Benutzer:Arianndi/Auktion

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Eine Auktion (aus lat. auctio) ist eine Versteigerung. Auktionen finden vielfache Anwendung auf den Finanz- und Energiemärkten, bei staatlicher Rechtevergabe sowie auch bei privaten Veranstaltungen.

Anwendungsbereiche

Klassische Auktionen von Auktionshäusern

Hier werden Antiquitäten, Nachlässe, Gegenstände mit Sammlerwert oder ähnliches, gesichtet, katalogisiert und in einem Auktionssaal an den Meistbietenden versteigert. Nach Zahlung erfolgt die Versendung der Ware durch das Auktionshaus. Der Zahlungsverkehr wird entweder über das Auktionshaus abgewickelt oder er erfolgt direkt zwischen den entstehenden Vertragspartnern.

Online-Auktionen

Eine Online-Auktion wird über das Internet veranstaltet. Der bekannteste Anbieter ist Ebay. Waren werden auf einer Internetplattform für einen vorgegebenen Zeitraum präsentiert. Der Meistbietende erhält am Ende den Zuschlag. Die Abwicklung des Geschäftes mit Lieferung und Zahlung bleibt den entstehenden Vertragsparteien überlassen. Die Plattformen bieten teilweise Schlichtungsverfahren an.

Werden nicht Waren, sondern Dienstleistungen auktioniert, so erhält der Anbieter mit dem geringsten Preis den Zuschlag.

Eröffnungs- und Schlussauktionen in den Finanz- und Energiemärkten

Aktien, Wertpapiere, Strombasisprodukte werden an Brokerplattformen und Börsen im laufenden Handel gehandelt. Dabei stellen Bieter und Käufer jederzeit Gebotspreise oder nehmen diese an, so dass sich der geltende Preis im laufenden Handel ständig ändert.

Um zu Handelsbeginn eine Preisorientierung zu geben, wird an der Börse häufig zunächst Angebot- und Nachfrage in einer Eröffnungsauktion gebündelt und ein Einheitspreis ermittelt. Dieser Preis gibt einen belastbaren Startpreis für den folgenden laufenden Handel. Ähnlich schließt der Handel oftmals mit einer Schlussauktion, um einen belastbaren Tagesschlusskurz zu generieren. Die Preisbildung erfolgt dabei in der Regel nach dem Meistausführungsprinzip.

Da solche Auktionen in der Regel an der Börse stattfinden, ist diese zentraler Kontrahent, d.h. alle Lieferungen und Zahlungen erfolgen an und von der Börse.

Dayahead-Auktion der europäischen Strombörse

Hier werden viertelstundenscharfe Gebote für das Stromangebot und die Stromnachfrage für den Folgetag gebündelt und ein markträumender Einheitspreis für jede Viertelstunde des Folgetages ermittelt. Nach Ermittlung des Preises werden die bezuschlagten Lieferanten und Käufer benachrichtigt. Die Lieferungen und Zahlungen erfolgen jeweils an und von der Börse.

Aktienemissionen

Auch Aktienemissionen erfolgen oftmals über eine Emission. Auf der Basis aller eingegangenen Angebote bis zum festgelegten Stichtag erfolgt die Zuteilung der emittierten Aktien auf die Bieter. Diese Zuteilung kann Pay-as-Bid zum gebotenen Preis (amerikanischer Tender) erfolgen oder es wird ein markträumender Preis ermittelt (holländischer Tender). Der markträumende Preis ist der höchste Preis, zu dem noch alle Aktien platziert werden können.

Andere Pay-as-Bid-Auktionen

Der geplante Zubau von erneuerbaren Energien wird von der Bundesnetzagentur ausgeschrieben.[1]

Die sogenannte Regelenergie zur Echtzeit-Stabilisierung des Stromnetzes wird vom Übertragungsnetzbetreiber auf einer dafür vorgesehenen Plattform ausgeschrieben.[2]

Die Anbieter werden jeweils in der Reihe der gebotenen Preise bezuschlagt, jeder erhält den gebotenen Preis.

Versteigerung von Mobilfunkfrequenzen

Die Versteigerung von Mobilfunkfrequenzen erfolgte in Deutschland über eine mehrstufige Auktion nach dem SMRA-Verfahren. Dieses Format erlaubt es den Bietern simultan auf viele verschiedene Lose zu bieten und ist gut geeignet für Lose, die Substitute oder Komplemente sind.[3]

Sonderformen

Amerikanische Versteigerung

Bei einer amerikanischen Versteigerung zahlt jeder Bieter jeweils sofort den Differenzbetrag zwischen seinem Gebot und dem Vorgängergebot. Dadurch werden oft Einnahmen erzielt, die weit über dem Wert des zu versteigernden Gegenstandes liegen. Amerikanische Versteigerungen werden in der Regel zugunsten gemeinnütziger Zwecke durchgeführt.

