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Francisco Sánchez (* 1551 Tui (Galicien); † 14. November 1623 in Toulouse war Arzt, Mediziner und Philosoph sephardischer Herkunft. Er war arbeitete 30 Jahre als Arzt Hôtel-Dieu in Toulouse, wo ab 1585 Professor für Philosophie und später für Medizin war. Sein Hauptwerk, die philosophische Schrift „Quod nihil scitur“ (dt.: Dass nichts gewusst wird), wird dem Skeptizismus zugerechnet, woher sein spanischer Beiname Sánchez (El Escéptico) („Der Skeptiker“) stammt.


Leben

Das genaue Datum von Sanchez Geburt ist unbekannt, gesichert ist, dass er am 25. Juli 1551 in Braga getauft wurde. Ob er dort auch geboren wurde, ist ungewiß. Während sein Schüler Raymundus Delassus in seiner kurzen Lebensbeschreibung Sánchez als Geburtsort das portugisische Braga angibt,[1] trägt er selber sich mit Hispanus natus in civitate Tudensis („ein in der Stadt Tui (auch: Tuy) geborener Spanier“) in das Immatrikulationsregister von Montpellier von ein.[2]. Diese relativ ungewisse Herkunft Sánchez aus dem portugisischen Braga oder dem spanischen Tui schlägt sich auch in den Namensvarianten Sánchez (spanisch) oder Sanches (portugisisch) nieder, wobei Sánchez selbst in der Variante mit -z unterschrieb.

Seine Vater war der Arzt António Sanchez († 1571), seine Mutter hieß Filipa de Souza, und beide waren wahrscheinlich[3] Cristianos Nuevos. Die Spekulation über die Glaubenszugehörigkeit seiner Eltern, die Guy Patin in einer biographischen Notiz macht (étoit Chrêtien & né de Parent Juifs dt.:„er war Christ & jüdischen Eltern geboren“)[4], ist im Bezug auf Sánchez selbst wenig von Bedeutung, da an seiner Hinwendung zum katholischen Glauben kein Zweifel besteht:

„Sachez selbst dagegen erscheint in seinen Schriften als gläubiger Anhänger der katholischen Kirche, was sich etwa darin zeigt, daß er einige seiner Traktate mit dem „Lob auf Gott und die Jungfrau Maria“ abschloß.“

Howald 2007, p. XVII

Da Nachfahren getaufter Juden im 16. Jahrhundert in Spanien häufig religiös motivierten Repressionen ausgesetzt waren, verwundert es wenig, dass die Familie als Francisco 12 ist, nach Bordeaux umzieht, ein Weg, den schon eine Reihe von Emigranten, so auch bereits 1510 die Familie von Michel de Montaigne, gegangen ist. Dort besucht Sánchez das 1533 gegründete Collège de Guyenne, wo er wahrscheinlich 1571[5] mit dem Magister (maîtrise ès arts) abschließt. Anschließend geht er für fast zwei Jahre nach Rom, wo er ein Medizinstudium am Collegio de la Sapienza beginnt, das er ab dem 21. Oktober 1573 in Montpellier an der dortigen Universität, deren medizinische Fakultät in Frankreich nur von der in Paris übertroffen wird,[6] fortsetzt. Am 23. November des selben Jahres macht er das Bakkalaureat, am 29. April des folgenden Jahres das Lizentiat und wird am 13. Juli 1574 Doktor der Medizin.


Universität von Toulouse

Werk

Quod nihil scitur: geschrieben 1576, veröffentlicht 1581. In ihm entwickelt Sanches den Skeptizismus an Hand der intellektuellen Auseinandersetzung mit der Philosophie des Aristoteles. Dabei geht er von der Gewissheit aus, dass nichts gewußt werden kann und weißt anhand der Analyse der aristotelischen Positionen seinen Standpunkt nach.[7] Alle Definition ist nominalistisch (“Definitions are nothing but names arbitrarily imposed upon things in an capricious manner, having no relation to the things named.”).[8] Ausgehend von der aristotelischen Beschreibung der Wissenschaft (habitus per demonstrationem acquisitus) kommt Sanches zu dem Schluss: “This is explaining the obscure by more obscure. […] ‘Do you call this science?’ Sanchez asked, and then replied, ‘I call it ignorance.’”[9] Auch an der Betrachtung des Einzelfalls ist keine gesicherte Erkenntnis möglich, darüber hinaus führe die Suche nach den Ursachen nur zu neuen Fragen. Sanches Wissenschaftsbegriff: “Sanchez proposed, that true science is the perfect knowledge of a thing (Scientia est rei perfecta cognitio)”.[10] Der Mensch hingegen ist von seiner Veranlagung her (Stichwort: Endlichkeit) zur vollkommenen Erkenntnis nicht in der Lage. Auch vermögen seine Sinne nur die Oberfläche der Dinge zu erkennen, nicht aber in ihr Innerstes vorzudringen.

Wirkung

“Sanches is more interesting than any of the other sceptics of the 16th century except Montaigne in that his reasons for his doubts are neither the anti-intellectual ones of some like Agrippa, nor the suspicion thar knowledge is unattainable just because learned men have disaggreed up to now.”[11]

Montaigne und Sanchez kannten ihre Schriften nicht gegenseitig[12]

Naudé, wiewohl kein Philosoph hielt Sanches in einer wissenschaftlichen Bibliothek – neben Sextus Empiricus und Agrippa – für unverzichtbar [13]

“His Quod nihil scitur has received much praise and examination. On the Basis of it, the great Pyrrhonist, Pierre Bayle, in a moment of overzealousness, said of Sanches, 'c'étoit un grand Pyrrhonien'.”[14]


Schriften

  • Tractatus de multum nobili et prima universali scientia, quod nihil scitur (auch: Quod nihil scitur = Daß nichts gewußt wird) (1581)
  • Tractatus philosophici (1649)
  • Opera Medica. His iuncti sunt tractatus quidam philosophici non insubtiles. Petrus Bosc, Toulouse 1636. (posthum)

Literartur

  • Kasper Howald: Franciscus Sanchez, quod nihil scitur – dass nichts gewusst wird. Meiner, Hamburg 2007. ISBN 3-7873-1815-1 (Diss. Phil Zürich 2005).
  • Richard H. Popkin: The history of Scepticism from Erasmus to Descartes. Van Gorcum, Assen 1960.

Einzelnachweise

  1. Howald 2007, p. XII
  2. Howald 2007, p. XIII
  3. Howald 2007, p. XVII
  4. zitiert bei: Howald 2007, p. XV
  5. Howard 2007, p. XVIII
  6. Howard 2007, p. XVIII
  7. Popkin 1960, p. 39
  8. Popkin 1960, p. 39
  9. Popkin 1960, p. 40
  10. Popkin 1960, p. 340
  11. Popkin 1960, p. 41
  12. Popkin 1960, p. 42
  13. Popkin 1960, p. 90
  14. Popkin 1960, p. 38