Benutzer:Atman Sun/Sei empathisch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Diese Seite ist zum Editieren ausdrücklich freigegeben - Bitte um Mitarbeit! Bo Kontemplation 01:48, 2. Jan 2006 (CET)


Fast immer arbeiten wir mit anonymen Menschen in der Wikipedia. Selten kann man sich aufgrund einer Bearbeitungshistorie ein verlässliches Bild über die Voraussetzungen machen, unter denen ein anderer Autor hier mitwirkt und Freundlichkeit ist ein Zeichen von Professionalität. Doch oft ergibt sich dadurch bereits ein Konflikt, dass ein Autor die Person hinter dem Edit als vollkommen irrelevant für eine fachliche Bearbeitung betrachtet, während andere Mitarbeiter durchaus davon ausgehen, dass man in jedem Fall auch den Menschen hinter dem Fehler bei einer Verbesserung beachten sollte.

Empathie für schlechte Beiträge?

Ein Ausdruck für das Maß emotionaler Intelligenz im Umgang mit Arbeitsgruppen oder sozialen Gemeinschaften in diesem Zusammenhang ist Empathie. Diese Seite möchte nun vor allem den Autoren helfen, die von ihrer Ausbildung oder Sozialisation her eher in Defizitorientierung geübt sind (gegenteilig: Ressourcenorientierung) und Erfolg darin erfahren, dass Sie den Fehler oder den Irrtum finden und möglichst sachlich und ohne emotionale Störung entfernen. Überzufällig häufig sind hierunter akademisch ausgebildete Naturwissenschaftler oder IT-Spezialisten zu beobachten, denen im Alltag die Sicht auf Fehler und eine gewisse soziale Starrheit lebenspraktische Vorteile bieten. Für diese Menschen ist es nicht so wichtig, wer aus welchem Grund handelt, sondern einzig das Ergebnis zählt. Wichtig hierbei ist, dass diese Beobachtung nicht verallgemeinert oder gar als pauschale Feststellung verstanden wird. Dies wäre selbst wenig einfühlsam.

Die Vorstellung, dass ein qualitativ weniger guter Beitrag vielleicht von einem sehr jungen oder wenig gebildeten Menschen stammt ist für manche Wikipedianer folgerichtig auch keine Entschuldigung. Die Möglichkeit jederzeit alles zu reverten oder zu löschen und das Unternehmensziel scheinen solchen Mitarbeitern auf den ersten Blick auch recht zu geben. Wir erstellen eine Enzyklopädie und dürfen eine gewisse Mindestqualität von unseren Autoren erwarten.

Demgegenüber hat sich eine alte Managementmethode aus den USA bewährt, um mit solchen Problemen fertig zu werden. Das sog. Harvard-Konzept gibt vor, Person und Sache zu trennen und dabei gänzlich differenziert zu agieren: hart in der Sache, weich zum Menschen. Und obwohl das Ändern weniger guter Beiträge an sich zur Qualität der Wikipedia als Enzyklopädie beiträgt, gibt es auch die Meinung, dass eine Community wie diese hier besser funktioniert, wenn man sich soweit möglich und sinnvoll mit dem Menschen hinter dem Edit befasst oder zumindest etwas Einfühlungsvermögen (Empathie) bei der Ausführung von Verbesserungen an den Tag legt. Dies hat in erster Linie nichts mit Freundlichkeit im Allgemeinen zu tun, sondern ist eine bestimmte soziale Kompetenz, die emotionaler Intelligenz ausdrückt. Für Freundlichkeit genügt es zu wissen, dass bis auf wenige Ausnahmen die meisten Leute, die hier mitarbeiten das Ziel haben, Wikipedia besser zu machen. Doch für eine Aktion, die man auf den ersten Blick für unsinnig hält, hatte jemand anders möglicherweise gute Gründe. Um diese Gründe geht es hier.

Kurz gesagt: wir haben es hier mit Menschen und ihren Stärken und Schwächen zu tun, die Edits verfassen
und nicht mit Editis, die irgendwie irgendwann ´mal von einer irrelevanten Person verfasst wurden.

Merke

Ein Benutzer, dem von vorne herein unterstellt wird, dass es ihm die Wikipdia eigentlich egal ist, obwohl er einen Beitrag einstellt, kann gar mit sarkastischen oder unflätigen Bearbeitungskommentaren nicht motiviert werden weiter zu machen oder sich fachlich zu entwickeln.
Ein Benutzer, dem seine Fehler geduldig und einfühlsam erklärt werden, oder dem ein zumindest ein freundlicher Hinweis in den Bearbeitungskommentar der Korrektur geschrieben wird, behält i.d.R. die emotionale Offenheit seine Wahrnehmung zu ändern und die Konventionen der Wikipedia mit der Zeit zu lernen.