Die amerikanische Versteigerung ist die bekannteste Form der All-pay-Auktion. Bei einer All-pay-Auktion erhält der Bieter mit dem Höchstgebot den Zuschlag, aber alle Bieter zahlen.

Zwei Bieter zahlen

In manchen Wirtschaftsspielen zur Erforschung von wirtschaftspsychologischen Fragestellungen erhält der Höchstbieter den Zuschlag und muss bezahlen, aber auch der Bieter mit dem zweithöchsten Gebot muss sein Gebot bezahlen. Dadurch eskaliert die Situation, weil der jeweils Unterlegene nicht leer ausgehen will. Die Gebote steigen dabei oft in ungewollt hohe Gebiete.

Calcutta-Auktion

Eine Calcutta-Auktion ist eine Kombination aus einer Lotterie und einer Auktion. Die Calcutta-Auktion ist eine vor allem in den USA und den Ländern des früheren British Empire beliebte Wettart, die bei Pferderennen in Calcutta erfunden wurde.

Preisbildungsverfahren

Soll nur eine Ware an mehrere potentielle Käufer versteigert werden, so reduziert sich die Preisfindung auf die Ermittlung des Höchstbietenden. Dasselbe gilt wenn eine Dienstleistung unter mehreren Dienstleistern versteigert wird. Hier gewinnt der mit dem geringsten Angebotspreis.

Komplizierter wird es, wenn mehrere potentielle Anbieter mit mehreren potentiellen Käufern zusammengebracht werden müssen. Hier gibt es verschiedene etablierte Verfahren, die für unterschiedliche Anwendungsbereiche geeignet sind.


EPEX SPOT Dayahead Auktion

Die Dayahead Auktion der EPEX Spot ist zentral für die Preisfindung auf den Strommärkten. In dieser Auktion wird jeden Werktag um 12 Uhr europaweit ein markträumender Preis für die 24 Stunden des nächsten Werktages, am Freitag für die 72 Stunden von Samstag bis Montag ermittelt. Der Algorithmus berücksichtigt die Lieferengpässe des europäischen Stromnetzwerks. In unterschiedlichen Bietzonen entstehende unterschiedliche Preise können nur angeglichen werden, wenn auch die Lieferung von Strom von der billigen in die teurere Bietzone möglich ist. Im Anschluss werden auch alle Lieferungen an und von der Börse, die den ausgeführten Geboten entsprechen, generiert.

Bietzonen

Die Bietzonen sind geografische Regionen für die immer ein einheitlicher Clearingpreis ermittelt wird. Zwischen den Bietzonen werden für die europaweite Angleichung der Preise Netzengpässe berücksichtigt. Die Bietzonen entsprechen im Wesentlichen den europäischen Ländern. Deutschland und Luxemburg befinden sich in einer Bietzone.

Gebotsstrukturen

Der Euphemia-Algorithmus (Acronym for Pan-European Hybrid Electricity Market Integration Algorithm) lässt eine Vielzahl unterschiedlicher Gebote zu. Zu unterscheiden sind dabei in erster Linie Stunden- und Blockgebote.[4]

Stundengebote

Die genaue Struktur der Gebote unterscheidet sich in verschiedenen Bietzonen. So können die Stundengebote eine Stufenform haben, d.h. ab einem Preis X wird eine Menge geboten, ab einem höheren Preis Y eine . Bei jedem Limitpreis hat die Gebotskurve einen Sprung. Sie können aber auch, wie das in der deutschen Bietzone der Fall ist, stückweise linear sein.

Für die Stundengebote der deutschen Bietzone können bis zu 256 verschiedene Preis-Mengen-Kombinationen für jede Stunde des Folgetages spezifiziert werden. Die 256 Preise müssen nicht für jede Stunde gleich sein. Ein positiver, negativer oder Nullwert für die Menge muss den Preislimits jeweils zugeordnet werden. Eine preis-insensitive Order wird abgegeben, indem Preislimits dieselbe Menge zugewiesen wird. Preislimits können auf 0,1 €/MWh genau gesetzt werden.[5]

Der Minimalpreis der EEX ist derzeit -500 €/MWh, der Maximalpreis 4000 €/MWh.[5] Mindestens diesen Preisen müssen Mengen zugewiesen werden. Dazwischen können für beliebig viele weitere Preise Mengen genannt werden. Mengen für die nicht genannten Preise werden aus den zugeordneten Mengen benachbarter Preise interpoliert.

