Benutzer:Annaconda1983/OthmarKrenn
Othmar Krenn (* 27. März 1952 in Gratwein; † 19. April 1998 tödlich verunglückt) war ein österreichischer freischaffender Aktionskünstler, Maler, Bildhauer und Grafiker.
Leben
Sein handwerkliches Können erlernte Krenn während seiner Schlosserausbildung 1967-71, wo er auch seine Affinität zum Material Metall entwickelte. Später zogen ihn Studienreisen nach Italien und Ex-Jugoslawien. 1970 gründete er sein erstes Atelier in einer Verzinkerei und entwickelte hier erstmals starke Impulse für das plastische Schaffen. 1971 entwickelte er seine ersten "Heftfaltungen". 1972-74 zog er in ein Atelier im Stift Rein bei Graz, wo er - teilweise in einer Mönchzelle lebend - Restaurierungen vornahm und eigene Arbeiten, wie Kleinplastiken aus Silber und Gold und auch Schmuck schuf. 1973 stellte er erstmals in Graz, Galerie Moser 8, surrealistische Ölbilder aus. 1974 folgte eine Ausstellung im Sift Rein: "Meditative Werke" und Ziegelskulpturen. Im selben Jahr einfaches Bedrucken von Kleidungsstücken mit ReadyMade-Stempeln im Hof der Firma Kastner & Öhler. 1976-77 Bau eines eigenen Ateliers in Gratwein. 1977-79 folgte ein Werbeauftrag für die Firma Humanic: ein Flügelschuh als Kunst-Werbung, welche auch im ORF ausgestrahlt wurde. Humanic war bekannt für seine innovativen Werbespots - sie hatten wenig bis nichts mit den Produkten zu tun, es waren komprimierte Stücke avantgardistischer Kunst. 1978 Teilnahme an den 13. Internationalen Malerwochen in Wetzawinkel, Gemeinde Hofstätten an der Raab, Ausstellung der entstandenen Werke in der Neuen Galerie Graz: „Astbilder“; Versuche mit Bäumen: „Kreuzung“ von Laub- und Nadelbäumen im Areal eines ehemaligen Ziegelwerks; 1979 Waldaktion im Zuge des "steirischen herbst" : wobei er sich mit Freunden in den Wald rund um sein Grundstück - ein ehemaliges Ziegelofen/-werk in Gratwein-Straßengel als Naturmensch in einer Erdhöhle lebend zurückzog; Galerie Minoritensaal Graz: Präsentation der Ergebnisse der Waldaktion (als Begleitaktion Bad im Erzherzog-Johann-Brunnen am Grazer Hauptplatz);Aktion Zeitspanne bei der Biennale Expansion, Wien, Stadtpark, wo er sich ein an mehreren Punkten verankertes Stahlseil durch eine Öhse im Ohr ziehen ließ, entlang dieser Rasterlinie bewegte er sich; Erster großer Zeitraster-Stein für die Stuttgarter Ausstellung europa `79. 1980 Stift Rein: Pavillonentwurf für Parkgestaltung vor dem Stift; Feldgasse Graz: Rasterstein für Wohnblock; Jazz-Freddy Wien: Musikperformance; Ausstellung im Restaurant Balalaika, Gumpendorferstraße; Gratwein-Straßengel: Eröffnung der Ersten Österreichischen Kulturklinik für Kunstkranke, gemeinsam mit Prof. artis causa Robert Siegel, der ihn seit seiner Waldaktion begleitet; galerie H Graz (Park und Speisesaal): Weltmodelle (Stahl/Stein/Objekte, Lehmkugel, Steinpendel über Wasserbecken und Metallscheibe, Punktbilder, Rastergrafiken, Eingerexte Wäsche); Galerie Basilisk Wien: Werdegang des Othmar Krenn; Graz, Steiermärkische Sparkasse: Millionenbilder mit Senf. 1981 Graz, UKH: Scheibenstein (Durchmesser 3m); Projekt Profil für die Wiener Festwochen (nicht ausgeführt): Kubus uns Schacht jeweils mit Höhlung nach dem eigenen Körpermaß; Projekt Positiv-Negativ-Kirche, ca 70cm lang, für die documenta Kassel (nicht ausgeführt); Bundesanstalt für Lebensmitteluntersuchung Graz, Beethovenstraße: Kegelstein (3m d); WM-Stadion Murau): Steindurchdringung (Länge 8m); Dom Graz, Katholikentag 81:
Werk
