Benutzer:Austriantestpilot/Wilfried von Engelhardt
Baron Wilfried "Fred" von Engelhardt, geboren 1928 in Deutschland, ist ehemaliger Cheftestpilot von MBB und führte den Erstflug des Mehrzweckhubschraubers Bo 105 durch.
Leben und Werk
Wilfried „Fred“ Baron von Engelhardt wurde in Schloss Liebenberg (Mark Brandenburg – nördlich von Berlin, siehe Löwenberger Land) als Urenkel des Fürsten Philipp zu Eulenburg geboren. Durch den Stiefvater C.A. von Schönebeck, der im 1. Weltkrieg im Richthofen-Geschwader flog und nun Kommandant der Erprobungsstelle Rechlin, war, und anderen Freunden der Familie, wie Hanna Reitsch und Ernst Udet, entdeckte er früh seine Begeisterung für die Fliegerei, insbesondere die Hubschrauber.
- Schule in Mirow, Nähe Rechlin
- Ausbildung zum Segelflieger im Alter von 16 Jahren. Schulung auf SG 38 und Grunau Baby. Prüfungsflug auf Kranich. Segelflugscheine A,B,C Oktober 1944
- Gegen Kriegsende 1945 kam er nicht mehr zum Einsatz als Jagdflieger auf dem Volksjäger Heinkel He 162 aufgrund von Kraftstoffmangel
- Da ein Studium für Flugzeugbau in Deutschland und Österreich verboten war, machte er die Ausbildung an der Salzburger Höheren Hotelfachschule – Bad Gastein.
- 1947 Matura in Linz.
- 1949 als Hotelfachkraft im „Goldenen Hirsch“ in Salzburg tätig
- 1953-1954: C.A. von Schönebeck hatte u.a. die deutsche Hiller-Vertretung (Hubschrauber) und ermöglichte W.von Engelhardt die Ausbildung zum Hubschrauber-Mechaniker in Paris, die ein erster Schritt zum Testpiloten wurde.
- 1955-1956: Tätigkeit als Luftfahrzeugwart in Holland. Von Engelhardt arbeitete dort in einem kleinen Unternehmen, zunächst unbezahlt. Später akzeptierte er nur ein kleines Gehalt, um im Gegenzug Fliegen zu lernen (auf Hiller 12B).
- Berufspilot in Holland und Deutschland
- 1956 Fluglehrer-Ausbildung in Frankreich (Paris)
- Bis 1960 diverse Tätigkeiten als Hubschrauber-Berufspilot und Fluglehrer (zivil und militärisch) auf Bell 47 und Djinn
- Von 26.9.1961 bis 3.8.1962 Einsatz in Holländisch Neu-Guinea für S.G.O.N.N.G auf Alouette II
- Wurde auf Empfehlung von Hans Derschmidt als Testpilot bei Ludwig Bölkow für das Projekt Bo 46 vorgeschlagen ("Der versteht auch etwas von der Technik")
- 1962-1973 Chef-Testpilot von Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB)
- Verkaufschef MBB
- Leiter der Kundendienstschulung bei MBB bis 1987
Experimentalhubschrauber Bo 46
Die Bo 46 diente als Experimentalgerät der Bölkow Entwicklungs KG zur Erprobung des Derschmidt-Rotors (benannt nach Dipl.-Ing. Hans Derschmidt). Die Blattspitzengeschwindigkeit des vorlaufenden Blattes sollte durch ein Rückwärtsschwenken des Rotorblattes reduziert, die des rücklaufenden Blattes durch ein Vorwärtsschwenken erhöht werden. Im Schwebeflug ist keine Schwenkbewegung notwendig. Windkanalversuche am Modellrotor zeigten, dass Fluggeschwindigkeiten bis weit über 400 km/h möglich sind. Auftraggeber war das BWB, welches 35 Mio DM zur Verfügung stellte.
