Benutzer:AutorenDidaktik/Autoren Lernen
Autoren-lernen ist eine Form des Tutoriums bei dem Lernende Koautoren von digitalen Lernhilfen in der beruflichen Bildung sein können. Es basiert auf dem didaktischen Konzept des „dialogischen Lernens“ nach Ruf/ Gallin.
Das Konzept Autoren-lernen findet immer dann statt, wenn LN ein Produkt kreieren, welches als Teil von Lehr-/ Lernhilfen benutzt werden kann, aber nicht muss. Es sollte einen eigenständigen Lernwert für die Autoren besitzt und einen Dialog im Rahmen der Rückmeldung fördern. Ob dieses Produkt analoger oder digitaler Natur ist, ist dabei sekundär. Der Schwerpunkt liegt hier besonders auf dem Kreieren von „iTutorials“.
Ursprung Der Ursprung des Autoren-lernen liegt im dialogischen lernen und greift den Gedanke der „Kernidee“ (Abb.1), sowie der Arbeit mit Journalen[1] auf, was den „Weg zum Können“ (Abb. 2) beschreibt. Ziel ist eine weitgehend selbstgesteuerte und auf verschiedenen Ebenen reflektierte Auseinandersetzung mit der Kernidee/ dem Lerngegenstand. Genauso wie bei Ruf/ Gallin orientieren sich die LN an Normen, welche für gesichertes Wissen stehen[2].
Weiterentwicklung Unsere Weiterentwicklung dieses Ansatzes beruht auf den neuen didaktischen Möglichkeiten, die sich durch den Einsatz von Tablet Computern und deren Software anbieten. Der Weg zum Können wird dadurch um eine didaktische Komponente – dem iTutorial - erweitert. Das klassische Journal, was nach Ruf/ Gallin als Lerntagebuch zur Dokumentation des beschrittenen Lernweges verwendet werden kann[3], wird durch ein Drehbuch ersetzt, aus dem ein iTutorial, eine Kollage, eine Arbeistanweisung und vieles mehr resultieren kann. Unterschiede aber auch Fehler im Lernprodukt können bis zu seinem Ursprung hin nachverfolgt, analysiert und diskutiert werden. So gelingt es, dass nicht nur der Weg zur Lösung, sondern ebenfalls die Lösung an sich dokumentiert wird, was zusätzlichen Gesprächsstoff in der Phase des Dialogs und Reflexion liefern kann.
Ziel und Einsatzgebiet Das gesammelte Material kann in ein iBook integriert werden, das dann ein Schulbuch oder Arbeitsheft ersetzen soll. Somit agieren die LN als Koautoren dieses Werkes und leisten einen Beitrag zur Entwicklung von Lernhilfen. Diese spezielle Form des Tutoriums ist beinahe universell in allen Leistungsgefügen einsetzbar und wird aktuell an unserer berufsbildenden Schule getestet und weiterentwickelt. Es bietet sich im besonderen Maße an, es in praktischen Lernfeldern einzusetzen, die planvolles und strukturiertes Handeln bedingen. Im Gegensatz zum reinen Tutorium steht jedoch nicht nur die Aneignung von Wissen durch die LN zur Weitergabe an Lerner im Vordergrund[4], sondern der vorstrukturierte Prozess, der zum Aufbau von nachhaltigem Wissen bei den LN führen soll.
Reflexionsebenen Ein wichtiges pädagogisches Element dieser Methode sind die verschiedenen Reflexionsstufen, die durch das lernerkreierte Material zu einer besonders sachlichen Diskussion und hohen Akzeptanz bei den Lernenden führt. Sie bauen schrittweise aufeinander auf und werden mit zunehmenden Wissen immer sachlicher.