Nutzen für die Wikipedia

Es stellt sich die Frage, was es dem Unternehmen bringt, wenn man weniger gelungene Beiträge verbessert anstatt sie zu löschen bzw. freundliche Bearbeitungskommentare verfasst, wenn man schlechte Beiträge verbessert.

Aus der Motivations-, sowie der Arbeits- und Organisationspsychologie kann man lernen, dass eine soziale Sanktion (das Löschen von fremden Beträgen) als Bestrafung verstanden wird, wenn eine hohe Identifikation des Betroffenen vorliegt. Die Folge sind Kompensationshandlungen, und zwar umso stärker, je weniger die Sanktion ohne hinreichende und einfühlsame Erklärung geschieht.

Ähnlich wird die Effektivität von Kritik erklärt: Kritik, die vor einer Öffentlichkeit entsteht, führt zu weitaus weniger erwischter Verhaltensänderung als Kritik, die empathisch und "unter vier Augen" angebracht wird. Die Diskussionsseite des Benutzers ist der Raum, in dem man effektive und empathische Kritik anbringen kann. Das mehr oder weniger unverschämt kommentierte Löschen fehlerhafter Beiträge wird nur dem Mitarbeiter gerecht, der böswillig und ohne jede Identifikation handelt.

Die Frage, wo der Vorteil für die Community liegt, wenn schlechte Beiträge z.B. auf die Diskussionsseite verschoben werden, um den Dialog zu führen oder die Frage was soziale Kompetenz des Bearbeiters mit der fachlichen Qualität der Texte oder Bilder zu tun hat, ist natürlich nur in Abhängigkeit von der individuellen Bereitschaft zu erkennen, mit der Du die Wikipedia auch (oder sogar in erster Linie) als Community betrachtest und nicht nur als möglichst fehlerfreie lexikalische Darstellung. Für Mitarbeiter, denen als erstes der Blick auf Fehler gelingt und die nichts oder nicht viel mit sozialen Dimensionen anfangen können, verschließt sich eine empathische Mitarbeit somit eher. Sie empfinden eine solche Diskussion bereits als störend und überflüssig.

Hilfe für das Einfühlungsvermögen

Um zu klären, was Empathie von Freundlichkeit unterscheidet, kann eine gängige Testmethode zur Erfassung der sog. Emotionalen Intelligenz herangezogen werden. Man gibt dem Probanden die Aufgabe, binnen kurzer Zeit möglichst viele Gründe zu nennen die ein Autofahrer haben könnte, der auf einer Autobahn mit zulässig geringer Geschwindigkeit auf der linken Spur fährt, obwohl die rechte Fahrbahn frei ist und man selbst es eilig hat. Die Anzahl der in 20 Sekunden genannten Antworten bildet einen von mehreren Indikatoren dafür, wie viel Empathie der Kandidat hat.

In Anlehnung an dieses Testdesign wird nachfolgend die hypothetische Frage beantwortet, welche Gründe ein Autor haben kann, der einen nicht so guten Beitrag in die Wikpedia stellt. Du kannst Dich selbst fragen, ob Dir diese Möglichkeiten vor Deiner Reaktion schon mal in den Sinn gekommen ist.