Beispiel Stadtwerk Vertrieb:

Ein Stadtwerk möchte unlimitiert (d.h. zu jedem Preis) 60 MW in der 5. Viertelstunde des Tages kaufen. Das Gebot sieht so aus:

Viertelstunde 5
-500 4000
60 60

Zum Preis von -500 €/MWh kauft es 30 MW, ebenso zu 4000 €/MWh. Zu jedem dazwischen liegenden Preis wird die Menge interpoliert. Da links und rechts 30 MW steht, ergibt sich für alle dazwischen liegenden Preise ebenfalls eine Menge von 30 MW.

Beispiel Kraftwerk:

Ein Kraftwerk hat variable Kosten von etwa 60 €/MWh und möchte liefern, sobald der Preis 62 €/MWh überschreitet. Das Gebot sieht so aus:

Viertelstunde 5
-500 61,9 62,0 4000
0 0 -30 -30

Liegt der Preis zwischen -500 €/MWh und 61,9 €/MWh so liefert das Kraftwerk nichts, liegt der Preis über 62 €/MWh, so liefert das Kraftwerk 30 MW. Zwischen einem Preis von 61,9 €/MWh und 62 €/MWh bietet das Kraftwerk die interpolierte Menge. Das heißt zu einem Preis von 61,95 €/MWh liefert es nur noch 15 MWh.

Die Stundengebote sind also stückweise-linear und aggregieren sich auch insgesamt zu einer stückweise-linearen Kurve. Da es in gewöhnlichen Marktlagen bei sehr hohen Preisen einen Überschuss an Verkäufern und bei sehr niedrigen Preisen einen Überschuss an Käufern gibt, geht die aggregierte Gebotskurve (die Summe der Gebotskurven) in Abhängigkeit vom Preis von positiven Mengen zu negativen Mengen und hat nach dem Zwischenwertsatz einen Nulldurchgang, einen Preis, bei dem Angebot und Nachfrage gleich sind - den markträumenden Preis. Der markträumende Preis wird von der EEX auf zwei Stellen hinter dem Komma genau ermittelt. Die Interpolation der Mengen erfolgt auf 0,1 MW genau.

Blockgebote

Zusätzlich zu einem einfachen Gebot können an der Day-Ahead Auktion der Börse jedoch pro Teilnehmer bis zu 100 Blockgebote abgegeben werden.[6] Blockgebote sind auf die Bedürfnisse von Kraftwerksbetreibern abgestimmt. Für Kraftwerke ist der Preis einer einzelnen Viertelstunde nicht interessiert. Wegen hoher An- und Abfahrkosten sind sie vielmehr daran interessiert, ob es lohnt, für einen Zeitraum von mehreren Stunden hochzufahren und dann, möglicherweise am Ende des Tages wieder abzufahren. Dies lohnt sich, wenn der Durchschnittspreis über mehrere Stunden einen Zielpreis über den variablen Kosten des Kraftwerks erreicht.

Ein Blockgebot enthält somit Kauf/Verkauf, eine Menge in MW, einen Zeitraum und einen Preis in €/MWh. Weiterhin kann ein Blockgebot als all-or-nothing oder als executed-above-a-minimum-acceptance-ratio definiert werden. Im zweiten Fall kann das Gebot teilausübt werden. Es wird dann für jede Stunde des Blockgebots derselbe Teil ausgeübt.

Komplexere Blockgebote sind möglich, zum Beispiel können Blockgebote abgegeben werden, die nur gemeinsam oder nur komplementär ausgeübt werden können.[5]

Zeitraum Menge Preis Art
Peak 30 60 all-or-nothing

Während die Ermittlung eines markträumenden Preises für alle Stundengebote unproblematisch wäre, ist die Berücksichtigung von Blockgeboten nicht ganz so einfach. Der Limitpreis ist ein Durchschnitt über mehrere Stunden. Es ist nicht möglich, ihn auf einzelne Viertelstunden herunterzubrechen. Die aggregierten Gebotskurven für einzelne Stunden sind durch die Blockgebote miteinander gekoppelt. Hier dennoch zu markträumenden Preisen für alle beteiligten Stunden zu kommen, erfordert ein mehrstufiges, sehr viel komplexeres Verfahren.

