Benutzer:Anihil/Multinationale Unternehmen
Multinationale Unternehmen (engl. Multi National Corporation, MNC) bezeichnet eine wirtschaftliche Einheit, deren Handeln im Zuge der Globalisierung Globalisierung in mehreren Staaten erfolgt. Die Auslandstätigkeit macht dabei einen wesentlichen Teil der Geschäftstätigkeit aus, welche durch den Internationalisierungsgrad dargestellt wird. In der Regel agieren multinationale Unternehmen über rechtlich selbständige Tochterunternehmen, wobei die in einem Staat angesiedelte Muttergesellschaft global strategische Unternehmensplanung betreibt.
Zur Gründung einer ausländischen Tochtergesellschaft sind Direktinvestitionen erforderlich. Der enge Zusammenhang zwischen Direktinvestition und Multinationalen Unternehmen wird dadurch begründet. So betrachte stellt es eine Weiterentwicklung des nationalen Unternehmens dar, wobei die Weiterentwicklung durch den internationalen Transfer von Realkapital erfolgt.[1]
Beschreibung
erwerbswirtschaftliche MNU | gemeinwirtschaftliche MNU |
General_Electric General Electric], Exxon Exxon,Wal_Mart(USA)' | International_Federation_of_Red_Cross_and_Red_Crescent_Societies |
Mitsubishi Toyota (Japan) | Vereinte Nationen |
Daimler AG (Deutschland) | the world bank |
Umgangssprachlich werden multinationale Unternehmen auch multinationale Konzerne, Multis oder Global Players bezeichnet. Das Hauptinstrument sind dabei internationale Kapitaltransaktionen Direktinvestitionen mit der Absicht einen entscheidenden Einfluss auf die Führung des Unternehmens im Ausland auszuüben. Obwohl auch mittelständische Unternehmen international tätig sein können werden unter multinationale Unternehmen meist Großunternehmen mit entsprechender Wirtschafts- und Finanzkraft verstanden. [2] Die größten Multinationale Unternehmen haben ihren Sitz vor allem in den westlichen Industrieländern angesiedelt, dazu zählen vor allem die USA, Japan, Deutschland, Großbritannien und Frankreich.[3]
Die Tätigkeit eines multinationalen Unternehmens kann auf einer erwerbswirtschaftlichen oder einer gemeinwirtschaftlichen Zielsetzung basieren (s.Tabelle o.r.).
Einordnung
'Klassische Multinationale Unternehmen'
Klassische Multinationale Unternehmen operieren in vielen Ländern mit Sitz ihres Hauptquartiers im Ursprungsland oder gegebenenfalls auch in einem ihrer Gastländer. Microsoft, Apple und MacDonald gehören zu den klassischen MNC. Obwohl diese Unternehmen weltweit über beträchtliche internationaler Verkäufe und Erfolge verfügen haben diese Unternehmen dennoch einen starken Bezug zu ihrer nationalen Identität.[4] Die Tochtergesellschaften sind hinsichtlich der Produktions-, Beschaffungs- und Absatzpolitik vor Ort weitgehend autonom.
'Moderne Multinationale Unternehmen'
Moderne Multinationale Unternehmen entwickelten sich mit der Zunahme des globalen Wettbewerbs zu so genannten Transnationalen Unternehmen (engl. Transnational corporation, TNC). Heute agieren viele multinationale Unternehmen nun mehr wie transnationale, grenzüberschreitende Unternehmen. [4]
Transnationale Unternehmen streben nach globaler Integration und Identifikation. Ihre generelle Aufgeschlossenheit zeigen sie gegenüber den verschiedenen Kulturen durch die Schaffung einer Corporate_identity, die sich nicht mehr national sondern an einer global ausgerichteten Unternehmenskultur orientiert. Einerseits sollen dadurch kulturelle Vorurteile abgebaut werden um dem Pluralismus Pluralismus] Rechnung zu tragen andererseits eine einheitliche Unternehmenskultur entwickelt werden um die Kommunikation und Informationsverarbeitung zwischen den Standorten sicherzustellen. Im Idealfall nimmt das transnationale Unternehmen die Form einer Netzwerkorganisation an, die geographisch nicht mehr konkret verortet werden kann. Dadurch werden sie vielmehr zu Weltunternehmen, deren Leistungen immer weniger einem Land zuzuordnen sind. Die Kunden sollen das Produkt nicht mehr mit einem Standort sondern mit dem Unternehmen selbst identifizieren. Mit dieser Konsequenz stellte Daimler-Benz schon seit 1994 nicht mehr das made in Germany in den Vordergrund, sondern kennzeichnet seine Weltprodukte mit made by Mercedes.[5]
Im Gegensatz zu klassischen multinationalen Unternehmen verpflichtet die Unternehmensführung die teilautonomen Tochtergesellschaften auf strategische Unternehmensziele und die Tochtergesellschaften übernehmen funktionale Aufgaben. Dabei werden die Produkte möglichst an die jeweiligen lokalen Anforderungen (Kundenwünsche, Vertriebswege, Vorhandensein von Ressourcen etc.) zur Erzielung von Vorteilen angepasst, welche jedoch auf gemeinsamer Forschung und Entwicklung der Gesamtunternehmung basieren.