Mögliche Motive

Fachlich mangelhafte Beiträge

  • Der Autor hat ein Patent auf seine Arbeit erhalten und geht davon aus, dass solches Wissen von allgemeinem Interesse ist.
  • Dem Autor sind die Relevanzkriterien nicht bekannt oder er vermutet eine Fachöffentlichkeit, die andere nicht sehen.
  • Der Autor hat nur Ahnung von einem Teil der Geschichte. Er findet es ehrenvoll schon mal diese Seite der Wahrheit zu spenden und geht davon aus, dass andere Freude daran haben so etwas zu ergänzen.
  • Der Autor ist noch sehr jung oder schon sehr alt und sein Wissen ist lückenhafter als er selbst wahrnimmt.
  • Der Autor ist einsam. Für ihn ist seine Mitarbeit auf einfachem Niveau heilsam, er oder sie ist daher auch nur eingeschränkt konfliktfähig.
  • Der Autor ist behindert bzw. blind und kann nur eingeschränkt recherchieren.
  • Der Autor geht davon aus, dass erfolgreiche Parteien, Verfahren oder Unternehmen schon wissen was sie tun und unterschätzt die redaktionelle Verantwortung einer Enzyklopädie.
  • Der Autor möchte als Gegenleistung für seine Spende, dass möglichst viel von dem was er speichert erhalten bleibt. Er geht davon aus, dass jedermann so denkt und sein Wissen auch mit Fehlern würdigt.
  • Der Autor hat für die Arbeit woanders eine Anerkennung, eine gute Note oder einen Job bekommen und sieht gar nicht ein, dass andere Autoren, Lehrer, Wissenschaftler vollkommen anders darüber denken.
  • Der Autor hat keine Bibliothek in 100 km Umkreis und die Google-Feinheiten kennt er nicht.
  • Der Autor ist generell ein naiver Mensch und geht davon aus, dass jeder Wikipedianer ein Gutmensch ist.
  • Der Autor hat veraltete Bücher.

Sprachliche Defizite / Formatprobleme

  • Der Autor hat sich an den Rechner gesetzt, um einer sozialen Spannung auszuweichen und ist emotional geladen. Er versucht sich abzureagieren, weil er sich sonst im RL vielleicht streiten müsste.
  • Der Autor ist kein deutscher Muttersprachler und hat seinen Beitrag über eine Übersetzungsmaschine (Babelfisch) laufen lassen.
  • Der Autor hat 30h nicht geschlafen.
  • Der Autor ist ein 88 Jahre alter Akademiker und hat vergessen, wie exakt er vor 40 Jahren formulierte.
  • Der Autor kennt nicht den Unterschied zwischen enzyklopädischer und N24-Diktion im Fernsehen. Er hält die Wortwahl eines guten Nachrichtensenders für angemessen.
  • Der Autor sagt sich, dass er schon genug getan hat, wenn er dem Wiki sein Wissen spendet. Er versteht nicht, dass man Geschenken hier so tief in den Rachen schaut (...einem geschenkten Gaul...)
  • Der Autor hat ein Word-Manuskript zu verschenken und keine Ahnung davon, was die Wiki-Software daraus macht.
  • Der Autor ist Schüler und wollte eigentlich seine Hausaufgaben machen, hat aber beim Schreiben die Zeit vergessen. Die Eltern rufen schon zum zweiten Mal zum Abendessen und er speichert halbfertig ab.
  • Der Autor ist eine Frau und regt sich gerade furchtbar über das generische Maskulinum auf.
  • Der Autor sitzt in einem Internetcafe und wird von der Hip-Hop-Musik aus dem PC nebenan gestört.
  • Der Autor musste zur Toilette und sein PC stürzt immer wieder ab. Deswegen speichert es so wie es ist.
  • Der Autor hat einen rüden Tonfall weil er zu den ca. 500.000 Gewaltverbrechern in Deutschland zählt (12.000 p.a. x 40 J. Quelle)
  • Der Autor geht noch zur Schule, sitzt im PC-Raum und die Pause ist gleich vorbei.
  • Der Autor ist sozial benachteiligt und hat wohl Fachwissen, aber keine abgeschlossene Schulbildung.
  • Der Autor ist Student und braucht seine Vorlesungsmitschrift nicht mehr. Er verschenkt sie unfertig, aber inhaltlich richtig.

Abgrenzung

Diese Seite erklärt etwas genauer, was unsere Wikiquette mit Wikiliebe meint und vertieft insbesondere die Maxime Geh von guten Absichten aus. Sie möchte vor allem für Autoren eine Hilfe bieten, die sich schwer damit tun, sich in die Motivation oder mögliche Voraussetzungen des Gegenüber einzufühlen.

Empathie hat natürlich auch ihre Grenzen. Autoren, die durch Kommentare oder ihre Benutzerseite klar erkennen lassen, dass es ihnen egal ist was andere denken oder die provozieren wollen, können mit Einfühlungsvermögen hier nicht kuriert werden. Wikipdedia ist kein Therapiezentrum für antisoziale Vandalen und ganz sicher ist es nicht die Aufgabe der übrigen Mitarbeiter, böswillige Aktionen mit Geduld und menschlicher Wärme zu heilen. Dafür gibt es Spezialisten und das Internet ist hierfür auf jeden Fall der falsche Raum. Insofern korrespondiert diese Seite auch mit Wikipedia:Sei grausam.