Netzdaten

Internationaler Stromaustausch (Implizite Auktion)

Zu weiteren Iterationen führt der Internationale Stromaustausch. Dieser wird durch eine sogenannte implizite Auktion abgebildet. Dabei werden zunächst getrennte Preise für alle im sogenannten Market Coupling enthaltenen Nationen gebildet. Sobald sich Preisunterschiede ergeben, generiert die Börse automatisch Gebote zum Ausgleich dieser Preisunterschiede, also Käufe von einem billigen Land an ein teures, bis entweder die Preise angeglichen oder alle freien Grenzkapazitäten ausgeschöpft sind. Diese Optimierung der internationalen Grenzflüsse, die die Netzinfrastruktur und aktuelle Engpässe berücksichtigt, ist ein weiterer Grund für die Komplexität des Verfahrens.

Scheitern der Preisbildung

Die europäische Preisbildung führt nicht immer zu einem einheitlichen Preis. Fehlende Grenzkapazitäten können das verhindern. In diesem Fall werden pro Land unterschiedliche Preise bestimmt. Auch die nationale Preisbildung kann scheitern. Zum Beispiel kann es passieren, dass zu keinem Preis genügend Angebot aufgeboten werden kann, um die Nachfrage zu decken. In diesem Fall entsteht der Maximalpreis von 3000 €/MWh und das vorhandene Angebot wird pro rata auf die Nachfrager verteilt.

Simultan-Mehrstufige Auktionen (Mobilfunk)

Simultan-Mehrstufige-Auktionen (SMA) sind eine Art Verhandlung durch Gebote. Sie sind vor allem geeignet, wenn mehrere Produkte versteigert werden sollen, die nicht identisch sind, aber entweder Alternativen zueinander oder komplementär zueinander sind. Der vorrangige Anwendungsfall für solche Auktionen sind staatliche Versteigerungen von Mobilfunklizenzen. Sie finden aber auch bei der Vergabe von Softwareprojekten Anwendung.

Traditionelle Auktionen, bei denen Artikel einzeln verkauft werden, funktionieren für Frequenzen nicht. Betreiber müssen ein kontinuierliches Spektrum innerhalb einer Kategorie und – im Falle einer Multiband-Auktion – komplementäre Bänder erwerben, um ein effizientes Netz aufzubauen. Bei aufeinanderfolgenden Auktionen für einzelne Frequenzpakete kann ein Betreiber 90 % des benötigten Spektrums erwerben, nur um am Ende einige kritische Frequenzblöcke zu verlieren, wodurch der Gesamtwert seiner anderen Bänder sinkt. Daher werden Konkurrenten und Spekulanten die Preise in die Höhe treiben, wenn sie wissen, dass ein bestimmter Betreiber ein bestimmtes Band benötigt.[7]

Um diese Probleme zu lösen, erfanden Milgrom und Wilson die Simultan-Mehrstufige-Auktion. Dabei werden alle Blöcke gleichzeitig versteigert, wobei die Teilnehmer in jeder Runde auf einen oder mehrere Blöcke bieten. Die Teilnehmer können dabei ihre Gebote umzulenken, wenn ihre Bänder erster Wahl zu teuer werden. Weiterhin gibt es eine Aktivitätsregel, nach der Teilnehmer in frühen Runden aktiv bieten müssen oder von zukünftigen Runden ausgeschlossen werden.


blabla[8]

blabla[9]

Einzelnachweise

  1. Ausschreibungen für EE- und KWK-An­la­ge. Abgerufen am 10. September 2022.
  2. Markt für Regelreserve in Deutschland. Abgerufen am 10. September 2022.
  3. Simultaneous Multi-Round Ascending auction (SMRA). Abgerufen am 10. September 2022 (englisch).
  4. EUPHEMIA Public Description. Abgerufen am 18. September 2022.
  5. a b c Trading at EEX Spot. Abgerufen am 18. September 2022 (englisch).
  6. Day-Ahead-Handel. Abgerufen am 18. September 2022.
  7. Spectrum Auction formats – SMRA vs. CCA. Abgerufen am 22. September 2022 (englisch).
  8. Neue Verfahren für Frequenzauktionen: Konzeptionelle Ansätze und internationale Erfahrungen. Abgerufen am 18. September 2022.
  9. Prinzipien Frequenzauktion. Abgerufen am 22. September 2022.