Zu Krenns Markenzeichen gehört seine Werkserie von Steinummantelungen, Steinrasterungen, Scheiben- und Kegelsteinen. Im Zentrum dieser Werkserie steht die mehrfach variierte Konfrontation von Stein und Metall. Teilummantelungen: Ein aus Steinbrüchen herausgeschnittener „Findling“ wird teilweise durch einen technisch aufwendigen Prozess in einen Stahlmantel eingeschweißt. Die Verwendung der Materialien Stein und Metall repräsentieren den problematischen Eingriff der menschlichen Zivilisation in die Natur; Stein, der symbolisch für die unberührte Natur steht, wird von Metall ummantelt und eingeschlossen. Der Künstler nennt seine Werke Weltmodelle, weil er für sie Inhalte beansprucht, die zur Weltdeutung beitragen. Innenraumgestaltung Kirche St. Lukas: Aus einem künstlerischen Wettbewerb zur Neugestaltung ging 1990 der steirische Künstler und Aktionist Othmar Krenn (1952–1998) hervor. Sein Raumkonzept stellte den Bezug zur Lage der Kirche am stark befahrenen Eggenberger Gürtel her. Seine Intention war es, ein „Zelt“ für das wandernde Volk Gottes zu errichten. Dazu griff Krenn, theologisch begleitet durch den Künstlerseelsorger Josef Fink, in die alttestamentarisch Schatzkiste und ergänzte diese Symbole um Metapher aus dem alltäglichen Leben: Der neugestaltete Innenraum ist von Zeltplanen zwischen schlanken Nirosta-Stäben überspannt, wobei die Planen jenen von LKW-Anhängern entsprechen. Die Wände werden aus blauen, leicht spiegelnden Glasplatten gebildet, in denen es scheint, als ob weiße Federn zu Boden schweben. Symbole aus der altägyptischen Kultur wie das Anch-Zeichen (Leben) oder die Feder (Ma’at) spielen dabei eine ikonografische Rolle. Krenn verweist damit auch auf die Schöpfungsgeschichte (Genesis 1). Im Boden der einstufig erhöhten Altarzone ist der jüdische Davidstern eingraviert – für Krenn das Bekenntnis, dass das Christentum auf dem Judentum gebaut ist. Über diesem steht der Altar in Form eines Felsblocks mit Metallauflagen – die natürliche, gefundene Grundform wird durch den Eingriff des Menschen verändert. Die Strukturen der Altarwand sind jenen der Klagemauer in Jerusalem nachgebildet, jedoch wurden an Stelle von Stein Silberauflagen verwendet. Mittig, in einer keilartigen Konsole, lehnt ein langes Vortragekreuz aus Edelstahl, das der Künstler mit dem Sand der Wüsten um den Berg Sinai gefüllt hat, als Symbol für die vierzigjährige Wanderschaft des Volkes Israel. Im vorderen Bereich der Altarzone zieht eine Jakobsleiter zur Lichtkuppel empor. Diese dient zugleich als Ambo. Am Boden sind zwei Fußabdrücke zu sehen – ein Zitat der „Herrgottstritte“ der Himmelfahrtsikonografie Jesu, aber auch der Fußabdrücke Mohammeds im Felsendom in Jerusalem. Das Spiel mit unterschiedlichen Bedeutungsebenen setzt sich auf dem Weg vor dem Altarbereich fort, der als Schutzweg mit weißen Streifen zur gotischen Marienstatue hinführt. Der Tabernakel ruht als kleines, goldenes Zelt auf Rundstäben. Das Ewige Licht hat die Form einer Verkehrsampel und das Weihwasserbecken erinnert an einen Hydranten. http://www.kultum.at/einrichtung/137/literatur/einmuseumvorderzeit/gegenwart/innovativebildorteseitdem/artikel_center_mitte/article/17023.html Johannes Rauchenberger: Sakral: Kunst, Innovative Bildorte seit dem II. Vatikanischen Konzil in der Diözese Graz-Seckau | Sacred Art Innovative Pictorial Sites in the Diocese of Graz-Seckau since the Second Vatican Council. Ausgewählt und mit Texten erläutert von | Selected and explained with texts by Hermann Glettler, Heimo Kaindl, Alois Kölbl, Miriam Porta, Johannes Rauchenberger, Eva Tangl. Mit einem Einleitungsessay von | with an introductory essay (German only) by Johannes Rauchenberger, Regensburg 2015, S. | p. 270-273.