 2003, S. 1, abgerufen am 13. September 2011 (deutsch).

Markus Gmür: Warum Zahlen zur Freiwilligenarbeit nie stimmen. (PDF) Über die Freiwilligenarbeit in der Schweiz wird viel geschrieben. Zuverlässige Zahlen darüber sind aber kaum zu finden. In: Medienmitteilung VMI. Universität Freiburg - Verbandsmanagement Institut (VMI), 17. September 2010, S. 2, abgerufen am 13. September 2011 (deutsch, 25 KB).

Markus Gmür: Die Schweiz: Ein Land der Banken oder der Gemeinnützigkeit? (PDF) Gemeinnützige Vereine und Stiftungen beschäftigen heute mehr Personen als der Banken- und Versicherungssektor in der Schweiz. In: Medienmitteilung VMI. Universität Freiburg - Verbandsmanagement Institut (VMI), 28. Juli 2010, S. 2, abgerufen am 13. September 2011 (deutsch, 42 KB): „Die knapp 100'000 gemeinnützigen Organisationen schaffen rund 180'000 Vollzeitstellen,“

Mitarbeiter: 1.5 Gemeinnützigkeit. (HTML) In: mwst-institut.ch - Praxissammlung zur schweizerischen Mehrwertsteuer. Schweizerisches MWST-Institut (Privatorganisation), 2010, S. 1, abgerufen am 13. September 2011 (deutsch).

Jacqueline Ulli: Gemeinnützigkeit - wie es sein sollte. (PDF) In: OGG bulletin 1/2010 (Archiv Webseite). Oekonomische und Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons Bern / Société d’économie et d’utilité publique du canton de Berne, 30. März 2010, S. 8, abgerufen am 13. September 2011 (deutsch, 1,8 MB).