- 14.02.1964: erster Abhebeversuch Bo 46
- 27.10.1964: vier erfolgreiche Schwebeversuche Bo 46, Flugdauer in Summe 3 Minuten
- 28.10.1964: vier Schwebeflüge. Bordbucheintrag "träge aber kontrollierbar". Flugdauer in Summe 18 Minuten
- 29.10.1964: zwei Landungen aus mehr als 3 Metern Höhe. In Summe 13 Minuten Flugdauer
- Mit dem Nachweis, dass Schwebeflüge möglich sind, wurde das Projekt eingestellt
Die Gesamtflugdauer der Bo 46 betrug somit bei 34 Minuten, bevor die Maschine im Auftrag von MBB von W. von Engelhardt 1986 dem Hubschraubermuseum Bückeburg übergeben wurde.
Ausbildung zum Testpiloten
- W. v. Engelhardt ist Absolvent der franz. Testpilotenschule EPNER in Istres.
- Ausbildung vom 1. Oktober 1965 bis 1. Juli 1966.
Erstflug Bo 105
Nach dem die Bo 105 V1 am 14.9.1966 bei einer Motordrehzahl von 90% durch Bodenresonanz völlig zerstört wurde, wiederholte W. von Engelhardt den Erstflug mit der Bo 105 V2 am 16.02.1967. Der Erstflug dauerte von 17:04 bis 17:24 Uhr und verlief erfolgreich.
Andere herausragende Flüge
Die Flugnummern beziehen sich auf die Nummerierungen laut Flugbücher 1 und 2 von W. von Engelhardt:
- 02.08.1954, Flug Nr. 1: Erster Flug mit einem Hubschrauber mit Hiller H12B, Kennzeichen PH-NFL
- 23.07.1957, Flug Nr. 155: Absturz mit F-WHOU, SO1221 "Djinn" nach Kollision mit einer Leitung beim Sprühfliegen in Holland. Der Bauer hatte nach einem Streit mit seiner Frau vergessen, die Leitung abzumontieren. Von Engelhardt lernte dabei seine erste Frau kennen.
- 30.09.1960 bis 4.10.1960: Flüge im Rahmen des Films „Weisses Rössl“ mit Bell 47G
- 22.06.1967, Flug Nr. 1458: erster Flug mit GFK-Blättern auf Aloutte III
- 13.11.1967, Flug Nr. 1544: erster Flug mit Titankopf in Bo 105 V2
- 08.01.1968, Flug Nr. 1568: Heckrotorausfall
- 13.05.1969, Flug Nr. 1832: Hochgeschwwindigkeitserprobung mit D-HAPE, Bo 105 V4. Die gesamte Verglasung platzte bei 115 KIAS. Dabei wurde der an Bord anwesende Flugversuchsinenieur A. Teleki durch Splitter verletzt. Ursache war die unregelmäßige und teilweise zu geringe Wandstärke der Plexiverglasung.
- 16.9.1969, Flug Nr. 1895: Notlandung nach Ausfall der Heckrotorsteuerung im Zuge eines Demonstratoinsfluges mit L. Galvin
- 10.8.1970, Flug Nr. 2022: Demoflug in Bo 105 mit Neil Armstrong, von 11:16 bis 11:36
- 24.5.1972, Flug Nr. 2105: Triebwerksausfall über Sao Paulo in einem Jet Ranger. Erfolgreiche Autorotationslandung
Besondere Leistungen
- Inhaber des ersten zivilen Berufshubschrauberpilotenscheins in Holland
- Inhaber des ersten zivilen Berufshubschrauberpilotenscheins in Deutschland
- Zusammen mit Sigi Hoffmann erster Hubschrauberpilot in Deutschland mit Instrumentenflugberechtigung
Geflogene Hubschraubertypen
Hiller H12 • Bristol Br 171 • SO 1221 „Djinn“ • Bell 47 • Bo 105 • BK117 • S62 • S76 • S341 • Brantley B2 • Alouette II • Alouette III • H-34 • Hughes 269A • Hughes 300 • SE3130 • H21 • HGH • Enström F28 • H34A • SA340 • SA350 • SA360 • SA3160 • SA3180 • AB204 • Bell 206 • Super Frelon (18.6.1966, 2000 Stunden Heli) • FH1100 • UH1D
Mitgliedschaften
Wilfried von Engelhardt ist Mitglied ("Fellow") der Society of Experimental Test Pilots.