Geschichte
Multinationale Unternehmen gab es bereits vor dem 1. Weltkrieg, jedoch kam ihnen damals im internationalen Handel eine eher geringe Rolle zu. Erst nach dem 2. Weltkrieg gewannen sie immer mehr an Bedeutung. Weltweit existieren heute etwa 65 000 multinationale Unternehmen mit ungefähr 850 000 ausländischen Tochtergesellschaften.[6] Sowohl die Anzahl der Unternehmen als auch ihre grenzüberschreitenden Tätigkeiten haben seit dem Ende der 1960er Jahre stark zugenommen, insbesondere erlebten ausländische Direktinvestitionen als klassische Form der Internationalisierung von Unternehmen in den 1980er Jahren einen Boom.[7]
Auf MNU entfallen etwa zwei Drittel der internationalen Warenströme, wobei ein Drittel Intrafirmenhandel darstellt, das heißt Handel der Muttergesellschaften mit ihre Auslandstöchtern und der Auslandstöchter untereinander.[8]
Entstehung
Gründe für multinationale Unternehmen sich im Ausland niederzulassen ergeben sich aus der Standorttheorie des Unternehmens. Diese besteht im Wesentlichen aus der Theorie des Aussenhandels. [9] Für die Wahl des Produktionsstandortes fallen hier mehrere Faktoren zusammen, die vom Unternehmen verfolgt werden und von Bedeutung sind. So kann der Produktionsstandort durch die benötigten Ressourcen als auch von den Transportkosten bestimmt werden. Eine weitere Rolle kann dabei auch die geringeren Produktionskosten sowie eine niedrigere Besteuerung im Ausland spielen. [10] Dies betrifft größtenteils arbeitsintensive Produktion mit geringem Rationalsierungspotential im Industrie- und Dienstleistungssektor, dort vor allem in den Informations- und Kommunikationstechnologien. Darüber hinaus kann dies zu einer Erleichterung des Markteintritts in einen ausländischen Markt führen, wenn Handelsbarrieren bestehen. [11]
Als ein weiteres Motiv für die Schaffung eines MNU wird die Internalisierung gesehen. Es ist festzuhalten, dass zwischen den Operationen der verschiedenen MNU in den verschiedenen Ländern stets wichtige Transaktionen stattfinden. Es kann die Produktion eines Unternehmens oft als Input in die Produktion anderer Tochterunternehmen dienen. Die angewendete Technologie kann dadurch auch in anderen Ländern genutzt und angewendet werden. Diese Transaktionen halten die MNU zusammen mit dem Zweck sie zu erleichtern. Dadurch können Transaktionen innerhalb eines Unternehmens günstiger durchgeführt werden als zwischen mehreren Unternehmen.[12]
'Bedeutung'
Gesamtwirtschaft
Multinationale Unternehmen können auch als Motoren der Globalisierung betrachtet werden da sie über große technische und finanzielle Ressourcen verfügen. Während ihr Anteil am Welthandel außerordentlich hoch ist sind sie gleichzeitig einer starken Konkurrenz ausgesetzt. Durch ihre Bedeutung für Investitionen und Beschäftigung in den jeweiligen Gastländern erlangen sie parallel zu ihrer ökonomischen auch ihre politische Macht.[13]
'Empfängerländer'
Multinationale Unternehmen leisten für die Entwicklung ihrer Gastländer positive Beiträge. Dazu zählt vor allem die Schaffung von attraktiven und im Landesvergleich gut bezahlten Arbeitsplätzen, die wiederum für die Schaffung von Einkommen sorgen. Weiterhin tragen sie einem erheblichen Teil zur Stärkung der Bildung bei und somit zur Förderung qualifizierter Aus- und Weiterbildung vor Ort. Aufgrund des Transfers moderner Technologien haben die Länder Zugang zu technologischem Knowhow. Multinationalen Unternehmen stärken die Finanz- und Wirtschaftsstruktur der Länder als Steuerzahler der Gastländer und stimulieren häufig die lokale Wirtschaft – von Zuliefererbetrieben oder Händlern.[14]
Forschung und Entwicklung
Die Ausgaben für Forschung_und_Entwicklung sind ein wesentlicher Beitrag zur Entwicklung hochqualitativer Produkte, da durch die Konzentration der Unternehmen Doppelforschung vermieden und die brancheninterne Konkurrenz erhöht werden kann (siehe Grafik rechts). Im besten Fall entsteht so ein internationaler Forschungs- und Innovationswettlauf.[15]
Kritik'
Vor allem liegen Kritikpunkte an Multinationalen Unternehmen im ökonomischen Einfluss, die sie in den Zielländern entwickeln. Nicht selten nehmen sie dabei eine marktbeherrschende Stellung auf ihrem Absatz- und Beschaffungsmarkt ein. Oftmals übersteigt der Umsatz der zahlreichen Unternehmen den öffentlichen Haushalt der Gastländer.