Stufen folgen bald
Didaktische & kognitive Prinzipien Beim Autoren-lernen steht im Gegensatz zum Tutorium „Lernen durch Lehren[5]“ nicht im Vordergrund, sondern viel mehr „Lernen durch kreieren“. Das im Rahmen einer vollständigen Handlung - durch eigene schöpferische Kraft - kreierte Produkt, hat für die LN einen hohen Motivations- und Identifikationswert und hilft somit bei einer objektiven Auswertung im Dialog/ Plenum. Hier wird dem oöffentlichen Drang zur Selbstbestimmung und Kompetenz bei den LN Rechnung getragen, um über die Faktoren Kernidee und vollständige Handlung eine intrinsische Motivation bei den LN zu wecken. Wird das Produkt Klassen- /Lerngruppenübergreifend genutzt, so hat das didaktische Prinzip „Lernen von Gleichgestellten“ einen positiven Effekt auf die Lernmoral. Bei der Erstellung des Drehbuches sollte das „Kohärenzprinzip vorherrschen, um den Fokus auf relevante Inhalte zu lenken und einen strukturierten Wissenserwerb zu ermöglichen. Somit sollen beim Kreieren von iMovies so wenig wie möglich die Akteure im Bild zu sehen sein, sondern der Fokus auf Ihren Tätigkeiten liegen (Z.B. auf den Händen, die die Tätigkeit ausführen und nicht auf den Gesichtern, die vielleicht eine „Grimasse“ schneiden). Weiter müssen im Drehbuch alle Arbeitsschritte mit Überschriften in einer logischen Reihenfolge vorliegen. Die Beachtung des Redundanzprinzips soll verhindern, dass die LN mit doppelten Informationen „überfrachtet“ werden. Somit soll die Aufmerksamkeit und das Kurzzeitgedächtnis gefördert werden. Aus diesem Grund verzichten wir auf eine sprachliche Unterlegung des Films und arbeiten mit Untertiteln, die sich aus den Drehbüchern ergeben. Sollte mit einer Lerngruppe gearbeitet werden, die eine Leseschwäche aufweist, dann kann auf die Untertitel verzichtet und eine Audiospur eingefügt werden.
Didaktische Überlegungen Bei den didaktischen Überlegungen sollte im Vorfeld zwischen zwei Varianten der Videotutorials - vTutorials - unterschieden werden, die beide ein qualitativ vergleichbares Produkt zur Folge haben: 1. Ergebnisorientiertes Variante 2. Gruppendynamische Variante
Die ergebnisorientierte Variante besteht aus Zweierteams (Akteur & Kameramann/-frau), die zusammen ein Drehbuch zur Lösung eines zuvor erfassten Problems verfassen und dieses anschließend praktisch und filmisch umsetzen. Die gruppendynamische Variante kann aus bis zu fünf LN bestehen (zwei Regisseure, Requisiteur, Kameramann/ -frau, Darsteller). Sie erfordert ein höheres Maß an Planung und Absprachen zur praktischen und filmischen Umsetzung der Lösung des Problems unter den LN.
Lernziele Psychomotorische Ziele: Beim induktiven Weg werden komplexe Sachverhalte in einzelne Arbeitsschritte gegliedert und analysiert. Diese Arbeitsschritte müssen aus fachlicher Sicht eine bestimmt Reihenfolge einnehmen und in geforderte Qualität ausgeführt werden, um zur Vorbereitung auf die Abschlussprüfung dienen zu können. Affektive Ziele: Es wird in Teams/ Gruppen gearbeitet. Die Größe der Teams/ Gruppen variiert hinsichtlich der Ziele der Lerneinheit – ergebnisorientiert oder gruppendynamisch. Im Vordergrund steht hier die Entwicklung von sozialen Kompetenzen durch Teamarbeit, Arbeitsteilung und Ergebnisorientierung. Kognitive Ziele: Ein positiver kognitiver Effekt wird durch das strukturierte Arbeiten als Koautor und Filmproduzent erreicht, da das Drehbuch nach genauen Vorgaben und Kriterien erstellt werden muss. Bei den LN soll durch die Zergliederung des Arbeitsprozesses (z.B. Schmoren) in Teilschritte (Filmszenen) eine logische Denkstruktur ausgebildet werden, die das Erfassen und Reproduzieren der einzelnen Zusammenhänge z.B. bei der Herstellung von „zartem“ Fleisch vereinfacht.
- ↑ Ruf, Gallin 2003, Bd. 2, S. 39 & 49
- ↑ Sinus Bayern. Beiträge zur Weiterentwicklung des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts. 2007. S. 62-71
- ↑ vgl. Ruf, Gallin 2003, Zur Struktur des Lerntagebuches, Bd. 1, S. 63f
- ↑ http://wwwuser.gwdg.de/~kflechs/iikdgkdm.htm - Der Göttinger Katalog didaktischer Modelle (GKDM)
- ↑ http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at/internet/arbeitsblaetterord/unterrichtsformord/preiss/method18.html - Robert Löffelholz, Elke Pletzer, Lars Witte: