Benutzer:AndySchneider71/Veit Ettlinger

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Veit Ettlinger (*1796 in Karlsruhe; †24. Juli 1877 ebenda) war ein deutsch-jüdischer Jurist und Kommunalpolitiker.

Herkunft und Studium

Der Sohn eines Fabrikanten und Karlsruher Bürgers wuchs in Karlsruhe auf und strebte nach der Schule ein rechtswissenschaftliches Studium an. Da er Jude war, mußte er bei den großherzoglich-badischen Behörden ein Gesuch einreichen, das dann auch bewilligt wurde mit der Bemerkung, dass „.. die Aussicht der Israeliten zur wirklichen Anstellung im Staatsdienst äußerst beschränkt sei“. Weiter wurde ausgeführt: „Will aber Veit Ettlinger dessenungeachtet auf eigene Gefahr hin Rechtswissenschaft auf in- und ausländischen hohen Schulen erlernen, so bleibt ihm solches überlassen und unverwehrt.“ Ettlinger studierte von 1815-1819 an der Universität Heidelberg, wo er Vorlesungen bei Carl Theodor Welcker, Karl Salomo Zachariae, Anton Friedrich Justus Thibaut und Johann Caspar Gensler hörte. [1]

Nachdem er sein Studium abgeschlossen hatte, wurde Ettlinger zwei Jahre Rechtspraktikant beim Karlsruher Stadtamt und wurde nach vielen Anläufen und Zurückweisungen 1824 als Hofgerichtsadvokat und Prokurator am Hofgericht in Bruchsal fest angestellt.[2]

Öffentliche Ämter

Veit Ettlinger gehörte zu denjenigen Juden in Karlsruhe, die nach deren Gleichstellung als Ortsbürger aktiv waren. Ab 1841 wurde er mehrfach zum Wahlmann für die badische Ständekammer gewählt und in der selben Funktion 1848 für die Frankfurter Nationalversammlung und 1950 für das Erfurter Unionsparlament.[3] 1848 wurde er zum ersten jüdischen Stadtrat von Karlsruhe gewählt und blieb in dieser Funktion bis 1870. Darüber berichtete die „Karlsruher Zeitung“ nach dessen Wahl: „Herr Ettlinger, als Bürger wie als Rechtsgelehrter in hoher Achtung stehend, gehört dem israelitischen Glauben an, und diese Wahl ist hier die erste Verwirklichung eines der deutschen Grundrechte, welche zwar noch nicht verkündet, aber in Saft und Blut der öffentlichen Meinung übergegangen sind.“ Ettlinger schied nach dem Rückzug von Bürgermeister Jakob Malsch, mit dem er befreundet war, aus dem Gremium aus.[4]

Auch in israelitischen Organisatione war Ettlinger aktiv. Von 1833 bis 1844 war Veit Ettlinger Synagogenratsvorsitzender in Karlsruhe.[5] Nachdem im Oktober 1845 in Bühl der „Allgemeine Landesverein in dem Großherzogthume Baden zur Verbesserung der inneren und äusseren Zustände der Juden“ gegründet worden war, wurde Ettlinger neben anderen in dessen geschäftsleitendem Ausschuß gewählt. [6]

Familie und Privates

Veit Ettlingers Vater war Inhaber eine Saffianlederfabrik und war Bürger von Karlsruhe. Seine Familie war schon lange in Karlsruhe ansässig. Zum weiteren Verwandtenkreis gehörte auch der spätere Oberrabiner von Altona, Jakob Ettlinger. Sein jüngerer Bruder Lazarus Josef Ettlinger gründete die später über Karlsruhe hinaus bekannte Eisenwarenhandlung L. J. Ettlinger.

Ettlinger heiratete zunächst die in Karlsruhe geborene Fanny Homburger, die nach wenigen Jahren am Kindbettfieber starb und mit der er drei Kinder hatte. Seine zweite Frau Sara geb. Kaula heiratete er 1830. Sie stammte aus Augsburg. Mit ihr hatte er zehn Kinder, darunter die Schriftstellerin Anna Ettlinger. Er wohnte mit seiner Familie in in der Zähringer Straße auf der Höhe der Kronenstraße, nicht weit entfernt von seinem Elternhaus, das von Friedrich Weinbrenner erbaut worden war. [7]

Im Hause von Veit Ettlinger waren manche Künstler regelmäßig zu Gast, so der in Karlsruhe wirkende Dirigent Hermann Levi, der mit ihm befreundete Johannes Brahms und der Maler, Fotograf und spätere Biograph von Anselm Feuerbach, Julius Allgeyer.[8]


Ehrungen

Für seine Verdienste wurde Ettlinger mit dem Badischen Orden für besondere Leistungen ausgezeichnet. [9]


Schriften

  • Schmitt, Heinz (Hrsg.): Juden in Karlsruhe. Veröff. des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 8 1988. Karlsruhe
  • Werner, Josef: Hakenkreuz und Judenstern. Das Schicksal der Karlsruher Juden im Dritten Reich. Veröff. Des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 9. 1988. Karlsruhe
  • Ettlinger, Anna: Lebenserinnerungen. Kleine Karlsruher Bibiliothek 2011. Karlsruhe

Einzelnachweise

  1. Ettlinger, A. :31f
  2. Schmitt, H. 485
  3. Schmitt, H. 485
  4. Schmitt, H. 108
  5. Schmitt, H. 600
  6. Schmitt, H. 89
  7. Schmitt, H. 483f
  8. Schmitt, H. 353
  9. Schmitt, H. 109


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