Fälle in denen Multinationale Unternehmen zur Entwicklung eines unterentwickelten Landes beigetragen haben, beruhen auf staatlichen Auflagen, wie z.B. Kapitalverkehrkontrollen, Beschränkung des Gewinntransfers oder Gesetzen, die nur Joint Ventures mit einheimischer Mehrheitsbeteiligung zulassen. Unter solchen Bedingungen konnten heutige Schwellenländer, wie z.B. Brasilien, eine nachholende Industrialisierung durchsetzen.[10]
Um an das welteweite Verhalten und an die Verantwortung der Multinationalen Unternehmen zu appellieren wurden von den Regierungen Empfehlungen an die Wirtschaft geschaffen, die sich in den OECD-Leitsätzen für multinationale Unternehmen finden.
Einzelnachweise'
- ↑ Broll, Udo; Gilroy Bernhard, (1994), Aussenwirtschaftstheorie, Einführung und neuere Ansätze, 2. Auflage, München: R. Oldenbourg S.37
- ↑ Meyers Lexikon [1] vom 12.04.2008
- ↑ Koch, Eckart, (2000), Globalisierung der Wirtschaft: Über Weltkonzerne und Weltpolitik, München: Vahlen
- ↑ a b Schermerhorn, John R., (2005), Management, 8.th Edition, USA: John Wiley & Sons S.121
- ↑ Koch, Eckart, (2000), Globalisierung der Wirtschaft: Über Weltkonzerne und Weltpolitik, München: Vahlen S. 62
- ↑ vgl. Weltkommission für die soziale Dimension der Globalisierung 2004: S.37, Blanpain/Colucci 2004: S.4
- ↑ vgl. Sauvant/Aranda 1992: S.72, Altvater/Mahnkopf 1999: S.256ff, Weltkommission für die soziale Dimension der Globalisierung 2004: S.29
- ↑ Bundeszentrale für politische Bildung [2] vom 12.04.2008
- ↑ Krugman Paul R.; Obstfeld Maurice, (2006), Internationale Wirtschaft, 6. Auflage, Deutschland: Pearson Studium
- ↑ a b Von Braunmühl, Claudia; Huffschmid, Jörg; Wichterich, Christa, (2005), ABC der Globalisierung, Hamburg:VSA-Verlag S.124-125
- ↑ Plümper, Thomas, (1996), Lexikon der Internationalen Wirtschaftsbeziehungen, München; Wien: Oldenburg
- ↑ Krugman Paul R.; Obstfeld Maurice, (2006), Internationale Wirtschaft, 6. Auflage, Deutschland: Pearson Studium
- ↑ Bundeszentrale für Politische Bildung [3] vom 12.04.2008
- ↑ Sorg, Armin 2002, Die Rolle multinationaler Unternehmen, in: Siemens AG, Globalisierung aus Sicht der Wirtschaft, Erlangen: Publicis Corporate Publishing, Seite 30
- ↑ Bundeszentrale für politische Bildung [4] zum 13.04.2008
'Literatur'
- Gabler Wirtschaftslexikon, 16. Auflage, Wiesbaden, 2005
- Koch, Eckart, (2000), Globalisierung der Wirtschaft: Über Weltkonzerne und Weltpolitik, München: Vahlen
- Krugman Paul R.; Obstfeld Maurice, (2006), Internationale Wirtschaft, 6. Auflage, Deutschland: Pearson Studium
- Plümper, Thomas, (1996), Lexikon der Internationalen Wirtschaftsbeziehungen, München; Wien: Oldenburg
- Schermerhorn, John R., (2005), Management, 8.th Edition, USA: John Wiley & Sons
- Von Braunmühl, Claudia; Huffschmid, Jörg; Wichterich, Christa, (2005), ABC der Globalisierung, Hamburg:VSA-Verlag